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OeNentliehe Stadtveroräneteri-SitLUNg Donnerstag den 12. August abends 7 Uhr Entschuldigt fehlte Stadtv. Lindner; am Ratstische waren an wesend sämtliche Herren Stadträte. Anstelle des vom 9. 8. bis mit 6. 9. beurlaubten Bürger meisters leitete der 2. Vorsteher, Herr DachdeckermeisterZ -i e n er t die Sitzung. Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragte Stadtv. Schumann die öffentliche Behandlung des für geheime Sitzung vorgesehenen Pachtvertrages über das Schwimmbad, was auch einstimmig akzeptiert wurde. Eingänge und Mitteilungen. Aus der 15 Million en-An- leihe des sächsischen Staates zur Förderung des Wohnungsbaues erhält die Stadt ein zinsloses Baudarlehn von 10 000 Mark, das nach den Nichtlinien der Mielzinssteuer zu verwenden ist. Man genehmigte die Annahme und beaustraste den 'Finanzausschutz mit der Verwendung. Die sozialdemokratische Fraktion hatte an den Rat das Ersuchen gerichtet, mit dem 'Stadtmusikdirektor Philipp Fühlung zu nehmen, damit die sonntäglichen Platzmusiken abwechselnd auf dem Markte, und in den Anlagen des oberen und unteren Park und am Anger stattfinden. Die Anwohner des letz teren waren mit einem gleichen Gesuch an den Rat getreten. Der letztere hatte beschlossen, z. 3t. dem Gesuch nicht entsprechen zu können, da Gefahr bestände, Hatz die Neuanpflanzungen beschä digt werden könnten. Stadtv. Hofmann wollte die Platzmu siken Sonntags auf dem Markte der Fremden wegen beibehalten wissen, nur für wochentags wollte er auch die Anlagen hinter der Turnhalle berücksichtigt wissen. Nachdem die Stadtv. Schumann und Jähne die Vorteile der Konzerte in den Grünanlagen noch mals Hervorgehoden, wurde die Sache an den Rat mit dem Er suchen zurückgegeben, doch mit dem Stadtmusikdirektor Fühlung zu nehmen, damit wenigstens nächstes Jahr die gewünschte Regelung einträte. — Weiter nahm man Kenntnis von einer Einladung der Sanitätskolonne (große Hebung in Kesselsdorf) und der Arbeiter samariterkolonne (Besichtigung). — Stadtv. Hofmann hatte schriftlich die Beschaffung von 2 Flaggen für Rathaus und Ver waltungsgebäude in den Stadtfarben beantragt. Einstimmig wurde dem stattgegeben. 1. Feucrschutzsteuer. Nach Verabschiedung des Grundsteuer gesetzes ist der Stadt die Möglichkeit gegeben, die Feuerschutz steuer nach den gesetzlichen Richtlinien wieder einzuführen. Durch das schon jetzt bestehende Defizit von 3500 Mark in der Feuer- lö-schkasse und bevorstehende größere Ausgaben (Motorspritze) hatte -sich der Rat veranlaßt gesehen, die Einführung der Steuer rückwirkend vom 1. April .1926 nach den gesetzlichen Vorschriften vorzuschlagen. Die bürgerlichen Vertreter erklärten sich einstim mig alle gegen die Miedereinführung, unterstützten aber einen An trag Hofmann, der die befristete Einhebung vom 1. 10. 26 bis 31. 3. 28 bezweckte, da -sie keinen anderen Weg zur Beschaffung der Deckungsmittel wußten. Stadtv. Schumann vermißte an der Vorlage alle Einzelheiten und Berechnungen und beantragte des halb Verweisung zur Prüfung an den Verwaltungsausschuß. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Hofmann mit 6 Stimmen ab gelehnt, der Antrag Schumann mit 6 Stimmen abgelchnt und endlich auch der Ratsvorschlag nahezu einstimmig abgelehnt. Die Folge wird sein, daß der Rat eine neue Vorlage bringt, da er auf diese Steuer nicht verzichten zu können glaubt. 2. Die Polizeiverordnung für Nattenvertilgung wurde ein stimmig angenommen, nachdem ein Antrag Schumann gegen vier Stimmen abgelehnt worden war, der die Streichung eines Satzes -bezweckte, wonach die Kosten für die R-attenvertilgung der Haus wirt anteilig auf die Mieter umlegen kann. 3. Die Feuerlöschvrdnung war allen Stadtverordneten vorher zugegangen und in langer Sitzung des Betriebs- und Feuerlösch- äusichusses durchberaten worden. Abänderungs-anträge wurden von reckts wie von links gestellt. Abgelehnt wurde der des Herrn Schumann, -der das Tragen der Feuerwehr-Uniform nur für den Dienst und damit zusammenhängenden Angelegenheiten vorsah. Paragraphenweise wurde die Ordnung angenommen. zu lassen. Herrn Otto Hebert wird auf sein -Gesuch hin, die rück ständige Wvhnungsmi-ete infolge seiner Krankheit erlassen. Die Miete für die sreiwerdende Wohnung im Gemeindegrundstück 59 wird auf 100 RM. jährlich, ohne -die Nutznießung des -Gartens, festgesetzt. Die Wvhnungsmieten im Rathaus werden in der vom Finanz- und Steuerausschuß vorgeschlagenen Höhe angenommen. Mit der Verpachtung eines Raumes im Kellergeschoß des Amtr- gedäudes als Obstkeller erklärt man sich einverstanden. Die Her- Dart Günther 113 und Mirtfchaftsbesitzer Paul Starke 7 weiden in die Dringlichkeitswohnungsliste ausgenommen. Dem Beschluß des Wohnungsausschusses, Tauschg-esuche in Zukunft nur in dringendsten Fällen zu behandeln, wird zugestimmt. Weiter beschließt man, IM Sommerhalbjahr für erlegte Bisamratten 3 RM. und im Winterhalbjahr 2 RM. je Stück als Entschädi gung zu gewähren. — Hierauf tagte das Kollegium in geheimer Sitzung, in welcher die Wohnungsfrage im Rathaus und der an deren freiwerbenden Wohnungen endgültig geregelt wurde. — Schluß der Sitzung °/,11 Ahr. Grumbach. (Ei nb ru ch s d i eb sta h-l.) In der letzten Nacht wurde bei einem hiesigen Gutsbesitzer eingebrochen und der Schreibtisch und verschiedene Kästen durchwühlt. Dabei fielen dem Diöbe eine braunlederne Brieftasche, ein -Ledergeldtäschchen, -Bar geld und zwei goldene Damenringe in die Hände. Der eine Ning ist mit drei Brillanten besetzt und 585 gestempelt, der andere mit roten Steinen und 333. Etwaige 'Wahrnehmungen erbittet die Gendarmerie. Kirchennachrichten Predigttext: Römer 1, 16—25. Wilsdruff. Vorm. 149 Uhr Predigtgottesdienst (Pfarrer Krieger-Dresden); vorm 10 Uhr Taufgottesdienst. — Mittwoch den 18. August, äbends 6 Ahr Iungmännerverein (Jugendheim)' Kesselsdorf. Vorm. 10 Uhr Gastpredigt, Pastor Förster-Pir na; nachm. 2 Uhr Taufen. — M-ont-ag 8—1410 Uhr Iungmän nerverein. — Dienstag 4 Uhr Großmütterchenverein. - Mitt woch 6 Uhr Bibelstunde. Grumbach. Vorm. 149 Uhr Predigtgottesdienst. po- fauNenchor fällt aus. . Unkersdorf. Vorm. 8 Uhr Gastpredigt Pastor Förster-Pirna. Weislropp. Vorm. 149 Uhr Predigtgottesdienst. Sora. Vorm. 149 Ahr Lösegottesdienst. Röhrsdorf. Vorm. 8 -Uhr Lesegotlesdienst. — Mittwoch abend 8 Uhr Iungmännerverein im Pfarrhaus. Limbach. Predigtlefegottesdienst (Pfarrer Weber in Blan kenstein). Blankenstein. Borm. 8 Uhr Pred-igtgottesdienst (Pf. Weber). Tanneberg. Vorm. 10 Ahr Predigtgottesdienst (Pfarrer Rost, Neukirchen). Neukirchen. Borm. 8 Ahr Predigtgottesdienst, abends 148 ahr Iungsrauenverein. Herzogswalde. Vorm. 149 Uhr Predigtgottesdienst. 4. Kommunale Totenbestattung. In einer der letzten Sitzung wurde bereits die Aeberführung der Verstorbenen nach der Halle -im Leichenwagen beschlossen. Dazu sind vier Träger nötig. Mit den vorgeschlagenen -Gebühren für dieselben war man einverstan den. Mit einer diesbezüglichen Anregung der sozialdemokratischen Fraktion hatte sich der Stadtrat befaßt und dazu beschlossen, vom korporativen Beitritt der Stadt zu einem Verein für Feuerbe stattung unter den jetzigen Umständen abzusehen, im übrigen aber -jedem die Bestattungsart frei^ustellen. In jedem Falle wird der für eine Bestattung auf dem hiesigen Frisdhose übliche Betrag ge währt. Damit war auch die Mehrheit -der StMverordneten -ein- - verstanden. 5. Die Herstellung des Fußweges nach dem oberen Park und in demselben wird nach den Vorschlägen des Betriebsaus schusses -einstimmig gutgeheißen. 6. Die Frage der Motorenbeschaffung, die den hiesigen Mo- torenbesitzern schon viel Sorge bereitet hat, ist insofern einer Lösung näherg-erückt, als die Kraftwerke Freital an die Stabt mit folgendem Vorschläge herangetreten -sind. -In Anbetracht der im mer noch ungünstigen Wirtschaftslage übernehmen die Kraftwerke Freital und die Stadt Wilsdruff zu gleichen Teilen die vorläufige Finanzierung für die Motorenbeschaffung insofern als -sie den Mo torenbesitzern ein gering zu verzinsendes Darlehn gewähren, das in jährlichen Raten zurückgezahtt werden muß. Die Kraftwerke übernehmen die gesamte Lieferung der neuen Motoren gegen Rücknahme der alten. Die Installationsarbeiten bleiben den ein heimischen Installateuren überlassen. Der Motorenpreis beläuft sich auf zirka 50 Mark je PS, 2 Jahre leistet das Werk Garan tie. Auch sonst stellt -es seine Leute zur Prüfung der Anlagen und zu Begutachtungen kostenlos zur Verfügung. Der Stadtrat schlug vor, auf das Anerbieten der Kraftwerke einzugehen. Das Kolle gium trat hem bei und übertrug die Regelung des Zinsfußes usw. dem Sparkassenausschuß. 7. Das Einbürgerungsgesuch des Möbellackierers -Franz Fuhrmann wurde einstimmig befürwortet. 8. Flußbad. Das Kollegium nahm Kenntnis von den für den Betrieb des Frei-luft- und Schwimmbades -entworfenen Statuten, von -Geschäftsordnung, Dienstanweisung für Vorstand und Auf sichtsrat, Preistafel -usw. und trat einstimmig folgendep Beschlüs sen -des Rates -bei: -Der Betrieb des neuen Bades wird in der Form einer E. G. m. b. H. errichtet. Die Stadt beteiligt sich mit je einem Anteil auf 100 Einwohner, also mit 38 Anteilen. Für den Aufsichtsrat werden die Herren Bürgermeister Dr. Kronfeld und -Stadtv. -Schumann vorgeschlagen. Die städtischen -Vertreter wer den ermächtigt, etwaige sinngemäße Abänderungen einzugehen. Der Pachtvertrag wurde -inhaltlich anerkannt, nachdem er durch einen Antrag Hofmann dahin ergänzt war, daß Vertreter der Stadt und des Naturhe-ilvereins dem Aufsichtsrat ang-ehören müssen. Die Frage des Klassenweifen Badens soll mit der Schul leitung -geregelt werden. Eine noch zu bestimmende Entschädigung dazu wie zur Verbilligung der Bäder -für Minderbemittelte und Erwerbslose wird von der Stadt bereitgestellt. Gasversorgung. Der Stadtrat ist -einem Beschluß des Kol legiums, mit Gröba wegen Gasbel-ieferung weiter zu verhandeln, nachgekommen. Wie Herr Stadtrat Wehner mitt-eilte, sind an dem Vertrage seitens der -Stadt verschiedene Ausstellungen ge- m-acht, die nun von Gröba beseitigt worden sind, sodaß dem Ab schluß -der Verträge nun nichts mehr im Meg-e steht und zu hoffen ist, -daß noch -im Laufe des Herbstes mit der Gasbelieferung be gonnen werden kann. -Stadtv. -Schumann äußerte Bedenken gegen den sofortigen Abschluß und wünschte noch eine eingehende Ausschußberatung. Die Mehrheit des Kollegiums war aber an derer Ansicht und überließ die Entscheidung -dem Rate. Damit fand die Sitzung -ihr -Ende. Wetterbericht, Zeitweise verstärkte Bewölkung, vereinzell Niederschlags- scha-uer nicht ausgeschlossen, zeitweise aüsheiternd, gemäßigte Temperaturen. Gebirge kühl. Allgemeiner W i t t e r u n g s ch a rak t e r für die nächsten Ta g e: Keine wesentliche Aenderung. s Sacblen unck Nachbarschaft - Meißen. -(An rentable A u t om obi l l i n i e.) Die Automobillinie —Niederau—Weinböhla, deren Einrich ¬ tung mit großen Hoffnungen erfolgte, steht in Kürze vor der Ein stellung, da insbesondere die Stadt Meißen -es ablehnt, die er forderlichen Zuschüsse zu leisten und die Landgemeinden allein nicht in der Lage -sind, die Forderungen der -Staatlichen Kraft wagenverwaltung zu erfüllen. Großenhain. (M ü ckenplag -e.) Eine merkwürdige Natur erscheinung erregte die Aufmerksamkeit -der Spaziergänger in der Amgegend des Kupferberges. -Von West nach Ost sah man nach dem kurz vorher gefallenen leichten Regen zahlreiche schwarze Säulen in der Luft fortschreiten, die sich beim Näherkommen durch ein feines Summen bemerkbar machten und bald genug die Neugierigen in die Flucht jagten. Es waren nämlich gewaltige Mückenschwärme, -die in diesen Heeressäulen sich sortbewegten. Bcd Schandau. (T ödlichverung l -ü ck t.) Am Montag vormittag-ist aus der Straße von Rathmannsdorf nach dem Orts teile Plan der 2-2jährige, zurzeit arbeitslos gewesene -Schisfbauer Kurt Seidel aus Rathmannsdorf, der kurze -Zeit vorher -erst das elterliche Heim verlassen und sich auf den Weg nach Arbeit be- aeben hatte, in schwer verletztem -Zustande aufgesunden worden. Ein Radfahrer sah ihn zuerst liegen und erstattete in R-athmanns- -dorf-Plan Anzeige. Die Hilse kam zu spät. Der junge, kräftige Mann war inzwischen verschieden. Nach Aussage des Arztes find -die am Kopfe des Toten befindlichen Verletzungen nicht so schwe rer Natur, daß sie seinen Tod hätten verursachen können. Viel mehr nimmt der Arzt an, daß Seidel infolge -harten -Sturzes auf die -Straße eine schwere -Gehirnerschütterung erlitten hat, die zu innerer Verblutung und zu seinem Tode führte. Arber den be dauerlichen Anfall kursieren viele Gerüchte, die mit dazu geführt haben, daß die Mordkommission der Dresdner Kriminalpolizei die Untersuchung zur Beruhigung der Einwohner an Ort und Stelle weit-erführen wird, obwohl bereits jetzt mit ziemlicher Be stimmtheit gesagt werden kann, daß -ein Verbrechen ausgeschlossen ist. Neustadt. (Blutvergiftung.) Im hiesigen Kranken hause starb ein älterer Schleifer an Blutvergiftung. Er hatte sich -in seinem Berufe beim Schärfen eines Mesters eine Wunde zuge- zvgen, auf die er -anfangs weniger Obacht gab. Freiberg. (P rotestdes H an dw e r k s ge g e n d i e steuerliche A eb e r la st un g.) Gegen die steuerliche Ack er - lastung des -gewerblichen Mittelstandes protestierte gestern mittag in einer Massenversammlung d-as gesamte Handwerk, -der Klein handel, das Gastwirtsgewerbe und der Hausbesitz der Stadt und Amtshauptmannschaft Freiberg. Syndikus Weber vom Landes- ausschuß des sächsischen Handwerks berichtete eingehend über die schwere wirtschaftliche Krise, unter der der gewerbliche Mittel stand besonders schwer leide. Die dem Mittelstand -auferlegten Steuerlasten könnten von diesem nicht mehr getragen werden. Gegen die Finanzämter wurde der Vorwurf erhoben, daß sie den berechtigten Forderungen des -gewerblichen Mittelstandes nicht nachkämen. Der Redner forderte Vereinheitlichung des ganzen Steuerwesen, heute gebe es keine verantwortliche Stelle, die die Gesamtlasten der Steuern kenne. Von den Finanzämtern mäste gefordert werden, daß sie die Buchangaben der Steuerpflichtigen anerkennen, daß bei den Einschätzungs- und Nachprüfungsver- fahrm Sachverständige des Mittelstandes -ugezogen würden. Der anwesende Vertreter des Finanzamtes erklärte, daß -das Finanz amt auch weiterhin nach Möglichkeit den Wünschen der Steuer zahler gerecht werden würde. Die Versammlung nahm schließlich zwei Entschließungen an, in denen die im Referat vorgebrachten Forderungen zum Ausdruck kommen. Warnsdorf. (E inostdöhmischesKultu r b i l d.) Die „Abwehr" berichtet: Vor -einiger Zeit wurde in Trautenau be kannt, -daß in einem verfallenen Hause in Alt-Tognitz ein mensch liches Wesen Hausen soll, welches vollständig vertiert sei und um welches -sich niemand kümmere. Das Gerücht war nicht nur wahr, sondern es reichte nicht im geringsten an die Wirklichkeit heran. Denn tatsächlich wohnt in einem der letzten Häuser der -Gemeinde Alt-Tognitz — nach den Angaben der Nachbarn schon seit mehre ren Jahren — eine -in die -Gemeinde gehörige Frau, die vollstän dig verwahrlost dahinvegetiert. Das Haus, welches sie bewohnt, ist von allem Inventar befreit, kein Tisch, kein Stuhl, kein Schrank, kein Fußboden, keine Fenster in der Wohnung, mitten quer in der Wohnung eine hölzerne Bettstatt, in welcher sich we der Stroh noch Betten noch Decken befinden. Als ein Nachbar Trauten-auer Bssucher -in das Haus -einführte, lehnte an dem Ofen ein scheues Weib, kaum 40 Jahre alt, angetan mit -einem schmu tzigen Anterrock und -einem Jäckchen, sonst nichts auf dem Leibe, als den -Schmutz, in -dem sie lebt. Das irre Weib -geht die meiste Zeit vollständig nackt herum und wird gelegentlich, wenn sie sich draußen zeigt, mit der Peitsche in das Haus zurückgetri-eben.Sie bekommt ab und zu von Verwandten ein Brot, von dem sie lan ge Zeit -leben muß. Oft sind rohe -Feldfrüchte, ja sogar Gras ihre Nahrung. Wäsche und Kleidung, Waschbecken und Seife kennt sie seit -Jahren nicht -mehr. Abseits und doch -mitten unter den Men schen, eine Stunde von Trautenau, siecht dieses Weib ohne Nah rung, ohne Pflege dahin. -Sowohl bei der Gendarmerie als auch bei der -Gemeindeverwaltung ist -eine Reihe von Anzeigen -einge laufen, damit diesem -Skandal -ein Ende bereitet würde. Bis -heute indes ist noch nichts unternommen worden, um das verlassene Weib geordneten Verhältnissen entgegenzuführen. - » vermischtes » - Der keyllopslose Sänger. EM sehr interessanter „Fall" wurde dieser Tage in der Wiener Gesellschaft der Ärzte vorgeführt: ein Mann ohne Kehlkopf, der mühelos, sprechen und, wenn auch nicht schön, so doch recht vernünf tig singen kann. Dem Manne, einem Drahtseilspinner - namens Scheuch aus der St. Pöltener Gegend, wurde von dem hervorragenden Laryngologen Prof. Dr. Hajek wegen einer bösartigen Neubildung vor einiger Zeit der Kehl kopf vollständig entfernt. Die Operation gelang und die Wunde verheilte gut. Dann aber kam es darauf an, dem Manne die Sprache kviederzugeben, und das gelang dem Dozenten Dr. Stern ganz ausgezeichnet nach einem von ihm erfundenen neuen Verfahren. Früher pflegte man kehlkopflosen Menschen einen künstlichen Kehlkopf aus Metall einzüsetzen; mit diesem Kehlkopf konnten die Ope rierten aber nur häßliche, schnarrende Laute hervorbrin gen. Nach Sterns Methode wird durch besondere Übun gen aus den Muskeln am untersten Teil des Rachens eine Art Stimmbandersatz geschaffen. Durch diese Methode werden sehr gute Sprechresultate erzielt; bei dem Draht seilspinner aber übertrafen sie selbst die kühnsten Erwar tungen. Scheuch, wie gesagt, hat eine durchaus modula- tionssähige Sprechstimme bekommen. Der fidele Nachtwächter. Nachtwächter sind, obwohl- sich ihr Leben größtenteils im mystischen Dunkel der Nacht! abspielt, nicht selten Helle und heiter veranlagte Menschen.! In einer kleinen Stadt Mecklenburgs hatten sie so einen.! Allzu beliebt war er nicht, da er sich mit den Bürgern der i Stadt, die in sniner Hut staud, manches despetierliche j Späßchen erlaubte. Kürzlich nun kam er ins Sterben, - und man war nicht wenig erstaunt, als man nach seinem ! Lode zu hören bekam, daß er „seine Stadt" zur Universal- erbin seines Vermögens eingesetzt habe. Man hatte ihn- ftets sür einen armen Schlucker gehalten und nun erfuhr^ man plötzlich aus seinem Testament, daß er über namhafte j Summen verfügte, die er sich in seiner Eigenschaft als! Kellner und Nachtwächter — er war das eine nach dem! anderen gewesen — zusammengespart haben wollte. Man - ließ ihm nun noch rasch nachträglich Gerechtigkeit Wider-- fahren, spendete ihm hohes Lob wegen seines lokalen, Patriotismus und veranstaltete ihm auf städtische Kosten - ein pomphaftes Begräbnis, wie es in der kleinen Stadt! noch kein Toter „erlebt" hatte. Alle Amtspersonen- schritten hinter dem Sarge her, alle Honoratioren, und die Stadtkapelle war, zehn Mann hoch, auch dabei. Als! der Nachtwächter aber unter der Erde lag, kam, wie man so sagt, das dicke Ende nach: es stellte sich nämlich heraus, daß er auch nicht einen einzigen Rentenpfennig besaß und! tatsächlich als der arme Teufel, für den man ihn immer gehalten hatte, gestorben war. Aber er hatte sich mit! „seiner Stadt" noch zuletzt einen kleinen Spaß machen- wollen und das war ihm vollauf gelungen. Die Erde sei! iüm troüdem leicbtk Die Schädel der Abgeordneten. Das gewöhnliche Volk hat nicht immer das richtige Verständnis für den! Schädel eines Abgeordneten: man weiß nicht recht, wie! es in einem solchen Kopse zugeht und wieviel Intelligenz! oarin steckt. Daher die leider so häufige Unterschätzung) der Bedeutung eines Parlamentariers. Das muß anders werden — zunächst in Amerika, wo man jetzt die Schädel' der Abgeordneten messen möchte, um sie auf ihren Wert oder Unwert zu prüfen. Auf allen Gebieten und in allen Berufen gibt es bereits Jntelligenzprüfungen — warum sollte nur der parlamentarische Beruf davon befreit blei-- ben? Mit Hilfe der Gravboloaie und der Vbvsioanomiki