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Freien errichtete Galerie, auf der sich 120 Personen be fanden, infolge Überlastung zusammen und begrub zahl reiche Kinder unter sich. Neun Kinder erlitten so schwere Verletzungen, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen dürften. Unter den Zuschauern auf dem Festplatze ent stand eine furchtbare Panik. Mehrere Erwachsene und sieben Kinder wurden von der eiligst vom Platze stür menden Menge zu Boden gerissen und hierbei schwer verletzt. . Ein Wirbelsturm in Frankreich. Ein heftiger Zyklon wütete in der Gegend von Suin bei Chalons sur Saone. Bäume wurden zu Hunderten entwurzelt und zahlreiche Dächer abgedeckt. Die Gewalt des Sturmes war derart, daß ein niit etwa 35 Zentnern Getreide beladener Wagen auf der Landstraße umgeworfsn wurde. Der durch den Sturm angerichtete Schaden ist bedeutend. ^Den eigenen Bruder dienstlich erschossen. Ein tra gischer Vorfall wird aus Cop in Karpathorußland gemel det: Der Soldat, der beim dortigen Pulvermagazin auf Posten stand, rief in der Dunkelheit einen vorübergehen den Mann an, der mit einem Scherzwort weiterging. Er gab darauf, der Vorschrift gemäß, einen Schuß gegen den Unbekannten ab und tötete ihn. In dem Toten er kannte er jedoch seinen Bruder. Der Soldat meldete den Vorfall seinem Wachkommandanten und erschoß sich dar auf selbst. — Eine abrutschende Ortschaft. Das malerische Mar- cote am Luganosee steht in Gefahr, in den See abzustürzen, da der Boden, auf dem das Dorf steht, durch den See unterspült wird. Schon 1862 sind mehrere Häuser und ein Stück des Kais im See verschwunden, und vor einigen Tagen sind wieder ein Stück des Kais und ein Cafü ab gerutscht. . Bunte Tageschronik. Danzig. Die U msch l a g sä h i g k e i i des Danziger Hafens ist von 8000 auf 12 000 Tonnen, also nm 50 gestiegen. Innsbruck. Am Hohen Füllhorn (Weidrincr Steinberge) stürzte der 69 Jahre alte Privatier Karl Bachmann aus Berlin- Schöneberg tödlich ab. j Innsbruck. Nach Meldungen aus Meran lst das 2000 Meter hoch gelegene Sterzinger Haus auf dem Jaufen abge brannt. Warschau. Soeben ist der Konkurs der Warschauer Danziger Bank offiziell angekündigt worden. Die Bank schuldet der Regierung 20 000 Dollar und 100 000 Zloty. Paris. Der Brotpreis wird in Paris vom 19. Angus! ab von 2,65 aus 2,50 Frank für das Kilo herabgesetzt. i Oumen. Spott una Spiel f Internationale Amateurradrennsn in Dresden. Im Rahmen des großen Bundesfestes des BDN. sanden in Dresden internationale Amateurradrennen statt, deren Hauptereignisse die drei Erstplacierten der diesjährigen Weltmeisterschaft, Martinetti-Jtalien, Galvaing-Frank- reich und Mazairac-Holland, sowie die deutschen Meister fahrer Engel und Oszmella-Köln und Einsiedel-Dresden, bestritten. Im Lauf der Ausländer konnte Mazairac knapp gegen Martinetti und Galvaing gewinnen, im Lauf der Deutschen blieb Engel über Einsiedel und Oszmella! ebenfalls nur knapp in Front. Das Zusammentreffen der sechs Fahrer ergab nur einen deutschen Sieg. Engel be siegte Galvaing überlegen. Dagegen wurde Oszmella knapp von Mazairac und Einsiedel auch nur knapp von Martinetti geschlagen. Die drei Sieger lieferten sich dann einen spannenden Kampf. Martinetti endete mit Hand breite vor Mazairac und nur ebenso knapp zurück endete Engel an dritter Stelle. Der Endlauf der Zweiten gab Oszmella Gelegenheit zu einem sicheren Siege über Gal vaing und Einsiedel. Schließlich konnten die deutschen Fahrer im Verfolgungsrennen die Ausländer schlagen und auch im Halbstundenmannschaftsfahren endeten deutsche Farben in Front. Die Kölner Frankenstein-Roßbach siegten sehr leicht mit der großartigen Leistung von 22,460 Kilo-' Meter vor Ofzmella-Schorn und Jocksch-Goebel-Dortmund., Wieder ein Meisterschaftssonntag. Der kommende Sonntag bringt wiederum verschiedene Meisterschaften Deutschlands zur Entscheidung. Auf der Berliner Olym- Roman von E. Sierra. (Nachdruck verboten.) „Fräulein Wilma seien Sie mir nicht böse. Ich könnte mich ob meiner törichten Unbesonnenheit ohrfeigen. Ich sehe, ich habe Ihnen weh getan. Ich kann zu meiner Ent schuldigung nur das eine anführen: I.. siede Sie." Sie ließ die Hände vom Gesicht sinken: „Sie lieben mich?! Mein Gott, das ist doch gar nicht möglich. Sie wuß ten doch, wie schlecht ich war." Er lächelte melancholisch, „lieber diesen Punkt gehen unsere Ansichten leider recht weit auseinander. Ich liebe Sie gerade wegen Ihres warmen, opferbereiten Herzens, wegen Ihrer hilflosen Schwäche. Wie stolz und glücklich hätte es mich gemacht, Ihnen Führer sein zu dürfen. Aber Sie wiesen ja jede Hilfe von meiner Seite zurück. Ich hätte es mir ja sagen können, wie aussichtslos meine Liebe sei." Sie antwortete nicht. Sie sah ihn nur an. Immer größer wurden ihre Augen, immer glänzender, immer be wußter des einen Gedankens —- „Wilma —!" Er ergriff Ihre beiden Hände. „Ist es doch möglich?" Sie nickte nur und fiel vornüber in seine geöffneten Arme. Er zog sie ganz fest an sich. „Also Habs ich mich doch nicht getäuscht, als ich damals in der Stunde der Gefahr in deinen Augen dieselbe opferbereite Liebe zu sehen ver meinte, um die ich deinen Bruder beneidete." „Ich hätte sterben mögen für dich, um mir deine Achtung zurückzuerobern." „Nur meine Achtung —? Ach, Wilma, Liebling, ahn test du denn wirklich nicht, daß mein Leben in letzter Zeit nur durch dich Wert erhielt?" Mit einem ungläubigen Staunen sah sie in seine heißen Augen. „Wie sollt ich das ahnen, wo ich es kaum glauben kann, nun du es mir sagst." „Ach, Worte! Worte! Was sind Worte? Wilma, sieh mir in die Augen und dann sage mir noch einmal, daß du es nicht glauben kannst." piabahn treten die Berussradsahrer an, um über die kurze Strecke und im Dauerrennen über 100 Kilometer die Meistertitel zu vergeben. Verteidiger sind der Hannove raner Willi Gottfried bzw. der Berliner Karl Saldow. Ferner kommt in Berlin die deutsche Meisterschaft im Lausen über 25 Kilometer gleichzeitig mit dem Cham pionat der Streckenläufer des BSC. Komet zum Austrag. Verteidiger ist hier der Hirschberger Schneider. Die Be setzung ist ganz hervorragend, da auch erstklassige Aus- läuder starten. In Düsseldorf werden die Meisterschaften der Deutschen Turnerschaft im volkstümlichen Turnen zur Erledigung gebracht und wird auch hier die beste Klasse für große Ereignisse sorgen. - Neuer Schwimmrekord. In Stockholm konnte dis neuerdings stark in den Vordergrund getretene schwedische Rekordschwimmsrin Brita Hazelius den Weltrekord im 400-Meter-Brustschwimmen auf 7:05,2 Min. um fast 15 Sek. Verkostern. WM und Wissen. v. Die kleinste Untergrundbahn ist in der Ortschaft Adels berg bei Triest eröffnet. Sie hat einen Miniaturtriebwagen und kleine Personenwagen, die insgesamt 250 Personen fassen können. Die Bahn dient dem Besuche der Adelsberger Grot ten, die, da sie zu weit auseinanderliegen, bisher von den Touristen nicht an einem Tage besichtigt werden konnten Haltestellen ermöglichen das Verlassen des Zuges an jede: gewünschten Grotte. w. Von der Bedeutung der Marienkäfer. Die Marienkäfer- chen sind für alle Landleute und Qbstzüchter so wertvoll, Wei! sie die grimmigsten Feinds der gefährlichen Blattläuse sind Aber diese niedlichen Tierchen wissen sich augenscheinlich selbs nicht so gut zu schätzen und sind vor allem unvorsichtig in de: Wahl ihrer Wohnplätze. Deshalb hat das englische Ackerbau ministerium in Harpenden ein Sanatorium für Marienkäsei eingerichtet, um eine große Anzahl dieser nützlichen Tiercher zu züchten und für ihre größere Verbreitung zu sorgen. Ob wohl sie von Natur Fleischfresser sind, gedeihen sie dock auch sehr gut bei Apfelgelee; alle Süßigkeiten fressen sie gern und sind große Verehrer von Num. rv. Typisierung der Autosignale. Der Pariser Polizeiprä sident hat eine Verordnung erlassen, durch die eine Standar disierung der Signale der Autohupen vorgcschrieben wird Es sind nur drei Typen von Signalen zulässig, die sich au! die einzelnen Wagen nach ihrer Größe und Schnelligkeit ver teilen. Man wird also in Paris künftig schon am Signal unterscheiden können, was sür ein Wagen sich nähert. . l » vermischtes - - .. Ein Wohltäter der leidenden Menschheit. (Zu Her mann Brehmers 100. Grburtstag.) Vor einigen Wochen schon feierten deutsche Heilstätteuvereine, dis sich dix Be kämpfung der Tuberkulose zum Ziel gesetzt haben, an läßlich einer Tagung den hundertsten Geburtstag Her mann Brehmers, des Begründers der weitberühmten Lungenheilstätte Görbersdorf in Schlesien. Breh mers Geburtstag ist aber der 14. August und so sei an diesem Tage des um die leidende Menschheit hochver dienten Mannes noch einmal gedacht. Am 14. August 1826 in Kurtsch in Schlesien geboren, hatte Hermann Brehmer sich zum Ziel gesetzt, die Lungentuberkulose durch rationelle Ernährung, Vertiefung der Atmung und Ab härtung der Hauk mittels Duschen zu bekämpfen. 1859 erhielt er die Konzession zur Errichtung der diese medi zinischen Grundsätze vertretenden Heilanstalt Görbers dorf. Brehmers Ansichten über die Theraphie der Lun genschwindsucht haben inzwischen vielsache Wandlungen erfahren, und die chronische Tuberkulose wird längst nicht mehr ausschließlich nach seinen Grundsätzen behandelt, aber seine Verdienste werden dadurch nicht um das ge ringste gemindert. Die indischen Tänzerinnen streiken. In der indischen Provinz Zalwar droht ein Streik der Tänzerinnen des Maharadschahs auszubrechen. Der Maharadschah trägt sich mit der Absicht, ihre Honorare zu beschneiden. Alls Tänzerinnen der Provinz haben sich daraufhin zusam- mcngeschlossen und mit dem Generalstreik gedroht, falls die Entschüdignngsgelder nicht in gleicher Höhe weiter- gezahlt werden. OZZtte»Ksnstt > MttjAM^ Amtliche Berliner Notierungen voin 12. August. . Börsenbericht. Der Börsenbeginn war ziemlich sest, aber ! die Geschäftstätigkeit hielt sich in sehr engen Grenzen und - nach mehrfachen Tendenzschwankungen schloß die Börse ein wenig abgeschwücht. Der Anleihemarkt war lustlos. Am Geld- ! markt ist Vie iu den letzten Tagen bemerkbare Versteifung i noch nicht ganz überwunden, tägliches Geld 5 -6 '/L, monai- j liches Geld 5,25—6,25 Devisenbörse. Dollar 4,19—4,21; engl. Pfund ( 20,39—20,44; holl. Gulden 168,42—168,84; Danz. 81,51 s bis 81,71; franz. Frank 11,56—11,60; bclq. 11,54—11,58; r schweiz. 81,11—81,31; Italien 13,80—13,84; schwed. ; Krone 112,37—112,65; d ä N. 111,55—111,83; norweg. 92,05 bis 92,29; tschech. 12,42—12,46; österr. Schilling 59,32 s bis 59.46. - Produktenbörse. Die flauen amerikanischen Depeschen und die niedrigen Notierungen Liverpools veranlaßten ein ziem- lich beträchtliches Nachlassen der überseeischen Cifforderungen, dagegen war ihr Einfluß aus den hiesigen Markt gering, weil das Angebot vom Inlands dauernd knapp blieb. Für deut schen Weizen suchen die Mühlen sofortige Ware, die Aufgelder erzielt. Im Zeitgeschäft waren die Preise trotz des Auslands- einflusses nur wenig niedriger. Für Roggen ist das inländischs Angebot so gut wie abgeschnitten und die Mühlen haben Not, ihren Bedarf zu befriedigen. Damit hing auch die Festigkeit im Lieferungshandel zusammen, die sich übrigens sür spätere Sicht noch mehr als für vordere zum Ausdruck brachte. Gerste s in den sehr spärlich offerierten guten Sorten sehr begehrt, sonst still. Hafer in schnell verladbaren Partien zu letzten Preisen gut unterzubringen. Getreide und Offaann per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Ki!o< gramm tu Reichsmark: We,z„ mark. 12. 8. 263-267 11. 8. 262-216 Weilt!.,.Bll. 12. 8. 10,2-10.5 11. 8. 1V.2-I04 pommersch. — — Rvgll. j.Brl. 11.1-11,4 l1.1-N.c Nogg.. mark. 189-195 187-1(3 Näps 330 330 pommersch. — — Leinfaal — — westpreuß. —- .— Vikt -Erbsen 33-37 33-37 Braugerste — — kl.Speffeerbs. 27-31 27-31 Futtergerfle 188-167 158-167 Fullererbscn 20-24 20-24 Hafer, märk. 180-108 190-198 Peluschken 27,0-28,5 27.0-28 pommersch. —— —— Ackerbohnen 23-26,0 23-26 westpreuß. — — Wicken 32-35,0 32-3S.0 Weizenmehl p. 100 kg ir. Bln.br.inkl. Sack (feinst. Mrk.ü.Not. 38,5- 40,0 38,5-40.0 Lupin., blaue Lupin., gelbe Seradella Rapskuchen Leinkuchen 15,5-17,5 20-2l,5 14,4-14,6 18,9-19 2 15.5-17.! 20-21.5 14 4-14,! 18,8-19,! Noggenmehl p.100 Kg ft. Berlin bi. tnkl. Sack 27,0 28.7 27.0-28.5 Trockenschiff. lO.2-11.1 Joya-Schrot 20.2-20,3 Torsml.30/70! — Karlosselflck. i 23-73.8 10.8-11 : 202-20,! 23-738 Butterprcise. 1. Qualität 178, 2. Qualität 153, abfallend! Sorten 133 Reichsmark. Tendenz: Stetig. Eierbörse, a) Für inländische Eier: große, vollsrischs gestempelte Jnlandseier 14,50, frische Jnlcmdseier über 5! Gramm 13, frische Jnlandseier unter 55 Gramm 11, ans sortierte Schmutz- und kleine Eier 9; b) für ausländische Eier extra große Eier 14,75—15,50, große Eier 13—14, normal, Eier 10,50—12, kleine und Schmutzeier 8—9, Kühlhauseicr Chinesen 9,50—10. Witterung schön. .Tendenz -ruhig. Kartoffclnoticrnna. Neue weiße Kartoffeln 2,80—3.30 M. Odenwäldcr blaue Kartoffeln 3,50—4,00 M., andere gelb fleischige Kartoffeln 3,50—4,50 M., Niercnkartosfeln 4,50—5,5l Mark pro Zentner. Rekordwcizcnernte in Amerika. Nach dem Bericht dci amerikanischen Währungskomitees erwartet die landwirtschaft liche Abteilung der amerikanischen Regierung in diesen, Jahr, eine Nelordwei,zenernte von rund 829 Millionen Bushclt gegenüber 669 Millionen Bushels im letzten Jahre und einen Durchschnitt der letzten sünf Jahre von 802 Millionen Bushels . Dis Knliprciscrhöhung beschlossen. In der Sitzung del Reichskalirats begründete das Kalisyndikat den Antrag, eim Preiserhöhung um durchschnittlich 18 vom 15. August ab zr beschließen. Der Vertreter des Handels beantragte, znrzeö Vie Erhöhung um 12 2? zu beschließen, vagcgen oie weiterer 6 einer späteren Beschlußfassung des Reicyskalirats nack Übersicht über die Ernteergebnisse vorzu'oehaltcn. Der Ncichs- kalirat beschloß mit 13 gegen 9 Stimmen bei 4 Stimmenthal tungen, dem Anträge des Handels gemäß, die Erhöhunq uni 12 durchschnittlich. Die Preiserhöhung tritt ab r. Sep- iember in Kraft. Dcr er die Worte nicht hoch bewertete, mußte er wohl zufrieden sein mit der stummen Sprache dieser blauen Au gen. Und er mußte das staunende Entzücken in ihnen mit heißen Küssen beantworten. „Daß du mich liebst — gerade mich liebst . . ." Immer wieder mußte er sich die Gewißheit ihres Besitzes von ihren willigen Lippen fordern. „Wie hoff nungslos kehrte ich damals nach jener letzten Unterredung mit dir in mein Zimmer zurück. Ich fühlte, alles war aus. Und als du dann zu mir kamst, als der Diener dich mir mel dete, da erfüllte mich ganz unlogischer Weise ein unberech tigter, unsinniger Gedanke. Ich hatte alles vergessen — Stuhl und Tintenfaß stürzten um. Und erst die erstaunten Augen des Dieners brachten es mir ins Gedächtnis, daß ich zu solch einem Freudentaumel auch nicht die geringste Ver anlassung hatte. Und als ich dich dann später vom Fenster brett zurückriß, als ich dich in meinen Armen hielt, da wußte ich nichts von Feuer und Gefahr. Und als dis Feuerwehr heranratterte, als sich der stille Hof wie mit einem Schlags belebte, da war in mir nur der eine Gedanke: Ich muß dich aus meinen Armen lassen. Und es waren wahrlich wenig freundschaftliche Gefühle, mit denen ich dich dem rettenden Feuerwehrmann übergab. Aller nun soll uns nichts mehr scheiden. Ich reise mit dir zu-deinem Bruder und so schnell wie möglich will ich dich dann als meine Frau zu mir holen. Er ist uns ja in dieser Hinsicht mit so gutem Beispiel vor angegangen." — Der Helle Tag war schon in ein leichtes Dämmerlicht übergegangen, als Egon Moorsbach anfing, sich all die Ge genstände um ihn herum daraufhin anzusehen, daß sie der Liebsten zu eigen und ihr in ihrer Einsamkeit Gesellschaft geleistet hatten. Er ging zu dem Nähtischchen am Fenster und betrach tete jedes Stück, das dort lag, mit so glänzenden Augen, als seien es Kostbarkeiten. Und als er seinen kleinen Finger in den silbernen Fingerhut zwängte, da nahm er gleich die Ge legenheit wahr, sich von ihrem schlanken Goldfinger das Maß zu holen. „Schon morgen bringe ich die Ringe. „Ach, Lieb ling, es ist nur eine ganz kleine Fessel, die dich an mich bindet und ich möchte deren tausend haben, um dich unzer reißbar an mich zu ketten." Sie lachte ihn schelmisch an,.! „Der Nina tut es nickt." „Und was tut cs denn?" „Das da —" Sie tippte mit spitzem Zeigefinger auf je des seiner Augen. „Und das da —" sie schmiegte sich an sein Herz. Diese Worte verlangten natürlich eine gebührende Be- antwortung und es war schon recht spät, als Egon Moors bach endlich mit langen Schritten den Hof überquerte. Es war Frau Wiebke wirklich nicht zu verdenken, daß sie den Kopf weit aus der Portierloge hsrausreckte und dem späten Gast mit reger Mißbilligung entgegensah. Aber als sie die strahlenden Augen erblickte, veränderte sich ihr Ausdruck zu teilnehmendem Schmunzeln. Sie wußte nicht, wie die wunderliche Jdeenverbindung über sie kam; sie mußte der blühenden Pracht ihres Fliederbaumes gedenken. * Gerade zur rechten Feit hatte Wilma von Holstenbrug? in Egon Moorsllach einen Lebensführer gefunden. Ein heute morgen erhaltener Brief hatte ihr ihre Unselbständigkeit und Unkenntnis der Vorgänge des Alltags wieder recht augen scheinlich gemacht. In diesem Schreiben hatte sie ein Justizrat Mumm auf- g-fordert, sich am Mittwoch, den 5. Juni, im Amtsgericht zu Wilmersdorf, Zimmer Nummer siebenundneunzig, vormittags elf Uhr oinzufmden, zwecks Beiwohnung zur Eröffnung des THuments des verstorbenen Fräulein Josefins Schlange. Das begriff sie nicht. Denn vor ein paar Tagen hatte sie von Tante Josefine einen Kartengruß erhalten, der von Le bensfreude förmlich strotzte und von irgend welcher Krank- heitserscheinung nichts berichtete. Hier mußte eine Verwechs lung vorliegen. Allzulange zerbrach sie sich nicht den Kopf über diese mysteriöse Angelegenheit. Sie hatte an anderes zu denken. Und als Egon Moorsbach gegen zwölf Uhr er schien, vergaß sie sogar ihr Vorhaben, ihn zu Rate zu zie hen. Erst als er abschiednehmend auf der Treppe stand, fiel es ihr ein. Für beide ein köstlicher Vorwand, das Beisam mensein zu verlängern. „Das ist sehr einfach, mein Liebling," sagte Egon Moors bach,, als er das amtliche Schreiben gelesen hatte. „Die alt« Dams ist gestorben und hat dich mit irgend einem Legat bedacht." -- - —- - . (Fortsetzung folgt.) !