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.'M? Wanmmbvrgvr LrzSKIer VLttsgv zum HUUlAorrbLW-o TM-rdr»Lt 14. April 1VS7 Urh»d«rr«cht»schuy durch v«l-^a»stalt Mauz, Münch«, «Nichts, nur dich," keucht er, «Rodert hat dich mir ge nommen. Und ich hab dich lieb gehabt schon lang vor ihm« Ihm machst du schöne Augen und er will ja gar nichts von dir." wieder beugt er den Kopf vor, sie zu küssen. In ihrer ^Hilflosigkeit schreit p« nach Robert. Aber Christoph lacht rauh auf- ,D«r kann dir heut net helfen!" Da gelingt es Bärbel, «inen Arm frei zu machen. Mit geballter Faust schlägt sie ihn mitten ins Gesicht und fühlt sich tm nächsten Augenblick frei. „Ich bleib nimmer im Haus," schreit sie und will aus dem Zimmer stürzen. . „Wildkatz du!" keucht er hinter ihr her und will sie nochmal fassen; da erwischt er statt ihrer den alten Steffel, der plötzlich unter der Türe steht. Hinter ihn flüchtet sich Bärbel, rot übergossen von Scham und Zorn, die Tränen lausen ihr über die Wangen. „Schäm dich, Bub," sagt der Steffel und spuckt aus, dem Jungen vor die Füße. „Pfui Teufel!" Da erwacht in Christoph erst der Zorn. k «Was hast du dich dreinzumischen, alter Dattel! Schau, Latz d' an dein« Arbeit kommst! Fürs Faulenzen zahlt man dich net!" „Zahlst du mich vielleicht?" fragt der Alte mit zittern« !der Stimme und macht «inen Schritt gegen Christoph hin, „Geh weg da —" Christoph gibt dem Knecht einen derben Stotz vor di« Brust. Mein Gott, was steckt denn gar noch Kraft in den Gliedern eines Siebzigjährigen. Mit einem leisen Schrei finkt er zu Boden. Im selben Augenblick kommt die Tannhoferin über den Flur. „Was geht denn da vor?" Niemand gibt Antwort. Bärbel Hilst Steffel vom Boden auf. Die Tannhoferin tritt ein paar Schritte vor. „Red, Steffel i Was hat es gegeben?" ,Di« Bärbel hat er gepackt, der da." Die Mutter sieht von Bärbel auf Christoph und von Christoph wieder auf Bärbel. Der Christoph, ihr Bub, soll sich so weit vergessen haben? .Laßt mich allein mit ihm." Das Gesicht der Bäuerin ist streng und beinahe drohend, als sich jetzt die Türe hinter den beiden schließt. Schwei gend schaut sie ihrem Sohn ins Gesicht, dem unter diesem Blick recht unbehaglich wird. „Wie kannst du mir das antun, Christoph?" Es läuft eine Bewegung über Christophs Brauen und dann lächelt er halb spöttisch und halb verlegen: Steffel habe den Mund etwas voll genommen. Bon überfallen könne da keine Rede sein. Er hab« Bärbel nur bussen wollen. Ob denn das gar so sündhaft sei? Di« Tannhoferin legt die Hand auf seinen Arm und erwidert: „Ein anständiger Bursch tut das net und ein Tann- Hoferbub zweimal net! Schau doch den Robert an..." Christoph streift die Hand der Mutter ab und schreit 'zornig: „Der Robert! Allweil der Robert! Darf denn ich kein Wiidl gern haben? Bin ich denn net auch «in Mensch, so jung wie der ander«? Und er hat ja auch seine Linde!" ! Die Mutter überhört den Einwurf mit der Linde und spricht weiter: „Gewiß, du bist jung und es kann keiner was dafür, wenn die Lieb' über ihn herfällt. Aber keins darf sich nehmen, was ihm net gehört. Das darf dich gar net wun dern, wenn sie jetzt überhaupt nix mehr wissen will Kon dir." „Weil sie den andern gern hat," antwortet Christoph trotzig. „Meinst denn du vielleicht, ich hab es net gemerkt? vom Robert hätt sie sich Süssen lassen, weil sie überhaupt Hix anderes denkt und sinnt als wie den Robert. Aber für bas hat die Mutter kein« Augen.' „Das mutzt du mir net sagen. Das hab ich schon lang vyr dir gemerkt. Wenn du das weißt, dann ist es umsq »händlicher von dir, wenn du mit Gewalt nehmen willst Vas doch einem andern gehört." Christoph lacht trocken auf. ! „Zwei kann er doch net haben." Boll Sorge erkennt die Mutter, daß der Bub in seinem Trotz der lenkenden Mutterhand zu entgleiten droht; eine blind« Leidenschaft hat den Zugang zu seinem Herzen ver schüttet. Aber der Tannhof mutz sauber bleiben. Dafür will sie sorgen. Also läßt sie den Christoph wissen: „Wenn du net willst, daß ich die Bärbel sofort aus dem, Haus tu, dann laß mir die Bärbel fortan in Ruh. Das ist mein letztes Wort. Und für da«, was du ihr heut angetan hast, wirst du ihr Abbitte leisten. Da» bist du ihr schuldig und ein Tannhoser soll keine« was schuldig bleiben." Es ist lange her, daß di« Tannhoferin so ernst und so fest zu ihrem erwachsenen Buben gesprochen hat. Ihr« «tone sind auch sticht in den NÄstppL (Nachdruck verboten.) „Das läßt sich eher hören!" mösnt Robert. „Geschenkt !will ich nicht». Aber wenn es die Mutter erfährt! Sis hat auch ihren Stolz. Und dein Bater?" „Ich weiß nicht, was ihr Männerleut immer für ewig« Bedenken habt!" Linde ist fast entrüstet. ,Ma» mein ist. fit mein! Wenn ich mein Herz verschenke, geht das auch niemanden was an al» nur den, dem ich es gebe. Und Robert, ich liebe dich so!" ! „Linde, ich danke dir, einverstanden! — Und nun patz auf. Wir machen es so: Zuerst schicke ich mein Wappen stach Passau, da fahr ich hin; ich sag, ich mutz dabet sein. Dagegen kann die Mutter nicht» sagen. Dann erkundige ich mich in Passau nach den Bedingungen und Verhältnis- sen in Oberammergau und meld mich gleich an." „F«inl" jub«lt Linde, „und dann wirst du in Ober- ammergau «in tüchtig«» Bildhauer, und du wirst sehen, deine Mutter ist die erste, di« aus dich stolz ist!" Plötzlich «lischt da» Lächeln in ihrem Gesicht. „Glaubst du, datz ich das auch in der Ferne fühle, wenn du an mich denkst? And datz ich es erst recht fühl«, wenn du nicht mehr an mich denkst? Wenn ich so vor dir steh« und dir in di« Augen setze, dann liegt deine Seele offen vor mir. So soll e» bleiben, datz wir kein Geheimnis vor-, einander haben. And zum Zeichen, datz wir einander ge hören, werde ich dir ein Ringlein schenken mit einem .blauen Stein. Den sollst du immer tragen, wenn du fern von mir bist." Robert schließt sie gerührt in die Arme und nimmt sich vor, ihr auch einen Ring zu schenken mit einem Stein so blau wie ihr« Augen. Da «rtnnern sie sich, daß es Zeit ist, sich zu trennen. Die Nacht ist bereits um sie, nur ein einsamer Stern steht über den Baumwipfeln. Robert begleitet Linde bis zum Tor des Sanatoriums. Auf halbem Weg beginnt der ganze Wald zu tönen. Bon Wolfsberg herauf hört man den Abendsegen läuten. Zwei Glocken find es, «ine tiefe und eine helle; das Kapellen- glücktet» ist dabei. Cs ist, als wenn zwei liebend« Seelen Miteinander redeten, die «ine dunkel und drängend, di« andere sehnsüchtig und verhalten... Robert schreitet heimwärts durch den finsteren Tann. Es ist ihm nach diesem Abschied so sonnig zu Sinn, so zu- kunftsfreudig, so unbändig lebensfroh. Herrlich, so Hand in Hand mit der Geliebten in die Zukunft zu schreiten! 4 Der Frühling geht in den Sommer hinein. Mit unauf haltsamer Kraft drängt alles der Reife entgegen. Früchte- verheißend stehen im Garten des Tannhofes die Obstbäume. Draußen auf dem Felde blühen die Kartoffel und das 'Korn schlieft soeben schmalährig aus den Halmen. i Robert tzät seine Schnitzerei fein säuberlich in eine Kist« verpackt und sie fortgesandt. Allerdings, die Linde hat ihn vorher daran mahnen müssen. Er hätte sonst nicht den Mut gehabt, auszustellen. Seit einigen Lagen trägt er den Ring, den ihm Linde a« den Finger gesteckt. Als ihn Christoph das erstemal bemerkt, hän elt «r d«n Bruder beim Essen: „Wird bald Verlobung sein, Robert?" Robert wird verlegen und weiß nicht wohin mit der be ringten Hand. Bärbel aber legt den Löffel weg und schaut ganz starr auf das Tischtuch. Ihr ist plötzlich alle Munter keit verflogen und sie bringt keinen Bissen mehr hinunter. In diesen Tagen kommt auch von Passau eine Mittei lung an den „Bildhauer" Robert Meitzner, datz sein« Ar«j heit für die Ausstellung angenommen sei, dazu eine Ein,! ladung zur Eröffnungsfeier. meine, da sollt ich schon hinfahren?" sagt Ro bert so nebenbei. Kannst meinetwegen schon hinfahren," sagt die Tann hoferin und ist im geheimen doch stolz auf ihren Bu- b«n, der in Passau ausstellen darf. Und als der Tag kommt, da er abreisen soll, da hat sie ihm sogar Eeräucher- ?«» und einige Schmalznudeln in eine Handtasche gepackt und Steffel gibt ihm den Rat, er soll« sich in Passau nur ja auch vas Oberhaus anschauen und übernachten könne ^r gut im blauen Ochsen, da habe er früher als Soldat viel verkehrt. ' > , Seit Robert aus dem Haus ist, versucht Christoph an die Bärbel heranzukommen; er möchte ihr «in Licht aus stecken, wie es um Robert und Linde steht und datz sie sich «von Robert nichts zu erwarten habe. Und dann will erj den Augenblick nützen, um Bärbel für fich zu gewinnen. , Den ganzen Tag stellt er ihr nach, endlich «wischt er sie' allein in der Stube, wie üe eben die Blumenstöcke am Fen«! sterbrett ordnet. Sie kniet auf der Bank und beugs sich weit zum offenen Fenster hinaus. Mit ein paar Schrittest Ist er bei ihr, schlingt von hinten her beide Arme um ihren Leib und hebt st« wie einen Federball, aus der Ecke herauf drückt sie auf die Bank wie ein Keines Kind und über schüttet fi« mit heißen Küssen. Einen einzigen Schr«i stützt Bärbel au», dann hat sie sich gefaßt. Ein wilder Zorn erwacht in ihr, ihr« Aug«n Mühen «in drehende» Licht. „haß mich los." schrHt kz auf, MMnnlsdftMben «n -vatörsnunr von Hans Lrnst steht noch lange, nachdem ihn di« Mütter verlassen hat, vö? dem Fenster urü> überlegt. Gewiß, er hat etwa» Anrechte» getan. Aber hingehen zu Bärbel und fich entschuldigen? Niemals! Das mit Eteffel tut ihm leid und er ärgert fich, daß er fich hinreißen hat lassen. Was muß er fich auch dreinmisch«»? Freilich, der Alte hat ja «inen Narren an dem Mädel gefressen. Das war vor vielen Jahren schon so, datz er sie immer in seinen Schutz genommen hat, wenn e» bei ihren Spielen «in w«nig derb herging. Christoph steigt in seine Kammer hinauf, nimmt «ine Zigarre aus seiner Feiertagsjopp« und geht hinunter in den Hof. Steffel fitzt auf der Hausbank und wendet nicht einmal den Kopf, als Christoph näherkommt. Christoph räuspert fich zurrst, legt dann die Zigarr« neben den Alten auf die Bank und sagt: „Magst sie rauchen? Mir ist sie zu stark." Steffel rührt sich nicht. „Rauch sie nur," drängt er. „And daß du es weißt, fo hab' ich es net gemeint, vorhin. Nur. einen Keine« Stötzer wollt ich dir geben, aber du bist halt schon schwach ans die Füh." Dann wendet er fich ab und stapft in den Garten hinauf. Es ist spät am Nachmittag, als Robert in Passau an- kommt. Er nimmt Quartier im „Blauen Ochsen", wie es der Steffel wollte. Und da es für die Ausstellung ohnehin schon zu spät ist, nützt er den Abend zu einem Gang aufi di« Feste Oberhaus. Wie er dann oben an der Mauerbrü stung lehnt, ist die Sonne schon im Sinken. Brennende Wolken stehen über den Bergen, langsam zerfließen sie in den Waldrand. And jetzt — di« Donau unten ist über rieselt von Gold. Ruhig und breit strömt fie hin, das Tak! erfüllend. Am andern Morgen ist er einer der Ersten, die di»! Ausstellung betreten. Er hat im Sekretariat der Ausstel lungsleitung vorgesprochen und die notwendigen Angaben! gemacht. Dann macht er fich auf den Rundgang. Ei du,: was gibt es da alles zu bestaunen! Kunstwerke aus Glas- und Holz, daneben andere aus Porzellan. Kunstwerke, vo» denen sich Robert ganz Nein und unscheinbar vorkommt mit seinem geringen Können. Dies« kniende Frauengestalt' zum Beispiel, aus Porzellan. Kann denn eine Menschen-.^ Hand so etwas herrliche» formen? In der Abteilung für bäuerliche Schnitzerei findet er dann sein Hauswappen. Man hat es recht vorteilhaft als prangendes Mittelstück unter einer Sammlung kleinerer i Schnitzerei«» nniergedrachi. Darunter ««geheftet «in Ari nes Schild mit der Bezeichnung: Hauswappen der Tann hofes — Robert Meißner. Mit nicht geringem Stolz erfüllt es Robert, daß «an seiner Arbeit solche Ehre angetan hat. In dieser Umge bung mußte sein Wappenschild schon auffallen. Nein, man konnte unmöglich dran vorbeigehen, ohne ihm «inen Blick zu schenken. Robert will gleich die Probe machen und noch mal zurückgehen. Da schlendert eben eine Gruppe von drei Besuchern vom Hauptgang herüber. Zwei Herren und eine Dame find es. Sie haben «» an scheinend sehr eilig. Aber jetzt bleibt di« Dame plötzlich stehen, läßt den Arm des einen Begleiters los und sagt mit Aeberraschung in der Stimme: „Ach steh doch, Otto, dies Wappen da!" Sie streift Ro bert mit einem flüchtigen Blick und wendet fich wieder an ihre Begleiter. „Ein richtiges, kleines Kunstwerk, nicht wahr?" Und dann liest sie halblaut den Namen auf dem Schild: Hauswappen Les Tannhofes — Robert Meitzner. Robert ist etwas zur Seite getreten und kann di« Frem den nun ungestört betrachten. Die Dams steht noch sehr jung aus, ihrem Wesen nach könnte sie aber schon Mitte bis Ende der Zwanzig sein. Vielleicht ist fie auch noch älter. Robert kann das nicht so unterscheiden und soll das auch nicht, denn fie ist sicher die Frau des großen, schlan ken Herm, auf dessen Arm vorhin ihre Hand lag und de< jetzt mit ein paar Sätzen sein Urteil über das SchnitzwerÜ I abgibt. „Gewiß, du hast recht, Hilde," sagt er. „Wenn das Wap-^ pen aus Bauernhand stammt und der Abteilung nach müßte das ja der Fall sein, dann verrät es eine ganz ur sprüngliche Begabung; solche bäuerliche Talente sind iibrtzj gens hierzulande gar nicht so selten. Man müßte fich im Sekretariat einmal nach dem Mann erkundigen." „Robert Meißner," liest jetzt die Dame wieder «qijs schüttelt den Kopf. „Den Namen habe ich noch nirgends gelesen." Dann gehen fie langsam weiter, vorüber an Robert, der nochmals einen Blick aus großen, dunklen Frauenauge« auffängt. Ein fragender Blick ist es und Robert fühlt, wie ihm alles Blut in» Gesicht steigt. Er wendet sich schnell cch und setzt seinen Rundgang durch die Ausstellung fort. Aber er ist zerstreut, seine Gedanken kehren immer wieder zu sei nem Hauswapp«n zurück und zu den Besuchern, di« davor standen. Immer sieht er «in paar dunkle Augen auf fich gerichtet, hört die weiche, m«lodisch« Stimme der Dame, df« ihm fremd ist und von drr er nichts weiß, ak, daß fitz Hilde heißt. Plötzlich steht er ihr wieder gegenüber. Sie kommt ge rade mit einem H«rrn der Ausstellungsleitung au» dem Sekretariat und verhält den Schritt, als fie ihr» steht: „Man hat mir gesagt — fie neigt den Kopf zu ihr«« Begleiter — „der junge Bildhauer Robert Meitzner, ö«r d«n Wappenschild ausstellt, sei gerad« im Hause, und hat «ich zu Ihn«« g«sührt. Sind Sie de, Künstler?" lLortsetzung soigt^