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r Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. Nr. 75. 82. Z«hrg«nz. E»«««he«d/Ss««t«s de« 30. Juni / I. Juli 1923 2E i" Ka- Juli Zunkt tzug- ttfor- vom einen gend meln ent sink 2S» «m. W »ruff »tftß r en ann- ljuts- 5 u. rsrr l. Oer Zahresisg des ,/ZrLeherrs" Nachdenkliches aus England. i Die „Times" schreibt in einem Leitartikel zum Jahres tage der Unterzeichnung des Versailler Vertrages, dem 28. Juni, vier Ähre seien vergangen, seitdem Deutschland den Friedensverlrag mit den alliierten und assoziierte» Mächten unterzeichnet habe. Ein Rückblick sei keineswegs beruhigend. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa sähe sich einer noch nie dagewesenen Lage gegenüber. Weiter fragt das Blatt, wer den Vertrag ausführcn solle. Die Vereinigten Staaten hätten seit langem ausgehört, irgendeine Rolle in der Anwendung des Vertrages in Europa zu spielen. Das Fernbleiben der Ver einigten Staaten von jeder Teilnahme an diesen Angelegenheiten sei eine Tatsache, die bedauert werden könne, aber aus jeden Fall feststehe. Aus diesem Grunde seien heute besonders zwei der Alliierten, Frankreich und England, dazu berufen, den Frieden in Europa aufrecbtzucrhalten, dessen Sicherung der Versailler Vertrag bezwecke. In diesem kritischen Augenblick, vier Jahre nach Abschluß des Vertrages, seien diese beiden Alliierten verschiedener Meinung bezüglich der Methode, durch die das Ziel endgültig erreicht werden könne. Die Franzosen beständen auf allen Folgerungen ihrer Ruhr- Methode, die englische Regierung sei anderer Ansicht. In zwischen breche Deutschland vor den Augen der Alliierten zusammen. „Times" sagt zum Schluß: Wir sind überzeugt, daß eine Verlängerung des unglückseligen Konfliktes im Ruhrgebiet den im Gange be findlichen Prozeß der Zersetzung in Deutschland zu einem Stadium bringen wird, in dem er sich jeder ver nünftigen Kontrolle entziehen wird. Wenn eine gemein same Aktion unmöglich sei, müsse die englische Regierung ans eigene Rechnung Anstrengungen machen, um den Prozeß der Zerstörung aufzuhalten, ebe es zu spät sei. England wünscht bald Klarheit. . . . . . geht aber nicht selbständig vor. Der über die Pläne der englischen Regierung gut unter richtete diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" sagt, daß die Gerüchte, wonach England separate Ver handlungen zwischen Deutschland und irgend welchen der Alliierten günstig ansehen Würde7 nicht die ge ringste Begründung hätten. Die britische Regie rung habe im Gegenteil durch ihre bekannte diplomatische Initiative ihren großen Wunsch nach Wiederherstellung einer -ink-tuiwen Divlamatie aus leiten der Alliierten kundae- gebcn. Die Lage Deutschlands zeige, daß jede weitere Ver schiebung des notwendigen Meinungsaustausches wegen ver Möglichkeit sozialwirtschastlicher Unruhen in Deutschland die ernstesten Folaen haben könnte. Bei einem Zusammenprallen zwischen den"kommunistischen und reaktionären Elementen könne ganz Mitteleuropa von neuem in Ausruhr geraten, und alle Aussichten auf wirtschaftlichen Frieden und Wiederaufbau würden bald siber Bord gehen, zum wachsen den Nachteil des englischen' Handels und Gewerbes. Beide würden erheblich von der Ruhrkrisis in Mitleidenschaft ge zogen. Daher würde das Ausbleiben einer alliierten Ant wort auf den britischen Fragebogen bedauert werden. An gesichts der belgischen Krise fei eine derartige Erklärung sei tens der englischen Regierung natürlich mit Recht immer wieder verschoben worden. Sie könne jedoch in Anbetracht sowohl der Dringlichkeit der mitteleuropäi- fchen Krise wie auch der Notwendigkeit für die englische Regierung, die allgemeinen und besonderen Vertrags interessen Englands zu wahren, nicht weiter ver schoben werden. Die englische Diplomatie könne nicht mehr in dieser Lage verbleiben. Kein Interesse an den Ruhrgreucln. Auf eine Frage im englischen Unterhauje, ob eine Note seitens Deutschlands eingegangen sei, worin gegen angeb liche französische Terrorakte im Ruhrgebiet Einspruch erhoben worden sei, ob diese Note dem Parlament unterbreitet werden und welche Aktion die britische Regie rung unternehmen wolle, erwiderte der Vertreter der Re gierung, eine solche Note sei von der deutschen Regierung , eingegangen, die britische Regierung beabsichtige jedoch s nicht, die Note dem Parlament vorzulegen und sei auch nicht gewillt, irgend eine Aktion in dieser Angelegen- ' heit, für die sie keine Verantwortung habe, zu unternehmen. Chronik der Gewaltiaisn. ; — Vor dem Düsseldorfer französischen Kriegsgericht sollen ' sich in den nächsten Tagen drei deutsche U-Boot-Kommanvan- f ten wegen Sabotage, die mit dem Tode bedroht wird, ver antworten. Es handelt sich um den ehemaligen U-Boot- Kommandanten Paul Andler, der vor etwa 14 Tagen Ex plosivzerstörungen am Rhein—Hernekanal versucht habe, und um einen Kapitän Otto Horten, der am 14. Juni wegen Sabotage verhaftet wurde. (Der dritte Angeklagte dürste der U-Boot-Kommandant Hans Rose sein.) j — In Gladbeck kamen sechs junge Leute von Essen an, - die in Koffern 1 Milliarde 1VV Millionen Mark nach Dorsten bringen wolltest, wo das Geld zur Auszahlung von Ge hältern und Löhnen dienen sollte. Auf dem Wege zum Ost- bahnho? wurden sie von Belgiern angehalten. Die gesamte Summe wurde von den Belgiern „beschlagnahmt". — Als von dem Postamt in Düsseldorf 36g Millionen Mark an die Neichsbank abgeliefert werden sollten, wurden, diese von der französischen Vesatzungsbehörde „beschlag nahmt". — Die Zahl der von der Massenausweisung betroffenen Eiscubahnerfamilien in Duisburg hat sich erhöht. 285 Eisen bahner mit Familien haben vom Duisburger Hauptbahnhof die Fahrt ins unbesetzte Gebiet antreten müssen. Ihr Mobi liar mußten sie in ihrer Wohnung zurücklassen. Eine große Menge aus der Bevölkerung geleitete sie zum Bahnhof. — Der Bürgermeister von Höchst ist von den Fran zosen verhaftet und nach Wiesbaden abtra«sportiert worden. Er wird vermutlich vor ein Kriegsgericht gestellt werden, weil er sich geweigert hat, der Verordnung Nr. 152 der Nheinlandkommission betreffend Niederlafsen der Schranken an den Bahnübergängen Folge zu leisten. Dasselbe Schicksal hat den Bürgermeister von Nied ereilt. — Auf den Kontrollstellen Büderich, Spellen und Friedrichsseld verlangen die Belgier bei der Einfuhr in das besetzte Gebiet Zoll von allen Gütern mit Ausnahme von Lebensmitteln, Milch und Vieh. Im Bezirk Elber feld lassen die Franzosen augenblicklich nur Lebensmittel durch, während sie in Wipperfürth, Dornap—Hahnenfurth die Einsuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen gestatten. VölkSrÄLmdsproölems. Schiedsrichter in der Reparationsfrage? Aus dem Wiener Kongreß der Völkerbundsligen kamen die Reparationen zur Sprache. Der französische Dele gierte Hennessey erklärte, daß weder die französische Nation noch die französische Regierung (?) daran denke, deutsches Gebiet einzuverleiben, sondern nur auf Wiedergutmachung der Schäden im verwüsteten Gebiete bestehen. Frankreich sei bereit, die Entscheidung über die Reparationen dem Völkerbund zu überlassen und sich dessen Spruch zu fügen. (?) Frankreich wünsche keinen Zoll breit deutschen Bodens zu behalten, wenn Deutschland seine Reparationen bezahle. Es wurde sodann eine Entschließung angenom men, in der es heißt, daß die Reparationssumme durch den Völkerbund bestimmt werden soll, und daß bei den diesbezüglichen Verhandlungen deutsche und amerikanische Vertreter zugezogen werden sollen. Ferner sei Deutschland eine internationale Anleihe zu ge währen und endlich wurde gefordert, daß die Kontrolle über H a u st h a lt u n g e. Wolgebauete behausunge, 1 baumgarten, 1 kraulhgarten im selbe. 20- Huesfen landest sampt dem wisenwachs. 8 suder wisenwachs. Holz für sein feuerwergk. 1 Rorwasser. 18 Rindshaupt kann er haltenn. 6 alte Schock opffer aufs 4 quatember. Den kirchhoff braucht der psarher. Inventarium. Eine biblien,'1 alte truhen ohne schloß. 9 schssl. khorn, 3 Virthel Weizenn Winthersath. 5 schssl. khorn 12 schssl. Hasser aufsm Söller. 3 khwe, 1 jerigs kalb, 1 grosse zinen kanne, 2 guthe sischtigel, 1 brathspieß, 1 beiel, 3 Spanbette, 0- Schesfel, 1 gantzer Schessel, 1 kese truhen, 1 puttersah, 2 mist gabeln, 6 huner, 1 Han, 1 krauthbutte, 1 meffenen leuchter, 1 kupffern Handbecken, 1 gesinde beth, 2 kessel, 1 brothpfanne, 1 Rost, 2 tische, 2 kappeln, 1 Sprengkessel, 5 hölzerne schusseln, 4 sudekeubel, 1 schrotfaß, 1 hewgabel, 1 kesekorb, 1 gelthen. Diese besserunge die volget ist hier zugeschlagenn 1 gueth verschlossen tische, 1 kupsferne Blase, 6 klesstern gehauen Holz, 1 axt, 1 Misthocke, 1 lichtforme, 1 Branthreide (Rost), 1 guthe Siedel, 1 Brühtrogk, 1 mehlkastenn. Custodia. Guthe behausunge, 1 gorthen, 60- schssl khornn zinse, 38 gl Huesfen Heller, vonn 1 Huesfe 4 25 gl vom psarher Vespergelt, 28 broth ausf weinachten. 30 gl sollen die kirchen Vetter geben von 10 Schock Stamgelt, das vonn Casparn Ianeman herkhommen. Der Kirchen Cink Hommen. 12 alte Schock haben» die Kirchenvetter für sich. 10 Schock vonn Casparn Ianeman, die sindt aufs 30 gl Zinse außgeliehen, diese 30 gl sollen dem kirchner serlich vonn den Vorstehern der kirchenn entrichtet werden. Kleinoth derKirchenn. 2 Kelch, 1 Pacem, 1 Kreutz, 1 kupsferne Mon stranz, 1 alt schwarz Sammeth Mestgewanth, 4 geringe Mestgewanth. Limbach. Lehenherr Peter vonn Schonpergk, doselbst. Getreide v n n.d Geltzinse, 320- schesfel khornn Naumah, 30- scheffel Altmab. Paul Hencker gibt denn Zehenden von allem Iarewachs am gtreide, vngeverlich ausf 4 oder 5 Schock. 10- Schock 29 gl halt der psarher an den Zinsen die der Kirchen jerlich einkhommen sollen, sampt dem schaffzinse. 6 broth) ein jeder pauer ein halbes. Denn kirchhoff braucht der psarher. 20 gl opsser aufs 4 quatember. Haubhaltung e. Guthe behausunge. 1 Baum vnnd krauthgartenn 10- hueffen Landest. 6 suder Hewe. Holz ist wenig vnnd jungk. 12 Rindsheupt kann er halten. 24 schaffe. Inventarium. 7 scheffel khornn wintersathe, 12 schffl Haffer zur Sommer- sath. 8 scheffl zur brothunge. 4 melcke khwe. 1 böses gesinde beth. 1 blase im offen. 1 nauer tisch. 1 kesekorp. 1 osfengabel. 1 zinen kanne. 1 kessel im offen. 1 Span beth. 1 Mistgabel. 1 khwroffe. 3 huner. 1 glocke domit man den schreiber rusfet. 4 schlage schloß ann khammer thuren. Custodia. Acker nach 6 scheffeln. 30- scheffel khorn gibt die Gemeine, hierein ist gerechnet 1 schesfel, welchen der psarher gibt, 12 schesfel Hoffer alt matz. 30 brothe die Gemeine. Behausunge ist geringe, 1 guthenn gartenn. Der Kirchen Einkhommen. 70- Schock 10 gl ist der Lehenherre schul dig von wegen Iacoff Lentzen guts, vnnd 4 alte Schock von zweien khuen, welche einem fleischer verkaufst hat,.zugefoget solches in einer kurtze niderzulegen oder der kirchen selbst zuverzinsen. 20 gl Stamgelt, ohne die versessene Zinse, ist schuldig Peter Diterich von Hertzwalde, 4 Schock Stamgelt bei Paulen Hengker zu Limpach. 1 Schock Stamgelt bei Jorgen Berger zu Schmidewalde, zinset 3 gl. 1 Schock bei 64 Naundorf". Mordkreuze sollen es sein, und das Naundorfer Kreuz findet möglicher weise seine Erklärung in einem Aktenfund Dr. Meiches^": Am 1. Februar 1492 - vergleicht nämlich Herzog Georg zu Sachsen den Nicol Gunter wegen seines Sohnes Greger mit Iocusf.Fritzjchen des Försters zum Tharandt Sohn, beide zu Newndorff (Naundorf AW. Tharandt) gesessen, weil dieser des ersteren Sohn aus dem Tarischen (Tharandter) Walde totgeschlagen. Die Sühne besteht in Seelen messen und einer Romfahrt „such sal Iacuff Fritzsche ein steyncreutze an die stat der that setzen losen". Das läßt uns einen Blick in das Kultur- und Seelenleben unserer Vorfahren tun. Der Staat nimmt also bereits die Strafbefugnis für Tot schlag in Anspruch, fordert aber religiöse Betätigung (Seelenmessen, Wallfahrt nach Rom), die dem Seelenheil des Getöteten und der Entsühnung des -Täters dienen sollen, nichts darüber hinaus. Toter und Täter, Wehrgeld und Weihrauch sind längst dahin, das Kreuz ist geblieben. Und während wir um das Nieder- schönaer Kreuz herumgehen, entdecken wir, dank der seitlich einfallenden Sonne die kunstlose Form eines Schwertes, also bildete auch hier ein Mord die Ursache zu diesem Denkstein. Ob die Tat an dieser Stelle verübt oder ob man das Kreuz in die Nähe der Kirche emporgeholt hat, wer will das sagen. Wir sind dankbar, daß es uns erhalten geblieben. Ein Wegweiser zeigt uns zum Fliegerstein hinaus. Schlicht in Form und Inschrift hält er Namen und Tag fest: Oberst. Berger und Junghanns 21. 9. 1912 ". » Im Grillenburger Walde aus Forstabt. 35. Am sechsfachen Kreuzweg von Flügel B, Schneise 18 und Colmnihcr Weg geht sw. ein kleiner Fußweg 200 Meter in den Wald. Am Ende steht das Kreuz. " A. Meiche, Zur Steinkreuzforschung N. A. s. Sächs. Gesch. 1./2. Heft 1919. Die Heimatsammlung zeigt das Bild des abgestürzten Flugzeugs. Das Wils druffer Wochenblatt vom 26. September 1912 berichtete damals: „Niederschöna. Für die am Sonnabend verunglückten Flieger Oberleutnant Berger und Oberleutnant Junghanns fand Sonntag nachmittag in der hiesigen Kirche eine Trauerfeier statt. Viele Blumen und Palmen waren auf dem Altarplatze niedergelegt worden. Erschienen waren Ange hörige der Verunglückten, ebenso viele Offiziere und Vertreter der Militärvereine. Nach Beendigung der Feier wurden die Särge von Militärvcreinsmitgliedern nach dem Leichenwagen getragen. Oberleutnant Berger wurde nach Dresden-Plauen und Ober leutnant Junghanns nach Gleisberg bei Roßwein überführt, wo am Dienstag nach mittag die Beerdigung erfolgte. — Die Fahrt am Sonnabend sollte Oberleutnant Bergers letzte auf vorläufig absehbare Zeit sein. Er war zum großen Generalstab 61 296