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päpstlichen Urteils. Gewiß, während des Krieges haben wir ähnliche Vermittlungsversuche des Heiligen Stuhles erfolg los bleiben sehen. Aber damals war Deutschland krieg führende Partei wie die anderen. Heute steht es vor aller Welt als der widerrechtlich angegriffene Teil und fick waffenlos Wehrende da. Damals war die Welt von falschen Verleumdungen Deutschlands voll, heute bedarf es wahr haftig keiner Verleumdung, um Frankreichs Erobe rer gesicht klar zu erkennen. Vielleicht darf man sogar annehmen, daß der Vatikan, der bekanntlich über weit reichende diplomatische Beziehungen verfügt, seinen jetzigen Schritt nicht bloß aus stimmungsmäßiger Betrachtung der Lage unternommen hat. Aber, indem wir das sagen, wollen wir gleich hinzu- Mgen, daß es sich eben nur um eine — Möglichkeit handelt. Frankreich demonstriert heute mit unverhohlener Deutlichkeit, daß in dieser Welt alles von der Mach: abhängt, die man für seine Pläne einzusetzen entschlossen ist. Sollte man in Paris etwa von dieser Einstellung ab gekommen sein? Wohl kaum. Und darum kommen wir zu dem Schluß, daß der Juni 1923 nicht minder schicksals voll ist wie der von 1914 oder 1919. Und aus demselben Grunde erscheint es überflüssig, über die Zukunft Betrach tungen anzustellen, anstatt an der Vergangenheit zu lernen. Die aber lehrt uns, daß auch nach dunkelsten Tagen hellere kommen. Denn in den Stunden, da die Er innerung zu einem Augenblick tiefster nationaler Schmack! zurückwandert, können wir mit innerstem Stolz auf die deuffchen Brüder an der Ruhr blicken, die die Ehre des Reiches und Deutschlands von neuem erkämpft haben. Sie dürfen in erster Linie aus dem Schritt des Papstes eine Ermunterung entnehmen, denn sie können von sich sagen, daß er nicht erfolgt wäre, wenn ihre Tapferkeit dem nicht den Boden bereitet hätte. Dis Franzosen ass Markverderber. Die Devisenverordnung — verboten! x Während die Franzosen immer behaupten, daß der Sturz der Mark ein absichtliches betrügerisches Manöver sei, beweisen sie jetzt, daß sie selbst es sind, welche unsere An strengungen zur Besserung des Kurses vereiteln und damit die Tollarhausse begünstigen. Dir Interalliierte Nhrinlandkommissmn hat die A n - Wendung der Verordnung der Reichsregieruug gegen die Devisenspekulation für das besetzte Ge biet untersagt. Zuwiderhandlungen seitens der Banken und Privatpersonen dürfen nickt mit Strafe belegt werden. Auch der kommandierende General des neubesetzten Ge bietes, Dcgoutte, hat verfügt, daß die „den Devisenhandel und Ordnung der Wechselbanken (?> betreffenden zwei Ver ordnungen der deutschen Regierung vom 8. Mai. sowie die den Devisenhandel betreffende Verfügung vom 22. Juni der deutschen Negierung imbesetztenRuhrgebietnicht anwendbar sind". Artikel 2 sagt dann: „Infolgedessen ist der Devifenhandel im besetzten Ruhrgebiet frei." In Artikel 3 wird mitgeteilt, daß die deutsche Regierung niemanden bestrafen kann, der die genannten deutschen Be stimmungen nicht befolgt. In Artikel 4 wird gesagt, daß die jenigen, die diese Verfügung des Generals Degoutte über treten, Gefängnis bis zu fünf Jahren und Geldstrafen bis zu zwei Milliarden oder einer dieser beiden Strafen ausgesetzt sind Diese Verfügungen stellen schwere Schädigungen des Volkswohls in dem Gebiete, über das die mtcraNierten und die französischen Behörden ihre gegenwärtige Herrschaft aus üben, dar. Es gibt keine RheinlanSfrage! Eine Kanzlerrede in Barmen. Barmen, 28. Juni. Rheinlandsnot, Rheinlandskampf, Rheinlandszukunft — das war die Losung der heutigen Schlußsitzung des Rheinischen Provinziallandtages, die durch die Gegenwart des Reichskanzlers Dr. Cuno eine beson dere Bedeutung gewann. Im Namen der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und der Sozialdemokraten wurde eine Erklärung der rheinischen Parteien abgegeben, in der es heißt: Dem verschärften Druck der Geg ner setzen wir die Einigkeit, der Gewalt das Recht und der Vernichtungsabsicht den Willen zur Freiheit ent gegen. Dieser Dreiklang deutschen Willens und deut scher Hoffnung eint uns in unserem Kampf und in unserer Abwebr. Der vaiiive Wider st and ist aus dem Volk Dollar: 28. Zum 149625,60-150375,00 Mk. 29. Zuni 154119,00-154887,00 Ml. geboren und lebt in den Massen. Die Rheinländer werden diese unsere einzige Waffe nicht niederlegen, bevor Recht und Freiheit der deutschen Rheinlande gesichert sind. Eine Lockerung der Zugehörigkeit zu Preußen würde eine Lösung von Deutschland bedeuten. Die Welt wird nicht zum Frieden kommen, ehe nicht Frieden und Freiheit einkehren' am deutschen Rhein' « Die Rede Dr. Cunos. Auf diese Erklärung der Parteien erwiderte der Reichs kanzler mit einer Ansprache, in der er u. a. sagte: Daß alle Parteien dieses Hauses sich einig diesem belgisch französischen Nechtsbruch entgegenstellen, das gibt mir die Hojf- nung, daß die Abwehr nicht vergebens sein wird. Mit dieser Einmütigkeit in der Abwehr der fremden Gewalt von: Rheinlande weiß sich die Reichsregierung eins. Ich kann nur immer wiederholen, daß die Rheinlande und ihre Zuge hörigkeit zum Reich und zu Preußen unangetastet bleiben müssen und daß keine irgendwie verschleierte Form der Annexion, mag sie internationale Gendarmerie oder neutrale Oberaufsicht heißen, für uns diskutabel ist. (Bravo.) Ich wiederhole, es gibt keine Rheinlandfrage für die deutsche Regierung und es gibt deshalb keinen Kompromitzweg, den wir in dieser Frage betreten können. . In dieser Auffassung ist gleich die Reichsregierung einig mit den Regierungen der deutschen Länder. Die Politik, die die Reichsregierung schon vor Eintritt in die Ruhrattion begonnen hat, die sie sicher und in gradliniger Entwicklung während der Ruhraktion fortgesetzt hat und die sie auch in Zu kunft in den außenpolitischen Fragen innehaltsn wird, gibt die Gewähr, daß so fest wir in der Rheinlandfrage stehen, so wenig auf der anderen Seite irgendetwas unterlassen werden soll, was mit dem Bestand, der Einheit und der Souveränität des Reichs vereinbar ist und mit der wirtschaftlichen Zahlungsfähigkeit im Einklang steht, um dadurch Ruhr und Rhein frei zu machen. Es wird alles geschehen, wie es geschehen ist, was ein deutscher Mann verantworten kann, um seinem Vaterland Freiheit und Weiterentwicklung zu geben. Wenn aus Anlaß von Äußerun gen, die ich vor wenigen Tagen in Königsberg gemacht habe, dis Rede davon war, daß in dieser besonnenen aber festen Politik irgendeine Schwenkung eingetreten sei, so trifft dies in keiner Weise zu. Ich glaube, wir brauchen keine Sorge zu haben in der Rheinland frage, weil das rheinische Volk, Männer und Frauen jetzt schwerste 6 Monate über sich ergehen ließen, ohne daß jemand an ihrem Deutschtum oder ihrem deutschen Herzen hat zweifeln können. Wir wissen ihnen Dank, daß cs so ist. Das gibt uns die Hoffnung, daß die ein zige Waffe, die wir in der Hand haben, die Waffe des passiven Widerstandes, uns auch zu einer Lösung bringen wird in der Frage einer besonnenen und festen Haltung in der Lösung der außenpoliti sche« Wirren In jener Frage ist die Reichsregierung mit der preußischen Negierung und den Regierungen der Länder einig. Soudermeinnngcn, wie sie der Leiter eines Landes in den letzten Tagen geäußert hat, werden znm Ausgleich gebracht weiden. Wenn es Ihnen manchmal zu schwer'wird, und wenn Sie aus Ihrem deutschen Empfinden heraus sich sagen: Es kann nicht mehr in Ruhe ertragen werden! dann bedenken Sie, daß Unbesonnenheiten irgendwelcher Art die Lösung des Konflikts nicht bringen werden. Wir müssen besonnen im Rahmen des passiven Widerstandes bieiben und wir müssen die Waffe des Geistes, die ein zige Waffe, die wir gegenüber der Waffe der Gewalt haben, auwenden, bis es zum guten Ende kommt. Aber noch ein wei teres: So wenig es zu Unbesonnenheiten kommen darf, ebensowenig ist ein Anlaß zu Kleinmut und Schwäche vorhanden. Es würde schwerer sein, das zu ertragen, was,eintreten würde, wenn Sie die Waffe des passiven Widerstandes aus der Hand gäben. Rus dem Wege, den wir beschritten haben, ist doch wenigstens ein kleiner' Schritt vorwärts getan. Durch die Schritte, welche die Reichsregieruug getan hat, sind doch d i e Augen der Welt etwas geöffnet worden. Es sind jetzt Bemühungen im Gange, die großen Fragen vor aller Welt zu klaren: Was will Frankreich? Will Frankreich wirt schaftliche Verhandlungen? Will es Reparationen? Will Frankreich Annexionen? Ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird, aber, wenn .die rheinische Bevölkerung vor zeitig den passiven Widerstand anfgeben würde, dann wäre es um Deutschland, um das deutsche Volk im Rheinland und den wirtschaftlichen Zusammenhang des Rheinlandes mit dem Reich und Preußen geschehen. Dann Wären alle Opfer, die zahl losen Opfer an Gut und Blut, an Freiheit und Eigentum, vergeblich gebr ht. Denen, die das Leben für Deutschland im Abwehrkampf Hingaben, denen, die im Gefängnis sitzen, denen, die von Haps und Hos vertrieben sind, ohne in der Lage zu sein, ein Stück Eigentum mit sich zu nehmen, denen allen ge loben wir hier. fest und besonnen zu bleiben bis zum guten Ende. i Der heilige Vater bat in den letzten Tagen eine Mahnung an j die Welt gerichtet, die dahin geht, Frieden zu machen und den i Willen zur Verhandlungsbereitschaft und zur Erfüllung unserer > Beipflichtungen, die wir bereits zum Ausdruck gebracht haben, ! zur Grundlage für einen Ausgleich des Konfliktes s zu macken. Wir danken ihm dafür, daß dieser Schritt geschehen : ist und wir hoffen, daß aus der anderen Seite das Wort einer : so, neutralen und so hohen Stelle ein williges Ohr findet. ; Vor den Augen des Heiligen Vaters, dessen Raum und Zeit i umspannender Blick die Qualen und Leiden der heute ans uns lastenden Zustände erkannt hat, liegt uns daran, offen zu sagen, daß eine schnelle und endgültige Befreiung vom : fremden Druck eine sittliche Pflicht ist. Wie der Ruf des Heili- i gen Vaters gesagt, sind die wichtigsten Ziele unserer Politik gerichtet aus Gerechtig keit. Billigkeit und endgültig gerechte Lösung des - Revaratiousvroblems. s Aus Stadt und Land. AUnrUun-r» ,n, omc -rdm-a »n Nnm« doniLv« Wilsdrufs, am 29. Juni 1923. — Voraussichtliche Witterung. Wolkig, nur zeitweise j heiler, langsam fortschreitende Erwärmung, schwache Winde aus ; westlichen Richtungen. Eine Besserung der Witterung und Zu- - nähme der Temperatur wird sich auch weiterhin langsam voli- : ziehen. — Das Heimat- und Schützenvoussest sieht nun vor der : Tür. An die Vorbereitungen wird die letzte Hand angelegt, : soweit sie nicht schon abgeschlossen sind. Die allgemeine Teil- j nähme öer Bevölkerung von Stadl und Land zeigt sich auch in i der lebhaften Nachfrage nach Programms und Festzeichen. Die ; Eisenbahnverwaltung läßt .dankenswerterweise am Sonntag ' zwei Sonderzüge nach Wilsdruff und am Abend ;e einen nach i Freiial-Potschappel und Meihen-Triebischtha! verkehren. (Siehe , des. Not.) Aus der Festwiese selbst werden alle Vorkehrungen : für einen Massenbesuch getroffen, zumal die Landeswetterwarte i auch heule eine langsame Besserung der Witterung voraus- ! sagt. Das Fest wird eingeleitet LP Sonnabend abend 7 Uhr l dmch Zapfenstreich der Stadtkapelle. Der Heimatfest-Sonntag i nimmt seinen Anfang mit einem Wecken der Kapelle, dem ! Fußball-Kranzspiele auf dem Turnplatz Meißner Straße > folgen. Der Festzug stellt am Stadtgut Ouantz und bewegt sich s durch Dresdner Straße, Markt, Zellaer-, Wieland-, Meißner Straße, Markt, Freiberger und Bahnhosstraße nach der Fest- l wiese. Ueber die Veranstaltungen daselbst unterrichtet aus- ! jährlich das überall erhältliche Festprogramm. Und nun j Flaggen heraus und Waldesgrün an die Häuser und ein frohes j Herz mitgebracht. Das soll ein freudiges Gelingen, geben! — Die Heimatsammlung ist am Sonntag von 12—2 Uhr ! geöffnet. Heimatfest und Heimatsammlung gehören zusammen. ! Sie wollen beide die Liebe zur angestammten Heimat wecken und pflegen; sie wollen decke die Heimat zu einem Quell j echter Freude und neuer Schaffenslust machen. Deshalb sei » allen, die von nah und sein zum Feste kommen, der Besuch j der Heimatsammlung in der neuen Schule aufs wärmste empfohlen. Man beachte genau die Besuchszeit. — Sonderziige. Aus Anlaß des Sonntag den 1. Juli in Wilsdruff stattsindenden Heimat- und Schützenvolksfestes ver kehren an diesem Tage folgende Sonderzüge: von Freital-Pot. vorm. 6,40 nach Wilsdruff, von Freital-Pot. vorm. 10,05 nach Wilsdruff, von Wilsdruff abends 10,25 nach Freital-Pot. und j von Wilsdruff abends 10,05 nach Meißen-Triebischlhal. — Pcktzmnsik Sonntag'den 1. Juli, vormittags 10 Uhr: ! 1. „Auf Wiedersehn am Rhein", Marsch von Berger. 2. Ouvertüre zur Oper „Der königliche Schäfer" von Mozart. 3. Andante aus der G-dur-Sinsonie von Haydn. 4. „Frohsinn auf den Bergen", oberbayrischer Ländler von Felras. 5. „Wer kann dafür", Walzer aus der Operette „Polnische Wirtschaft" von Gilbert. — Reiche Spenden. Die durch ihren werktätigen Opfer sinn in ihrer Vaterstadt Wilsdruff so gut bekannten Herr Emil und Frau Ida Pinkert in Kansas City Mo. haben, nachdem sie erst zu Ostern gemeinsam mit Herrn Ernst Scheukert durch Lermirtluna des Frauenvereins der Konfirmanden gedacht Hütten, in diesen Tagen in ihrer unermüdlichen Weise weiter für hiesige bedürftige Kreise zirka 5 Millionen Mark überwiesen in der Annahme, daß dadurch auch andere begüterte Leute zu gleichem Tun angeregt werden. Neben dem Fechtverein, zu dessen Ehrenmitgliedern die Spender zählen, der rund 1 350 000 Mark für seine wohltätigen Zwecke erhielt, wurden im beson deren auch der Kinderhort, die Sonntagsspeisung der bedürf tigen alten Leute und der Verein für Natur- und Heimatkunde mit namhaften Beträgen bedacht. Weiter wurden für das Krankenhaus eine bedeutende Anzahl guter Bücher gestiftet. ? Vergelts ihnen Gott! Wenn edle Herzen hinten... 22 Roman von Fr. Lehne. Felix gotz sich noch einen Kognak ein. Mit einem Ruck stürzte er den Inhalt des Glases hinunter. „Bitte, Arno, geh nicht so im Zimmer umher. Das macht mich rasend nervös." Arno Salten setzte sich in den beguemsn Klub sessel dem Schwager gegenüber, der eine Zigarette nach der anderen rauchte. Ein mißmutiger Ausdruck lag auf seinem hübschen, sonst so sorglosen Gesicht während er den kunstvollen Rauchringeln nachsuh, die ' er bildete. Arno schien etwas aus dem Herzen zu haben: ! einige Male setzte er zu sprechen cm, fand aber nicht s das richtige Wort. „Zu dumm, die ganze Geschichte!" Hastig sprang Felix auf und jetzt war er es, der nervös das luxuriös eingerichtete Zimmer durchmaß. Knapp umschloß die Litewka seine elegante, sehnige ReitercMalt, und leicht glitt der schmale Fuß im Lackstiefel über das Parkett, jeder Schritt begleitet von einem leisen Klingeln der silbernen Sporen. „Du, Felix, hast du auch schon gehört, daß Psters- dorffs Versetzung definitiv ist?" „So? Nun, es ist ja das beste für uns alle.". „Ja, doch noch immer zerbreche ich mir den Kops i nach dem Grund der Entlobung. Ob Sophia etwas ! Nachteiliges über ihn erfahren hat?" meinte Arno. „Ausgeschlossen!" „Na, sie spricht ja nie darüber. Aber ein Mäd chen wie Sophia tut nichts ohne Grund — und ob Petersdorfs ihn nicht doch gegeben hat?" „Nee, Arno, da kann ich Gift darauf nehmen: Eberhard ist ia seit der Zeit wie verwandelt. Ursache yat er ibr nicht gegeben. Da» weist ich. das weitzt du, mw wrzjru wrr aus. Er yar Sophie zu ued, als Batz er. freiwillig zurückgctrsten wäre." „Freilich, das hatte ich mir auch schon gesagt, aber weshalb denn? Hatten sie sich gezankt? Da mußte er Mann genug sein, um ih den Kopf zurecht zusetzen." „Du weißt, Arno, daß phias — —" „Annemarie hat mir das es aber nicht so recht glauben, romantisch. Und Petersdorfs, zuckt nur die Achseln." „Vielleicht sind ihm auch die Gerüchte zu Ohren gekommen", meinte Arno zögernd und dabei ange legentlich seine sorgfältig polierten Fingernägel be trachtend. Felix blieb plötzlich stehen und sah den andern durchdringend an. „Gerüchte? Welche Gerüchte?" „Na, es wird doch jetzt so vielerlei über euch gesprochen. Man hört etwas, fängt einige Worte auf, kommt man aber näher, wird das Gespräch abge brochen, und mit mitleidigen und bedeutungsvollen Blicken wird krampfhaft nach einem anderen Thema gesucht. Und zu Hause liegt einem Annemarie in den Ohren, daß Robert äußerste Sparsamkeit predigt — du weitzt's genau wie ich — —" Felix nickte. „Ach so, und damit willst du Petersdorfs in Ver bindung bringen?" Er fragte es in eigentümlich scharfem Tone, so daß Arno ärgerlich auffuhr; er war rot geworden. „Ich denke nicht daran! Welchen Sinn legst du meinen Worten unter? Wenn es auch sonderbar ist, daß gerade jetzt —" „Du weißt genau, daß Sophia es war, dis dis Verlobuna gelöst hat, sonst wäre er noch heute unser Schwager! Und was die Gerüchte anlangt, so viel gebe ich darauf — fo viel." Wegwerfend schnippte er mit den Fingern. „Na, ich weiß nicht, ob das so angebracht ist. Für unsereinem ist es eine scheußlich ungemütliche Lage, wie du dir denken kannst. Und ich meine, es ist besser, wir sprechen uns mal darüber aus." „Daß Schwierigkeiten in eurer Fabrik vorhanden sind, ist Tatsache. Das hat mir Bob selbst bestätigt. Außerdem hat es sehr befremdet, daß der Ball, den deins Eltern im Januar gegeben haben, erst kürzlich nach einer Mahnung bezahlt worden ist. Man weiß nicht, durch welche Indiskretion diese fatale Sache ! öffentlich bekannt geworden ist. Im Regiment ist ver- t sckiedentlich darüber glossiert worden. Das kannst du ! mir glauben, mein Junge, da ist so vieles, was ich allein ausfressen muß." Felix nagte mißmutig an seinem Bart. „Ah, nun liegst du mir auch noch damit in den Ohren. Es wird ja gut werden, wir wollen es ab- wartcn " „Bis es zu spät ist", brummte Salten. Da klingelte es. „Ach, sicher der famose Herr Uhlig." Arno wollte aufstehen. Er griff nach feiner Mütze. „Bleibe nur sitzen, bleibe da. Arno." Dem war es augenscheinlich aber gar nickt an genehm, Zeugs der Unterredung zwischen dem Schwa ger und dessen Geldgeber sein zu müssen. Leander Uhlig trat ein, mit geckenhafter, gewöhn lich wirkender Eleganz gekleidet. Er verneigte sich ttes, an der Tür stehen bleibend. Die beiden Herren dankten mit knappem, hochmütigem Gruß. Tückisch blitzte es in seinen Augen auf. Er näherte sich Felix. (Fortsetzung folgt.) eine Jugendliebe So- auch erzählt; ich kann Die Sache ist mir zu der schweigt sich aus,