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Wilsdruffer Tageblatt 8. Blatt zu Nr. 86 — Mittwoch, den 26. April 1939 Auszeichnung verdienter Männer Generalseldmarschall Göring ehrt Milch, Udet, Messer schmitt und Todt Generalfeldmarschall Göring hat als Schirmherr der Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung den Staatssekretär der Luftfahrt und Generalinspekteur der Luftwaffe, Generaloberst Milch, zum Ehrenpräsidenten der Lilienthal-Gesellschaft und den Generalluftzeugmeister Generalleutnant Udet zum Präsidenten der Gesellschaft ernannt. Ferner hat Generalfeldmarschall Göring als Präsident der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung den Professor Messerschmitt, Augsburg, zum wissenschaftlichen Vizepräsidenten der Akademie der Luft fahrtforschung ernannt. Dr.-Jng. Todt, Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, wurde von ihm als Außer ordentliches Mitglied in die Akademie ausgenommen. Mit diesen Maßnahmen har Generalfeldmarschall Göring vier um die deutsche Technik hochverdiente Männer besonders ausgezeichnet. Die wissenschaftlichen Arbeiten der Lilienthal-Gesellschaft, die im In- und Auslande weit gehende Anerkennung gefunden haben, erstrecken sich über das Gesamtgebiet der Luftfahrttechnik und -Wissenschaft, deren einheitliche Gesamtführung dem berühmten Flieger Ernst Udet als Generalluftzeuameister erst vor wenigen Monaten übertragen wurde. Neue AebettSbuchverordnung Erweiterung des arbeitsbuchpflichtigen VrrfonenteeifeS D-r Rerchsarbeitsminister hat durch eine Verordnung vom 22. April 1939, die am 1. Mai d. I. für das Reichs gebiet einschließlich der Ostmark, der sudetendeutschen Gebiete und des Memellandes in Kraft tritt, den arbeits buchpflichtigen Personenkreis erweitert und die Arbeits- buchp flicht auch für die selbständigen Be rufstätigen (mit Ausnahme der im Gesundheitswesen Tätigen und der Rechtsanwälte), für die Heimarbeiter, Hausgewerbetreibenden und Zwischenmeister sowie für die mithelfenden Familienangehörigen der arbeitsbuchpflich tigen Berufstätigen eingeführt. Die Ausnahmen, die bisher für Arbeitskräfte mit einem Monatsgehalt von mehr als 1000 RM. bestanden, sind in Wegfall ge kommen. Nach der neuen Verordnung sollen künftig folgende Personen ein Arbeitsbuch erhalten: 1. Arbeiter und Angestellte (einschließlich der Lehrlinge, Praktikanten und Volontäre). Ausgenommen sind lediglich ausländische Saisonarbeiter, die nach Ablauf der Saisonbeschäftigung das Reichsgebiet wieder zu verlassen pflegen, ferner Personen, die sonst berufsmäßig Lohnarbeit nicht verrichten, wenn sie nur gelegentlich und kurzfristig be schäftigt werden, schließlich die Mitglieder der Besatzungen von Seefahrzeugen und andere Angestellte und Arbeiter, deren Be schäftigung in das Seesahrtsbuch einzutragen ist. 2. Selbständige Berufstätige sowie Heim arbeiter, Hausgewerbetreibende und Zwi schen m e i st e r. Der Personenkreis der selbständigen Berufs tätigen umfaßt alle zu Erwerbszwecken tätigen Personen ''natürliche Pe.sonen, auch Pächter, Teilhaber. Mitinhaber), die oas wirtschaftliche Risiko ihrer Tätigkeit selber trägen. geschlossen sind auch solche Personen, die, ohne ein Ärbeitsveik- hättnis einzugehen, sogenannte Werkverträge gegen Entgelt ausführen, auch dann, wenn sie selbst keine Arbeiter oder An gestellte beschäftigen, zum Beispiel freischaffende Künstler, Schriftsteller, Dolmetscher, Privatlehrer, Handelsvertreter. Aus genommen von der Arbeitsbuchpflicht sind die im Gesundheits wesen hauptberuflich selbständig Tätigen, zum Beispiel Aerzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Heilpraktikanten und Dentisten, Hebammen, sowie die Rechtsanwälte 3. Mithelsende Familienangehörige der nach Nr. 1 und 2 arbeitsbuchpflichtigen Berufstätigen, auch wenn sie nicht als Arbeiter oder Angestellte beschäftigt werden Er saßt werden alle Personen, die als Familienangehörige im Be trieb oder sonstigen Unternehmen des Ehegatten, der Eltern. Voreltern, von Abkömmlingen oder sonstigen Verwandten und Verschwägerten ihre Arbeitskraft verwerten. Es ist beabsichtigt, zunächst die selbständigen Berufstätigen der Landwirtschaft und deren mithelfende Familienangehörige, sodann die Selhständigen und Familienangehörigen des Hand werks und weiter die Heimarbeiter, Hausgewerbetreibenden und Zwischenmeister mit ihren mithelsenden Familienangehöri gen zu erfassen, während die Ausgabe des Arbeitsbuches an die übrigen Berussgruppen vorläufig noch zurückgestellt bleibt. Die Arbeitsämter werden öffentliche Bekanntmachungen erlassen und die Personengruppen, denen das Arbeitsbuch nach der Verordnung vom 22. April 1939 neu auszustellen ist, in einer bestimmten Reihenfolge zur Antragsstellung aufrufen. Auf Zuwiderhandlungen stehen je nach der Schwere Ge fängnis-, Hast- und Geldstrafen. Es liegt im Interesse eines jeden werktätigen Volksgenossen, sich mit den Pflichten, die ihm die Verordnung auferlegt, genau vertraut zu machen. Die Arbeitsämter erteilen Auskunft. Ehrung für Generaloberst von Rundstedt Vom Führer zum Chef des JR. 18 ernannt. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat den Generaloberst von Rundstedt zum Chef des Infanterieregiments 18 ernannt. Die Uebergabe des Regiments an Generaloberst von Rundstedt wurde durch den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, vorgenommen. Das In fanterieregiment 18 war in der Nähe von Bielefeld zu einer Ehrenparade angetreten, zu der zahlreiche Ehrengäste erschienen waren. Nach Ansprachen des Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, und des Gene raloberst von Rundstedt beschloß ein Parademarsch die militärische Feier. Generaloberst von Brauchitsch verwies in seiner An sprache darauf, daß das Infanterieregiment 18 die stolze Tradition zweier hervorragender Regi menter der alten Armee fortsetze. Von einzelnen Waffentaten dieser Regimenter hob er hervor, daß zwei Kompanien des ehemaligen 7. Lothringischen Infanterie regiments 158 am 2. Juni 1916 das Fort Vaux der Festung Verdun unter Führung des Leutnants Rackow erstürmten. Aber auch das Infanterieregi ment l8 selbst habe in der Zeit seines Bestellens schon eine eigene Tradition entwickelt, denn es gehöre zu den Stammregimentern des ehemaligen deutschen Hundert- tausend-Mann-Heeres. Generaloberst von Rundstedt gedachte in seiner Ant wort zuerst der Toten des Regiments und schloß mit folgenden Sätzen: „Wir Soldaten wollen stets dessen ein gedenk sein, daß gerade wir unserem Führer schlechthin alles zu verdanken haben und daß es daher unsere heilige Pflicht ist, freudig Blut und Leben einzusetzen, wenn der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht sich in Zeiten der Not und Gefahr des Vaterlandes gezwungen sehen sollte, zu den Waffen zu greifen." Anschließend fand ein Empfang beim Oberbürger meister der Stadt Bielefeld statt. Aufhebung -er Einreisesperre ins Memelgebiet Die bisher bestehende Einreisesperre für das Memelgebiet ist aufgehoben worden. Die Einreise in das Memelgebiet unterliegt daher nicht mehr den bisheri gen Beschränkungen. Dagegen bleibt die Einreisesperre in das Protektorat Böhmen und Mähren vorläufig aufrecht erhalten. Ausnahmen werden nur in besonders begründe ten Einzelfälleü zugelassen. Entsprechende Anträge sind, wie bisher, den zuständigen Industrie- und Handelskam mern vorzulegen. Es ist zwecklos und bedeutet nur eine Verzögerung, wenn derartige Anträge dem Reichswirt schaftsministerium unmitelbar (mündlich oder schriftlich) eingereicht werden. » s— . Der neue jugoslawische Gesandte trat sein Amt an. Der als Nachfolger des jetzigen Außenministers Cincar- Markowitsch ernannte neue jugoslawische Gesandte An- dric legte am Ehrenmal Unter den Linden in Berlin einen Kranz nieder. Anschließend nahm er den Vorbei marsch der Ehrenkompanie ab. (Weltb ild-Wagenborg-ML Bernhard Köhler Der Leiter der Kommission für Wirt schaftspolitik der NSDAP. In der Nacht zum Dienstag ist der Leiter der Kom misston für Wirtschaftspolitik der NSDAP., Bernhard Köhler, nach kurzer schwerer Krankheit im 56. Lebens fahre verschieden. Mit Bernhard Köhler ist einer der ältesten Mit kämpfer des Führers dahingeganqen. Schon bald nach der Gründung der NSDAP, sand Köhler zu Adolf Hitler. 1919 bereits begann er seine Tätigkeit für die Partei. 1920 war er Schriftleiter im „Völkischen Beobachter", zu dessen Mitarbeiterstab er bis 1930 gehörte. Dann trat Bernhard Köhler in die öffentliche politische Tätigkeit zu rück. 1931 arbeitete er das grundlegende Programm der NSDAP, für die Beseitigung der Ar beitslosigkeit aus, und im folgenden Jahre über nahm er die Leitung der Wirtschaftspolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP. Im Dezember 1932 wurde Köhler vom Führer zum stellvertretenden Leiter der K o m- mission für Wirtschaftspolitik ernannt, und im Juli 1933 übernahm Köhler die selbständige Leitung dieser Abteilung der Reichsleitung. Durch seine Mit wirkung bei der Durchführung desVierjah res- plan es erweiterte sich Köhlers Arbeitsbereich noch w e s eü1l i ch. Bernhard Köhler studierte Naturwissenschaft und Volkswirtschaft und arbeitete vor Kriegsausbruch in ver- schiederten wirtschaftlichen Unternehmungen. Von 191-1 bis 1918 stand er im Felde, zunächst als Zugführer, dann als Kompanieführer, bis er als MG.-Offizier beim Regi- mentsstah Verwendung fand. Major a. D. von Stephani In der Reichshauptstadt ist der Major a. D. Franz von Stephani, der letzte Bundeshauptmann und Oberstlandesführer des ehemaligen Stahlhelm, Bundes der Frontsoldaten, im 63. Lebensjahr verstorben. Von Stephani war in seinem ganzen Leben ein deutscher Soldat und Kämpfer. Von 1903 bis 1914 war er im deut schen Kolonialdienst tätig, zuletzt als Resident in Kamerun. Bei Kriegsausbruch befand er sich auf Heimaturlaub und rückte als Kompanieführer ins Feld. Mehrmals schwer und leicht verwundet, war er zuletzt Major und Batail lonskommandeur im 1. Garderegiment zu Fuß. Im November 1918 schuf er das Freikorps Potsdam, mit dem er am 11. Januar 1919 das „Vorwärts"-Gebäude stürmte. Die Ostmark kommt zu Besuch Große Ostmark-Ausstellung in Berlin „Berge, Menschen, Wirtschaft der Ostmark", so heißt die große Sommerausstellung, die am Berliner Funkturm vom 26. Mai bis 25. Juni stattfindet und für die Generalfeldmarschall Göring die Schirmherrschaft über nommen hat. Die Ausstellung wird alles zeigen, was das Wesen des Landes und Volkes kennzeichnet, Kultur und bildende Kunst, Land- und Forstwirtschaft und die Jagd, Industrie und Handwerk. Eine besondere Abteilung führt die mannigfaltigen „Wiener Spezialitäten" vor. Im Vorhof schon wird eine in Wien zusammengestellte moderne Kunst- schau „Berge und Menschen der Ostmark" Bilder der großartigen und idyllischen Landschaften, der Berge, Seen und der Menschen zeigen. Das Brauchtum wird besonders stark vertreten lein. Zu so,r v. H. m der HL. Ueber eine Million Neuaufnahmen Wie die Reichsjugendführung mitteilt, wurde am 50. Geburtstag des Führers der neue Jahrgang 1 9 28/29 der zehnjährigen Jungen und Mädel in die Hitler-Jugend ausgenommen. Die Meldungen zum Ein tritt wurden vor Verkündigung der Führerverordnung zum Gesetz über die Hitler-Jugend abgegeben. Es handelt sich also noch nicht um die Anmeldung auf Grund der Verfügung zur Jugenddienstpflicht. Danach haben sich von 551 309 Jugendlichen 509 083 Jungen, das sind 92,3 Prozent, von 519 884 Jugendlichen 462 548 Mädel, das sind 89 Prozent gemeldet. Die Ge samtzahl des Jahrganges beträgt 1 071 193, von denen 971 631 in die Hitler-Jugend eingetreten sind. Die Erfassung erfolgte also zu 90,7 Prozent. Ferner erfolgten gleichzeitig mit der Werbung dieses Jahrganges Neuauf nahmen in das Jungvolk und den Jungmädelbund von älteren Jahrgängen. Die Gesamtzahl der zum Geburts tag des Führers aufgenommenen Jugendlichen beträgt 1 032 991. Aachen und die denMe EMMe Unioersalmonarchie und Heimatgcftihl — Rede Rosenbergs im Kaisersaal zu Aachen Reichsleiter Alfred Rosenberg sprach im Kaiserlaal zu Aachen über Universalmonarchie und Heimatgesühl. Wenn in Deutschland Aachen genannt wird, io sagte er, dann ist damit eine Zusammenballung größter deutscher und großer euro päischer Kräfte gemeint, die einmal doch historische Entscheidung für ein Jahrtausend gewesen ist Was hier von Aachen aus ging als beherrschender Wille, und was gegen Aachen vielerorts als Gegenkraft anbrandete, das war der erste instinktive be wußte große Zusammenstoß zweier Mächte^ die Jahrhundert um Jahrhundert die Dynamik der deutschen Geschichte bestimmte. Hermann und Theoderich der Große hätten versucht, eine dauernde große Zusammenfaßung der Germanen in einem gro ßen germanischen Reiche zustande zu bringen. Es sei jedoch unmöglich gewesen, eine einheitliche Willensgrundlage für die verschiedenen germanischen Stämme zu bilden. Die unter Karl dem Großen entstehende Universalmonarchie habe sich dagegen auf drei Kräfte gestützt, die tausend Jahre entscheidend für Europa geworden seren: 1. auf das Vermächt nis des kaiserlichen Roms, 2. auf die Vorstellung eines römisch- katholischen Eottesstaates und 3. aus die ureingeborenen Schöp fer- und Gestaltungskräfte des germanischen Menschentums. Diese drei Kräfte, so betonte Rosenberg, bildeten zusammen das, was wir bisher das Abendland nannten. Rosenberg zeigte auf, wie sich schon zu Karls des Großen Zeiten der Kampf zwischen Kaiser und Papst entspann, ein Kampf, der sich immer wieder durch die Geschichte hinzieht. Er zeigte auch, wie als Vermächtnis Karls die junge werdende deutsche Kraft ein neues, das Deutsche Reich mit einer Idee beseelt, wie dann unter Karl V. die Reichsidee ebenso wie die Universalmonarchie die mit dem Griff des Franken königs Karl zur römischen Kaiserkrone begründet wurde, hin auswächst in die ganze Welt, die damit in die kirchlich begrün deten Gedanken einbezogen wird. Was sich immer wieder aus ganz verschiedene Weise überall zeigte, war das Auftreten eines verstärkten Heimatgefühls, das sich von beengten Sippen- und Stammesgrenzen zum Natio- nalgesühl zu erweitern begann. Rus der anderen Seite wird der Gedanke der Unioersalmonarchie ebenfalls diesem Natio- nalgesiihl angenähert. Wenn wir die tausendjährige Entwicklung der deutschen Kämpfe heute, wo wir glauben, daß viele Wlllensmächte im Großdeutschen Reiche Adolf Hitlers zusammenlaufen, überprü fen, da dürfen wir als Ergebnis vielleicht folgendes feststellen: Mir werden über keine große Bewegung und keinen großen Mann der Vergangenheit ein sogenanntes Urteil sprechen wollen, sondern alle Werre, das Wollen und alle Taten uns bemühen einzubezichcn in «ünen großen Schicksals!««? des deutschen Vol- kes, wir werden aussprechcn dürfen, daß alle großen Bewegun gen, die einmal geschichtsbildend waren, schon dadurch geadelt sind, daß Deutsche an sie geglaubt haben. Von der großen Kaiseridee hat das deutsche Volk — und nicht nur das deutsche — den Gedanken einer harten politischen Macht und das Bewußtsein einer großen Sendung geerbt, ein Gedanke, der berufen war, um über alle Sonderinteressen, ob sie Sippe, Stamm oder sonstwie heißen mögen, hinwegzugehen und ein hestimmtes Ganzes, wenn nötig, hart und rücksichtslos zu vertreten. Von seiten der sich immer erneuernden Käm^e für die unmittelbare Heimat erben wir das starke Blut- und Volks- Kriegshetzer Churchill als Rclrutemvcrber. Der sattsam bekannte Deutschenfresser und britische Hetz» apostel Winston Churchill hat sich jetzt in den Dienst der englischen Rekrutenwerbung gestellt. — Unser Bild zeigt Churchill bei einer Ansprache vor einem Werbebüro der HMiMe» Armee, LWeltb ild-Wageuborg-M.)