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zahlreiche Spenden Einige große Firmen haben mit ihrem Glückwunsch besondere Spenden verbunden. Aschinger schickt 3000 Gutscheine für freies Mittagessen, die Deutschlandhalle lädt zum nächsten Eintopfessen 2000 bedürftige Partei- und Volksgenossen als ihre Gäste ein. Adele Sandrock Hai vom Krankenlager herzinnige Glückwünsche gesandt. Auch die Frauen der vielbeschäftigten Berliner Parteigenossen haben den Humor nicht verloren, und so liest man dann mit verständnisinnigem Schmunzeln einen Glückwunsch der „drei politischen Witwen" der Ortsgruppenleiter Alt glienicke, Königsheide und Niederschöneweide. Ein Tele gramm mit herzlichen schlichten Worten liegt abseits. Es ist von der Mutter des Gauleiters und sorgsam beiseitegelegt. Man möchte denen jenseits unserer Gren zen, die die wahrhafte Volksgemeinschaft des National sozialismus noch nicht verstanden haben, einmal Gelegen heit geben, sich einige Tage in Ruhe der Lektüre dieser Dokumente zu widmen. Sie werden dann verstehen, warum Führung und Volk in Deutschland ein und dasselbe und aus einem Guß sind, nnd warum dieses Reich auf immer unzerstörbar sein wird. SA -Appell im Lustgarten Zum zehnjährigen Bestehen der SA. Mit dem Gau Berlin zusammen feierte auch die SA. Berlin-Brandenburg ihr zehnjähriges Bestehen. Im Lust garten marschierten 25 000 Mann der Berliner Bri gaden 29 und 30 und Abordnungen der Brandenburger Brigaden 26 und 27 auf. 12 Standarten und mehr als 300 Fahnen standen aus den Stufen des Museums. Auf der Schloßrampe waren für die Angehörigen der ermorde ten SA.-Männer Stuhlreihen ausgestellt. Neben den Führern der SA., der SS., des NSKK., den Politischen Leitern, den Offizieren des Heeres, der Luftwaffe, ver Marine und der Polizei sowie den Führern des Reichs- arbeitsdienstes standen auf der Schloßrampe die Träger des neuen Gauehrenzeichens. Stabschef der SA. Lutze erschien zusammen mit dem Gauleiter Dr. Goebbels. In seiner Begleitung befan den sich Obergruppenführer von Jagow, SS.-Obergrup- penführer General Daluege, SA.-Obergruppenführer Polizeipräsident Graf Helldorff, Reichsarbeitsführer Staatssekretär Hierl und Korpssührer Hühnlein. Nach dem Abschreiten der Front verlas Obergruppenführer von Jagow unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden die Namen der 41 Ermordeten, die seit dem Jahre 1924 in Berlin ihr Leben für die Bewegung und Deutschland hingegeben hatten. In Vertretung des Reichsführers SS. Himmler sprach stellvertretender Obergruppenführer der SS. und Chef der Deutschen Ordnungspolizei, General Daluege. Er erinnerte an die erste Zeit, in der Gauleiter Dr Goeb bels vom Führer nach Berlin entsandt worden war, und an die Zeit, da man aus den SA-Männern 12 Mann zu einer Schutzstaffel formierte. Korpssührer HLhnleiner- wähnte mit Stolz, daß auch das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps bei der heutigen Feier mit einem, wenn auch kleinen Fähnlein beteiligt sei. Stabschef Lutze knüpfte an die Zeit vor zehn Jah ren an, in der sich das Band um di« alten Kämpfer im Ruhrgebiet schlang, aus denen heraus Dr. Goebbels nach Berlin gekommen war. Sie alle hatten zu dieser Zeit sich einem Mann und seiner Idee verschworen und keiner hatte nach seiner Aufgabe, nach dem Programm, nach seinem Verdienst oder nach feiner Zukunft gefragt. Dis alten Kämpfer hätten dafür zu sorgen, daß der Glaube an den Führer, an sein Werk und au die Ewigkeit des deutschen Volkes das härteste Fundament werde, auf dem für die Zukunft des deutschen Volkes gearbeitet werden könne. Gauleiter Dr. Goebbels würdigte den tapferen Einsatz der ersten Glieder der SA. und der tteinen, damals noch unscheinbaren Trupps der SS., die ihm von Anbeginn seiner Tätigkeit zur Seite standen und die da, wo Terror mit Terror beantwortet werden mußte und wo es gegen Brachialgewalt kein ande res Mittel als ebensolche Brachialgewalt gab, die Kraft seiner Attelligenz durch die Kraft ihrer Fäuste unter stützten. „Diesen Mut habt ihr unter schwersten Opfern aufgebracht: Ihr habt euch dafür von den marxistischen und bürgerlichen Blättern verspotten und verhöhnen lasten. Aber ihr habt auch im Februar des Jahres 1933 die glücklichen Stunden erlebt, da wir im Regierungs viertel von Gebäude zu Gebäude zogen nnd ms Flaggen unserer Revolution hißten. Und wenn sich in diesen Tagen die Amtsgebäude und die Häuser wieder mit derselben Fahne schmückten, so könnt ihr und können wir mit Stolz sagen: Diese Fahnen sind auf unser Geheiß hoch- gegangenl Sie sind das Zeichen einer eroberten Stadt und einer gewonnenen Revolution. Die Ehrung, die der Führer mir am gestrigen Tage zuteil werden ließ, möchte ich zum größten Teil wieder auf euch abladen. Denn ihr habt mir geholfen, mich durch zusetzen, und eure Fäuste haben die Fäuste unserer Gegner aufgebrochen. Das Gelöbnis zum Führer, zur Bewegung und zum Staat klang aus in dem gemeinsamen Gesang des Deutsch landliedes. Zum Abschluß des Appells fand ein Vorbei marsch statt, den Stabschef Lutze vor dem Museum ab nahm. Austlang der Feier Dr. Goebbels verbrachte den letzten Abend der beiden Tage des Gaufestes der Reichshauptstadl im Kreise von vielen Tausend von Parteigenossen, welche in der großen Deutschlandhalle so dichtgedrängt saßen, daß noch Tausende in den Nebenräumen Platz suchen mußten. Dann rollte ein Programm mit Musik, Gesang und Tanz ab, wie es nur die Reichshauptstadt bieten kann. Hitler-Jugend ehrt Dr. Goebbels Die Hitler-Jugend brachte dem Berliner Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels eine besondere Ehrung. Ober gebietsführer Axmann schilderte, wie gerade die Jugend sich stets an der Persönlichkeit und der Leistung des Dr. Goebbels beaeistert babe. Nach dem Lied -Nun laßt dic Fahne fliegen' sprach Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Dies sei das Bekenntnis der deutschen Jugend zu Dr. Goebbels: „Sie sind ein Stück dieser Jugend, Sie und wir gehören zusammen." Unter dem Jubel seiner Kameraden teilte er dann mit, daß er der größten, in Düffeldorf noch im Bau befindlichen deutschen Jugendher berge heute den Namen „Dr.-Joseph-Goebbels-Jugendher- berge" gegeben habe. Dr. Goebbels erinnerte daran, daß er sich beim Kampf um Berlin gerade auf die Mitarbeit der Jugend gestützt habe. Die gleichen Vorwürfe, die seinerzeit den Kämpfern der Bewegung ge macht wurden, wolle man jetzt gegen die Hitler-Jugend erheben. „Wenn wir damals nach dem Rezept, wir sollten erst lernen, statt zu reden, verfahren wären, dann hätten wir heute in Deutschland trotz unserer .Gelehrsamkeit' das Chaos und den Bolschewismus. Gelehrsamkeit lernt man in der Schule, Charakter aber in den natio nalsozialistischen Formationen.' Deshalb erhebe auch der Nationalsozialismus auf dem Gebiet der Erziehung den Anspruch der Totalität.' Der Minister kam dann auf den Vorwurf zu sprechen, er habe die Jugend der Familie und der Schule entfremdet. „Eine Entfremdung konnte nur dann eintreten, wenn in den Familien und in den Schulen keine nationalen Ideale mehr gepflegt wurden.' Unter dem jubelnden Beifall der Zuhörer erklärte Dr. Goebbels dann, daß er glücklich sein werde, seine Kinder später der Hitler-Jugend anvertrauen zu können. Dr. Goebbels' Dank Zu meinem Geburtstag und insbesondere zum Zehn jahresjubiläum des Gaues Berlin sind mir aus allen Kreisen der Bevölkerung so zahlreiche Glückwünsche und Geschenke zugegangen, daß es mir unmöglich ist, jedem, der so freundlich meiner gedachte, persönlich zu danken. Ich bitte, das auch im Namen meiner alten Berliner Kameraden auf diesem Wege tun zu dürfen. Wir werden auch in Zukunft versuchen, durch unermüdliche Arbeit und nie rastenden Kampf für Reich und Nation uns dieses Ver trauens des Volkes würdig zu erweisen. Kurze Nachrichten Rom. Anläßlich des Empfangs bei Außenminister Graf Ciano wurde dem Gauleiter Bohle die Ordensauszeichnung des Großosfiziers des italienischen Kronenordens und den ihn begleitenden fünf Gauamts leitern das Ritterkreuz des gleichen Ordens überreicht. Paris. Das Finanzministerium hat die Frist zur Ablieferung von Gold aus Privatbesitz ohne Namensangabe zum alten Kurs oder zu der sonst er forderlichen Anmeldung des privaten Goldbefitzes bis zum 15. November verlängert. Wiedererweckung der heMscheu Lebensauffassung Die 17. Reichstagung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am 30. und 31. Oktober in Köln wurde eingeleitet durch Kranzniederlegung^ n in den Kölner Ehrenfriedhöfen, an den Gedenksteinen der Opfer der Bewegung und an der Ehrengruft Hindenburgs in Tannenberg. In der Mittagstunde empfing Oberbürger meister Dr. Riesen den Bundesführer Dr. Eulen, Vie Mitglieder des Bundesrates und die Vertreter des Aus landes, worauf sich Dr. Eulen in das Goldene Buch der Stadt eintrug und die Pläne zur Ausgestaltung des Kölner Patcnfriedhofs Thiaucour überreichte. Nach einer Sitzung des Bundesrats und einer Geschäfts tagung des Führertages, auf der die Jahresabschlüsse 1934 und 1935 vorgelegt wurden, fand in der Kölner Messehalle abends eine große Kundgebung statt, die dem Gedenken an die Gefallenen gewidmet war und an der neben den nach den Ehrenstätten Maison Blanche, Saloniki, Lange- marck und Kemmel entsandten Abordnungen der Wehr macht und der Hitler-Jugend der Präsident des englischen Kriegsgräberdienstes, Majorgeneral Sir Fabian Ware und Generalintendant Vincentini vom amtlichen fran zösischen Kriegsgräberdienst teilnahmen. Landeshauptmann Haake-Düsseldorf und der Oberpräsident der Rheinprovinz, Gauleiter Terbo- o e n-Essen, hielten kurze Begrüßungsansprachen. Dann ergriff der Bundesführer des Volksbundes, Dr. Eulen- Berlin, das Wort, der in seinen Ausführungen als Ziele des Bundes die Wiedererweckung der heldischen Lebens auffassung, die Ausgestaltung der Ehrenstätten der Gefal lenen in aller Welt zu Mahnmalen deutscher Art und die Sammlung aller Opferbereiten zu einer Gemeinschaft im Volksbund herausstellte. Der Volksbund werde nunmehr alljährlich am Helden gedenktag und zu seinen Reichstagungen Abordnun gen zu den Ehrenstätten senden und die geheiligte Erde der Gräber an einer Stätte in Deutschland sammeln. Sie solle denen zum Trost gereichen, die nicht zu den Grä bern pilgern könnten, und sie solle die Nation an ihre Toten gemahnen. Am späten Abend bildete eine Weihe stunde auf dem Neuen Markt, bei der Bezirksführer Land gerichtspräsident Müller die Heldenehrung vornahm und Divisionskommandeur Generalleutnant Kühne eine An sprache an die angetretenen Formationen der Wehrmacht, der Gliederungen, der Partei und der Verbände hielt, mit dem Großen Zapfenstreich den Ausklang. Die Front -er Ehrenmale Die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kricgergräbrrfürsorge Auf der Tagung des Volksbundes Deutsche Krieger gräberfürsorge in Köln sprach Major-General Sir Fabian Ware-London über die Gemeinschaft der Rationen in der Kriegergräberfürsorge. Intendant General Vincen tini vom amtlichen französischen Kriegergräbndienst erklärte, seine Dienststellen hätten das Angebot, die deut schen Kriegergräber in Frankreich zu betreuen, gern an genommen. Bundesgeschäftsführer Margraf erstattete den Arbeits bericht. Von den 209 Anlagen im ehemaligen franzö sischen Frontgebiet mit 947 000 Toren seien 93 fertiggestellt. Weitere Ausführungen widmete der Redner den schon in Angriff genommenen ooer noch geplanten Bauvorhaben in oen übrigen Ländern. Reben der Tstenburg i« Bitolj würden in Jugeslawien Ehrenstätten erstehen. Mittlerweile habe der Volksbund auch mit dem Ausbau der Ehrenstätten in Polen beginnen können. Auf deutschem Boden selbst habe der Vokksbund vier große Bauten in Angriff genommen: eine Ehrenstätte für die Freikorps- und Selbstschutzkämpfer auf dem Annaberg in Oberschlesten, ein Erinnerungsmal in Waldenburg für die Gefallenen aus der Stadt, für die Ermordeten der Bewegung aus Schlesien und für die Opfer der Arbeit, das dritte Ehrenmal für die Blutzeugen der Bewegung auf Rügen nnd schließlich noch die Gedächtnisstättc an der Kieler Förde für die im Weltkriege gesunkenen U-Boote und ihre Besatzungen. Weitere Bauten seien geplant in Rumänien, Bulgarien, in der Türkei, in Syrien, Holland, Norwegen, in Deutsch-Ost- afrika, Kanada und England. emrMKWMWW Roman von Paul Hain. Nachdruck verboten 1. Sam Vaskini wiegte sich kokett und ein wenig weiblich in den Hüften. Die schwarze Haarmähne hing ihm etwas wirr in die bleiche Stirn hinein, und um den schmalen Mund in dem gelblichen Gesicht lächelten und flackerten die Laster einer asiatischen, leidenschaftlichen Heimat. Oh, Sam Vaskini konnte die Geige spielen wie wenige jener zigeunerhaften Eeigerkönige, die mit ihren vor trefflichen Kapellen durch die Welt zogen und mit ihrer Musik die Menschen verwirrt und sinnlos machten. Er konnte bezaubern und Sehnsucht wecken und tolle, heiße Wünsche in die Seelen werfen. Und dabei lächelte er sein frauliches und ein klein wenig lasterhaftes Lä cheln, das Frauen töricht und sündhaft machte. Heute allerdings achteten nur sehr wenige auf ihn und seine Kapelle, die auf der Empore des Adlon-Ho- tels saß in jenem weiß marmorierten Saal, der mit sei ner vornehmen, kultiviert-diskreten Eleganz wie geschaf fen war zu intrmen, exklusiven Gesellschaften. Allerdings — man war bereits beim Nachtisch. Man ütz kandierte Nüsse, Pralinenspeise, Obst und Konfekt, und die ersten Rotgekapselten ließen ihre Korke gegen die Decke springen. Der Sekt perlte in den hochgestielten Kristallkelchen. Die lange, hufeisenförmige Tafel, tadellos gedeckt, mit der Fülle von Silber, echtem Porzellan, ver streuten Blumen — Veilchen und zarten Teerosen — und funkelndem Kristall, war schon etwas derangiert. Was kein Wunder war nach dem stundenlangen Esten, das die Kellner, die wie Grafen und edle Junker im mo dernen Frack aussahen, aufgetragen hatten mit der Eran- deLL luanischer Granden. Und bald mußte sich die hohe Flügeltür zu dem klei nen Saal nebenan öffnen und statt der Tischmusik würde Sam Vaskini mit seinen Leuten zum Tanz aufspielen. Die kleine, scharmante Baroneste Eveline von Lind ström, noch ein halber Backfisch, der der erste Sekt schon bedenklich das Blut aufrührte, stieß ihren Tischnachbarn, einem jungen Referendarius, bereits verstohlen in die Seite und strampelte ein bißchen mit den Füßen, in denen schon Jazztakte zuckten. Sie fand diesen ganzen Tag ein fach himmlisch und sie würde noch wochenlang davon schwatzen und träumen. „Wenn man doch endlich aufstehen könnte," flüsterte sie und zog eine Schnute, was bedeuten sollte, daß sie bis obenhin voll war von den süßen Genüssen dieser mehr als reichen Abendtafel. Der Referendarius sah sie streng und verliebt an. Die kleine Eveline gefiel ihm schon seit langem über die Matzen. Aber ehe er noch etwas erwidern konnte, erhob sich am Kopfende der Tafel die kräftige Gestalt von Albert Braunsberg mit dem markanten Römergeficht, das man aus Zeitungen und Journalen so gut kannte. Er stand in einem tadellos geschnittenen Frack sicher und selbstbewußt da, etwas cäsarenhaft, wie es seine Art war, wenn er eine Konferenz von führenden Industriekapitä nen leitete. Aber an diesem Abend fühlte er sich weniger als der König von Kohlengruben und Eisenerzen, die rheinauf und -ab seinen Namen trugen, sondern nur als der Gastgeber von hundert exklusiven Gästen und als der Vater der einzigen Tochter, die von heute ab nicht mehr seinen stolzen Namen, sondern den stolzeren einer Gräfin von Kardorff tragen würde. Er schlug an das Elas. Die Musik verstummte mitten km Takt. Albert Braunsberg blickte mit seinen scharfen Augen unter den angegrauten Brauen über die langgestreckte Tafel, flüchtig das vornehme Bild dieser Fülle gepflegter Menschen in sich aufnehmend. Die Frauen voll Haltung und kultivierter Eleganz, die neuesten Schöpfungen -er ersten Modehäuser von Berlin, Wien oder Paris mit der Sicherheit adeligen Herkommens zur Schau tragend. Ein märchenhaftes Vermögen von Brillanten, Perlen un- Diamanten schimmerte und funkelte da an nackten Armen, um leuchtende Schultern und Busen, an feingliedrigen Händen. Die Herren in ihren feierlich-eleganten Fräcken — vereinzelt in Uniformen, unter denen die goldbusiten der exotischen Nationen sich prunkvoll und fremdartig heraushoben — saßen etwas lässiger und schon ein biß chen weinfroh. An den Spiegelwänden stand mit einem Male, erstarrt wie in Leblosigkeit, das gut geschulte Per sonal des Hotels, das dieses Fest bediente. Wie Puppen voll Haltung und Distinktion. Albert Braunsbergs Blick wanderte zurück zu dem jungen Brautpaar, das zwischen ihm und seiner Gattin saß. Zwei Menschen, die wohl der Herrgott beide in einer seiner schönen Schöpferlaunen geschaffen haben mochte. Hella Braunsberg — „das Wunder in Blond und Blau", wie man sie in der Gesellschaft in neidloser Schmei chelei zu nennen pflegte — und Werner von Kardorff, Beherrscher von Winzheim, Dietersburg und Emmingen und noch einigen Gütern und Traubenbergen am deutschen Rhein, zur Zeit dem Auswärtigen Amt attachiert und vielleicht der glücklichste Bräutigam der Welt. In seinem hübschen, energisch und nicht ohne Kühnheit geschnittenen Gesicht leuchtete der Frohsinn seiner Seele, und er leuchtete wider in den rosig überhauchten Zügel» der jungen Braut, in deren goldblondem Haar mit dem Myrtenrrönlein sich aller Sonnenschein eines seligen Früh lings verfangen zu haben schien, während in dem reinen und unwahrscheinlich klaren Blau ihrer Augen das Glück ihrer neunzehn Jahre und die Seligkeit dieses ganzen schiüsalsoollen Tages verwirrend glänzte. „Mein Tausend und eine Nacht-Märchen," flüsterte ihr Werner von Kardorff leise zu, und es mochte immerhin di« tausendste von seinen tollen, heißen und leidenschaft lichen Schmeicheleien sein, die er ihr in diesen letzten Ta gen voll Stolz und Demut schon in das rosige Ohr flüsterte. Fortsetzung folgt. ,