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Beziehung. Gedanken von Richard von Schaukai Wie wenig die Menschen einander zu sagen Haden, merkt Man so recht, wenn sie nicht zu reden aufhören können. * Daß die Nächsten einander fremd bleiben, ermöglicht die alltaalichen Beziehungen. * Das Zusammenleben ist wie ein Ringelspiel: jeder beweg! sich auf seiner Stelle im Kreislauf des Ganzen. ' * Jeder Mensch hat gute Bekannte. Er kümmert sich sc wenig um sie wie sie sich um ihn. Aber wenn sie einander be gegnen, fallen sie einander ein. Trinkt, o Augen... Matthäus 20, 23: Herr, datz unsere Augen ausgeian werden! Das Auge kann sich selbst nicht sehen und doch, wenn jetzt die Ärzte den Schleier heben und von draußen mit starkem Licht Hereinspiegeln, sehe ich von tief innen her einen Teil des glashellen Wunderbaus des Auges. Da stehen sie, ähnlich wie in der Honigwabe aneinandergefügt glas klar und unendlich zart und fein, die kleinen Eimerchen, in die das Licht von draußen fließt und die es weiter füllen, immer weiter in die Tiefe hinein, das Licht, das so wundervoll ist, so wundervoll, wie man es erst weiß, wenn man es nicht mehr gehabt hat. Das Licht, das so wunderbar ist, das Farben und Ge stalten, das Kraft und Leben hineinträgt auf seinem goldenen Strom in Leib und Seele. Immer wieder grübelt man, was es doch sein mag um dieses goldene, fließende Leben, und immer wieder kommt man von dem Grübeln zu dem dankbar frommen Hinnehmen: Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem gold'nen Überfluß der Welt! und still fügt man hinzu: Laß mich trinken, du Ewiger von deinem goldenen Überfluß durch reine Augen in ein reines Herz. Sie stams-Mischen GrundMe des SMiSMS in Italien. Zusammen gestellt von Karl Knöbel, Grumbach^ Um über dieses Thema sprechen zu können, ist es notwen dig, kurz auf die Führung des faschistischen Staates einzugehen. Durch den Marsch auf Rom am 31. Oktober 1922 machte sich Benito Mussolini, der der Sohn schlichter Arbeitsleute war, zum Diktator Italiens, Um eine Empörung gegen den Sozialis mus, eine Volksauflehnung gegen das drohende bolschewistische Chaos hervorzurufen, und dann aus diesem Lande und Volke eme Großmacht zu schmieden. Der König, gegenwärtig Viktor Emanuel III., /König von Italien und Sardinien, hat sich der faschistischen Eroberung der Staatsmacht gefügt, und der Troße Rat des Faschismus hat das Recht, die königliche Vollmacht grundsätzlich festzulegcn, die Thronfolge zu bestimmen und even tuell, was zwar nicht ausdrücklich gesagt ist, den gesetzlichen Thronfolger zu übergehen. Der eigentliche Inhaber der Regie rungsgewalt ist nach dem Gesetz vom 24- Dezember 1925 der Ministerpräsident, der den Titel „Capo del Governo", zu deutsch „Chef der Regierung" führt. Er ist identisch mit dem Führer der faschistischen Partei, dem „Duce", der die absolute Macht im Staate hat und das italienische Volk diktiert. Durch die Er richtung der Diktatur muß jeder, der nicht durch schlechte Ab sichten geblendet ist, erkennen, daß das faschistische Italien von Jahr zu Jahr vorwärts gedrungen ist. Die Regierung ist heute mit ihren Institutionen, Beamten usw. in der Lage, sich jeder Situation, selbst einer unerwarteten, gewachsen zu zeigen. Die grundlegenden Aufgaben für ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aktionen sind genau begrenzt. — Die Legionen des Landsturmes, des aktiven Heeres, die Gruppen der Partei und Syndikate sind Formationen, die in der Lage sind, jeden inneren oder äußeren Angriff niederzuschlagen. — Das Verständnis für Staatsbürgertum wächst in dem Bewußtsein der Italiener, die fühlen, daß der Staat -allein die so notwendige Bürgschaft für ihre Einigkeit und Unabhängigkeit bietet, daß der Staat allein Fortdauer ihrer eigenen Rasse und ihrer Geschichte auch in der Zukunft gewährleistet. Der Staat bildet den Mittelpunkt der fachistischen Bewegung, deren Wahlspruch lautet: Alles im Staate,, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat. Die Regierung ist der höchste Ausdruck der staatlichen Lebens- , vrdnung- Daher ist alles, was von der Regierung abhängt und sich von ihr herleitet, der Faschist. Faschisten müssen doppelte Disziplin üben — äls Faschisten und Bürger. Es ist falsch, wenn gesagt wird, daß der Staat eine Auto rität darstelle. Der faschistische Staat ist die faschistische Regie rung, und das Oberhaupt der faschistischen Regierung ist der Führer der Revolution. — Diejenigen, die den Faschismus im Auslande und in der Heimat verleumden, sollten wissen, daß solche Handlungen große Gefahren für sie zur Folge haben. Die faschistische Partei ist die politische und geistige Reserve — die Miliz bildet die militärrische Schutzwache; — die Körperschaften bilden die wirtschaftliche Reserve, deren militärische Schutzwache wiederum die Miliz ist. Die Miliz war anfangs eine Art revo lutionäre Schutzpolizei, die den jungen Staat in seinen Krisen jahren teilweise in erbitterten Kämpfen gegen kommunistische und sonstwie oppositionelle Aktion schützen mußte. Dann wurden der Miliz neue und erweiterte Aufgaben gestellt. Sv entstanden die Eisenbahnmiliz, die Pvstmiliz, die Straßenmiliz, die Hafenmiliz und die Forstmiliz. Mit der Errichtung der Letzteren hörte mit einem Schlage der Raubbau in den Wäldern auf und es setzte eine großzügige Aufforstung der kahlen Gebirgsgegenden ein. Durch bas königliche Dekret vom 4. August 1924 wurde die Mi liz der Wehrmacht eingeordnet. So wurden jeder Division der Armee 7Wei Kohorten Schwarzhemden rugeteilt, -die unmittelbar dem Dioisivnskommando unterstehen Die Schwarzhemden ha ben hier den Zweck im Kamps als Stoßtrupp oder letzter Ein satz im Gefecht zu dienen- — Die wichtigste Neuregelung des letzten Jahres ist die zehnjährige Dienstverpflichtung für Mann- . schäften und Offustre der Miliz-. Gegenwärtig sind etwa M000 f Mann in diese Verpflichtung ausgenommen worden, nach de ren Verlauf ihnen eine Geldprämie und Vorzugsbehandlung bei allen Ausschreibungen von öffentlichen Beamtenstellen garantiert ist. Auf diefe Weise kann der Faschismus nach 8 Jahren hin sichtlich seiner Miliz folgende Bilanz ziehen: Der revolutionäre äußere Eindruck der Freischärler ist gewandelt zu Gunsten einer straff organisierten Truppe. Die Schlagkraft der Miliz ist be deutend erhöht, die italienische Wehrmacht qualitativ und quan- titiv verstärkt, ohne daß das Heeresbudget wesentlich belastet worden ist. Der Faschismus ist typisch italienischen Ursprungs, wie der Bolschewismus typisch russischen Ursprungs ist. Nach Jahrhun derten erleben wir das Wunder, daß die ganze Welt in zwei große Lager geteilt wird-: Das eine ist für den italienischen Ge danken, das -andere gegen ihn. Von Tokio bis Neuyork, vom Norden bis zum Süden wird gegen den Faschismus argumen tiert werden. Mussolini ist Gegner des demokratischen Systems. Der Fa schismus unterscheidet sich durch die Art seines Verfahrens und Mentalität. Mussolini denkt nicht daran, jene neue „Gottheit", die Masse anzubeten, die ja eine Schöpfung der Demokratie und der Sozialdemokraten ist. Weil die Masse eine Vielheit darftellt, glaubt man, sie sei im Recht. Durchaus nicht! Das Gegenteil trifft oft zü — die Zahl, die Masse war im Unrecht. Auf jeden Fall ist die Geschichte der beste Beweis, daß es Minderheiten sind, -die stets große Veränderungen und grundlegenden Wandel im Staate, in der Gesellschaft hervorgerusen haben. Ordnung und Disziplin sind keine utopistischen Begriffe mehr -wie im Vorfaschistischen Staate. Wer sie nicht anerkennen will, dem müssen sie aufgezwungen werden. Mussolini selbst verwirft das demokratische Dogma, das ewige Bitten, Ermahnen und Belehren, In Italien herrscht die Pressefreiheit, weil die ge samte Presse nur einer -Sache, nur einer Regierung dient. Sie ist frei, weil sie innerhalb der ihr durch die Gesetze der Regie rung gezeigten Grenzen die Macht ausüben, kritisieren oder ver gleichen kann. Der heutige Regierungschef bestreitet es ganz ent schieden, daß die italienische Presse in einem Geiste der Stumpf heit und der Einförmigkeit lebt. Die Gesetze über die Verant wortlichkeit in der Presse, erlassen am 15. Juli 1923, verhindern die Einschaltung von Strohmännern -als verantwortliche Leiter, besonders von immunitätsgeschützten Abgeordneten, und stehen unter strenger Kontrolle des Staates, da die verantwortlichen Leiter vom Oberstaatsanwalt ernannt werden. Ferner hat der Präfekt den Diktator über die politische Zuverlässigkeit des Be werbers zu unterrichten. Die bedeutendsten faschistischen Zeitun gen sind die 1915 in Mailand gegen den sozialistischen „Avanti" gegründete „Popolo dMalia", deren Gründer Mussolini selbst war, und der heute von seinem Bruder Arnaldo Mussolini ge leitet wird, die „Lavoro d'Italia", das Organ der faschistischen Arbeitersyndikate, und zwei kleinere Blätter „Impero" und „Tevere". Der italienische Arbeiter unterscheidet sich gewaltig von dem deutschen. Er lehnt es -ab, ein- Prolet zu sein-, was ja bekanntlich der Ausdruck für den minderwertigen- Menschen ist Arbeiter sind im heutigen Staate ein unentbehrliches Element für Kampf und Sieg-. Daher sind unter dem faschistischen Regime die Ar beiter nicht mehr die Ausgebeuteten, sondern Mitarbeiter der Produzenten, deren Lebensniveau materiell und moralisch- ge hoben ist, bezüglich -noch gehoben- -werden muß. In den Zeiten der Krise und Not liegt es nach Mussolinis Standpunkt im eigenen Interesse des Arbeiters, sich mit einer Lohnkürzung einverstanden zu erklären; ist -die Krise jedoch über wunden, so liegt es wieder im Interesse des Arbeitgebers, das Gleichgewicht wieder iherzust-ellen. Aus viel zu einleuchtenden Gründen ist es in Italien nicht möglich, -z. B. eine Fordpolitik der Höchstbezahlung des Arbeiters zu realisierren- Aber auch eine Politik der Mindestlöhne wäre durchaus kein Vorteil, denn sie begrenzt den Bedarf der breiten Masse und bringt schließlich der Industrie selbst die größten Nachteile. — Streiks und Aus sperrung sind im neuen faschistischen Staate überholte Begriffe. Benito Müssolini hat als erster die 'Sozialisierung der mensch lichen Arbeit konsequent durchgeführt. Die Gewerkschaften der Arbeiter und die Verbände der Unternehmer sind verstaatlicht. Für stellenlose Arbeiter ist -die produktive Ar-beitslosensürsvrge geschaffen worden, Im allgemeinen ist die Erwerbslosigkeit in Italien sehr gering; Mussolini sagt, Arbeitslosigkeit ist nur ein Org-annisationsfehler. Im Anschluß an dieses soll die Natur des italienischen Syn dikalismus erklärt werden. Er unterscheidet sich von dem roten Syndikalismus in einer grundlegenden Tendenz: Sein Ziel ist nicht, das Privateigentum zu vernichten, sondern er bedeutet Zusammenarbeit in den Zeiten fruchtbarer, erträgnisreicher Arbeit. Die Bevvlkerungsfrage hat Mussolini zur Schicksalsfrage des italienischen -Bo-Kes gemacht. Der Faschismus hat von An fang an die hohe Bedeutung einer energischen Devölkerungs- pvlitik erkannt und Mittel und -Wege ersonnen, um den Be völkerungsüberschuß zu steigern. Man erblickt in der Bevölke rungsdichte nicht eine Gefahr, sondern eine Hebung innenpoli tischer Kraft, die sich zwangsläufig außenpolitisch auswirken muß. Mussolini hat im Jahre 1927 vor der Kammer u. a. fv-l° gend-es ausgeführt: „llm in der Welt zählen zu können, muß Italien an der Schwelle -der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eine Bevölkerung von nicht weniger -als 60 Millionen ausweisen. Das Schicksal -der Nation ist an die Potenz ihrer BÄszahl ge bunden." Die Maßnahmen zur Hebung der Bevölkerungsziffer sind verschieden. Zunächst hat Mussolini die Auswanderung ad- gedrosselt, besonders nach Südamerika, Frankreich und den Ko lonien. Auch innerhalb- Italiens ist die Freizügigkeit erschwert worden. Man will möglichst den Zustrom vom Land in die Stadt, der sich besonders in Deutschland verhängnisvoll ausgewirkt hat, aufhalten. Mussolini meint, je mehr -die Stadt sich vergrö ßert, um so unfruchtbarer wird sie. Die -Großstadt wächst, indem sie die Landbevölkerung in sich -aufsaugt, die aber in dem Augen blick, wie sie städtisch wird, ihre Zeugungskraft verliert. Stadt und Land sterben, und die Nation, ihrer jugendlichen Kräfte be raubt, wird widerstandslos. Aus diesen Gründen ist ein „Innen- paß" eingeführt. Jeder, der in die Stadt verziehen will, mutz Genehmigung des Präfekten haben. Die Erteilung dieser Ge nehmigung ist von -der Bedingung- abhängig, daß der Antrag steller in der Stadt Beschäftigung nachweisen kann. — Eine weitere indirekte Maßnahme ist die Iunggesellensteuer. Diese Steuer ist nicht, wie in Deutschland, ein Kind der Not und des Zufalles, sondern ein Glied in der Kette der bevölkerungsför- dernden Maßnahmen. Dazu kam eine Erhöhung der Einkommen steuer um -25 A. Der sofortige Erfolg war, däß im Dezember 1926 mehr als 100600 Ehen geschlossen wurden. Im Jahre 1928 ist die Steuer noch wesentlich erhöht worden; z. B. stei gerte man die Einkommensteuer um -50^. Mussolini erklärte da zu: „So sollen euch Kinderfrohen diejenigen das Geld schaffen, -die sich weigern, eine Familie zu gründen!" Auch die kinder losen Ehen werden besteuert und die Erträge einem Mutter- und Kinderschutz Mgeführt. Dagegen werden nach dem Gesetz vom Jahre 1928 kinderreiche Familien bis zu einem Jahreseinkommen von- 100 OOO Lire (22 600 Mark) vom Steuerzahlen befreit. Aus Grund dessen soll es in Italien etwa 1 500 000 Familien geben, die sieben oder -mehr Kinder haben. Aber nicht indirekte, sondern auch direkte Maßnahmen wer den zur Hebung der Bevölkerung getroffen. Das gewaltige Me liorationswerk Italiens „Bvnisica integrale", erfaßt allen nur irgendwie verbesserungsfähigen Boden. Erstaunliches ist geleistet worden durch Trockenlegung von Sümpfen, in denen -Jahrhun dertelang die Malaria wütete, durch Bau von Straßen und Ka nälen. Das Volk im Lande und auf -dem Lände fand Beschäfti gung. Die Arbeitslosigkeit wurde zum Teil abgewendet. Aber nicht nur neuer Boden wurde ab-gerungen, nein, die Produktion der Landwirtschaft wird- ständig erhöht. Nur ein Beispiel sei hier genannt. Vor dem Kriege mußte Italien von 70 Millionen Doppelzentner Getreide 40 aus dem Ausland einführen. Im Jahre 1929 betrug bie Ernte 71 Millionen Doppelzentner. Da durch ist -der gesamte Bedarf gedeckt. Es war gelungen durch« Mussolinis großzügige Ernährungs-Politik. Er befahl zu sparen, das Korn bis zum Aeußersten auszum-ahlen, veranstaltete Tage, an denen die Bevölkerung den im Ueberschuß vorhandenen Reis essen -mußte und führte ein gewöhnliches Linheitsweck ein. Durch älle diefe Maßnahmen ist die Ernährungsbasis des italienischen Volkes größer und größer geworden. Die „Pontinischen Sümpfe", die zwischen Rom und Neapel lagen und mit Malaria behaftet waren-, sind -ausgerodet worden, und anstatt Sümpfe findet man heute ein baufähiges Land vor. Kurz: Wo Krank heit und Tod herrschte, ist heute Leben und Freude. — Sv hat vor allem die italienische Landwirtschaft während des'faschistischen Regimes gewaltige Fortschritte -gemacht. Durch die hervorragende Politik des heutigen Regierungs- sy-stems gibt es in Italien eine frohe, tüchtige Bevölkerung. Im mer größer wird die Zahl derer, die sich dem Faschismus anschlie ßen. Selbst die faschistischen Frauen tragen mutig die „Schwarz hemden" und sind d-azu bestimmt und berufen, kommenden Ge schlechtern in der -Geschichte des Faschismus eine ruhmreiche Er innerung zu hinterlassen. — Die männliche Jugend findet in den Organisationen der „Balilla" und „A-oanguardie" Ausnahme. Ihr widmet sich -der faschistische Staat ganz besonders, da die kommende Generation die große Verheißung des faschistischen -Italien von morgen ist. Vas IrMigr 6ria. Totenschädel und Kanonenrohre als Zahlungsmittel. — Schnaps- und Pulvcrwährunq. — Die Kakaobohne und d« Dattel als Scheidemünze. Von G. W. Sandrock. Wieder ^einmal steht es im Vordergründe unserer ge samten Interessen, dieses leidige Geld, das wir hassen müßten, weil es die Wurzel allen heutigen Uebels ist, unk auf das wir doch nicht verzichten können. In diesen Tagen, da Tausende besorgt um ihre Einlagen vor den Banken und Sparkassen Schlange standen, da die bange Frage gestellt wurde, ob genug Barmittel zur Lohn- und Gehaltszahlung bereit gestellt werden konnten, in diesen Tagen kam es uns wieder so recht zum Bewußtsein, wie fest wir mit dem Gelde verbunden sind, das der Menschheit zum Segen «Kd Fluch geworden ist. Mancher von uns würde sich jetzt glücklich schätzen, säße er auf irgend einer fernen Insel mit ein paar Ziegen, Hüh nern und Papageien — auf letztere wird nicht unbedingt Wert gelegt —, mit einem kleinen Gemüsegarten und einem Acker, und er könnte auf die ganze Welt mit allen ihren Sorgen, das Geld vor allem, von Herzenslust pfeifen. Leider wird sich ein derartiger — heute ganz verständlicher Wunsch — nicht erfüllen lassen. Denn kämen wir auch über die Hemmungen des Volksgemeinschaftssinnes hinaus, so würden wir doch bald erkennen, daß es heute überhaupt keinen be wohnten Fleck auf unserer Erde gibt, wo nicht das Geld in irgend einer Form regiert. Wir sogenannten Kulturmenschen haben unser Metall geld und das weit wichtigere Papiergeld, das sich auf irgend eine Deckung in Gold, Silber oder Devisen stützt. Die „Seg nungen" dieses Zahlungsmittels lernten wir zur Genüge ken nen. Die primitiven Völker dagegen erfreuen sich eines in jeder Beziehung weit „stabileren" Geldes, bei dem der Besitzer nicht nur etwas Greifbares in der Hand hat, sondern auch sicher sein kann, daß es seinen Wert so rasch nicht verändert. Es sind zwei Arten dieses Primitiven Geldes zu unter scheiden: Das Binnengeld und das Außengeld, Das erstere bat nur geringe Vcoeutung und verdankt seine Entstehung Ge schenken oder Abgaben, welche die Stammesangehorigen ihrem Häuptling oder ihrem Medizinmann darbringen mußten. Es ist nicht dazu bestimmt, wie das Außengeld in Umlauf zu bleiben — was zum Beispiel beim Steingeld auf der Südseeinsel Jap praktisch unmöglich wäre —, sondern es wird vom Besitzer aufgestapelt, und der Vorrat, der sich in seiner Hütte oder davor anhäuft, dient gewissermaßen als Maßstab für den Wert des Betreffenden und für die Achtung, auf die er Anspruch erheben kann. Solches Binnengeld wird auf Samoa durch alte Kokosmatten, auf Borneo durch Schädel Erschlagener, auf Sumatra durch bronzene Kanonen rohre dargestellt. Von besonderer Handlichkeit kann also hier kaum die Rede sein. Das Außengeld verdankt seine Entstehung der Tatsache, daß ein Volk irgend ein natürliches oder künstliches Erzeug nis besitzt, über das ein anderes nicht verfügt. Dieses Pro dukt erscheint also begehrenswert, und es besteht das Be streben, es durch Hingabe eigener Erzeugnisse einzutauschen oder zu kaufen, in welchem Falle gleich zwei Arten von Außengeld geschaffen werden. Besonders vegehrt sind Muscheln und schillernde Schneckenschalen. So hat Wohl jeder schon einmal von den Kaurischnecken gehört, die über China, Japan, Indien und Afrika verbreitet waren und im Sudan heute noch Geltung haben. Den gleichen Zweck erfüllten im Westen Nordamerikas die Dentaliumschneckcn, die das Wampum genannte Geld der Indianer darstellten. In der ganzen Südsee verbreitet ist das in Perlen- oder Scherbenform aus Muscheln künstlich her gestellte Geld. Als die Weißen nach Uebersee kamen, wurden die bunten Glasperlen, die sie mitbrachten, zu einer der beliebtesten Geldsortcn. Auch die europäischen Waffen und Pulver hatten ihren bestimmten Wert und waren ein Zahlungsmittel, für welches alles gekauft werden konnte. Der Schnaps, das Feuer wasser der Indianer, wurde leider auch recht bald zu einer reqelrechten Währung.