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MsdnMTagMtt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wilsdruff-Dresden Montag, den 20. Juli 1931 Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Ädr.: »Amtsblatt Nr. 166 — 90. Jahrgang Vie variier vorenttcheiäungen deutsche in den ist. Die französische Verlautbarung veröffentlicht, die Schlußberatungen gemeinsam festgelegt worden Verlautbarung hat folgenden Wortlaut: „In einer kürzlichen Botschaft hatte der Die erste Beratung in Paris. Von links: Finanzminister Flandin, Ministerpräsident Laval, Reichskanzler Dr. Brüning, Außenminister Briand, Unterstaatssekretär Francois - Ponet (rechts dahinter), Reichsautzenminister Curtius, Budgetminister Piötri. Reichskanzler den Wunsch ausgesprochen, in direkte Be rührung mit der französischen Regierung zu treten, um die Mittel zu finden, gemeinsam an der Besserung der Be ziehungen der beiden Länder arbeiten zu können. Der Ches der französischen Regierung hat darauf spontan geant wortet, daß er mit Befriedigung einer Zusammenkunft ent gegensetze, deren Durchführung jetzt im Hinblick aus die Ereignisse, die die wirtschaftliche und finanzielle Lage Deutschlands berühren, sowie im Hinblick auf die Rück wirkung aus die anderen Staaten zweckmäßig geworden war. Infolgedessen sind die Vertreter der beiden Regie rungen am 18. und 19. Juli in Paris zusammengetreten. Sie waren sich darin einig, die Bedeutung dieser Zusam menkunft anzuerlennen und zu bestätigen, daß sie den Anfang einer vertrauensvollen Zusammenarbeit bedeuten soll. Der Reichskanzler hat hierbei die verschie denen Seiten der Krise, unter der sein Land leidet, be leuchtet. Die Vertreter der französischen Negierung erklär ten in Anerkennung der Schwere dieser Krise, daß sie, unter dem Vorbehalt gewisser Finanzgarantien und Maß nahmen für die politische Beruhigung bereit seien, zu einem späteren Zeitpunkte die Grundsätze einer finan ziellen Zusammenarbeit im internationalen Rahmen zu erörtern. Die Vertreter der beiden Regierungen haben je doch jetzt bereits Wert darauf gelegt, ihren Willen zu betonen, unter sich im Rahmen des Möglichen die künftigen Bedingungen für eine wirksame Zusammenarbeit auf po litischem und wirtschaftlichem Gebiete zu schaffen. Sie sind sich darüber einig geworden, ihre Bemühungen zu ver einen, um den Kredit und das Vertrauen in einer Atmosphäre der Nutze und der Sicherheit wiederherzu stellen." Ser Reichskanzler in Paris Laval und Briand auf dem Bahnhof. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 2V Npfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Reichr- pfcnnig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachrveijungsgebtchr 20 Reichspfennige. Bor geschriebene Erscheinungs- —, . tage und Platzvorschriste« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabatlanspru ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werdenmuß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigennehmcn alle Vermittlungsstellen entgegen. Die Ankunft in Paris. Die deutschen Reichsminister trafen aus dem Pariser Nordbahnhof ein und wurden von den amtlichen französi schen Persönlichkeiten empfangen. Etwa eine halbe Stunde vor Ankunft des Nordexpresscs trafen Laval, Briand, Francois, Poncet und Berthelot sowie der Polizeipräsident Chiappe aus dem polizeilich abgeriegelten Bahnsteig ein, während von der deutschen Botschaft sämt liche Mitglieder mit dem Botschaftsrat Forster an der Spitze erschienen waren. Aus dem für die Begrüßung freigelassenen Teil des Bahn steiges waren nur die amtlichen Persönlichkeiten und einige bevorzugte Pressevertreter zugelassen. Als der Zug einlief, ver ließen Reichskanzler Brünina und Dr. Curtius, be- Oie gemeinsame deutsch-französische Verlautbarung. Grundsätzliche Einigung über eine Zusammenarbeit. Über das Ergebnis der gesamten deutsch-sranzösischen Besprechungen in Paris wird eine gemeinsame deutsch gkeitei vom Botschafter von Hoesch, ihren Wagen, worauf die französischen amtlichen Vertreter ihnen entgegenkamen und sic mit kurzem Händeschütteln und den üblichen Worten be- grützten. Offizielle Ansprachen wurden bei dieser Gelegenheit nicht gehalten. Nach dem Verlassen des Bahnsteigs wurden die Minister dem Kreuzfeuer der Photographen ausgesetzt, während das Publikum fortgesetzt „Es lebe Frankreich!", „Es lebe der Frieden!" und „Es lebe Laval!" schrie. Die Herren bestiegen ihre Wagen und suhren ungesäumt zur deutschen Botschaft bzw. zu den französischen Amtsgebäuden. Die erste Zusammenkunft. Reichskanzler Brüning hat sogleich nach seiner Ankunft in Paris dem Ministerpräsidenten Laval einen Besuch abgestattet. Gleichzeitig suchte Reichsaußen minister Curtius Briand auf. Darauf begann im Gebäude des Außenministeriums die erste Zusam menkunft zwischen den deutschen und französischen Ministern. Reichskanzler Brüning und Reichsautzen minister Curtius haben sich ferner beim Präsidenten der Französischen Republik eingeschrieben. Unannehmbar! Tas deutsche Volk, sofern es nur noch eine Spur natio nalen Selbstbewußtseins hat, steht geschlossen hinter dem Reichskanzler in der Ablehnung der französischen Forde rungen, wie sie bisher zwar noch nicht amtlich, aber durch fast die ganze Presse Frankreichs und des Auslands be kanntgeworden ist. Ein Vorposteng es echt hat sich nach dem Bekanntwerden entwickelt, das eine gewisse Grup pierung der Parteien bereits erkennen läßt. Danach hat es den Anschein, als ob Frankreich mit seinen Trabanten zunächst ziemlich „allein auf weiter F l u r" ist. In ganz England gibt es nur eine Stimme, die lautet, daß Deutschland die unerhörten Forderungen Frankreichs ad le h n e n mutz. Man hält dort die strikte Ablehnung für etwas <Älbstverständliches, was bei der Gewöhnung des Engländers an staatspolitisches Denken und suhlen nicht wundernehmen kann. Die englische Regierung hat sogar auf halbamtlichem Wege durchsickern lassen, daß man die französischen Vorschläge mit Unruhe betrachte und daß die Vorschläge in ihrer gegenwärtigen Form auch für die britische Regicruna kaum annehmbar seien. Die gesamte Londoner Presse nimmt gegen die französischen Pläne Stelluna und vertritt den Standpunkt, daß eine Anleihe von 2 Milliarden Mark für Deutschland, die innerhalb von ^ehn Jahren rückzahlbar sei, augenblicklich nicht zweckdienlich sei. Alles, was Deutschland wirklich brauche, fei ein kurzfristiger Kredit, um das Vertrauen in Deutschland wiederherzustellen, die Stabilität seiner Wäh rung aufrechtzuerhalten und um auf diese Weise die Mindestmenge von Kapital wieder au sich zu ziehen, die Deutschland gebrauche. Die gegenwärtige Form des Vor schlages würde die großen Schwierigkeiten Deutschlands nur vergrößern, denn Deutschland hätte in den nächsten zehn Jahren außer den Reparationen auch noch die neue 2 Milliardenanleihe zurückzuzahlen, so daß die finanzielle Last unerträglich sein würde. Es sei auch nicht anzuneh men, daß die englische Regierung jemals die Zustim mung des Parlaments zu einer nationalen Ga rantie erhalten werde. Die amerikanische öffentliche Meinung stellt sich ebenfalls auf die Seite Englands und man betrachtet auch in amerikanischen R e g i e r u n g s k r e i s e n die bisher bekanntgewordenen französischen Voraussetzungen für eine Anleihe an Deutschland als undiskutierbaren Versuchs ballon. Der amerikanische Untersiaatssekretär Castle er klärte sogar, daß Hoover, als Stirnfon ihm die französi schen Forderungen mitteilte, geäußert hat, daß Amerika sie unmöglich diskutieren könnte, und daß die fran zösischen Staatsmänner nach einer Unterhaltung mit Dr. Brüning selbst einsehen würden, daß sie undurchführ bar seien. Dieser Hoffnung schien auch der Reichskanzler bei seiner Abreise von Berlin zu sein, als er erklärte, daß nach einem offenen gegenseitigen Meinungsaustausch der Weg für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit freigemacht könnte. Der Beweis „in ternatio naler S " " .^r i.t ä t", den der Reichskanzler von den Konfe- renzen^tchneßlich erhofft, kann aber nur gegeben werden, . cnh nicht nur seine Forderungen vollständig fallen laßt, sondern den Geist des Hasses lind der Überheb lichkeit, aus c em ge entsprungen sind, grundsätzlich in sein Gegenteil dm kehrt. Sonst durfte das Entgegenkommen, das Deutschland durch den Besuch seiner Staatsmänner in Paris gezeigt hat, d. h. unter dem Druck der Not teiaen mußte, ein vergebliches Opfer bleiben ^lgen , Die Antuns, der deutschen Staatsmänner m Paris. ' Der Empfang aus dcm Nordbahnhof in Paris Von links nach rechts: Rcichsaußcuminister Dr. Minister Briand, Ministerpräsident _-aval, Reichs kanzler Dr. Brüning, Umcrstaatssckrctar ^rantzvio P oncet Befriedigung in Berliner Regiernngr- kreise». Berlin, 20. Juli. Die gemeinsame deutsch-französische Verlautbarung über das Ergebnis der Pariser Aussprache, die in Berlin kurz vor Mitternacht bekannt wurde, hat in Regienmgs- kreisen starle Befriedigung ausgelöst. Das Ergebnis wird als ein positiver Erfolg betrachtet. Durch die persönliche deutsch-franzö sische Fühlungnahme sei eine erste Entspannung der Atmosphäre herbeigeführt worden. Es handele sich, so wird betont, um die Vorbereitung einer politischen Ar Näherungsmöglichkeit. Wie sich die Abmachung im einzelnen auswirken werde, müße abgewariet werden. Neuer Chequers-Geist. Dr. Curtius über die deutsch-französi schen Beziehungen. Reichsaußenminister Dr. Curtius hat sich entschlossen, den Pressevertretern noch vor dem Abendessen bei Briand einige Mitteilungen zu machen. Curtius erklärte: Sämtliche in der Besprechung der versammelten Machte am Sonntag vormittag erörterten Finanzfragen sind nach London übertragen worden. Dagegen hätten die deutschen und französischen Minister in einer offenen und freundschaftlichen Aussprache die weitergehende Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich in Angriff genommen. In diesen dem Geiste der Chequers-Unterrcdung entsprechenden Verhandlungen sei man sich in großen Zügen über die noch im Laufe des Tages zu veröffentlichenden gemeinsamen deutsch-fran zösischen Verlautbarungen als das Endergebnis der Ver handlungen einig geworden. Diese Verlautbarung werde allerdings nicht auf die Einzelheiten eingehen, sondern nur in allgemeinen großen Zügen das Ergebnis der deutsch-französischen Besprechun gen darlegen. Curtius betonte zum Schluß mit Nachdruck, daß nunmehr ein neuer Anfang im Geiste von Cheguers in die deutsch-französischen Beziehungen gebracht wor den sei. * Endgültige Entscheidung in London. England und Amerika gegen politische Bedingungen. Über die deutsch-französischen Besprechungen am Sonnabend wurde eine gemeinsame Mitteilung her ausgegeben. Die Verlautbarung beschränkte sich darauf, die Tatsachen sestzustellen und war in optimistischem Tone abgesaßt. Die Nachtbesprcchungcn mit England und Amerika. über das Ergebnis der Nachtbesprechungen zwischen Reichskanzler Dr. Brüning, Reichsaußenministcr Dr. Curtius und den amerikanischen Staatssekretären Stimson und Mellon verlautet von maßgebender ausländischer Seite, daß die finanztechnischen Fragen einer internationalen Kredithilfe für Deutschland in allen Einzelheiten erörtert worden sind. Wie ausdrücklich her vorgehoben wird, sind irgendwelche Bedingungen allgemeinen Charakters in diesem Zusammenhang mit keinem Wort berührt worden. In gut unterrichteten Kreis enverstärkt sich der Eindruck, daß die englische Re gierung in Übereinstimmung mit maßgebenden amerika nischen Finanzkreisen aus der Londoner Konferenz bereits in allen Einzelheiten ausgearbeitete Vorschläge sür eine sofortige in ternationale Kredithilfe zu gunsten Deutschlands vorlegen wird. Diese Pläne, die vorsehen sollen, daß die von amerikanischer und franzö sischer Seite zur Versügung gestellten Kredite über die Bank von Enaland laufen, werden allgemein dahin ge- W-ch-nbl-U sür Wttsdruff «. r.,.— ttSgtrund aMchaft^tUt" Gewalt Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht drin Anspruch auf Lieserung EchMststch- unr, w-nn Porio beiiiegi. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- qerichls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt.