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sen sei, ehe her Zwang seitens der Regierung einsetze. Das eigent liche Referat über die Sache hielt der Vizepräsident der Lan'd- wirtschaftskammer, Gutspächter Körner-Piskowitz. Er be merkte einleitend, daß er sich in den Milchausschutz der Kammer habe wählen lasten, weil er wolle, datz die nun einmal erhobene Milchmark zum Nutzen der Landwirte verwendet werde, und er setze sich weiter für den Milcherzeugerverein ein, weil er nicht zusehen könne, datz der Landwirt nun auch auf dem Milchmarkte allen Einflutz verliere und ein Spielball anderer Berufsstände werde. Voraussetzung sei freilich, datz die Landwirte einig seien. Km Einflutz auf die Preisgestaltung der landwirtschaftlichen Pro dukte zu gewinnen, sei der restlose Zusammenschluß nötig. Bei der Milch solle jetzt der Anfang gemacht werden. Milch sei das ein zige Produkt in Deutschland, dessen Erzeugung noch erhöht wer den könne, um die Auslandseinsuhr zu unterbinden. Das kom mende Reichsmilchgesetz stelle für die Landwirtschaft eine Gefahr dar, wenn nicht eine geschlossene Milcherzeuger-Front die Aus führungsbestimmungen in ihrem Sinne beeinflussen könne. Der Vorteil des Milcherzeugervereins bestehe darin, datz er das Mit glied mit Strafe belegen könne, das aus der Reihe tanze. So wie jetzt gehe das nicht weiter. Das Mißtrauen gegen die neue Or ganisation sei nach den Erfahrungen mit den alten gewiß zu ver stehen, aber der Milcherzeugerverein sei doch etwas ganz anderes. Er dürfe keine bestehenden Unternehmen aufkaufen und auch keine neuen gründen. Sein Zweck fei nur, die Landwirte stark zu machen Zu den Verhandlungen über den Milchpreis. Wenn alle Landwirte angeschlossen seien, dann könne auch keine Unterbie tung mehr vorkommen. Der Ausammenschlutz sei unbedingt not wendig, sonst verordne ihn die sächsische Regierung, die dazu auf Grund des Reichsmilchgesetzes ermächtigt sei. Die Landwirt schaftskammer habe zwar beantragt, das Inkrafttreten des Ge setzes bis auf bessere Zeiten zu verschieben, aber das werde kaum eintreten. An der Einhebung der Milchmark sei n'chts mehr zu ändern, ober es sei ein Antrag angenommen worden, datz es bei der Mark verbleibe. Gegen säumige Zahler werde nur m't größ ter Schonung vorgegangen werden. Das Geld werde pfleglich verwaltet und ein Teil der Zinsen zur Finanzierung des neuen Milcherzeugervereins verwendet, so datz also dafür keine Kosten entstünden. Die einzelnen amtshauptmannschaftlichen Milcherzeu- Servereine seien in dem Landesverein zusammengeschlossen, der die Stelle bilde, die in einschlägigen Fragen mit dem Ministerium verhandle. Herr Körner äutzerte sich weiter über die geplan ten Rahmstationen zwecks Abbiegung einer Milchschwemme und Herstellung großer Quanten gleichmäßiger und hochwertiger But ter und trat im allgemeinen sehr warm für den freiwilligen Zu sammenschluß ein. Es folgte eine außerordentlich rege Aus sprache. Gutsbesitzer Pfitzner-Steinbach betonte daß viele Landwirte dem Dresdner Milchproduzentenverein angehorten und daß vorerst eine Auflösung desselben ttfolgenmusß, eheman der neuen Organisation beitreten konne^ ^uwbcsttzer K u n tz e - K f- lelsdorf ivrack gegen eine neue Organisation, da man im hre- en Bezi k berells überorganisiert sei. Ihm erwiderte Land- ÄooMender Zimmermann, daß e.n anderer Ausweg als de^ nicht bestehe, wenn man aws dem Müch- sinkluk haben wolle. Gutsbesttzer Pietzsch- Lim bach äußerte Bedenken gegen Meißen, da der hiesige Bezirk fast an^Eklick nach Dresden liefere. Gutsbesitzer H o r n - Kessels- 'LÄmüßte den Zusammenschluß, weil er keine Beiträge er- wrüere und die bereits gezahlte Milchmark erfolgversprechende Verwendung dabei finde. Gutsbesitzer Preußer- Kaufbach unterstrich die Notwendigkeit eines einheitlichen Zusammen schlusses, >aber andere Milchorganisationen müsse man dabei zu Grübe tragen. Voraussetzung sei allerdings auch für ihn, datz die neue Organisation keine Beiträge erhebe. Es sprachen noch Gutsbesitzer Friebel- Blankenstein, Häbold - Kesselsdorf und Görnitz-Blankenstein. Ihre Fragen beantwortete und ihre Bedenken zerstörte Gutspächter Körner- Piskowitz, indem er nochmals auf die wesentlichen Vorteile des Milcherzeugerver eins hinwies und die unbedingte Notwendigkeit des festen Au- sammenschlusses der Landwirte auf dem Gebiete der Milchwirt schaft betonte. Die Versammlung genehmigte dann den Vor schlag zur Wahl des Gutsbesitzers Horn- Kestelsdorf als er sten Vorsitzenden Vertreters des Bezirkes Wilsdruff in den vor läufigen Vorstand des Milcherzeugervereins für die Amtshaupt- mannschast Meißen und des Rittergutspächters Starke- Wils druff als zweiten Vertreters. Kraftpostverkehr. Infolge der Straßensperre Mischen Grum bach und Wilsdruff ist ein veränderter Gang der Kraftposten Dresden—Wilsdruff—Mohorn und Dresden—Wilsdruff—Nos sen notwendig. Die Fahrzeuge zwischen Dresden—Wilsdruff ver kehren in beiden Richtungen über Kesselsdorf—Kaufbach und zwischen Wilsdruff—Umleitung Grumbach—Mohorn findet Pen delverkehr mit Umsteigen in Wilsdruff statt. Außerdem bestehen noch Zwischenverbindungen zwischen den Fahrten ab Kestelsdorf (oberer Gasthof) 9.22, ab Grumbach 9.27, an Wilsdruff 9.32; ab Kestelsdorf 14.14, ab Grumbach 14.20, an Wilsdruff 14.25; ab Kestelsdorf 20.04, ab Grumbach 20.10, an Wilsdruff 20.15 und weiter ab Wilsdruff 9.41, ab Grumbach 9.46, an Kestels dorf (oberer Gasthof) 9.51; ab Wilsdruff 16.15, ab Grumbach 16.21, an Kestelsdorf 16.28; an Sonntagen ab Wilsdruff 21.00, ab Grumbach 21.06, an Kestelsdorf 21.13. Die sonstigen Ver bindungsfahrten von Grumbach in Richtung Wilsdruff 23.51 und in Richtung nach Dresden S 13.59 täglich 18.01, S. 19.51, werktäglich 21.06 und S. 22.56 kommen während der Umleitung m Wegfall. ^ch! vadium, das Allheilmittel für alle Kranke! Nach mühevollen Versuchen wurde Anfang der neunziger Jahre das Hellwunder Radium entdeckt, welches die bedeutendste Er- smdung der neuen Zett darstellt. Radium sendet ununterbrochen Körper ausfcheidend, belebend und auf- baucnd wirken. Ungeheure Energiemengen werden taatäalich im Daseinskampf gefordert, welche der Körper fnnn und deshalb durch ein naturgemätzes Mittel'mtmstützt werden muß. Radium stt Natur. Den Forderungen der neuen Ze t ist es gelungen den Segen einer Radiumbestrahlung der gesamten leidenden Menschheit zugangig zu machen. Ohne Berutsiiörung auf Reisen, Tag und Nacht kann der Leidende die heilwirkendem Strahlen zum Wiederaufbau seines Körpers benutzen Ein Aff! klärungsvortrag mit einer Reihe von Lichtbildern über die gerade zu wundervolle Heilkraft der Radiumstrahlen (ohne Verbindung mit Elektrizität oder Apparaten) findet am Donnerstag, dem 16. Juli, in Wilsdruff im „Schutzenhaus" statt. Durch einen Blick in das Spintariskop kann sich leder von der Strahlenwirkung eines 10 OOOstel Milligramm Radiums überzeugen Wir können den Besuch des Vortrages Kranken wie such Gefunden nur wärm stens empfehlen. Siehe Inserat und Prospekt, welcher der heuti gen Stadt- und Landafflage beiliegt. Wurstvergiftungen. In der letzten Ze>t sind verschiedentlich Fälle von Fleisch- und Wurstvergiftungen bekannt geworden Me heiße Sommerzeit, ungeschützte Aufbewahrung und unhygiemsche Behandlung des Fleisches und der Wurst fördern erklärlicherweise deren leichteres Verderben. Der Erreger der Wurstvergiftung ist sm Bazillus, der nur unter Luftabschluß wächst und für den Menschen ein sehr heftig wirkendes Gift bildet. Am stärksten wirkt er, wenn die mit ihm behafteten Lebensmittel roh oder oder nicht genügend gekocht genossen werden. Der Bazillus nimmt sehr widerstandsfähige Dauerformen, sogen. Sporen, an, die auch längeres Kochen vertragen und die in Räucherwaren und Konserven sich halten und Gifte bilden. Die Folgen der Wurstvergiftung zeigen sich meist 4 bis 8 Stunden nach dem Esten. Es treten Mattigkeit, Uebelkeit, Leibfchmerzen, Erbrechen und Durchfall, oft begleitet von Fieber und Kopfschmerzen, ein. In schwereren Fällen können ernste Nervenstörungen austreten, die sich durch Schielen und Versagen der Augenlider, Störungen der Atmung, Lähmungserscheinungen des Darms usw. zeigen und wochenlang das Leben des Kranken bedrohen können. Allererstes Erfordernis ist, bei Beginn der Erkrankung sofort den Arzt zu Rate zu ziehen, um die rechtzeitige Behandlung durch Botulis mus-Heilserum nicht zu versäumen. Meist schwinden nach Wei bis vier Tagen die Erscheinungen der Vergiftung und eine rasche Genesung tritt ein. Prüfungsbestimmungen für Schweinewärter. Lieber die Examensfreudigkeit in Deutschland braucht man kaum mehr ein Wort zu verlieren. Vor der Pforte fast aller „gehobenen Be rufe" steht heute das Warnungsschild „Examen". Das sächsische Wirtschaftsministerium ist der Meinung, daß sich auch die harm losen Schweinehirten künftighin einer Prüfung unterziehen müs sen. Ganze Wei Seiten lang ist die Bekanntmachung über die „Prüfungsbestimmungen für Schweinewärter und Schweine- meister im Freistaat Sachsen". Hinfort mutz also in Sachsen ein Knecht, der den Ehrgeiz besitzt, sich Schweinewärter zu nennen, einen regelrechten Befähigungsnachweis erbringen. Ganz genau wird in den Prüfungsbestimmungen festgelegt, welche Zeugnisse und polizeiliche Beglaubigungen der Schweinewärterkandidat verweisen mutz. In der mündlichen Prüfung verlangt man von ihm nicht nur, daß er brünstige Sauen erkennt und trächtige Sauen und ihre Ferkel füttert, sondern daß er auch die Fähigkeit besitzt, Schweine zu — wiegen. Erst wenn der Kandidat in allen diesen und noch mehr Fragen seinen Befähigungsnachweis er bracht hat, darf er sich (staatlich geprüfter) Schweinewärter nen nen. In den Prüfungsbestimmungen wird — damit der Humor weiterhin zur ^Geltung komme — ferner angekündigt, daß Sach sen schleunigst mit den zwanzig anderen deutschen Ländern Ver handlungen über die gegenseitige Anerkennung der „Schweine- wärter" einleiten will. — Wagt etwa jemand, diese Prüfungen als lächerlich zu bezeichnen? Die Examensfreudigkeit in Deutsch land soll wahrscheinlich durch solche und ähnliche Prüfungsbe stimmungen einen empfindlichen Stotz erhalten. Burkhardswalde. Vierte Orgelvesper. Sonntag nachmittag, den 19. Juli, 3 Ahr. Tie Feierstunde ist dem Gründer des Leipziger Konservatoriums, Klix Mendelssohn-Bartholdy, gewidmet. Mendelssohn hat aff dem Gebiete der Kirchenmusik wertvolle Werke hinterlassen. Allein für Orgel schrieb er sechs große Sonaten. Seine Oratorien „Elias" und „Paulus" er freuen heute noch Kirchenmusiker. Die folgende Vesper gibt einen kurzen Aufriß Mendelssohnscher Kirchenmusik. Der Eintritt ist frei. VortragÄsolgen sind an den Kirchtüren erhältlich. Mohorn. Lu n g e n b e r a t u n g. Beratungsstunde für Lungenkranke hält das Wohlfahrtsamt kommenden Montag von 12—1 Ahr im Rathaus ab, Mütterberatungsstunde von ><2 bis 143 Ahr in Pflugs Gaststätte. Mohorn-Grund. Gewitter — Gewitterschäden. Ein heftiges Gewitter entlud sich am Montag früh in der neun ten Stunde über unserm Ort und dem Triebischtal. Ein Kugel blitz schlug in das Anwesen des Gutsbesitzers Emil Krönert, durchlöcherte das Dach und zerschlug die Gichelseite, ohne zu zünden und größeren Sachschaden anzurichten. Ein weiterer Blitz traf bas Transsormatorenhaus und richtete hier Schaden an, so daß ein Teil der Gemeinde ohne Stromzufuhr und Licht einige Stunden blieb. Kirchennachrichten. Wilsdruff. Donnerstag: Abends 8 Ahr Bibelstunde. Wetterbericht. Mittwoch nachmittag und in der Nacht zum Donnerstag auf frischende westliche Winde. Vorübergehend auch Regenschauer von West nach Ost, dabei vereinzelt Gewittererscheinungen nicht ausgeschlossen, dann vorwiegend kühles, veränderliches Wetter mit zeitweilig noch etwas Regen. Später in voller Auswirkung, wahrscheinlich erst nm Freitag, Aebergang zu wechselnd- bewölktem Wetter bei wieder etwas ansteigenden Temperaturen. Sachsen und Nachbarschaft Dresden. Schwere Verkehrsunfälle. Erne in Freital wohnhafte Arbeiterin fuhr neben einer Freun din auf ihrem Fahrrade die Zwickauer Straße landwärts. Als ein in gleicher Richtung kommender Kraftomnibus hinter ihnen Hupensignale gab, drehte sich die eine Arbei terin um und geriet gegen das Fahrrad ihrer Freundin. Beide Fahrerinnen stürzten, und die eine fiel direkt vor eines -der Vorderräder des Autobusses. Bevor der Führer bremsen konnte, war das Rad des Autobusses der Rad fahrerin über die Brust gegangen. Die Verunglückte erlag ihren Verletzungen. — Auf der Scharfenberger Straße geriet eine Radfahrerin aus Löbtau dadurch unter einen Lastkraftwagen, daß sie mit ihrer flatternden Windjacke an dem nahe vorbeifahrenden Auto hängen blieb, und sie so förmlich unter den Wagen gezogen wurde. Dieser mußte in halbstündiger Arbeit hochgewundcn werden. Das Mädchen erlitt schwere Beinverletzungen, der eine Un terschenkel wurde völlig aufgerissen. Dresden. Betrügerische „Bausparkasse". Bei der hiesigen Staatsanwaltschaft ist gegen die Bau sparkasse „Vita" ein Betrugsverfahren anhängig. Sämt liche Geschäftsbücher wurden von der Kriminalpolizei be schlagnahmt. Malter. In der Talsperre ertrunken. In folge Kenterns eines Ruderbootes ertrank in der Tal sperre ein junges Mädchen aus Höckendorf, während ein junger Mann aus Ruppendorf gerettet werden konnte. Die Leiche wurde noch nicht gefunden. Radeburg. Heimweihe. Eine Stätte der Erholung und Freude für die evangelische weibliche Jugend, die an Stelle des bisherigen Moritzburger Heimes tritt, hat ihre Türen geöffnet. Unter großer Beteiligung der Jugend wurde das in ländlicher Stille und Abgeschiedenheit herr lich gelegene ehemalige Jagdschloß Niederrödern bei Rade burg zum Bundeserholnngsheim des Evang.-Luth. Jung- mädckienbnndes in Sachsen geweiht. Kamenz. Opfer der Motorradraserei. Der Krastwagensührer Fühl aus Brauna verlor infolge über mäßiger Geschwindigkeit die Gewalt über sein Kraftrad sind fuhr gegen einen Baum. Ein Genickbruch führte zu seinem sofortigen Tode. Sein Sozius, der Bierkutscher Rietschel ans Brauna wurde im Bogen an den näcksten Baum geschleudert und trug außer einer Gehirnerschütte rung mehrfache Beinbrüche davon. Löbau. Steinarbeiter streik. Sämtliche im Akkord beschäftigten Steinarbeiter der Granitschleiferei Leuschner in Oppach sind in den Streik getreten, da die Firma einen neuen Lohnabbau beabsichtigte. Bautzen. Tödlicher Verkehrsunfall. Am Umspannwerke des Eltwerkes waren zwei Radfahrer von einem Kraftwagen gestreift worden. Der eine der beiden Verunglückten wurde eine Strecke mitgeschleift und erlitt so schwere Schädelverletzungen, datz er im Krankenhausc verstarb. Er hinterläßt Frau und Kind. Bautzen. Zündender Blitz. Während eines Ge witters schlug in Basankwitz der Blitz in das Wohnhaus des Gutsbesitzers Lehmann und zündete, so daß das Ge bäude in Flammen aufging. Reichswehrmannschaften, dik sich auf dem nahen Exerzierplätze Litten aufhielten, be teiligten sich erfolgreich an den Löscharbeiten. Weischlitz. Mit dem Fahrrade gestürzt. Die 23 Jahre alte Erna Winkler stürzte auf abschüssigem Gelände mit ihrem Fahrrade und zog sich schwere Ver letzungen zu, die ihre Überführung nach dem Kranken hause notwendig machten. Leipzig. Kommunistische Erwerbslosen- verfammluflg verboten. Das Polizeipräsidium hat die vom kommunistischen Erwerbslosenausschuß ge plante Erwerbslosenversammlung aus sicherheitspolizei lichen Gründen verboten. Die Kirche klagi gegen -en Siaai. Um den Ablösungsvertrag. Dem Vernehmen nach wird das Evang.-Luth. Landes konsistorium wegen eines Rechtsanspruches der Kirche Klage gegen den sächsischen Staat erheben. Der Rechts ausschutz des Landtages hat es abgelehnt, dem am 15. Ja nuar 1929 zwischen dem damaligen Ministerpräsidenten und dem Evang.-Luth. Landeskonsistorium abgeschlossenen Vertrage über die vorläufige Ablösung von Staatsleistun gen an die evang.-luth. Landeskirche im Freistaate Sachsen zuzustimmen. Bisher hat der Landtag noch keine Ent scheidung über den Vertrag getroffen, weil der Rechts ausschutz noch verschiedene Fragen über die finanzielle Lage der Kirche und des Staates beantwortet zu haben wünscht. Auch bei der dritten Lesung des Haushaltplanes hat der Landtag abgelebnt, die im Vertra-ge vorgesehene Summe für die Kirche in den Haushaltplan einzustellen und nur den Betrag von 350 000 Mark als Beihilfe zu dem Besoldungsbedarf der Geistlichen bewilligt. Wie lange noch? Welche Sorgen man in Leipzig hat. Die Not wächst. Es hungern heute schon Menschen in Deutschland, die nie daran gedacht hätten, daß auch sic dieses Gefühl kennen lernen müßten. Tie öffentlichen Kassen sind leer. Leipzig verzeichnet im Durchschnitt einen Selbstmord je Tag. Arbeitsstelle um Arbeitsstelle wird ein gezogen. Ungestraft erhebt schon der Bolschewismus den Ruf nach bewaffnetem Aufstand. In dieser Zeit des Elends und der Not prangt an den Ankündigungssäulen Leipzigs die Mitteilung, das in Anwesenheit der dies jährigen Leipziger „Schönheitskönigin" zu einer bestimm ten Stunde „der schönste Mann Leipzigs" im Badctrikot erwählt und ausgezeichnet werden wird. Ort des Geschehens wird eine Vergnügungsstätte sein, in die von der Stadt Leipzig sündhaft viel Geld gesteckl worden ist. Wir sind fest überzeugt, kein anderes Voll der Erde als nur das deutsche würde sich eine solche öf fentliche Verhöhnung seiner Not gefallen lassen. Die gleiche — gelinde gesagt — Gedankenlosigkeit ver rät es, wenn eine große Dresdner Tageszeitung auf ihrer ersten Seite die Notverordnung anläßlich des neuen schweren Zusammenbruches des Geldmarktes bringt und ein paar Seiten weiter das Bild der „Miß Germanh" (wieviel nationale Ehrlosigkeit liegt allein schon in diesen zwei Worten), die auf einer anderen Schönheitskonkurrenz abermals den Sieg davongetragen habe, zeigt. Wie lange noch duldet das arme deutsche Volk diesen Rummel einiger snobistischer Parasiten? Sinkender Mui zur Ehe. Die Bewegung der Bevölkerung Sachsens im ersten Vierteljahr 1931. In den Monaten Januar, Februar und März 1931 wurden in Sachsen nach den im Statistischen Landesamie vorgenommenen Zusammenstellungen 6522 Eheschlie ßungen gezählt gegen 7865 im ersten Vierteljahr 1930. Es blieb also die Eheschließungszahl um 1343 (gleich 17 Prozent) hinter der entsprechenden Zahl des Vorjahres zurück. Der Grund hierfür liegt in erster Linie in den schlechten witschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart, die vielen jungen Leuten die Eheschließung erschweren. Der Eheschließungsrückgang tritt besonders stark in Dresden hervor. Hier ergibt sich ein Rückgang von 1016 auf 790. In Leipzig ging die Ehcschließungszahl von 1179 auf 1031, und in Chemnitz von 635 auf 566 zurück. — Die Zahl der Lebendgeborenen betrug im ersten Vierteljahr 1931 in Sachsen 17 749 gegen 20 255 im ersten Vierteljahr 1930. Die Geburtenzahl zeigt also einen Rückgang um 2506 (gleich 12 Prozent). Betrachtet man die drei größten Städte Sachsens, so ergibt sich für Chemnitz ein Rückgang von 1707 auf 1363, für Dresden von 2205 auf 1838 und für Leipzig von 2504 auf 2305. Die Zahl der Sterbefälle im ersten Lebensjahre belief sich nach der im Statistischen Landesamte vorgenom menen Bearbeitung im ersten Vierteljahre 1931 im ganzen Lande auf 1391. Setzt man diese Zahl in Beziehung zur Zahl der Lebcndgeborenen, so entfallen auf 100 Lebend- geborene 7,71 im ersten Lebensjahre Gestorbene. Das be deutet einen kleinen Rückgang gegen das Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle von über ein Jahr alten Personen betrug im ersten Vierteljahre 1931 für das ganze Land 14 003 gegen 12 558 im erster Vierteljahre 1930. Daraus folgt eine Sterbefallzunahme um 1445 (gleich 12 Prozent). Die Bevölkcrungsbilanz für das erste Vierteljahr 1931 ergibt einen Uberschuß von 2355 Lebendgeborcncn über die Gestorbenen. Im ersten Vierteljahre 1930 betrug dieser Überschuß 6135. Hier aus folgt eine Abnahme um 3780 (gleicy 62 Prozent). Für die Städte Dresden, Leipzig, Zittau, Glauchau, Frei berg, Pirna, Crimmitschau, Plauen, Werdau, Zwickau und für die Amtshauptmannschaft Löbau zeigt die Statistik einen Sterbesallüberschuß.