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MsdmsterÄMbla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschast, Da» »WUsbrusscr Tageblatt» erscheint an allen Werktag . . , '«M. im Manara L'P°»ung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend s «urznng oes «ezugrpreiies. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Äürgertuni/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich»" pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dor- geschriebeneErscheinungs- _ tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahmebisnorm.IOUHr. —— - " — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspru ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werdenmutzoderderAuftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigennehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nr. 162 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt^ Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 15. Juli 1931 (lor neuen Notverordnungen Ein Wort an die Sparer. Von Geh. Regierungsra« D r Kleiner, Präsiden« des Deutschen Sparkassen- und Girovcrbandes. Die letzten Tage brachten der deutschen Wirtschaft neue schwere Belastung. Die Tatsache, daß eine deutsche Groß bank vorübergehend ihre Schalter schließen mußte, hat bereits in verschiedenen Teilen des Reiches zu Ang st ab heb ungen von Guthaben bei den Sparkassen und anderen Geldinstituten geführt. Es steht zu befürchten, daß diese Bewegung in den nächsten Tagen anhalten wird, wenn die Nachrichten in alle, auch die kleinen Orte ge drungen sind. Darum halte ich es für meine Pflicht, eine bestimmte eindeutige Erklärung über die Vorgänge ab zugeben, von der ich hoffe, daß sie mithelfen wird, volle Beruhigung in den Sparerkreisen zu ver breiten . ... , Was ist geschehen? Durch starke Geldabzuge des Aus- "ndes und erhebliche Abhebungen lin Inlands stnd in den Wochen die den deutschen Geldinstituten zur Ver- fugnnq steiwnden greifbaren Mittel sehr eingeengt worden. Die Rew«svank die sonst die benötigten Gelder berett- stellte kannte dies diesmal nicht m dem erforderlichen Umfaiwc tun, da sie ohne Herabsetzung der Notendeckungs- grenre keine neuen Noten begeben durfte und wollte. So entstand in den letzten Tagen ein empfindlicher Mangel an Zahlungsmitteln. Er wurde durch die heute einsetzenden verstärkten Abhebungen noch ver schärft. Soweit in aller Kürze der Tatbestand! Was für Folgerungen sind daraus zu ziehen? Zunächst für die beteiligten Geldinstitute. Jeder weiß, daß die Sparkasse oder die Bank die Gelder ihrer Einleger in der Wirtschaft anlegt, als Hypotheken, als Personalkredite, in Wertpapieren; nur ein Teil, sagen wir 10 bis 20 Pro zent, der Einlagen werden als Bargeld oder in anderen sofort greifbaren Werten unterhalten. Diese Reserve von 1g Prozent und mehr reich« auch in normalen, ruhigen Zeiten völlig aus; in außergewöhnlich schwierigen und unruhigen Zeiten, z. B. bei Angstabhebungen dagegen werden diese 10 Prozent natürlich sehr bald aufgebraucht. Das Geldinstitut müßte dann, um weitere Mittel zur Aus zahlung zu beschaffen, Hypotheken und Kredite kündigen. Jeder weiß, daß dies nicht von heute auf morgen geht Alle aber wissen auch, was Kreditkündigungen heute für Folgen haben müssen. Sie bringen weitere Be triebsstillegungen, Arbeiterentlassungen, mit einem Wort. Verschärfung der Wirtschaftskrise. Die Geldinstitute handeln daher durchaus richtig, wenn sie die Kreditkündi gungen nicht vornehmen und statt dessen versuchen, die 10 Prozent greifbare Mittel auf möglichst viele Kunden verteilen, d. h., sie zahlen nur kleinere Betrüge aus. Es Wäre auch sehr ungerecht, wollten sie denen, die zufällig zuerst kommen, alles geben, ohne an die später Kommen den zu deuken. Indem so die Geldinstitute mit ihren baren Mitteln sparsam umgehen, behalten sie die Mög lichkeit, alle wirklich dringenden Bedürf nisse nachBargeld zu befriedigen. Die Geldinstitute dürfen nicht sofort ihre baren Mittel auf einmal ausgeben. Kein vernünftiger Wirtschafter darf dies tun. Ganz unbegründet ist die Befürchtung, die Einlagen verlorengehen, Wenn sie nicht abgehoben werden M-Neb^ der Fall. Im Hause, in der Brieftasche besteht eine große Perlustgefahr, bei der Sparkasse da gegen tst das Geld sicher. Es js« in sicheren Werten ""d obendrein haften ja öffentlich-recht ¬ liche Körperschaften unbeschränkt für die SpaE Um auch dies zu sagen, es besteht auäkul ch , dg e- r i n g kJ v s) a t i o n s g e f a h r. Der Notenumlauf der Relchsbank ,st zurzeit überraschend niedrig Da In flation immer nur durch eine Vermehrung der Zahlungs mittel über den Bedarf des Verkehrs hinaus en when kann, ist die Möglichkeit einer gefährlichen Geldvermeh rung überhaupt nicht gegeben. overmey Um es also in einem Satz zusammenzufassen- Es fehlen zurzeit der Wirtschaft flüssige Mittel - durch Angstabhebungen wird die Knappheit an Zahlungs mitteln nur verschlimmert, durch e ne ruhige, besonnene Haltung wird die Lage der Geldinstitute dagegen wesent lich erleichtert. Es liegt daher rm Interesse jedes ein zelnen, Ruhezubewahren, .ln einer Unruhe haben nur gewisse Kreises des Auslandes Interesse. Lie verant wortlichen Stellen, Behörden und Geldinstitute, werden dafür sorgen, daß auch in nächster Zelt für alle unbedingt notwendigen Zwecke, w«e für Löhne, Gehälter, die Mittel bereitgestellt werden Darum sollte jeder, der nicht sofort Geld denvtlgt sie auf seinem Konto stehenlassen. Er kann dies unlesorg« tun. Nur müssen wir alle in den nächsten ^gen dic Aerven behalten. Es geht um das Schicksal der ^titschen Wirts ch a f t I Selbsthilfe die einzige Rettung. Die Hoffnung, vom Ausland rechtzeitig Kredit hilfe zu bekommen, ist überall geschwunden, nachdem der Reichsbankpräsident auch aus Basel mit leeren Händen zurückgekommen ist. Erreicht hat er in Basel bei de: Internationalen Tributbank die Verlängerung des 100-Millionen-Kredits für die Reichsbank, der am 15 fällig gewesen wäre. Nicht erreicht hat er aber du Gewährung eines neuen Kredits von etwa 1!4 Milli arden Mark, der uns über die augenblickliche Krise hin weghelfen sollte. Zu dieser Forderung haben die aus ländischen Geldgeber nur schöne Zusicherungen ganz all gemeiner Art gegeben, mit denen aber innerhalb wenige« Tage kein Geld zu beschaffen ist. So hat Luther in de« Nacht zum Dienstag der Reichsregierung telephonisch sagen müssen, daß wir uns selber helfen müsse«« wenn wir über die augenblickliche Krise Hinwegkommer wollen. Die Reichsregierung hat sich sofort darauf ein gestellt und hat zunächst einmal die Schalter der Banker geschlossen, damit nicht durch unsinnige Abhebungen di« Geldknappheit noch vergrößert wird. Nun aber muß die Reichsregierung nach Mitteln Ausschau halten, um so schnell wie möglich die ungeheur« Geldknappheit zu überwinden. Das deutsche Volk mus sich darauf gefaßt machen, daß Harle Maßnahmen kommen denn einen andern Weg zur Selbsthilfe gibt es nicht. Zu nächst steht die Regierung vor der Notwendigkeit, du Lohngelder für die Unternehmungen zum nächster Zahltag zu beschaffen. Dann kommen die Fragen: Was muß geschehen, um die B.ankschalter wieder öffnen zr können, um die Kapitalflucht zu unterbinden unk um den Wert der Mark unter allen Umständen zr halten? In der Öffentlichkeit schwirren natürlich schon aller hand Gerüchte über die neuen Notverordnungen de« Reichsregierung. Es werden die verschiedensten Möglich keiten erörtert. Beruhigend ist, daß die Öffentlichkeit sift einheitlich gegen alle Maßnahmen wendet, die irgendwil den Anfang einer Inflation bedeuten könnten. Du Erfahrungen schrecken. Deshalb werden auch die Auf fassungen, durch Wiedereinführung der Rentenmarl neben der Reichsmark mit starken Bedenken aus genommen. Ein anderer Weg, die Geldknappheit ohne Jnflationsgefahr zu überwinden, wäre der, den allge meinen Geldbedarf durch ganz harte Maßnahmen herab zudrücken. Weiter wird von der Möglichkeit gesprochen, eine allgemeine Stundung der Schuldet« durchzuführen, das wäre ein sogenanntes inneres Mora torium. Wie die Regierung aus der schwierigen Lage herauszukommen hofft, werden wir in Kürze sehen, denn neue Notverordnungen stehen bevor. Der Reichs bank fällt vor allem die Aufgabe zu, mit allen Mitteln die Kapitalflucht zu verhindern, und nicht nur dies, sondern auch, die Besitzer von Gut haben im Auslande, soweit sie zu fassen sind, durch irgendein Mittel zu zwingen, die Gelder aus dem Aus lande wieder zurückzuholen. Derartige Maßnahmen würde das Volk außerordentlich begrüßen. Es ist bezeich nend, daß das Ausland, besonders Amerika, der Reichs bank vorwirft, sie habe nicht rechtzeitig eingegriffen, um du Kapitalflucht zu verhindern. Was in'diesem Punkt nach zuholen ist, muß unbedingt- nachgeholt werden. Jetzt heißt es, schnell und entschlossen handeln, nachdem feststeht daß vom Auslande keine Hilfe zu erwarten ist. Der Reichstag meldet sich. Freitag Ältestenrat des Reichstages. Präsident Löbe hat den Ältestenrat des Reichs tages für Freitag, den 17. d. M., einbcrufen. Die Ein bcrufung ist auf Grund der deutschnationalen, national sozialistischen und kommunistischen Anträge erfolgt, um über die Einberufung des Reichstages Be schluß zu fassen. * Nm MWHrMWemrmW zur BemL- »ms Ln BMeikttW. Die Reichsregierung hat folgende wettere Durchfüh- ungsverordnung zur Verordnung des Reichspräsidenten über die Vankfeiertage vom 13. Juli 1931 erlassen: Artikel 1: Die auf Grund der Verordnung des Reichs präsidenten vom 13. Juli festgesetzten Vankfeiertage gelten als staatlich anerkannte allgemeine Feiertage im Sinne der Wechselordnung und des Scheckgesetzes. Artikel 2: Sind in gerichtlichen, verwaltungsgericht- lichcn und vcrwaltungsbchördlichen Verfahren für die Zahlung von Gebühren, Auslagen oder Vorschüssen oder für den Nachweis einer solchen, Zahlung sfristen vorgesehen, an deren Ablauf sich Rechtsnachteile knüpfen und fällt der letzte Tag der Frist auf einen Bankfeiertag, so endet die Frist nicht vor Ablauf einer Woche nach dem letzten Vankfeiertage. Artikel 3. Diese Verordnung tritt mit Wirkung vom 14. Juli 1931 in Kraft, gez.: Reichskanzler Brüning, Reichsfinanzminister Dietrich, für den Reichsjustizministcr Staatssekretär Joel, für den Reichswirtfchaftsministcr Staatssekretär Trendelenburg. * Neue Oevisen-Beror-nung. Die Beratungen des Reichskabinetts. Tie nach 22 Uhr begonnene Sitzung des Reichs kabinetts war kurz nach 23 Uhr zu Ende. Tie Beratungen, an denen auch Reichsbankpräsident Tr. Luther teilnahm, galten der Schaffung der Grundlagen, auf denen am Mittwoch die entscheidenden Beschlüsse aufgebaut werden sollen. Es ist anzunchmcn, das? in den neu zu beschließen den Maßnahmen auch eine Devisenordnung enthalten fein wird. * Jie Gamma sagt: „Mscheidimg bei NMM". Der lin, 14. Juli. Unter der Ueberschrift „Entscheidung bei Frankreich" schreibt die Germania am Dienstagabend unter anderem: In zwölstägigen hartnäckigen Stellungskämpfen hat Frankreich das Kapital an Vertrauen zu verwirtschaften ver standen, das aus dem großherzigen Schritt des Weißen Hauses auf Mitteleuropas Wirtschaftslage zurückströmte. Zum Schluß war der Hovverplan gerettet, aber sein unmittelbarstes Ziel nicht erreicht, nämlich die Rettung aus der deutschen Krise. Wir brau chen sofort die neue „Hoover-Aktion". Frankreich trägt eine schwere Verantwortung für Europa. — Zum zweiten Male im Verlauf dreier Wochen! Wenn es in diesem Augenblick von sich ans, ohne kleinliche politische Forderungen zu stellen, in der Kre- ditaktivn die Führung ergreift, dann würde es das Hauptver dienst an der Rettung aus der deutschen Krise tragen, und in Deutschland würde diese Handlungsweise nicht vergessen werden. Frankreich bringt kein Opfer und geht kein Risiko ein, wenn es mit dieser Kreditaktion gleichzeitig eine neue Basis deutsch-fran zösischer Wirtschaftszusammenarbeit schafft, die eine tragfähigere Grundlage der Politik darftellt, als machtpolitische Instrumente und ein lückenloses Bündnissystem. Der deutsche Besuch in Paris würde unter diesen Umständen die günstigsten Aussichten auf eine Verständigung eröffnen, die den Wünschen beider Länder ent gegenkommt, ohne dem einen von ihnen ein inner- wie außen politisch gleich untragbares Diktat auszuerlegen. Der stärkere Partner kann mit größerem Recht von der Freiwilligkeit seiner Zugeständnisse reden, ohne sich der Gefahr auszusetzen, eine Po litik nutzloser Vorleistungen zu treiben. Die Frage an Frankreich ist zugleich eine Frage an das europäische Schicksal! * „Eteuerfeieftage" gibt es nicht. Amtlich wird mitgeteilt: Die bestehenden wirtschaft lichen Verhältnisse haben in gewissein Umfange zu einer Stockung der Steuerzahlungen geführt. Eine derartige Stockung muß im Interesse der Allgemeinheit mit allen Mitteln bekämpft werden. Gerade in Zeiten wie den ge genwärtigen ist besonderer Wert darauf zu legen, daß jeder seinen steuerlichen Verpflichtungen pünktlich nach- kommt. Gehen die geschuldeten Steuern nicht pünktlich ein, so wird wie bisher mit Einziehung im Nachnahme verfahren, Mahnung und Beitreibung vorgegangen werden. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß auch trotz der beiden Bankfeiertage Steuerüberweisungen von den Banken, Sparkassen und Postscheckämtern sowie Scheck zahlungen jederzeit vorgenommen werden können. Das gilt auch für die Inhaber von Konten bei der Darm städter und Nationalbank. Oie Sicherung -er Lohnzahlungen. Die Lohnzahlungen im Ruhrgebiet gesichert. Arbeit Nordwcst und Zechenverband in Essen teilen mit: Entgegen Zeitungsnachrichten, die Lohnzahlungen für die Arbeiter seien gefährdet, erklären wir, daß von feiten der Werke für die Auszahlung der Löhne hinreichend Vorsorge getroffen worden ist. Auszahlung der Gehälter im Bankgewerbe am 16. Juli. Wie der Deutschnationale HandlungsgehilfenverbanL mitteilt, werden die Gehälter im Bankgewerbe am 16. Juli ausgezahlt.