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Künstliche SrnährungSstoffe aus Kohle. Bedeutsame Forschungsergebnisse der deutschen Wissenschast. In der Gesellschaft für Kobleiechntt tu Dortmund machte Pros Dr. GIund wichtige Mitteilungen über bedeut same Forschungsergebnisse der deutschen kohlechemischen Wissen schaft. Es sei, sagte er. nach jahrzehntelanger Arbeit gelungen. Eiweiß aus der Kohle künstlich herzustellen. Die aus Kohle und Koks gewonnenen EiwetWosfe könnten vielleicht als Futtermittel Verwen dung finden Nähere Untersuchungen hierüber müßten ,edoch erst von den Physiologen angestellt werden. Es dürfe jedoch gejagt werden, daß die künstlichen Eiweitzbaustofse umer günsti gen wirtschaftlichen Bedingungen im Großbetrieb hergestelli werden könnten. Selbst in Fachkreisen kann man sich von der Art des Ver fahrens der Eiweißüerstellung noch keine richtige Vorstellung machen, da Prof. Dr. Glund angibt, daß er seine synthetischen Eiweisstoffe ohne Inanspruchnahme organischer Lebewesen er- erhalte. Ltm die Spariakia-e. Der Berliner Polizeipräsident Grzesinski Hane vor einigen Tagen die von Nationalsozialisten und Kommunisten in Berlin geplanten Sportfeste verboten. Nachher wurde das Ver bot der achttägigen Spartakiade ausgehoben, dagegen Älieb das Verbot gegen die Nationalsozialisten bestehen. Die Haltung des Berliner Polizeipräsidenten in dieser Frage hat ihm starke Angrisse elngebrach,. Selbst linksstehende Blätter meinten, es sei unerfreulich, daß der Eindruck entstehen müsse, als ob der Berliner Polizeipräsident mit ungleichem Maße messe, es liege kein Anlaß vor, die kommunistische Veranstaltung für harmloser zu halten als die national sozialistische. Die Angriffe aus Grzesinski haben den preußischen Innen minister Severing veranlaßt, öffentlich zu erklären, daß er die Verantwortung für die Aufhebung des Verbotes nage Über diese Erklärung soll, so wird berichtet, der Retchs- rnnenminister Dr. Wirth überrascht gewesen sein. Severing «oll ihn nicht über seinen Entschluß unterrichtet haben. Wirth soll sich mit Severing in Verbindung gesetzt haben, um die Wiedcrausnahme des Verbotes zu veranlassen. Der Posener Deulschtumsprozeß in der Seruiungsinffanz Elf Mitglieder des D e u t s ch t u m b u n d e s unter Anklage. Vor dem Appellationsgericht in Posen begann die Berufungsverhandlung gegen elf Mitglieder des auf gelösten Deutschtumbundcs, die der Gehcimbündelei beschuldigt werden: sic sollen den „Versuch der gemalt iamcn Abtrennung von Gebieten des polnischen Staates' gemacht haben. Nur sieben von den els Angeklagten nehmen an den Verhandlungen teil, unter ihnen der Tejmabgeordnete Oberstleutnant a. D. Gräbe legen den bisher gesondert verhandelt worden war. Die Angeklagten waren wegen Teilnahme an staats feindlichen Verbindungen, Hoch- und Landesverrats tm November vorigen Jahres vom Bezirksgericht Bromberg ZU Gefängnisstrafen von einem bis zu sechs Monaten ver urteilt worden. Schiffe, die nicht sinken. Veriuche mit einxm neuen Schiffslyp. Vor hohen Militär- und Martnevertretern der fran zösischen Regierung sanden in VIchv Versuche mit einem neuen Schifsstyp, der angeblich unsinkbar ist, statt. Das Modell, das für dtefe Versuche zur Verfügung gestellt worden war, erfüllte die Hoffnungen des Erbauers voll kommen. Obgleich man mehrere große Löcher unter der Wasserlinie angebracht Haire, sank das Schiff nur wenige Zentimeter. Als schließlich noch drei Mann auf der Brücke des Schiffes Platz genommen hatten, versank es bis zu den Schornsteinen, kam aber sofort wieder an die Oberfläche, nachdem die Besatzung das Modell verlassen hatte. Die Versuche sollen demnächst wiederholt und er weitert werden. l kleine Nachrichten j Schiedsspruch für den Ruhrbergbau für verbindlich erklärt. In der Lohnstreitigkeit im rheinisch-westfälischen Stein kohlenbergbau hat der Reichsarbeitsminister den Schiedsspruch vom 2V. Juni 1931 für verbindlicherklärt. Seiner Entscheidung hat der Reichsarbeitsminister eine Begründung gegeben, in der es u. a. heißt: Bei den derzeitigen Arbeitsverhältnissen, insbesondere bei der großen Zahl der Feierschichten und der sich aus der Notverordnung ergebenden Belastung der Bergarbeiter ist eine weitere Verminderung ihres Arbeitseinkommens zurzeit nicht möglich. Die Verlängerung der bisherigen Lohnregelung ist nur für einen Zeitraum von höchstens drei Wochen vorgesehen. * Schweres Autounglück. -.Sieben Verletzte. Heeßen (Westfalen). Aus der Straße Dolberg—Heeßen suhr in der Nacht bei dem Gutshos Bohnenkamp ein Personen kraftwagen auf einen in entgegengesetzter Richtung kommenden Personenkraftwagen auf Beide Wagen wurden vollständig zer trümmert. Die Insassen, zwei Frauen und vier Männer, wurden schwer verletzt: sie wurden in Krankenhäuser geschafft. Vlmlge Aamlllentragödle. Dortmund. Der 33jährtge Berginvalidc Max Gleisen- Herger erschoß seine 25jährige Ehefrau. Wie der Mann be hauptet, ist die Frau im Verlaufe eines Streites mit dem Beil aus ihn losgegangen. Nachbarn haben beobachtet, wie der Mann vor der Frau aus dem Zimmer flüchtete und aus dem Vorslur vier Schüsse auf sie abgab. Der Täter wurde von der Polizei festgenommen. Polnisches Flugzeug über der Grenzmark. Schneidemühl. Wie erst letzt bekannt wird, Hal wiederum ein polnisches Flugzeug zweimal große Teile des Kreises Meseritz überflogen Es handelt sich um einen Doppeldecker, der aus der einen Tragfläche vie Buchstaben G E., aus der anderen die Buchstaben B P B U und die polnischen Farben trug In der Nähe von Bentschen wohni ein polnischer Be sitzer, der ein Flugzeug besitz! Akan nimmi an. daß es dieser Flieger ist, der jetzt und in den letzten Tagen oer vergangenen Woche mehrfach in großer Höhe die Kreise Bomst und Meseritz öberiloaen hat. Denkmal der Kriegsgefangenen. Anläßlich der Tagung der Relchsvereimgung ehemaliger Kriegsgefangener in Allenstein am 11. und 12. Juli wird ein Denkmal für die in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Deutschen eingeweiht werden. Der Schöpser dieser Plastik, der Bildhauer Fritz Kormis, war selbst in Kriegsgefangen schaft. „Vom Orden der Barmherzigen Brüder, sagst -u? Mit dem dunklen Schnlterkragen und dem Rosenkranz um die Hüften?" „Ja, Karen." Sie legte die Hände vor die Augen. „Dann war es Vater!" rief sie mit einem Male. „Ich habe es ja immer so im Gefühl, daß er noch lebt — irgend wo in der Ferne — und für uns betet." Auf Erik Holgers Stirn flammte eine dunkle Röte. „Welch hysterische Ideen!" sagte er scharf. „Was sprichst du plötzlich von Dingen, die nicht zu besprechen sind? Alles ist geschehen, daß euch das unselige Verhäng nis verborgen blieb. Ich wünsche dringend, Jens, ich fordere es von dir, daß du die Worte als nicht gehört betrachtest und keinem verrätst. Ich bin außer mir, Karen." Die Mutter stand langsam auf. Sie ging auf die Tochter zu und legte die Hand auf ihre Rechte. „Dein Bruder Hai das alles gewußt?" fragte sie tonlos. ' „Wir haben immer alles gewußt," sagte die Tochter. „Wir waren Kinder noch, aber doch nicht Kinder genug, um nicht genau in Erinnerung zu behalten, daß da jemand in unserem Leben gewesen war, in unserem Kind heitsdasein, jemand Hohes, Blondes, der uns lieble und mit uns spielte und uns auf die Knie nahm. Und wir waren ja zwei. Wir haben oft davon geredet und Doktor Gärtner geguält, bis er uns erzählte Wir haben alles ge wußt. Wir haben auch gelesen, was er niederschrieb. Doktor Gärtner hatte die Blätter von dem Pfarrer be kommen, der unseren Vater so sehr verehrte, wie alle, die ihn nahe gekannt haben. Aber wir haben sich nicht quälen wollen, Mama. Je älter wir wurden, desto mehr begriffen wir, daß es dich quälen mußte. Es war unser heiliges Geheimnis, Heinrichs und meines. Wir haben gelesen, wie das alles gekommen ist in seinem Dasein. Und als ihr Heinrich auf die Studienfahrt schicktet durch die frem den Zünder, da ist er auf unseres Paters Spuren gegan- „Etwas Seltsames? Wie meinst du das, Jens?" „Es waren katholische Samariter da, wo wir lagen — vom Orden der Barmherzigen Brüder. Und es war einer darunter, der ihm kaum mehr von der Seite wich, der bei ihm wachte die drei letzten Nächte durch und ihn in den Armen hielt, als er starb ja, und das war das Sonderbare, Karen, daß sie sicb so seltsam ähnlich waren, dieser fremde Bruder und er so einander gleich in den Zügen des Gesichtes und der Haltung der Schultern, ja, so wie dein Bruder ausgesehen baden würde als reifer Mann, wäre er nur zu Jahren gekommen: und ich hörte auch, obwohl ich selbst im halben fieber lag. wie dein Bruder ihn „Pater" nannte, wie er immer wieder das Wort aussvrach und ausrief in seinen wir---- Träumen Ich habe mir das alles nicht erklären können. Aber iw weiß nur eins: Alle diese Phantasien machten ihm das Sterben leicht, und wie er dalag, war es mit w ruhigem, friedvollem Gesicht, ich habe ihn fast beneidet, denn ohne ihn ist mir das Dasein schwer." Oie große Liebe. Roman von Emmi Lewald. (Nachdruck verboten.) „Jens!" sagte sie. „Lieber Jens, nun sind wir nicht mehr zu dreien, nun sind wir zwei allein. Hat er noch von mir gesprochen, Jens? War er noch bei Bewußtsein?" Sie sah ihn flehend an. „Ja, Karen — aber nur noch auf kurze Zeit — er war wie in halbem Traum — wir lagen ja zusammen in einer Stube. Und fast beneidete ich ihn, daß er sterben durste Mir fiel immer ein, was euer Doktor Gärtner emmm sagre: Das Höchste, wozu ein Mensch es bringen kann, sei ein heroischer Lebenslauf." Und wie er nun ein- Bruder, ernst und verschlossen und anders wie die andern, kalt gegen so vieles, was uns Freude war, gingen so vor der Zeit. Und da war noch etwas anderes, etwas Seltsames in diesen Tagen." Das junge Mädchen legte ihm die Hand auf die Schulter. l!« , gen, zu dem Waisenhaus in Kärnten und zu der Burg Tic junge Karen hatte die Hände unter der Brust ! an der Glan, wo man ihn einstmals fand. Und zur Feste gekreuzt und sah ihn an ! Malborgeth. wo unser Pater gearbeitet hat, und zu den Die neue badische Regierung. Die neue badische Regierung setzt sich wie folgt zu sammen: Wiltemann (Zentrum): Justiz und Staatsprä sidium (bisher Innenminister); Dr. Schmitt (Z.): Kultus und Unterricht (bisher Finanzminister); Maier (Soz.): Inneres (neu); Dr. Matthes (DVP.): Finanzen (neu); Rückert (Soz ): Landesvorsitzender der freien Angestellten verbände, Staatsrat (neu). Großseuer in der Mön. Ein Gefchwisterpaar unter dem Verdacht der Brandstiftung. Das Dorf Oberelsbach in der Rhön wurde das Opfer eines Branvunglücks. Das Feuer brach tu der Scheune des Landwirts Pörtner aus. Ein starker Wind verwehte brennendes Heu weithin, so daß in kurzer Zeit zehn Scheunen und viele Nebengebäude sowie ein Wohn haus in Flammen standen. Nur mit großer Mühe konnte das Vieh aus den Ställen gerettet werden. Das Anwesen des Pörtner wai überschuldet und sollte in den nächsten Tagen zwangsversteigeri werden. Deshalb richtete sich gleich nach dem Unglück oer Verdacht der Brandstiftung gegen ote Familie und verdichtete sich so stark, daß man die Tochter verhaftete und in das Ge fängnis nach Neustadl a d Saale brachte Der Sohn entzog sich der Verhaftung durch ote Flucht. Der Brand schaden dürste nahezu WüiMn Mark betragen. Ein Opfer des Ltralzew-Prozeffes Ein sächsischer Ministerialrat suspendiert. Gegen den Ministerialrat tm sächsischen Justizmi nisterium Johnson ist wegen seiner Verbindung mit dem Russen Uralzew, gegen den in Dresden seit mehreren Wochen wegen Betruges verhandelt wird, ein Disziplinarverfahren eingelcitet worden. Johnson wurde von seinem Amte suspendiert. Uralzew hatte Johnson versprochen, ihm zur Aus beutung von Braunkohlenlagern sechsein halb Millionen Mark zu beschaffen. Er ließ durch den Mitangeklagten Schrade einen Brief eines angeblichen Dr. Niemeyer-Frankfurt a. M. fälschen, worin Johnson die sechseinhalb Millionen zugesagt wurden. Dann ver suchte er von Johnson 3>M> Mark zu erbeuten als Vor schuß „für seine Vermittlungstätigkeil und als Reise kosten" Aber Johnson weigerte sich, und so blieb er von Verlusten verschont Uralzew behauptet aber. Johnson hätte gewisse Analysen und Mitteilungen in der Braun kohlenangelegenheit miidemStempeldesJustiz- m i n i st e r i u m s v e r s e h e n. Ob diese Behauptungen zutreffend sind, steht noch nicht fest Tagungen in Sachfen Kundgebung der Mieter. Der nach Dresden einberufene Hauptvorstand der Reichsorganisation Bund Deutscher Mietervereine e. V„ Sitz Dresden, stellt in einem Telegramm an den Reichs präsidenten, Reichsregierung und Reichsrat sest, daß Oie vom Hausbesitz geforderten Maßnahmen die Masse unsres Volkes nur noch tieser ins Elend hineinführen würden. Tie vom .Hausbesitz geforderte volle Abgeltung des Mehr zinses für die Aufwertungshypolheken und Eigenkapital aus Miete und Hauszinssteuer ist untragbar. Ter Haus besitz will die mangels ausreichender öffentlichen Beihilfe darlehen zusammengebrochene Bauwirtschaft durch Besei tigung des Mieterschutzes beleben. Es ist ein Wahn, von einer freien Wohnungswirtschaft Hilse aus Wohnungs not und Arbeitslosigkeit zu erwarten. Die Mieterschaft stellt mit Befremden fest, daß trotz ständiger Senkung der Löhne und Gehälter und trotz der dadurch für den ein zelnen geschaffenen wirtschaftlichen Not die Mieren noch hoch über dem Friedensstand festgehalten und damit der notwendige Preisabbau verhindert wird. Brücker» über die wilde» Flüsse da. Und in Trieft ist er gewesen, wo damals »nser Vater am Hafen stand, als er heimkam von Griechenland, in die Kirchen, M Venen er berete damals, als er sein Schicksal selber beschloß — nnd es sind Heinrichs schönste Tage gewesen, so hinzu- gehen auf seinen Spuren m Erinnerung an ihn, wie auf einer Wallfahrt — so wie man an Gräber tritt, um Blu men dargnf zu streuen." „Ich dulde das nicht!" rief Erik Holger. „Du bringst deine Mutter ja um, Karen!" Und er schlang den Arm um seine Frau, um sie fortzuführen. „Latz!" sagte sie fremd und kühl. „Nun will ich das alles wissen. So also wart ihr, du und dein Bruder?" „Ja!" ries das Mädchen. „So sind wir gewesen. Und es hat uns beglück!, denn das wußten wir wohl, wir zwei: Wir waren keine Holgers wie du! Alles, was dein Leben füllt, schien uns nichts. Wir waren ganz i s Vaters Kinder nur! Uns genügte es, auf der Scholle zu arbeiten und unseren Frieden zu haben, fern von der Welt. Glanz und äutzerer Schein sind uns nichts. Und weil wir sind wie er, können wir ihn auch besser verstehen, als du ihn verstanden hast, Mutter." Erik Holger stampfte verzweifelt mit dem Fuß auf und verließ das Zimmer. Die Tochter trat ans die Mutter zu. „Verzeih mir. Mutter!" sagte sie sanft. „Ich will dich nich: quälen Ich hätte schweigen sollen, wie ich immer geschwiegen habe, aber Yente kann ich es nich!. Du hast sein Bild auslöschen wollen für uns: du hast feine Rechte an uns beide ansuciwaltei Mir komm! es nichi zu, zu richien über den Weg, den du gegangen bist; viel leicht war dein Schicksal zu schwer für dich Ich bin durch so vie! Leid gegangen tn diesen Zeiten und alles jetzt ist wie in Traum getaucht: vielleichi hattest du ihn auch einst mals zu sehr geliebt, und nun graul dir, wenn die Er innerung komrm — so eine blasse, flüchtige Spur. Ver zeih . wenn iw dir weh getan." -vriseyunq tolcn '