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Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193106273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310627
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-06
- Tag 1931-06-27
-
Monat
1931-06
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1931
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men sei. Soweit die englische Politik in Frage kommt, scheint tatsächlich das ernste Bemühen zu bestehen, die Dinge nunmehr in Fluß zu halte» und notwendige Ent scheidungen möglichst in dem Sinne zu beschleunigen, daß das System der Kriegsschulden zahlungen ein für alle Mal ein Ende erreicht. Man hofft in London, daß die deutsche Diplomatie eben falls bei ihren zukünftigen Verhandlungen an diesem Grundsätze sesthaltcn wird. * Abänderung des französischen Gegenvorschlages notwendig. Im Staatsdepartement wird der freundliche Ton der französischen Note als große Erleichterung sür den Ver lauf der weiteren Verhandlungen empfunden. Staats sekretär Stimson fügte in der Pressekonferenz jedoch hinzu, daß die Role gewisse Anregungen enthalte, die dem Plan Hoovers nicht in vollem Maße gerecht würden. Tie fran zösische Negierung sei in der Hauptsache darum besorgt, daß die Unantastbarkeit (Jntegrity) des Young-Planes nicht durchbrochen werden soll. Tie von der französischen Negierung empfohlene Methode enthalte Anregungen, die den Schuldner- Nationen nicht die Erleichterung bringe, die dem Hoover-Plan entspricht. Abschließend erklärte Stimson, daß weitere Verhand lungen zwecks Abänderung des französischen Gegenvor schlages notwendig seien, um völliges Einvernehmen zu erzielen. Tie französische Rote beweise, daß die Pariser Regierung mitarbeiten wolle, so daß jede Hoffnung auf Erfolg gegeben sei. Die smzSMe Kammer billigt die Aalmart der sraiiMtdeti Regierung m Hoover. Nach Erössnung der Aussprache in der Kammer führte der radikalsozialistische Abgeordnete Margaine als erster Redner aus, daß man an Amerika die Frage richten müsse, ob es gewillt sei, sich mit europäischen Angelegenheiten zu befassen oder nicht. Wenn der Reichskanzler Brüning nach Paris komme, werde man nicht zögern, um alle euro päischen Fragen zu erörtern. Man könnte sich nur dazu beglückwünschen, wenn der Besuch des deutschen Reichs kanzlers zu einer Festigung des europäischen Friedens führen sollte. — Der Abg. Dubois gefiel sich dann darin, noch einmal auf die Kriegsjahre zurückzukommen, wobei er es nicht versäumte, alle abgedroschenen Phrasen wie „Einfall" und „Sustemansche Zerstörung" französischen und belgischen Gebietes anzuwenden. Der ehemalige Minister und Führer des Rechtsflügels, Marin, erklärte, wenn Hoover von der Wiederaufrich tung des Wellwirtschastsgleichgewichts spreche, so müsse man dem gegenüberhalten, daß es sich in Wirklichkeit nur um die Wiederausrichtung der deutschen Wirtschaft han dele und um einen Teil der amerikanischen, die große Summen in Deutschland investiert habe. Marin macht Deutschland selbst sür seine Krise verantwortlich. Herriot habe recht, wenn er hervorhebe, daß schließlich Frankreich das Panzerschiff „Deutschland" bezahle» Wenn es den Hooverschen Vorschlag annehme. Der Vor schlag Hoovers sei aber sür Teulschland vollkommen un genügend und bedeute für Frankreich nur ungeheuere mo ralische und wirtschaftliche Opfer. Man spreche wieder von einem einjährigen Moratorium, in Wirtlichkeit stehe aber der gesamte Young-Plan auf dem Spiele. Wenn die französische Regierung deshalb nicht mit Entschlossenheit zum Ausdruck bringe, daß an dem ungeschützten Teile ebenso wie an den Grundsätzen des Young-Planes nicht gerüttelt werden dürfe, müsse man die ganze Angelegen heit als begraben betrachten. Sodann betrat Finanzminister Flandin unter ungeheurem Tumult der Kammer die Rednertribüne und führte u. a. aus: Welches sind die Folgen des Hoo verschen Vorschlages? Entweder bleibt der Young-Plan weiter in Kraft und nie ist von Amerika die Möglichkeit ins Auge gefaßt worden, daß der Plan ausgehoben wer den soll, dann wird Frankreich vom 1. Juli 1931 bis zum 1. Juli 1932 81» Millionen Mark erhalten, von denen ihm nach den Abzügen 326 Millionen Mark verbleiben; oder die deutsche Negierung fordert das Moratorium des des Young-Planes. Dann erhält Frankreich, nachdem es feine Jahresraten an Amerika und England bezahlt hat, im ganzen 231 allionen Mark, soll aber an die BIZ. 500 Millionen 'Mark zugunsten seiner Mitgläubiger be zahlen. Man kann also sagen, daß der Vorschlag Hoovers einen Vorteil gegenüber einem von Deutschland geforder ten Moratorium darstelll. Die Negierung war einstimmig der Ansicht, daß Fran- reich nicht auf die Zahlung der ungeschützten Annuität durch Deutschland verzichten könne, weil der Young-Plan feierlichen und endgültigen Charakter hat. Im Haag hat Dr. Schacht erklärt, daß er sich eher die Hand abschneiden ließe, als die ungeschützte Annuität nicht zu zahlen. Die Regierung hat die Pflicht, Vorsichts maßnahme zu treffen, damit der Young-Plan nicht auf gehoben wird. Deutschland kann übrigens dieses Jahr den unge schützten Teil zahlen, denn der Haushalt befindet sich nach dem lebten Gcfctzcserlasscn im Gleichgewicht. Paris, 27. Juni. Die französische Kammer nahm am Sonnabendmorgcn kurz nach 6 Nhr mit 386 gegen 189 Stimmen die Antwort der französischen Regierung auf den Hoover-Vorschlag bezüglich einer einjährigen Stun dung sämtlicher Reparationszahlungen und interalliierten Schulden an und ermächtigt sie, die Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung zum Abschluß eines endgültigen Abkommens weiter zu führen. Wilsdruff, am 27. Mai 1931. Merkblatt für vcn 28. unv 29. Jun». Sonnenaufgang 3" 3" l Mondausgang 19^ 20" Sonnenuniergg. 20^ s Mondunlergg. 1" 2" 2 8. Jun». 1914: Erzherzog Franz Ferdinand von Oster- retch-Este und seine Gemahlin ermorde». — 1919: Unierzetch- nung des Verrrages von Versailles. 2 9. Juur 1831: Staatsmann Karl Frhr. vom und zuw Stein qest. Vas Scbiibenkest beginnt! Unsere Stadt steht wieder im Zeichen des Schützenfestes. Nachdem schon am Donnerstag der Austakt des Festes durch das Schießen und den anschließenden Kommers erfolgte, beginnt heute nachmittag 6 Ähr mit dem Zapfen st reich 'der offi zielle Teil des Schützenfestes. Hörnerklang und Paukenschall werden wieder durch die Straßen unseres Städtchens erschallen, wenn der Schutzen festlich-glänzender Zug sie belebt, und wie immer wird sich auch diesmal wieder die ganze Einwohnerschaft in des Festes Bann gezogen fühlen. Und das ist ja gerade der tiefste Sinn des Schützenwesens unserer Zeit, daß es eine nati onale Mission erfüllt und jenseits vom Gezänk und Geschrei der Parteien alle diejenigen um das Banner schart, die sich noch mit der Heimat verwurzelt fühlen, die noch an ihres Bölkes Zu kunft glauben. Die Wilsdruffer Schützen haben zudem noch den Kindern eine besondere Veranstaltung gewidmet und ein beson deres Ruhmesblatt mit der Ein- und Durchführung des Kinder festes -beschrieben. Es findet auch dieses Jahr wieder am Mitt woch nachmittag in dem üblichen Rahmen statt und jedes Kind ist gegen Lösung einer Teilnehmerkarte zum Preise von 50 Pfg. in den bekannten Geschäften zur Teilnahme eingeladen. Eifrige Vorarbeit ist geleistet worden, programmäßig dürste ein gediege ner Verlauf des Festes gesichert sein. Nur über einen Punkt ent scheidet kein menschliches Ermessen, und das ist die Wetterfrage. Hoffen wir, daß der Wettergott das Schützenfest mit! einem son nigen Gesicht aus der Taufe hebt. Glückauf zu fröhlichem Ge lingen! Das Programm. Sonnabend: ab 6,30 Uhr Zapfenstreich. Sonntag: ab 5,30 Uhr Weckruf — 11 Uhr Königsfrüh stück im Goldenen Löwen — 2,30 Uhr Abholung des Schützen königs Curt des Starken, der Fahnen und Vereine vom Weißen Adler. Mmgsauszug: Zellaer Straße bis Amtsgericht, WielanL- straße, Meißner, Dresdner Straße bis Sanitätsrat Dr. Bartcky, Zedtler-, Rosen-, Dresdner Straße, Markt, Freiberger, Bahn hofsstraße bis Bahnhof, Park-, Hohe Straße und zurück zum Schützenplatz. Anschließend Schießen nach 3 Scheiben. Montag: 10 Uhr Rapport im Adler — 2,30 Uhr Aus zug durch die Stadt zum Schützenplatz. Königsschießen. — 7.30 Uhr Proklamation des neuen Schützenkönigs — 9.30 Uhr Ein zug des neuen Königs durch alle Straßen der Stadt und zwar: Park-, Hohe, Bahnhofsstraße bis Bahnhof, Bahnhof-, Frei berger, Zellaer Straße bis Amtsgericht, Wieland-, Meißner, Dresdner Straße bis Sanitätsrat Dr. BaMy, Zedtler-, Ro sen-, Dresdner Straße bis Markt. Gemütliches Beisammensein im Löwen, wozu alle Gönner und Freunde der Schützengesell schaft eingeladen sind. * I«m Kinderfest am Mittwoch Ein Tag der Äugend soll zum Schützenfeste Seit Iahresbrauch auch Heuer uns beschieden sein. Werbt froh dafür und tretet allenthalben In allen Kreisen kräftig dafür ein! Ein Tag der Freude, froher Kinderjubel, Ein Sonnentag erblühe unsrer Minderschar Und führe uns zu rechtem Frohgelingen, /Sv wie's zur Freude wurde uns im vvr'gen Jahr. Wer mißgestimmt und schlechter, übler Laune, Der bleib' an diesem Tag einmal in seinem Haus. Doch wer mit fröhlich sein will unter frohen Kindern, Der komm' zu uns zum Schützenplatz heraus! Ein Kinderjubel recht aus vollem Herzen Erschall an diesem Tag zu frohem Kinderfest, Das uns die Not der gegenwärt'gen Tage Auf kurze Zeit einmal vergessen läßt. Ihr Kinder, groß und klein, seid auf dem Posten, Bringt Lust und Freude mit an diesem Tag zu Hauf', Bestellt als Himmelsgunist recht gutes Welter, Dann wird's ein rechter, froher Tag! Glück auf! * Wie wird das Weiter? Die zahlreichen Luftdruckstörungen, die zu Beginn der vierten Juniwoche sich über Mitteleuropa zeigten, führten zu dem erwarteten unbeständigen Wetter. Es kam in ganz Deutschland zu zumeist recht ergiebigen Negensällen. Beim Vorübergang eines Tiefdruckgebietes, das von den Alpen her nordostwärts vordrang, traten insbesondere in Süd deutschland schwere Unwetter mit Haqelschlag aus, die in Oberbapern metsach einen großen .'.eil der Ernte ver nichteten. Die Temperaturen gingen in ganz Deutschland erheblich zurück: Mitte der Woche wurden morgens 8—12 Grad Celsius gemessen Gegen Ende trat wieder eine gewisse Beruhigung ein. Bei östlichen bis nordöstlichen Winden klarte der Himmel ziemlich rasch wieder auf. Die Quecksilbersäule begann wieder zu steigen Wenn wir zunächst auch im Bereiche eines von England vorgedrun genen Hochdruckgebietes heiteres und wärmeres Wetter zu erwarten haben, so scheinen doch westlich von England neue Störungsgebiete oorzudringen, fo daß wieder mit Gewittern gerechnet werden muß. * Luft- und Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme im Schwimmbecken 22 Grad Celsius. Marktkonzert der Städtischen Orchesterschule am Sonntag, den 28. Juni vorm. 11—12 Uhr. Musikfvlge: 1. Vorwärts immer — rückwärts nimmer, Parademarsch der Priv. Schützen gesellschaft Wilsdruff von L. Römisch. — 2. „Jubelfest", Mvn- zert-Quvertüre von I. Behr. — 3. „Thüringer Blumen", Wal zer von Schmidt-Berka. — 4. „Weidmanns Lieblingslieder", Kontre-Tanz von O. Fetras. — 5. Paraphrase über „Laßt uns alle fröhlich sein" von st. Gottlöber. — 6. „Sei wieder gut", Lied von F. v. Blon. — 7. Parademarsch des ehem. Königlich Säch>- sischen GarLereiter-Regiments von C. M. v. Weber. Die Polizeistunde ist Sonntag und Montag auf 3 Uhr mor gens festgesetzt. Aerztlicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) Sonntag, den 28. Juni: Dr. Bretschn ei Her- Wilsdruff und Dr. Gehse - Burkhardswalde. b Der Landwirtschaftliche Verein ladet seine Mitglieder sür Mittwoch nachmittag 4 Uhr zur Versammlung nach dem Adler ein. Oberlandwirtschaftsrat Dr. Bruchholz-Dresden hält einen Vortrag über das Thema „Die Milch vom Futter bis zum Produzenten". Weiter findet gemeinsam mit dem Schweine- kontrollverein und 'dem Versuchsring Tharandt eine Autobus fahrt nach Löbschütz. Trebanitz und Töllschütz statt. Die Anmel dung hierzu muß bis spätestens Montag bei der Landwirtschafts bank erfolgen. — Bezirksrundfahrten sind sür den 8. stuli über Polenz, Naustadt, RöhrsLorf, Wilsdruff, und am 15. Juli über Grumbach, Messelsdorf, Steinbach, Unkersdorf, Wilsdruff vorge sehen. Am Ende des weißen Blühens. Es dürfte der Aufmerksam keit vieler Menschen alljährlich entgehen, daß sich beim Blühen in der Natur 'die Farben in gewisse Zeiträume gruppieren. Mit dem Eintritt der Sommersonnenwende z. B. ist das weiße Blü hen im großen und ganzen abgeschlossen. Noch finden wir den Jasmin und den „Schwarzen Hollunder" (Samabucus niger), deren breite, weiße Dolden aber auch schon im Vergehen find. Der Frühling kam mit dem Weiß der Schneeglöckchen, März becher, Anemonen und Maiglöckchen, entfaltete sich voll und prächtig im weißen Blütenschnee aller Obstarten, brachte dazu die weißen Trauben der stark riechenden Ahlkirsche, des Schler- dorns und der zeitigen, weißblühenden Arten der Sternmieren, des Wiesenschaumkrautes und des „Körnichten Steinbrechs" und schloß mit den frühblühenden weißen Nelken ab, während schon die Hauptzeit des bunten Blühens Einzug hielt, das uns nun bis zum Herbst erfreuen wird. Was Brüning bei der letzten Notverordnung vergaßt Ob wohl Herr Brüning bei seiner letzten Notverordnung so gut wie alle Teile des Volkes mit Steuern, Abgaben und Kürzungen be dacht hat, hat er doch zwei Kategorien von Mitbürgern des Deut schen Reiches vergessen. In der Notverordnung ist nämlich nichts davon erwähnt, daß die Diäten der Abgeordneten in irgend einer Form von der Mrisensteuer oder einer sonstigen Abgabe mit erfaßt werden. Vielmehr genießen die Abgeordneten das un verdiente Glück, von einer neuen Belastung verschont zu bleiben. Denn die Diäten sind leider durch Gesetz im Deutschen Reiche steuerfrei. Außerdem sind die Bezüge der pensionierten Minister nicht von der üblichen Kürzung der Gehälter erfaßt worden, so 'daß wir heute in Deutschland Las Kuriosum haben, daß eine ganze Anzahl pensionierter Minister höhere Bezüge hat als am tierende Minister. Es läßt sich doch wirklich für manche Kreise in Deutschland herrlich und in Freuden leben. * Gesang erhebt des Menschen Herz. Zum 28. Juni. überall, wo deutsche Sänger zusammengeschlossen sind, wird man am Sonntag deutsche Lieder erklingen hören. So ist das beschlossen! Einmal im Jahre, wenn die Natur tn Blüten prangt, sollen überall in Stadt und Land volkstümliche Lieder im Freien erklingen und der aufhorchenden Menge von neuem zu Gemme führen, welches Kleinod das deutsche Volk ,n seinen allen und neuen Sangesweiscn besitzt Die Sänger wollen mit ihren Liedern den Weg auch zu 0 e n Volksschichten finden, welche nicht die Konzerisäle aufsuchen und welche auch andern gesanglichen Veranstaltungen sernbleiben müssen Diese Volksgenossen sollen hören und empfinden, daß der Gesang auch ein bedrücktes Herz zu edler Freude erhebt, daß er die Sorgen und das Leid der Bedrückten zu lindern vermag. Zu mal in unserer schlimmen Zeit, wo innere und äußere Nor die Menschen zu verbittern droht, soll das unter freiem Himmel ln frohen Klängen emporsteigende Lied als stärkste Ausdrucks form des Innenlebens uns bedeuten, daß wir nicht erliegen dürfen, sondern uns aufrechlerhallen müssen sür uns selbst und sür eine bessere Zukunft unseres Vaterlandes. Am Liedertag kann und muß so recht sichtbar tn Er- schetnung treten, daß der Pflege des Liedes eine einigende und ausgleichende Kraft tnnewohnl. eine Kraft, die uns fühlen läßt, daß wir eines Volkes sind Der erste Lieder- mg, der »m vorigen Jahre stattsand, halte einen erfreulichen Erfolg und so beschloß man, die Liedertage zu einer bleibenden Einrichtung werden zu lassen Es ist aus innigste zu wünschen, daß der diesjährige Ltedertag wiederum zu einem Ehrentag des deutschen Liedes werde und dem deutschen Liede viele neue Freunde gewinne Lasten wir die Macht des Gesanges aus uns einwtrken und uns von ihr überwältigen und sagen wir auf richtigen Dank den Sangesbrüdern, die uns die wunderbare, die hinreißende Macht des deutfchen Liedes fühlen lasten. Auch das ist Dienst am Volke — ein Dienst, der nnveraessen bleib,' * Helbigsdorf. Wunderbare Kindesretkung vor 6 ö stahren. Am 28. stmst 1866 nm Lie Mittagszeit zog ein schweres Unwetter — wie es sich die ältesten Leute nicht erinnern konnten, sagt der Chronist — über Lie hiesige Gegend. Ein Blitz strahl fuhr in das Buhligsche Gut, erschlug den Besitzer Wilhelm Buhlig und eine Frau aus Wildberg, welche 'des Gewitters wegen dort Schutz gesucht hatte. Ein Kind dieser Frau, welches Lie Mutter gerade zum Trinken an die Brust gelegt hatte, blieb unversehrt. Ein anderes erlitt bedeutende Verletzungen durch Glassplitter eines zertrümmerten Spiegels. Das Wohnhaus ge riet in BranL und während desselben fuhr ein zweiter Blitzstrahl ins Feuer. Ein Blitz fuhr zur selben Zeit auch in den Turm der Begräbniskirche in Wilsdruff ohne zu zünden, zertrümmerte aber Len im unteren Teile der Mirche aufgehängten Glaskasten der verstorbenen Tochter des erschlagenen Gutsbesitzers Buhlig. Lin Zeitgenosse hat damals die Tatsache 'der wunderbaren Kindes rettung in Verse gebracht!, die wir unsern Lesern nicht vorem- halten wollen: Schwül war der Tag, ein schwer Gewitter grollt, Hin durch die Wolken Blitzgeschosse leuchten; Ls glüht und braust, dumpf hin Ler Donner rollt, Die Flut beginnt die Erde anzufeuchten. Ein Jeder war der Gottheit sich bewußt: In einem Haus, bedeckt mix Strvhgewinde, Reicht eine Mutter liebend ihre Brust Zur Nahrung dar dem jüngstgebornen KinLe. Herr! fei mit uns! still ihre Lippe spricht; Der Donner rollt, es übt die heil'gen Pflichten Das Mutterherz, indessen jäh durchbricht Der 'Sturm Len Wall empörter Wolkenschichten. Da fährt ein Blitz im Zickzack durch die Luft, Ein Schlag, ein Krach, Las Häuslein steht in Flammen; Der Mutter wird das Stübchen zu Ler Gruft — Vom Blitz getroffen sinket sie zusammen. Die Mutter tot! — das Mindlein, doch, es lebt, Die Muttermilch, die letzte an der Lippe, Liegt es, von einem Heil'genschein umwebt, Still, wie dereinst Ler Heiland in Ler,Krippe. Die Mutter tot! entseelt vom Wvlkenbrand. Das Kind jedoch entging Lem schweren Lose, Frisch, blühend, als gelöst das Wickelband, Entfaltet sich's wie eine Maienrose. Die Sage: daß jedwedes KinLlein hab' 'nen Engel, Ler ihm schützend an Ler Seite, Mit Flammenschrift, vom Himmel hoch herab, Schrieb's hier Natur im Llementenslreite. Der Mensch, Ler Sohn der Gottheit, blickt empor Zum Weltenthron und fragt in heh'rer Stille: Warum, o Herr? — Es tönt wie Engelchor: Tief, unerforschlich, heilig ist sein Wille! Miltitz-Roitzschen. Unfall. Donnerstag abend in der 11- Stunde entgleiste im hiesigen Bahnhof die Güterzugslokomotive des um Liefe Zeit einfahrenden Güterzuges. Der Unfall ereig nete sich dadurch, daß die Lokomotive den Vorleger überfuhr und aus den Schienen sprang. Da der Zug sich jedoch in langsamer Fahrt befand, beschränkte sich die Entgleisung nur auf Lie Vor derachse. Die der Lokomotive folgenden Wagen blieben auf den Schienen stehen. Es mußte aber ein Hilfszug aus Nossen herbel- gerufen werden, In etwa 'drei Viertelstunden war der Unfall be hoben.
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