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WUdmfferAgM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „WUsdrusfer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbeftellung 2 «M. zuzüglich Abtrag- . ...» ..... . gebühr. Einzelnummern IbRpfg.AllePostanstaltm W0chenbla11 für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus. trägerund Geschäftsstellen ! 2—2 nehmen zu jeder Zeit Be. stellungeu entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingefandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beUiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2l>Rpsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Rcichs- -pfennig, die s gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. 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Ein Konflikt zwischen dem Vatikan und dem Faschismus, — man ist darüber vielleicht doch wohl etwas erstaunt, da ja noch gar nicht viel Zeil verstrichen ist, seitdem zwischen dem Haupt der Katholischen Kirche und dem Italienischen Staat nicht bloß ein offizieller Friede abgeschlossen, der „Kirchenstaat"' neu be gründet wurde und der Papst auch äußerlich die Souveränitätsrechte erhielt, sondern auch ein Konkordat abgeschlossen worden ist, dessen Inhalt eine weitgehende Zusammenarbeit von Kirche und Staat bedeutet. Nun ist es zu einem schweren Konflikt durch das Vorgehen des faschistischen Staates gegen die „K a t h o l i s ch e A k tion" gekommen, einer vom jetzigen Papst besonders eifrig ge förderten Bewegung, die eine religiöse Ver- tiefung zum Ziel har. Von faschistischer Seite wird nun behauptet, daß diese „Katholische Aktion" in Italien „politische" Zwecke verfolge, den Versuch darstelle, die einst vom Faschismus zersprengte Partei der „Populären" — die etwa dem deutschen Zentrum entspricht — wieder ins Leben zurückzurufen und außerdem durch ihre bewußte Einflußnahme auch auf die Jugend die einheitlich-faschi stische Erziehungsarbeit störe. Bisher waren die Be ziehungen zwischen Staat und Kirche recht gut und schon nach außen hin kommt das z. B. darin zum Ausdruck, daß man italienische Briefmarken mit dem Bilde des Heiligen Antonius von Padua druckte, dessen 7W Todes tag in diesem Jahre von der Kirche unter starker Be- teiligung der Staatsbehörden feierlich begangen wird. Nun hat der Papst zum Zeichen des Protestes die Reise seines Legaten nach Padua abgesagt, da es zu Demonstra tionen, Beschlagnahmen und Haussuchungen, Auflösungs- befehlen usw. gegen die Organisationen der „Katholischen Aktion" gekommen ist, obwohl das Konkordat sie aus- drücklich zuläßt. Was hier aufeinanderstößt, ist einerseits der Wille des Faschismus, den ganzen Menschen, sein Denken und Handeln restlos zu erfassen, und andererseits der Anspruch der Kirche, ihren religiösen Einfluß auf den sich zu ihr Bekennenden ausüben zu können —, ein Welt- anschauungskonflikt also, bei dessen Beurteilung das omi nöse Wort „Kulturkampf" sich rasch einstellt. * Räumlich getrennt, aber zu gleicher Zeit veranstalte ten in Deutschland zwei große, sich schroff gegenüber- stehende Weltanschauungsgruppen jetzt ihre Tagungen, der „St a h l h e l m" in Breslau, die Sozialdemokra tie in Leipzig. Hier wie dort steht eigentlich doch immer wieder die Stellung zur Regierung Brüning tm Vorder grund. In BreSlau ist die oppositionelle Einstellung vor allem gegen die jetzige Preußenregierung durchaus un-> zweideutig herausgearbeitet worden und man erhofft nach einem Sieg über das Kabinett Dr. Brauns und die es stützende „Weimarer Koalition" auch entsprechende Rück wirkungen in der Reichsregierung und der Reichspolitik herbeizuführen. In Leipzig dagegen ist das politsch-par- lamentarische Verhalten der Sozialdemokratischen Partei zum Kabinett Brüning durchaus nicht unumstritten, wenn auch die Mehrheit des Parteitages sich aus den Standpunkt der Führung stellt, eine Einheitlichkeit und Geschlossen- heit der Partei sei im gegenwärtigen Augenblick notwen diger als je, da dem Ansturm aus die politischen Macht stellungen der Partei zahlenmäßig große und sich nicht mindernde Erfolge beschteden waren und sind Die Par- leileitung arbeitet mit dem Argument, daß man tm Reichs tag die Maßnahmen des Kabinetts Brüning habe „tole rieren" müssen, um dos Umlegen des Steuers auf einen Rechtskurs zu verhindern. Freilich sprechen — natürlich jedesmal in ganz anderer Absicht und in ganz anderem Sinne — in Breslau wie in Leipzig die Tatsachen der schweren wirtschaftlichen Massennot ein lautes, auch poli tisch nicht uberhörbares Wort einschließlich des wetteren Zwanges für das „tolerierte" Kabinett Brüning, gerade ^^einschneidenden und auch das Schicksal der Massen Hari berührenden neuen Maßnahmen vor das deutsche Volk zu treten. d °uch von größter Bedeutung innenpoli tischer Art selitz wie sich der deutsche Minister- befuch zum „Weekend in Chequers abspielt, ob dort ein Ausweg aus der deutschen Massennot angebahnt werden kann. Beide Lander, Deutschland und England, leiden unter einer katastrophalen, schon lange währenden Arbeits- losigkeit und einer für ste als Industriestaaten besonders empfindlichen Wirtschaftskrise; hier wie dort ist der Haus- halt in den Parlamenten und Regierungen Gegenstand schwerster Sorgen. Man spürt in Paris ganz richtig, daß sich daraus eine gewisse „G emeinsarnkeit der In gressen" ergibt, übrigens auch darin, daß auf dem Gebiete der internationalen Handels- und Zollpolitik endlich einmal etwas Wirkliches geschehen muß. Entschei- dendes freilich können die deutschen Minister aus Cheqeurs aus keinen Fall mit nach Hause bringen. Aus England kommt schon jetzt an uns der Rat, nicht durch eine Mora- wriumserklärung gas ganze Problem des Aoung-Planes anfzurollen; man könnte dem deutscherseits zustimmen, wenn eben sehr bald eine Revision ganz von außer halb des Aoung-Planes her angebahnt wird. RWregillW Md RkMMm Hochbetrieb im Reichskanzlerhaus. Die letzten Vorbereitungen für Chequers. Im Retchskanzlerpalots in Berlin herrscht rege Tätig keit. Es gilt die neue Notverordnung möglichst bald fertig zu stellen, da Dr. Brüning und Dr. Curtius noch m dieser Woche nach London fahren. Am Dienstag werden dann die Ministerpräsidenten der Länder über die Einzelheiten der Notverordnung und die gesamtpolitischen Zusammen hänge unterrichtet werden. Die Notverordnung dürfte dann am Mittwoch dem Reichspräsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt werden. In unter richteten politischen Kreisen wird erwartet, daß der Reichs präsident die neue Notverordnung während des Aufent- Halles von Dr. Brüning und Dr. Curtius in Chequers vollzieht. Es wird angenommen, daß der Reichskanzler hierüber noch am Tage seiner Abreise eine Unterredung mit dem Reichspräsidenten haben wird. Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Notverordnung dürfte dann auch eine Kundgebung der Reichsregierung zur Reparations frage veröffentlicht werden. Keine englischen Zugeständnisse? Zu den kommenden Besprechungen in Chequers mel det der politische Korrespondent der „Sunday Times", daß Macdonald und seine Kollegen in der Reparationsfrage eine sehr feste Haltung etnnehmen würden. Es sei viel wahrfcheinlicher. daß man eine Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Handelsbeziehungen suchen werde. Offenbar ans amtliche Anregung bin wird erklärt, daß es für England außerordentlich schwierig, ja wahr scheinlich unmöglich sein werde, irgendwelche Zugeständ nisse in der RevarationSfrage zu machen England müsse daran festdalten. daß die bei ihm eingebenden Repara tionszahlungen und interalliierten Schuldenzahlungen un bedingt seine Zahlungen an Amerika deckten, damit der englische Haushalt durch die an Amerika fällige Summe nicht beeinflußt werde. Die Beamtenverbände beim Reichskanzler. Reichskanzler Di. Brüning empfing Vie Vertreter der Spitzcnverbände der Beamtenschaft, nämlich des Deutschen Beamtenbundes, des Allgemeinen deutschen Beamten bundes und des Reichsbundes der höheren Beamten, sm einer mehrstündigen Aussprache über die Notverordnung, vor allem über die neue Kürzung der Beamtengehälter. Die Beamtenführer legten dem Kanzler dar, welche Erregung sikh der Beamtenschaft angesichts der alarmieren den Meldungen über die Absicht und den Grad der neu vorgeschlagenen Kürzungen der Beamtenbezüge bemächtigt habe. Demgegenüber wies der Reichskanzler auf den Ernst der Lage der Reichsfinanzen und auf die bevorstehenden Bemühungen zur Erleichterung der deutschen Gesamtlage hin und erklärte, daß die Beamtenschaft um ein neues Opfer nicht herumkommen werde, das in Form oer Krisen steuer ja auch die anderen Volksklassen treffe. -» Ausblick auf Cheqers. Die deutsche Stellung nicht ungünstig. Bei den Besprechungen über den kommenden Besuch der deutschen Minister in England wird man in der deut schen Öffentlichkeit gut daran tun, sich zu erinnern, daß die Einladung von den Engländern ausgegangen ist. Die taktische Stellung Deutschlands wird keineswegs allzu un günstig betrachtet. In der Abrüstungsfrage dürfte zwar Henderson auf einem weitgehenden Entgegen kommen Deutschlands bestehen, aber andererseits weisen politische Kreise daraus hin, daß gemäß den Locarno- Verträgen England auch Deutschland gegenüber eine Garantie sür das Rheinland übernommen hat.Hier bieten sich der deutschen Diplomatie gewisse Mög lichkeiten. Hinsichtlich der Handelsvertragsvcrhandlungen haben die deutschen Unterhändler insofern eine nicht un günstige Stellung, als der gegenwärtige deutsch-englische Handelsvertrag sür England erhebliche Vorteile bietet, die eine, brauchbare Grundlage für eine entspre- Dcr englische Zerstörer „Wlnchefter" ver den Reichskanzler und den Reichsautzenminlster vor Southampton an Bord nehmen wird Diese Einholung der deutschen Staatsmänner soll eine besondere Ehrung durch die Londoner Regierrmg varstellen. chende Mitwirkung Englands in den Wirlschaftsfragen des europäischen Festlandes abgeben können. Hinsichtlich der Reparationen scheint es London willkommen heißen zu wollen, wenn sich die deutschen Mitteilungen auf klare Tatsachen und die wirkliche Leistungsfähigkeit Deutschlands beschränken, so daß daraufhin zu einem späteren Zeitpunkt Verhand lungen auf internationaler Grundlage eingeleitet werden können. * Ser Sturmlaus gegen die Reparationen Der endlose Leidensweg des deutschen Volkes Eine Einheitsfront im deutschen Volke aus aller Klassen, Ständen und Parteien, die energisch die Revision de: Reparationslasten fordert, wird immer deutlicher sichtbar Unter den neuesten Stimmen, die sich zu dieser Forderung er hoben haben, seien folgende genannt: Einheitliches Handeln tut not! Unter zahlreicher Beteiligung wurde in Dresden di« Reichstagung des Arbeitsausschusses Deutsche: Verbände eröffnet. Der Präsident des Arbeitsausschusses, Gouverneur z. D. Dr. Heinrich Schnee, führte in seiner Be grüßungsansprache aus, daß bei dem großen Elend und oe: wirtschaftlichen und finanziellen Noi eine Revision der unge heuren Bestimmungen des Versailler Diktats nicht mehr umgangen werden könne. Früher habe sich ver Arbeitsausschuß bemüht, den Revision? gedanken in weiteste Volkskreise zu tragen Heute sei das nicht mehr notwendig Das Verlangen nach Revision trete fetz m allen Schichten des deutschen Volkes in stärkster Weise hervor. Die Erkenntnis sei durchgedrungen daß die Revision Existenzfrage des ganzen Voltes ist. Er komme daraus an, alles zu einheitlichem Handeln zu sammenzusühren. Die Zeit sei gekommen, daß der gemeinsam« Wille zu einem aktiven Handeln nach außen führen müsse. Sofortige Reparationsverhandlungen gefordert. Der Gewerkschajlsrlng Deutscher Arbeiter- Angestellten- und Beamtenverbände forder: die Revision der Reparationsverträge in einer Erklärung, ir der er u. a. aussiihrt: Heule müssen wir in aller Form die sei: längerer Zeit erhobene Foroerung wiederholen, daß die erneut« Revision der Reparalionsverträge mit größter Beschleunigung vurchzuführen ist. Unbeschadet unserer grundsätzlichen Auf sassung, daß die gesündeste Lösung vie oöllige Annullie rung ver internationalen Kriegsschulven wäre, sorvern nm angesichts ver allgemeinen Verelendung des deutschen Volkes und der Unmöglichkeit, selbst bei unerträglicher Lastensteigs runa zu einer dauerhaften Sanierung ver öffentlichen Finanzen zu kommen, die sofortige Aufnahme neuer Reparationsverhandlungen. Für Revision der Tribute. Erst Revision, dann neue Opfer. Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei hat sich in einer Sitzung mit der gesamten politischen Lage befaßt. Zu der geplanten neuen Notverordnung wurde entschiedener Widerspruch gegen eine Reihe wesentlicher Punkte angemeldet. Die Fraktion bestätigte dabei erneut ihre Saarbrückener Beschlüsse, wonach weitere Opfer breitester deutscher Volkskrcisc nur tragbar seien, wenn die gleiche Regierung, die sie verlange, gleichzeitig aus eigenem Entschluß die Revisionsverhandlungen in der Tributfrage in Gang bringt. In der Aussprache wurden Bedenken in der Haupt sache gegen die Krisensteuer und die Kürzung der Beamten gehälter geltend gemacht. Ter Parteiführer, Abg. Tingel- dey, wird den Reichskanzler über die Auffassung der volks parteilichen Neichstagssraktion und ihre Bedenken unter richten. MS soll im neunten Schuljahr gelehrt werden? Religion und Lcbenskunde Der preußische Unlerrichis Minister gibt in einem Erlaß an Vie Negierungen und Vas Provinzialschul- kollegium in Berlin-Lichicrfelve sie euvgültigen glicht, linien zum Lehrplan für ein sreiwilliges neuntes Schuljahr für ven Untcrrichl in oer Religion bzw Lebenskunoe bekannt. Evangelischer Religionsunterricht. Der Religwnsunlerrlchi Hai ven lungen Menschen vie biblisch-evangelische Grundlage zu zeigen, auf ver sie ihr künf tiges berufliches unv gesellschaftliches Leben aufbauen sollen. Es ist vabei aus vie religiösen unv sittlichen Fragen, Vie sie beschäftigen, verstehens einzugehen unv ihnen durch Klärung und Führung zu helfen, eine gefesttgie, tm Gemeindeleben ver wurzelte Lebenshaltung zu gewinnen. Katholischer Religionsunterricht. Der Religionsunterricht ves neunten Volksschuljahres Hai die Aufgabe, in Weilerführung unv Vertiefung ver religiösen Unterweisung unv Erziehung durch ole Volksschule vie religiös-