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worden, die bis jetzt die Nennung ihrer Namen verboten hätten. Heute könne er bekanntgeben, daß es sich um drei Amerikaner deutscher Herkunft, nämlich um Ferdinand Thun, Henry Janssen und Gustav Oberländer handle. Gust. Oberländer, der der Feier beiwohne, habe zudem noch einen Fonds von einer Million Dol lar gestiftet, um führende Amerikaner aus allen Kreisen instand- zusetzen, auf ein Jahr oder länger nach Deutschland zu kommen. Es müsse erwähnt werden daß der Stifter bestimmt habe, daß diese Summe innerhalb einer einzigen Generation ausgegeben werden solle. Oberländer sei der Ansicht, daß die freundschaft- lichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen nach Ablauf dieser 'Frist auf einer natürlichen Basis beruhen werden und daß dann keine künstliche Hilfe mehr erforderlich sei. Zum Schluß betonte Dr. Shurman, daß auch er für seine Entwicklung der Universität Heidelberg eine große Dankesschuld zolle, die er imt dem vollendeten Werk abzutragen sich bemüht habe. Gegen die Notverordnung. Stcgerwald über die Umsatzsteuer. Reichsarbeitsminister Stegerwald kam in einer Unterredung auf einen Artikel der Kölnischen Zeitung zu sprechen, in dem Milderung der Krisensteuer und statt dessen Erhöhung der Um satzsteuer verlangt wurde. Der Reichsarbeitsminister bemerkte, daß der Reichskanzler wiederholt erklärt habe, die Erhöhung der Umsatzsteuer in der gegenwärtigen Stunde würde seinen sofortigen Rücktritt zur Folge haben. Die Erhöhung der Umsatz steuer müsse reserviert werden für die beiden Fälle, daß Ver wicklungen in der Reparationsfrage eintrelen sollten oder daß die Hauszinssteuer weiterhin katastrophal zusammenschrumpft. Die christliche Arbeiterbewegung und die Notverordnung. Die Arbeiterbeiräte des Zentrums für Rheinland und West falen hielten in Duisburg eine Konferenz ab. Die neue Not verordnung fand nicht tn jeder Einzelheit Verständnis und Billigung. Nach Meinung der christlichen Arbeiterschaft, die das Kabinett stets mit bester Kraft unterstützt habe, sei der gesuchte Ausgleich in der Lastenverteilung leider nicht gelungen. Insofern erwarte die Konferenz Beseitigung unbilliger Härten. Die Verordnung sei Ausgangspolitik für die Einleitung von Rcvisionsverhandlungen der Tribulleistungen. Es werde cr- wariet, daß die Reichsregierung mit demselben Mut, mit dem sie das deutsche Volk zwinge, das Seinige zur Festigung seiner wirtschaftlichen und staatlichen Grundlage zu tun, nunmehr gegenüber den Gläubigermüchien die Unhaltbarkeit der gegen wärtigen Reparationsleistungen geltend machen werde. Einwände der Staatspartei. Die Rcichstagsfraktton der Slaatspartei hielt eine Sitzung ab, an der u. ä Reichssinanzminister Dietrich, der preußische Finanzminister Höpker-Aschofs und der Handelsminister Dr. Schreiber teilnahmen. Nach lebhafter Aussprache wurde fol gende Entschließung angenommen: „Die Fraktion hält wesent liche Teile der Notverordnung für verfehlt und mit ihren grundsätzlichen Auffassungen nicht für vereinbar. Wegen der -notwendigsten Änderungen und Ergänzungen wird die Frak tion mit dem Reichskanzler verhandeln. Von dem Ergebnis dieser Verhandlungen macht die Fraktion ihre endgültige Ent scheidung abhängig." Llm die Notverordnung. Die Bundesleitung des Deutschen Beamten bundes nahm zu der neuen Notverordnung mit ihren katastrophalen Folgen für die Beamtenschaft Stellung. An gesichts der grundsätzlichen Bedeutung der Notverordnung und ihrer verhängnisvollen Wirkungen fordert die Bun desleitung den baldigen Zusammentritt des Reichstages. Stegerwal- über Bauerntum und Arbeiterschaft. In der Generalversammlung des Westfälischen Bauernbundes in Münster sprach Rcichsarbeits- minister Dr. e. h. Siegerwald über Bauerntum und Arbeiterschaft. Die Agrarpolitik, so führte er aus, sei in Deutschland besonders schwierig, weil die Rentabilität der ostdeutschen Landwirtschaft, da auf dem mageren Boden meist nur Roggen, Hafer und Kartoffeln wachsen, aus politischen und nationalen Gründen ftchergestellt werden müsse. Dazu komme, daß Deutschland als größtes industrielles Ausfuhrland Europas die Lebens haltung der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht übermäßig verteuern dürfe und daß sich Deutschland bei seiner starken wirtschaftlichen Verflechtung mit der übrigen Welt handelspolitisch nicht isolieren dürfe. Die Bauern dürften nicht am Vergangenen haften bleiben und sich nicht mr ein romantisches Drittes Reich gebrauchen lassen. Das Bauerntum müsse ein gutes Verhältnis zur Arbeiterschaft finden. Die Arbeiterschaft sei bereit, einem Bauerntum, das mit ihr politisch denke, das zu geben, was es zu einer lohnenden Arbeit benötige. Die deutsche Landwirtschaft uns das Bauerntum müßten sich klar einprägen, daß sie vor dem größten geistigen, kaufmännischen und orga nisatorischen Umstellungsprozeß ständen, den je eine Bauerngeneration erlebt habe. Es könne nicht mehr jeder Bauer soviel Kühe und Schweine halten und soviel Zuckerrüben anbauen, wie er wolle, es müsse vielmehr eine berufsgenossenschaftliche Maßanpass nng erfolgen. Der großstädtische Kon sum verlange Standardware, die er jetzt vom Ausland geliefert bekomme und deren Herstellung die einheimische Erzeugung folgen müsse. Der Weg vom Erzeuger zum Verbraucher müsse verkürzt, vereinfacht und verbilligt werden. Volksentscheid am 9 Auguft? Um die Auflösung des Preußischen Landtags. Nachdem der Ältestenrat des Preußischen Landtags beschlossen hat, vom 7. bis 10. Juni eine Sondertagung des Landtags stattfinden zu lassen, in der das Gesetz über das Volksbegehren zur Auflösung des Preußischen Land tages aller Voraussicht nach von der vorhandenen Mehr heit abgelehnt werden wird, muß dann innerhalb der ge setzlichen Frist der Volksentscheid durchgeführt werden. Wahrscheinlich wird der Volksentscheid in der ersten Hälfte des Monats Augnst, und zwar voraussichtlich am Sonn tag, dem 9. August, durchgeführt werden. Mmer noch über 4 Millionen Arbeitslose. Nach dem Bericht der Reichsanstalt für die Zeit vom 16. bis 31. Mai hat seit dem 15. Mai die Zahl der gemel deten Arbeitslosen um rund 144 000 abgenommen; sie belief sich am 31. Mai auf rund 4 067 000. Die Belastung oer K r i s e n fü r s o r g e hat sich w e i t e r. und zwar um Vie neue kinheitsbewertung Sie Abgabe der VermögenseMmng Die neuen Durchführungsbestimmungen ves Reichs» sinanzministers. Bekanntlich finde! aus den Stichtag ves 1. Januar 1931 wieder eine neue allgemeine Einheilsbewertung und Ver mögenssteuerveranlagung statt, für die soeben die Durchfüh rungsbestimmungen des Reichsfinanzministers herausge kommen sind. Für die Bewertung sind in der Zeit vom 15. bis 30 Juni 1931 Vermögenserklärungen abzugeben, die nöti gen Formulare werden von den Finanzämtern zugesandi. Die diesjährige Bewertung weicht von der des Jahres 1928 in ver- fchiedener Hinsicht ab Nach der Notverordnung vom 1. Dezember bilden die Etn- yettswerte mit dem Stichtag, 1. Januar 1931, die Grundlage für die Reichsvermögenssteuer und für die Jndustriebelastung, weiter auch für die Grunverwerbssteuer, die Gewerbesteuer und für die Grundsteuer der Länder und Gemeinden. Dadurch ge winnt die diesjährige Einheitsbewertung eine erhöhte Be deutung und sollte Anlaß geben, sich mit den Vorschriften sehr vertraut zu machen. Die neuen Einheitswerte werden bet Betriebsvermögen für 3 Jahre, bei Grundvermögen, für 6 Jahre gelten. Der Reichssinanzminister ist indessen ermächtigt, für Grundver mögen wieder aus den 1. Januar 193-1 eine Bewertung vor zunehmen. Außerordentlich wichtig ist, baß diesmal Einhettswert- bescheide lediglich für gewerbliche Betriebe zugestellt wer den, dagegen nicht für Grundbesitz jeder Art. Diese Ein heitswerte werden lediglich durch Offenlegung aus den Finanzämtern bekannt gemacht. Nach Ablauf einer so genannten Offenlegungsfrist beginnen die Rechtsmittelfristen zu laufen. Die Bewertungsvorschrlften lehnen sich beim landwirt schaftlichen Vermögen, bei Betriebs- und sonstigen Vermögen un großen und ganzen an die des Jahres 1928 an. Grund legend neu wird das Grundvermögen bewertet. Ins gesamt ergibt sich für die einzelnen Vermögensgruppen folgen des Bild. 1. Landwirtschaftliches, forstwirtschaftliches und gärtnerisches Vermögen: Seine Bewertung erfolgt durch Einreihung der einzelnen Betriebe tn ein durch den Reichsbewertungsbeirat für das ganze Reichsgebiet ausgearbeitetes Bewertungsnetz, so wie in Ertragswertklassen und Rahmensätzen, die durch beson dere Rechtsverordnung sestgestellt wird. 2. Gewerbliches Betriebsvermögen. Zum Betriebsvermögen rechnet alles, was dem Betriebe eines Gewerbes als Hauptzweck dient. Als Gewerbebetrieb gelten auch Bergbau und die sonstige Ausbeutung von Grund und Boden (z. B. Stein- und Kalkbrüche) sowie die freie und ähnliche selbständige Berufstätigkeit. Als Gewerbebe trieb gilt nicht die Tätigkeit als Künstler oder Wissenschaftler, ferner nicht Land- und Forstwirtschaft und Gärtnerei. Weg- gesallen ist die bisherige Freigrenze für das Betriebsvermögen der freien Berufe. Sie sind also den gewerblichen Betrieben völlig gleichgestellt. Die Bewertung des Betriebsvermö gens erfolgt in der Regel nach dem gemeinen Wert. Dabei sind hie Gegenstände einzeln zu bewerten. Der Grundsatz der Gesamtvewertung ist damit aufgegeben. Als gemeiner Wert kommt der sogenannte Teilwert in Frage, wie er für die Einkommen- und Körperschaftssteuer gilt. Bei stilliegen - den Betrieben kann für bewegliche Gegenstände des Anlage kapitals ein Abschlag von 30 Prozent auf den maßgebenden Wert beantragt werden, wenn die Gegenstände in der Zeit vorn 1. Januar 1931 bis 30. Juni 1931 3 Monate lang stillagen. Bei eingeschränkter Benutzung mindert sich der Abschlag ent sprechend. 3. Grundvermögen. Seine Bewertung ist gegenüber 1928 grundlegend ver ändert. Beibehalten ist die Trennung in zwangsbewirt- schaftete und freie Grundstücke. Als zwangsbewirtschaftet gilt ein Grundstück nur, wenn mindestens ein Fünftel einem del drei Wohnungszwangswirtschaftsgesetze unterliegt. Bei del Bewertung dieser Grundstücke Hai man den Wehrbeitragswert als allgemeine Bemessungsgrundlaqe ausgegeben. Ausgangs punkt für die Bewertung bilde! die I a h r e s r o h m i e t e; da neben kann noch die Friedensmiete und für Villen und Ein familienhäuser hilfsweise der Wehrbeitragsweri in Rücksicht gezogen werden. Für die Bewertung hat der Reichsfinanz minister lediglich Rahmenvorschriften gegeben. Innerhalb dieses Rahmens werden die Präsidenten der Landesfinanzämter Ver ordnungen erlassen, insbesondere über den Prozentsatz, mit vem die Jahresrohmiete zu vervielfachen ist, um aus den Einheitswert zu kommen. Als Jahresrohmiete gilt grund sätzlich die am 1. Januar 1931 maßgebende Rohmiete; Miet herabsetzungen bis Ende 1931 können indessen berück sichtigt werden, wenn die Mietermäßigung nicht nur vor übergehend ist. Die Vervielfältigungszahl für die Jahresroh miete wird aus Grund von Kauspreisstatistiken der Finanzämter festgesetzt werden. Der so ermittelte Wert wird in der Regel als Einheitswert festgesetzt; er kann aber bei besonderen Um ständen (baulicher Zustand, Alter oder der Einrichtung, be sondere Belastung mit Hauszinssteuer usw.) um 20 Prozent nach oben oder unten hin verändert werden. Ist eine Roh miete nicht zu ermitteln, dann kann Bewertung nach dem ge meinen Wert erfolgen. Für nichtzwangsbewirtschaftete Grundstücke, die ortsüblich bebaut sind, oder gewerblichen Zwecken dienen, erfolgt die Bewertung mit dem Ertragswert. Als solcher gilt das 18fache des jährlich erzielbaren Reinertrages, bei dessen Ermittlung in diesem Jahre für Steuerlasten, ins besondere sür Grund- und Gebäude- sowie für Hauszinssteuer 70 Prozent (früher nur 60 Prozent) abgezogen werden dürfen. Außer der Bewertung nach dem Ertragswert, die der Eigen tümer stets verlangen darf, kann die Bewertung auch nach den für zwangsbewirtschaftete Grundstücke maßgebenden Vorschrif ten erfolgen Für das sonstige Vermögen wird wie 1928 keim besonderer Einheitswert sestgestellt. Es wird lediglich für die Reichsvermögenssteuer nach den gleichen Grundsätzen wie 1928 bewertet. Aufwertungsansprüche sind abweichend vo« 1928 jetzt mit ihrem Nennwert einzusetzen, soweit nicht be sondere Umstände, z. B. lange Unkündbarkeit zu niedrigem Zinssatz einen niedrigeren oder höheren Wert begründen. Wertpapiere, insbesondere Aktien, Kuxe, Genußscheine, Anteile an G. m. b. H. und dergleichen sind, wenn für sie ein Steuerkurs festgesetzt ist, mit der Hälfte des Kurswertes, sonst mit der Hälfte ihres festgestellten Verkaufswertes aitz»- setzen. etwa 15 000, auf rund 929 000 Hauptunterstützungsempsän- ger erhöht. Die saisonmätzigen Einflüsse haben den größeren Teil zur Gestaltung der Lage beigetragen. In den Saifon- außenberufen im engeren Sinne, d. h. also hauptsächlich in ser, Landwirtschaft, im Baugewerbe und in einzelnen Teilen der Berufsgruppe Steine und Erden, haben diese Einflüsse sich jedoch im Vergleich zum Vorjahre nur in ge ringerem Umfange entwickeln können. Im Kohlen bergbau sind Zeichen eines Stillstandes der bisherigen rückläufigen Entwicklung zu erkennen. Sie Prüfung der MßwirWafk in der Berliner Stadtverwaltung. Schlußberichi des sog. Sklarek-Ausschuffes. Der Uniersuchungsausschutz des Preußischen Landtages, ver mit der Prüfung der Mißwirtschaft in der Berliner Stadt- oerwalmng seil mehr als einem Jahr beschäftig! war, der so- genannte „Sklarek-Ausschuß". nahm letzi den Schlußberichi des Berichterstatters Könnecke entgegen. Der Berich!erstai!er, der den ganzen Fall Sklarek noch ein mal ausrvllte. kam zu dem Ergebnis, daß die Brüder Sklarek der Berliner Stadtbank für Lieferungen an die Berliner Be zirksämter gefälschte Rechnungen über 20)4 Mik tionen Marl und echle Rechnungen nur über 5 Millionen Mark cingereichl hüllen. Die Sladtbank erleidet, wie nunmehr seststeht, einen Vertu ft von lOZ4 Millionen Mark. Der frühere Oberbürger Böß. die Stadträte Gäbel und Degener, dir Frau des Stadtrats Benecke, die Bürgermeister Schneider und Kohl, der Sladtamtmann Soko- towski und die Stadtbankdircktoren Schmid! und Hoffmann hätten zum Teil erhebliche Vorleile von den Sklareks genossen. Der Berichterstatter stell» fest, daß der Ausschuß in 51 Sitzungen 159 Zeugen vernommen habe. An Aktenstücken seien angeforderl worden und eingeaangen 126 Bände, außerdem zahlreiche Prüfungsberichte. Bilanzen und Protokolle. Englisches Ll-Boot gesunken. Bisher zwei Tote, 18 Vermißte. Der Chef der englischen Seestreitkräfte meldet, daß das Unterseeboot „Poseidon" in einer Kollision mit einem Handelsschiff 21 Meilen nördlich von Weiheiwei um 12.45 Uhr am Dienstag gesunken ist. Die englischen Kreuzer „Berwick", „Cumberland" und das Flugzeugmutterschiff „Hermes" sind nach der Unglücksstelle ausgelaufen. Den ersten Meldungen zufolge sollen fünf Offiziere und 26 Mann gerettet worden sein. Es wird jetzt aber berichtet, saß von ihnen zwei Mann gestorben feien und daß ins gesamt 18 Leute der Besatzung vermißt werden. Weitere Einzelheiten liegen noch nicht vor. Wilsdruff, am 10. Juni 1931. Merkblatt für oen 11. Ium. Sonnenaufgang 3" l Monduntergang 15'° Sonnenuntergang 20'° f Mondausgang 1« 1859 Österreichischer Staatsmann Fürst v. Metternich gest. — 1864 Komponist Richard Strauß geb. Wachswetter. In Oldenburg Hai man neulich, als man für ein Spörl- fest gutes Wetter brauchte, einen Wettermächer am Werke ge sehen, der anheischig machle, Regenwolken durch elektrische Wellen zu vertreiben oder auch, nach Bedarf, herbeizurufen. Wenn es einem solchen Mann gelänge, Wetter auf Bestellung zu liefern, wäre die Landwirtschaft viele Sorgen los, aber freilich würden sich Vann neue Schwierigkeiten ergeben, denn man würde sich über das jeweils notwendige Wetter vorher einigen müssen. Es kann leichl sein, daß man in dem einen Orte guten Sonnenschein zur Heuernte benötigt, während tn einem anderen Vie Feldfrüchte und die Gartenbeete nach einem erfrischenden Regenguß lechzen. Es würde sich also zeigen, saß die menschlichen Wettermacher es ebenso wenig allen recht machen können, wie die himmlischen Mächte. Inzwischen können wir mit Beruhigung seststellen, daß das Wetter der letzten Zeit für die Mehrheit der Landwirte so gut ist, wie sie es sich nur wünschen können. Wir hatten jetzt richtiges „Wachswetter" wie es in der Jahreszeit kurz vor vem höchsten Sonnenstände das beste ist. Hinlängliche Boden feuchtigkeit durch häufige Regenschauer, hinlängliche Luftwärme und Helligkeit, alles im guten Verhältnis, wie es die Vegeta tion zu ihrem Gedeihen braucht. Die durch die überlange Dauer des Winters in Rückstand geratenen Felder und Wie sen, auch die vielfach sehr spät bestellten Stücke, können mäch tig aufholen. Aus den Wiesen und im Gehölz kann man es gegenwärtig, wie die Schweizer mit einem anschaulichen Aus drucke sagen, förmlich „wachsen hören". Der infolge des Aus bleibens der Spätfröste um die Zeit der gestrengen Herren gut geratene Behang der Obstbäume und des Beerenobstes ver- fprtchi eine reiche Ernte. Freilich soll man nach einer alten Erfahrung das Jahr erst loben, wenn man im Herbst die Scheune schließt. Auch blicken jetzt bereits die Landwirte nach einer Reihe von beständigen, trockenen Tagen aus, denn die Heuernte steht überall bevor oder hat schon begonnen. Aber man soll auch dankbar sein, für das was man hat, und darum kann man dem diesjährigen Mai und dem Junibeginn ein gutes Zeugnis ausstellen. Nach ein paar voni Regen durch näßter Sonntagskleider darf man den Wert der Wetterlage nicht allein beurteilen, sondern es muß gelten, was das afte veutschbaltische Volkslicdchen singt: Sonne und Regen müssen Wohl sein, Sollen zum Segen Saaten gedeihn! Sch. * Lust- und Schwimmbad Wilsdruff. Wasserwärme im Schwimmbecken 21 Grab Celsius. Verblüht ist der Flieder, ausgeiöscht das Leuchten der Ma- stanienkerzen, der erste märchenhafte Duft "des Frühlings dahin. Schon rauschen die Sensen erbarmungslos durch den blumigen Gvaswald der Wiesen und fast erschrocken verhält der Fußgän ger den Schritt: Ists denn schon so weit? — Gnadenlos brütet die 'Sommerhitze über dem Lande, Iungvögel piepsen, Blusen hemden, ärmellose Kleider und flatternde Bademäntel erzählen vom Hochsommer. Ists wirklich schon vorbei mit dem Frühling"? — — Ein erfrischender, honigsüßer Dust, von den Händen des Windes freigebig verstreut, gibt Antwort. Die Wazienblüte h,^ begonnen. Nein, das Blühen will nicht enden -7 die Pfingst rosen blühen noch, der Jasmin erwacht und "die Rosen, die Rosen . . . traumhaft überkommt dich die Ahnung, daß unsere Strauch- und Baumblüte als eine Lebenstriebäußerung der gan zen Pflanzennatur so rasch nicht vorbei sein kann. Solange Vie elfenbeinweißen Schneeballen wie blühende Gedichte zu dir sprechen, solange ist die Hochflut "der Lenzblüten noch nicht zu Ende. Zum deutschen Liedertage 1931. Nachdem der erste deutsche Lisdertag im vergangenen Jahre einen erfreulichen Erfolg er rungen hat, soll nun aus dem wohlgelungenen Versuch eine dauernde Einrichtung werden. Einmal im Jahre, wenn die Na tur in frischem Grün und in Blüten prangt, sollen allüberall in Stadt und Land volkstümliche Lieder im Freien erklingen und der aufhorchenden Menge von neuem zu Gemüte führen, welches Kleinod das deutsche Volk in seinen alten und neuen Weisen be sitzt. Auch die Volksschichten, die weder Konzertsäle noch andere gesangliche Veranstaltungen aufsuchen, sollen hören und empfin-