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kleine Neckere: mu dem Finanzanu. In Brux ^Tjcyecyo itowatei) lras Vieser Tage beim Steueramr ein merk würdiges Gesuch ein: ein Kaufmann bar untertänig^ um einen einwöchigen Urlaub, da er sich von der schweren Jahresarbeit ein bißchen erholen wolle. Das ganze Finanzamt staunte und wunderte sich: „Was will denn der Mann?" Man lud den Mann vor und bat um Auskunft. „Sie haben sich wohl in der Adresse geirrt?" sagte streng und korrekt der Amtsvorstand. — „Ganz und gar nicht," erwiderte der Kaufmann. „Den Urlaub hat doch in allen Fällen der Arbeitgeber zu erteilen, und ich arbeite seit mehreren Jahren nur noch sür die Steuer- Verwaltung!" Das Finanzamt wunderte sich nicht uw^c, aber der Mann wird nun wahrscheinlich wegen „Un gebühr" ein Strafmandat erhalten. Und die Stenern wird er natürlich weiter bezahlen muffen! Für einen Papagei zwölfe. Eine in Berlin lebende bekannte Opernsängerin hatte ihren Vogel verloren: ihr bunter Papagei, ein Sittich, hatte sich selbständig gemacht und war davongeflogen. Die Dame bat durch die Zeitung den oder die ehrlichen Finder, den Sittich wiederzubringen gegen hohe Belohnung usw Der Erfolg dieser Flucht in die Öffentlichkeit war überwältigend: am nächsten Morgen erschienen bei der Sängerin zwölf „ehrliche Finder" mir kleinen Papageien, und mindestens noch ein Dutzend meldete sich telephonisch an. Es schien, als ob ganz Berlin plötzlich seine Zwergpapageien verloren hätte! Und das merkwürdige war, daß sich unter den erschienenen zwölf Papageichen sogar das richtige befand! Ein Sittich wurde tot zur Stelle gebracht: er war zu nachtschlafender Zeit in ein Gläserspülbecken geraten und hatte dort Selbst ¬ mord begangen — die Sängerin sollte ihn nur rekogno szieren. Aus all dem ersteht man, daß in Berlin trotz der Papageienkrankheit und trotz des einen Selbstmörders die Papageien noch nicht ausgestorben sind. s Lumen Spork un<I Spiel Boxen. Die ersten Freiluftamateurboxkämpfe in Dresden hatten gegen 3000 Besucher angezogen. Also ein voller Erfolg für den Veranstalter. Waldi Petzschke konnte seinen Geg ner Klaus vom D. A. C. 14 sicher nach Punkten schlagen. Die erste Runde entschied er für sich, die zweite unentschieden und in der letzten brachte er seinen Gegner sogar mehrfach auf die Bretter. Beide Boxer zeigten gute Veranlagung. Wr. Bücherschau. Die „Modenschau", Lyons illustrierte Frauenzeitschrift, bringt in ihrem neuesten Iuniheft einen außerordentlich lesenswerten Aufsatz, der die erste Hilfe in den häufigsten Unglücksfällen be spricht. Man kann nicht genug die sorgfältige Beherzigung der dort angeführten Ratschläge empfahlen. Das gleiche Heft der „Modenschau" bringt auch, wie so häufig, vorzügliche praktische Ratschläge über das höchst zeitgemäße Thema „Moderne Frauenberufe"; aber auch Ratschläge, die Allgemeingeltung für die Familie haben, unter der Ueberschrift „Praktische Winke für die Berufswahl". Sehr wichtig find auch in diesem Heft die Ka pitel „Praktische Neuerungen für den Haushalt", „Der ärztliche Ratgeber" (Krampfadern-Heilung und -Verhütung), .„Der ju ristische Ratgeber" (der die Unterhaltspflicht gegenüber den El tern behandelt) und natürlich vor allem der außerordentlich reichhaltige Modenteil, dem sehr schone Handarbeitsaufgaben j für die Ferienzeit angeschlossen sind. Gefallenenehrung in Deutschland und in Norwegen. Die Stadt Limburg a. d. Lahn brachte ihr Ehrenmal für die Gefallenen in würdiger Form in Verbindung mit der Errichtung einer Jugendherberge. Das schöne Gebäude, das auch der einheimischen Jugend als Jugendheim dient, wurde kürzlich seiner Bestimmung übergeben. — In Frederiksvaern, dem alten Kriegshafen von Norwegen, wurde jetzt eine Gedächt nishalle eingeweiht, zur Erinnerung an die 2000 Matrosen, die im Welkrieg durch englische und deutsche Minen und Torpedos ihr Leben verloren haben. Vas verlorene Kina. Erzählung von Josef Winckler. In dem kleinen Orte Blanken an der Weser saß vor Jahren eine junge Mutter mit ihrem zweijährigen Kinde vor der Haustür und döppte Sommererbsen. Das Kind spielte mit den grünen Schoten oder hing an ihrem Schürzenzipfel. Da trat ein Vetter der Frau durch die Gartenpforte und ging mit der Mutter zu kurzer Plaudcrstunde ins Haus. Sie mochte nicht länger mit ihm zusammen in der Stube gewellt haben als nötig ist, eine Kuh zu melken. Beim Abschied an der immer verschlossenen Pforte fiel Ser Mutter erst ein, daß ihr Kind nicht zu sehen war. Aber sie machte sich keine Gedanken und glaubte, es kröche unter »en Stauden der Himbeerbüsche im Garten herum oder Ictze im Bohnenbeet. Die Katze schnurrte auf den fonnenheißen Fliesen, und die Hühner gackerten wie sonst im Hof. Es war um die Mittagszeit. Der Mann der Frau zimmerte als Schreiner am Bal kenwerk eines Neubaues, man konnte die Artschläge übers Tal vernehmen, aber der Weg war doch beschwerlich. So schloß die Frau das Gartenpförtchen doppelt leise und sorg fältig hinter sich zu und brachte wie stets ihrem Mann im Henkeltopf zu Essen. Wenn dre Mittagshitze nicht zu bren nend niederstach, trug sie Wohl ihr Kind dazu im Arm. Aber heute ging sie allem und Heute sich schvn im geheimen, daß »er kleine hellblonde Knabe ihr Fortgehen nicht bemerkt hatte Denn es war ein ängstlich schwäch- siches Wesen, das noch lange nicht aufrecht gehen würde. trotz chrcr Heimkehr der Garten traumhaft still blieb, Keine Antwort. Und lauter schrie das Weib Stürmte in die Beete teilte alle Strwtcher, stieß die wild vorbeisetzende Katze mit dem Fuß, schaute unter die Birkenbank, die Geor ginen, hinter den Kirschbaum und Apfelbaum, lief in wahn sinnigem Schreck zur Putt die lag mit allen Brettern hoch und fest verschlossen bog zum Hühnerstall, irrte dnrch die Holzschuppen, tappte und stocherte m den Laubhaufen — die haare stoben ihr zu Berg: stog m dm Schweinestall — denn sie erinnerte sich, daß alte Schweine kleine Kinder fräßen! — „Ignaz — wo bist du?" erftillte das Haus vom Grund bis zum First wie eine rasende Woge, die von allen Wänden zu rücktröpfelte, die den Keller überschwemmte, durch Luken und Türen wieder herausschwoll, sich "s Erde warf und schließ lich bis an den Himmel empor wütete und die ganze Gegend "^Ä?s «vergebens. Die Nachbarn liefen herzu. Der Mann wurde geholt. Die Mutter lag in der Kammer und schrie. Der Polizeidiener schellte im Dorf das Unglu - Der Schullehrer kommandierte sämtliche , ss 3 Suche und zweihundert rufende Kinder besprenkelten Wiest und Acker. „Das ist ja purster Unsinn" — sprach der Pfarrer be dächtig — „so Weit drüben auf den Feldwegen und Weiden kann das kleine Wurm unmöglich sich herumwinden! Sucht ruhiger und sorgfältiger die nächste Umgebung ab! Ich will derweil in der Kirche Vorm Sakrament beten." Es wurde ein herzbeklemmender Abend. Nirgends war ein fremder Wagen auf der Landstraße angetroffen worden. Kein Raubtier war gesehen worden. Der Förster betrachtete aufmerksam die Bussarde und Krähen und schüttelte immer wieder den Kopf. Keine Unruhe war irgend wo im Forst zu entdecken. Es blieb ein unheimliches Rätsel. Der blöde Schmied klopfte sogar an den dicken Lindenstamm und rüttelte die Bäume und riH hinauf: „Jgnäzken —!" Am Morgen ließ der Vater ausschellen, wer von den Nachbarn das Kind in seiner Jauchegrube fände, der möge es in der folgenden Nacht ihm auf die Schwelle legen und nie sollte danach geforscht werden. Wenn nur das Mutterherz Gewißheit sähe — Alle Düngergruben wurden gesiebt und geschöpft. Es fand sich keine Spur. Die seltsame Angelegenheit kam ins Kreisblatt. Eine Gerichtskommission nahm den Tatbestand auf. Ließ im ganzen Regierungsbezirk die Landfahrer festhalten, so daß den Vater alle Paar Tage ein Telegramm bald hierhin, bald dorthin be orderte, wo ein verdächtiges Kind bei Zigeunern gesehen wurde. Eine Nachbarin, breit über den Zaun eifrig den Fall beredend, indes die unglückselige Mutter steif wie eine Bild säule allein in ihrem Garten stand und karge Antworten schluchzte, sparte gleich mit allerhand Vorwürfen nicht, sie müsse Wohl die gebotene Vorsicht vernachlässigt haben, man dürfe überhaupt ein junges Kind nicht eine Sekunde aus dem Auge lassen, wie leicht verbrenne es sich am offnen flackernden Hcrdfeuer, wie leicht stürze und stolpere es über eine Senfe — ob sie sich denn gar nicht erinnere, wie lang sie auch bei ihrem Mann droben mit dem Mittagessen geweilt? Was sie dort geschwatzt hätte, daran könne man doch die Zeit abmessen? Das sei doch sehr merkwürdig. Nein, sie selber hätte es sich gewiß dreimal überlegt, also zu handeln, zumal das Kind mit so komisch großen Augen immer gestarrt hälfe; das sei ihr schon oft ausgefallen, aber man sage es nicht; was ginge es sie auch eigentlich an —? Und wie niemals der böse Argwohn schläft, auch bei den furchtbarsten Schicksalsschlägen nicht, hieß es bereits, die ei gene Mutter habe das Kind selber ums Leben gebracht! Klatschsüchtig oder unbedachtsam hingeworfen, wucherte es bald zur Gewißheit und spukte in allen Köpfen. Man wollte durch Nachrechnen gefunden haben, das Wurm sei ja damals zu früh erschienen und mutmaßte ein bitteres Verhältnis zu ihrem Mann darob. Nun konnte man sich's auch erklären, daß die Frau nie so recht im Dorf Verkehr gesucht, auf keiner Kirmes getanzt habe, stets bleich und für sich, wenngleich fleißig und ordentlich, das müsse jeder ihr lassen, die Teller Nil-stehende Minen m Wilsdruff Md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Kolonialwaren- und Landesprodutten-, Tabak, und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstrabe 134 2. Ladestation sür Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße LS. L Malergewerbe Schindler, Ldwin, Hvhestratze 134 V- 71. Milch- und Butterhandlung Barlhel, Alfred, Braunsdorf (täzl. Lieferung ins Hau») Molkereierzeugniffe jeglicher Art ltägllche Lieferung fiel Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Briuerh Schleifanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur. Werkstatt Aberle, Kurt, Meitzner ktratze 2S6 Schlossermeister Bräuer, Karl, Tvpfergasse 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rosenstratze 73. Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 2888. 61. Tischlereien Adolf Schlichenmaier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen. »-^ 38. . Nur echte Möbel: Heeger, Georg, Zedtlerstratze 180. 31. Tonwaren-Spezialgeschäst Hänig, Tiemens, Bahnhofstraße 142. Ähren, Gold- u. Silberwaren, Optik, Radio-Anlagen und Zubehör König, Fr. (Nicolas Nachf.), Freiberger Str. 5g. 134. Biehhandlung (Nutz- und Schlachtvieh) Ferch, G e b r., Kesielsdorf. «»-»- Wilsdruff 471. Vichkastricrer Holfert, Paul, Freital-P., Leißnitz Nr. 8. Woll-, Strumpfwaren- und Garnhandlung Nehme, Max, Bahnhvfstratze 121. Zeitung Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 2S. 6. Zentralheizungen Schwepcke, Franz, Ingenieur, Bismarckstr. 35. s-e- 511. blinkten durch die Fenster von der Küchenwand und der Mann bummelte nicht; alles, was recht ist. Dem steckte es der Zimmergesell, was getuschelt wurde. Wer noch einmal das Maul aufrisse, könne seine Zähne im Dreck suchen —! fuhr der Meister auf. Aber nach zwei Tagen wurde er zum Amtmann geladen. Dort mußte er ein Pein lich Verhör über sich ergehen lassen, mit seiner Unterschrift ein langes, unverständliches Protokoll in Gegenwart eines Schreibers unterzeichnen und taumelte mit brennenden, er bleichenden Backen, die Fäuste in beiden Hosentaschen, wie ein gejagter Verbrecher davon. Zu Hause sagte er kein Sterbens wörtchen von dem Verhör, suchte aber — scheinbar ein ver lorenes Werkzeug hervorzukramen — in allen Spinnweb winkeln des Hauses herum, ob ein Blutströpfchen zu ent decken war, und schalt sich zähneknirschend einen Toren, einen Lumpen, nur den Fliegenschatten eines Verdachtes über sein Weib zu werfen. Wer unversehens sank er laut aufweinend zu ihren Füßen, die mit wehen, flammen Fingern begütigend durch sein Haar strich. Da, unter eigenen Tränen, gestand sie, ein Junge habe diesen Morgen ihr nachgerufen: „Der Teufel hat's gestohlen" — „Laß sie, laß sie, laß das Gesindel!" heulte der Mann fahrig auf: „Wir wollen fortziehen von hier, wo uns kein Mensch auf der Welt kennt, dorthin!" „Ach — ich kann nicht!" stöhnte sie. „Warum nicht?" „Ich kann diesen Ort nicht verlassen — ich rann es nicht „Je eher wir fortziehen, desto eher vergißt du!" „Ich — finde — es — doch — noch —" lallte sie mit bittenden Augen: „Gott führt es wieder zurück zu mir, denn es ist nicht mit natürlichen Dingen geschehen!" „Setz' dir nichts in den Kopf, schlag dir alles aus dem Sinn — es ist vorbei — mir brennt hier der verfluchte Boden unter den Füßen! Ich muß Schnaps haben —" Besinnungslos betrunken lag der Mann diesen Abend in der Küche. Wüst erwachend schoß ihm durch den Kopf, daß der üble Leumund dann noch böser sich an ihn hängen würde, und er straffte sich mit trotzigem Vorsatz: nun erst recht die Stirn oben zu halten, nun erst recht den Leuten zu zeigen, er brauche nichts zu bereuen, nichts z« betäuben, nichts zu versaufen! Da gestand er seiner Frau alles, was er unterschrieben. Aber dies machte keinen Eindruck aus ihre Seele, sie brach nicht darunter zusammen, sie sagte keine Silbe, lächelte nur. Unsichtbar schloß sich ein fester Ring um beide. Von nun an ließ er sie gewähren in allem und warf sich blinder auf den Hausbau, maß die Balken, kerbte und kragte, gewaltsam, unauhaltsam bis in die tiefe Dämmerung, daß mit dem Fortschritt der Giebel und Fachwerke, hmeingewühll ins ausgestaltete Gelinge» der Aufzeichnungen und Berech nungen, unversehens die Freude am Werk über ihn kam und er schaffend, wirkend, schlagend und hobelnd sich taub schmet terte und hart schuftete, in Schweiß und Dampf zu wohliger Müdigkeit, immer seltener aufgeschreckt vom Zahn inwendigen Grams, den er doch nicht enträtselte. Anders die Frau in diesen schwülen Sommertagen, da ungewohnte Stille Plötzlich sie umgab. Die Mutter verfiel in zebrenden Fiebern und klaote uck