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Elemente. Ich gehe in Felsen, ich gehe in Wind, Wo die fühllosen Geister der Oede sind. Am Meer, das die Grenzen der Welt nicht kennt Und mit donnerndem Schäumen die Küste berennt. Auf nebligem Grat, wo der Gipfel Gesicht Gespenstisch die jagenden Wolken durchbricht... Ich bin ihnen allen befreundet, verwandt, Doch keines — hat eines Menschen Hand. Leo Sternberg. Arbeitgeber gegen die Brauns-VorsWge. Enttäuschung und Besorgnisse. Der Hauptausschutz der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände beschäftigte sich mit den Vorschlägen des B r a u n s - A u s s ch u s s e s zur Arbeits- losensrage. Nach Ansicht des Hauptausschusses lätzt das Gutachten „jedetiesgehende Untersuchung der eigentlichen Gründe der Arbeitslosigkeit und demzufolge auch die Beantwortung der entscheidenden Frage, inwie weit bei ihrer Durchführung eine Verschlimmerung dieser Gründe und damit eine Vergrösserung der Arbeitslosigkeit eintreten müsse, vermissen". Diese Behandlung lebenswichtiger innerdeutschen Probleme habe in allen Kreisen des Unternehmertums enttäuscht und Besorgnisse ausgelöst. Zusammcnfasscnd forderte der Hauptausschuß erneut als allein zur Belebung der Wirtschaft und Behebung der Arbeitslosigkeit geeignete Mittel: Befreiung der Wirt schaft von wirtschaftswidrigen Zwangseingriffcn, ent schiedene weitere Senkung aller Selbstkosten, insbesondere auch der öffentlichen und sozialen Abgaben, und Belebung der Krcditlagc durch eine Politik, die wieder im In- und Auslande das Vertrauen zu Wirtschaft und Staat und damit die Aussicht auf Rentabilität herstelle. GeMweilereKmMg d«Seamtenbezüge Stellungnahme des Rcichsbundcs der höheren Beamten. Der Gesamworstanv des Reichsbundes der höheren Be amten beschloß folgenves Telegramm an die Reichsregierung zu richten: Erneut auftanchendc Gerüchte über beabsichtigte weitere Kürzungen der Beamtcnbezüge haben in der Beamtenschaft schwerste Besorgnisse auSgelöst. Der in Berlin versammelte Gesamworstanv ves Rcichsbundcs bittet die Reichsregiernng, verarligen Absichten mit aller Entschiedenheit enigegenzutreten. Die bisher durchgeführten Gehaltskürzungen haben bei steckengebliebener Preissenkung zahlreiche Beamicnhaushaltungen in schwere Be drängnis und Sorgen versetzt. Der Reichsbund der höheren Beamten betont erneut, vatz der Vorrang politischer Zahlungen an das Ausland vor inneren Verpflichtungen aufhören muß. Steigende Notlage und Radikalisierung auch der mit Durchführung der Staatsaufgaben betrauten Beamten zum Nachteil des Ganzen sind sonst unvermeidlich. Hindenburg für das Reichsehrenmal. Eine Stiftung des Reichspräsidenten. Amtlich wird mitgeteilt: In Durchführung des Be schlusses der Neichsregierung über die Errichtung des Rcichsehrcnmals bei Berka fand im Reichsministerium des Innern unter Vorsitz des Reichsministers Dr. Wirth eine Besprechung mit den beteiligten Frontkämpferverbän den statt. Der Minister teilte mit, daß der Reichsprä sident, dem der Landkreis Weimar das für die Errich tung des Reichsehrenmals bestimmte Gelände und das Land Thüringen einen im Laufe der Jahre gefummelten Geldbetrag zur Verfügung gestellt haben, die Errichtung einer Stiftung beabsichtigt, die mit der Schaffung und Erhaltung des Neichschrcnmals iu Form des Ehrcnhaincs bei Berka betraut wird. Den Vorsitz im Vorstände der Stiftung wird Staatssekretär Zweigcrt vom Reichsministe rium des Innern führen. Die Vertreter der Frontkämpfer- Verbünde nahmen mit Dank und Befriedigung von der Ab sicht des Reichspräsidenten Kenntnis und erklärten ihre Zustimmung zu der vorgesehenen Regelung. Wie pflichiarbeii aussehen würde. Streik der Pflichtarbeiter in Wetzlar. Die Wohlfahrtserwerbslosen der Stadt Wetzlar mußten bisher, gemäß der Fürsorgepflichtverordnung, entsprechend ihrer monatlichen Unterstützung eine bestimmte Menge an Pflichtarbeit leisten. Diese Regelung bestand seii 1925. Im vergangenen Monat wurde bei der Herabsetzung der Unterstützungsveträge auch gleichzeitig die Abgeltung der Pflichtarbeit geändert. Offenbar unter dem Einfluß der Roten Gewerkschaftsopposition beantragten die ausgesteuerten Erwerbslosen Wiederanpassung der Pflichtarbeitsbestimmun gen an die bisherige Weise und forderten gleichzeitig eine Nrbettszulage von zwei Mark je Kops und Pslichtarbeitstag. Die Stadtverwaltung war geneigt, die erste Forderung anzunehmen, lehnte aber den zweiten Antrag ab, weil dadurch eine Mehrbelastung des Wohlfahrtshaushalts von 70 000 Mark eingetreten wäre. Daraus beschlossen dic Wohlfahrtserwerbslosen, so lange keine Pslichtarbett zu leisten, bis ihre Forderungen restlos erfüllt seien. Angesichts dieser Haltung sperrte die Stadtverwaltung die Uuterstützungs- beiträge. Eine große Reform der Wohnungs- wirWast gefordert. Für beschleunigte Senkung der Mieten. Der Bund Deutscher Mteierveretne hat an Reichsregierung, Reichstag, Reichsrai und Reichswirtschaftsrat eine Eingabe gerichtet, in ver eine große Reform der Woh- uungswirtschaf! als das jetzt dringendste Gebot bezeichnet wird Die Eingabe stell! fest, daß infolge der Notverordnung vom l. Dezember 1930 allein der preußische Hausbesitz ein 300 Millionen JahreSgcschenk durch die zehnprozentige Senkung vei Grundsteuern erhalte Wenn diese Millionen der Bauwirischafi zugesührt würden, könnte der Arbeirsmarki eine außerordentliche Belebung er fahren. Die Bemühungen der Reichsregierung, durch Abbau von Löhnen und Gehältern Vie Senkung ves allgemeinen Preisstandes herbeizuführen, seien unvereinbar mit ver Haltung der Reichsregierung gegen- iber dem Hausbesitz und der Hrage der Mietensenkung. Der Absturz des euglischeu Lustvizemarschalls. Unglückssträhne im englischen Flugwesen Einzelheiten zu dem Flugzcugzusammcnstotz bei Sea- hurst Park in Sussex, dem der englische Luftvize- Marschall Felton Vescn Holt und der Flicner Der enguiche LusimarwM Hott. der bei einem Zusammenstoß in der Lust seinen Tod fand. leutnant Moody zum Opfer gefallen sind, lasten erkennen, daß sich der Zusammenstoß in etwa 508 Meter Höhe er eignet hat. Augenzeugen berichten, daß sie gesehen haben, wie einer der Flugzeuginsassen anscheinend noch versucht hat, beim Absturz aus dem Flugzeug herauszuklettern und' sich durch Absprung mit dem Fallschirm zu retten. Diese Beobachtungen stimmen überein mit der Tatsache, daß der F-licgerleutnant Moody unter den Trümmern des Flug zeuges mit geöffnetem Fallschirm aufgesundcn wurde. An scheinend hatte sich das abstürzende Flugzeug aber bereits so weit der Erde genähert, daß sich der Fallschirm nicht mehr vollständig öffnen konnte. Das Unglück bei Sea- hurst Park ist der siebzehnte schwere Unfall, den das eng lische Fliegerkorps in diesem Jahre zu verzeichnen hat; er erhöht die Zahl der Todesopfer auf 37. Der Lan-wirtschastsminister mit der Trillerpfeife. Mit den Wölfen mutz man heulen. Der ehemalige französische Ministerpräsident und jetzige Landwirtschaftsminister Tardieu nahm in Toulouse an einer Kundgebung der vmndwirtschasts- kammern teil. Aus dem Wege zur Landwirtschaft, ans-, stellung wurde Tardieu von einer Gruppe von Sozialisten ausgepsifsen. Als er auf dem Ausstellungsgelände^ angekommen war, wurden die Tore geschlossen, um den Kundgebern den Eintritt zu verwehren. Aus Anordnung eines sozialistischen Stadtverordneten wurde diese Ma^ nähme jedoch rückgängig gemacht und sofort hatten sich etwa 300 bis 400 Kundgeber zusammeugefunden, die dem Landwirtschaftsminister von Stand zu Stand folgten und ihn auspfiffen. Tardieu antwortete hierauf mit dem ihm eigenen ironischen Lächeln und zog verschiedentlich den Hut, um so die Angriffe lächerlich zu machen. Schließlich holte er selbst eine kleine Trillerpfeife aus der Tasche und antwortete den Kundgebern auf ihr Pfeifen. — Wie man sieht, können auch Minister Humo r haben. Der Giromboli in Tätigkeit. Keine Menschenleben gefährdet. Der Stromboli hat nach einem heftigen unterirdischen Grollen Aschenregen und Lava ausgeworfen. Die Bevöl kerung wurde von Panik ergriffen und brachte die Nacht im Freien zn. In den umliegenden Feldern und Gärten hat der Stromboli Schaden angerichtet. Menschenleben sind nicht gefährdet. Der letzte Ausbruch eretgnele sich im September 1930. Deutsches Reich Der Dienst der Neichsbchördcn am 1. Mai. Das Reichskabinett hat beschlossen, den Dienst der Reichsbehörden nnd Neichsbetriebe am 1. Mai in der gleichen Weise wie in den Vorjahren nach folgenden Richt linien zu regeln: In den Ländern, in denen der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag anerkannt ist ist auf die Landes gesetzgebung Rücksicht zu nehmen. In den Ländern, in denen der 1. Mai nicht als gesetzlicher Feiertag gilt, haben Beamte, Angestellte und Arbeiter, die fernbleiben wollen, rechtzeitig um Befreiung vom Dienste nachzusuchcn. Die Freizeit ist bei Beamten und Angestellten auf den Er holungsurlaub anzurechnen. Das gleiche kann auf Wunsch bei Arbeitern geschehen. Für die Dauer der Arbeitsver- säumnis wird Lohn nicht gewährt. Um den Spionagezwischenfall in Königsberg. Wegen des Spionagefalles in Königsberg sind zwi schen der deutschen Botschaft in Paris und dem Onar d'Orsay Besprechungen ausgenommen worden. Richtung und Inhalt dieser Besprechungen werden jedoch noch ge heimgehalten. Eine offizielle Demarche des deutschen Botschafters ist noch nicht erfolgt. Erkebersckutr Nurck L. ^clrermsan, kom-Lnrentr-üe Ltuttxsrt. 41s Und so kam es, daß Jackson mit seiner Tochter in einem der Lokale saß; sig hatten den Wein vor sich, von dem alle Menschen riuggam lustig und laut wurden. Jack son hatte schon einen kräftigen Schluck genommen. Eve lyn nippte nur. Matt lächelnd blickte sie um sich. Sie sah nach dem langen Tisch hinüber, wo ein ganzer Trupp junger Offiziere platz genommen hatte. „Rainer!" zuckte es schmerzhaft durch sie. Diese Uniform hatte auch er getragen! War es mög lich, daß der stolze finstere Rainer, der mit jenem bitteren Lachen von ihr geschieden war, jemals ausgelassen hier herumtollte? Sie schloß die Augen. Eine Träne drängte sich zwischen den dunklen Wimpern hindurch. Da wurde Evelyn aus ihren Gedanken gerissen. - „Kaufen's a Karten, Euer Gnaden?" Ein alter Mann stund vor dem Tisch und präsen- tierte ein Drahtgestell, auf dem sich Karten jeder Art befanden: Fürstlichkeiten, Theatergrößen, Blumen, An sichten von Wien. Schon wollte Evelyn ablehnen, ihre Hand griff bereits nach der Geldtasche, um dem Alten ein Geldstück zu reichen, als ihr Blick an einer Karte hängen blieb: ein lachendes, frohes, junges Männer- gesicht. „War das nicht ?" Nre zitternde Hand griff nach der Karte. „Raz, unser Rainer!' Euer Gnaden wollen unseren Rainer? Da, es san halt die letzten." Mtt der runzUchen Hand zog er die Karte heraus. „Er war halt immer so lustig und vergnügt. Nix hat er sich draus gemacht, wenn's ihm wieder an' Stubenarrest aufbrannt hab'u." Liebevoll blickte der alte Mann auf das Bild, ehe er es ihr feierlich überreichte. „Vielen Dank, Euer Gnaden, vielen Dank." Dienernd und dankend, erfreut über den hohen Geldbetrag, entfernte er sich. ,Peise ganz leise klingt s durch den Raum —" Süß sangen es die Geigen. Evelyn aber sah mit ,Laufen's a . Karten, Euer Gnaden? tränenumflorten Augen auf das Bild. Als sie aufblickte, sah sie, wie man auch an den Nachbartischen das Bild Rainers kaufte. Es brannte ihr plötzlich in den Händen, sie legte es vor sich auf den Tisch. Es schien ihr entweiht, es wär Allgemeingut. Wie konnte dieses Bild ihr dann heilig sein, wenn jeder es daheim aufstellen konnte? Sie besaß es nicht allein! Ein ehrwürdiger Greisenkopf, und der feine Kopf einer Dame mit dunkler, prachtvoller Flechtenkrone — die ses Bild stand auf dem Platz der Offiziere und stellte das österreichische Kaiserpaar dar. Da wußte Evelyn plötz lich, daß sie auf diese Lieoe nicht eifersüchtig zu sein brauchte, die die Menschen den Bildern entgegenbrachten, sondern daß es etwas ganz anderes war, was sie mit Rainer verbunden hatte. Jackson sah ihre Bewegung und schwieg feinfühlig. 1- Längst war Mitternacht vorüber und noch immer stand Evelyn am Fenster und blickte auf den mond hellen Platz hinunter. Sie preßte jetzt die Stirn an die kühle Scheibe. „Rainer!" zitterte es von ihren Lippen. „Rainer, vergib, vergib!" 1- — — — Die obere Gesellschaft hatte ein Wohl tätigkeitsfest veranstaltet. Den Vorsitz hatte die Erzherzo gin Valerie übernommen. Die Erzherzoginnen Marie Pauline und Christine waren in ihrer Begleitung. Die Ge mahlin des amerikanischen Gesandten nahm Evelyns Arm. „Wir sprachen doch auf unserem Ball vom Erzherzog Rainer. Sie schienen sich für den Fall zu interessieren. Das dort, die hagere Dame, war die für ihn bestimmte Braut. Man konnte es einer solch habhaften Natur, wie der Erzherzog ist, nicht verdenken, daß er die Kette sprengte, die man um ihn legen wollte. Trotzdem, Auf sehen hat es schon gegeben. Die Erzherzogin war lange Zeit auf Reisen. Erst seit kurzem zeigt sie sich wieder in der Wiener Gesellschaft." Mit klopfendem Herzen hörte Evelyn dem Geplau der der Dame zu. — Jackson hatte eine große Summe gespendet. Der Reinertrag des heutigen Festes sollte den Betroffenen im Ueberschwemmungsgebiet der Donau zugute kommen. Exzellenz Graf v. d. Garbenditsch dankte Mister Jackson mit herzlichen Worten. Evelyn betrachtete unterdessen das Gesicht Marie Paulines. Dieses Mädchen und Rainer? Wieder lebte sie mitten in ihrer Sehnsucht, rie fen ihn all ihre Gedanken. Sie hörte nicht die Strauß'sche Musik, sie sah nicht die vielen eleganten Menschen, sie sah einzig ein schmales Männergesicht, sah ein Paar düster flammende Augen, hörte die Worte: (Fortsetzung folgt.)