Volltext Seite (XML)
sür sich haben! Ueberbescheiden in ihren Ansprüchen, war ihr Linnen immer auf das Wohl der anderen gerichtet; das war ihr Leben, das war ihr Sterben. Man forsch- nach, was einst ein Geist wie Bismarck an ihr gelobt und bewundert hat und was er an Winken, Hin weisen und Belehrungen von ihr empfangen zu haben freudig anerkennt Man höre unseren Reichspräsidenten von Hmden- sura, was dieser Heros jener Frau noch heute dankt. (sin Dörfchen Dölzig bei Sommerfeld in der Nicderlausitz wurde sic am 22. Oktober 1858 geboren. In dem schlesischen Städtchen Primkenau, in ihrem dortigen Lieblingsschlößchen and in Kiel verlebte sie eine glückliche Jugendzeit, um am »7. Februar dem Prinzen Wilhelm die Hand fürs Leben kn reichen- ^rde durch ihre Heirat der „tragische Konflikt" wischen "/rem -pause und dem Reiche zu aller Zufriedenheit Vater fröstelt auf sie der Schatten, der den ent- 'h?mnen Lebenslust gebar sie sieben Kinder und Licblinassohn ^Lebensweisheit, so mußte sie gerade Kurzen ein Doppelgewebe hieben. Immer hatten die Freude und den Nesselfaden der »er KasieAn^t^ sic wieder. Man wird m viele Nekrologe schreiben, die -Keine, die so deur^^^ Schlechte Zeiten im Land des Dollars. Von Dr. Kurt Kauffmann. . Es ist interessant und lehrreich für uns Deutschland, ^ beobachten, was heute m ^"fmigten Staaten vor Auch dort herrscht Arbeitslosigkeit — auch dort die Aktienkurse tief ga>unkcn auch dort häufen sich die Konkurse. Trotzdem sieht drüben alles ganz anders ?us, als bei uns — zum Teil noch schlimmer, zum Teil oesser. Wie bei uns gibt es auch Millionen von Abeitslosen, aber weder eine Arbeltslosenversicherung N.sonst eine staatliche Fürsorge irgendwe cher Art für Erwerbslosen. Jeder Versuch, solch, staatliche Versor gung zu schaffen, ist bisher gescheitert — Nlcht zuletzt in- lolge des energischen Widerstandes des Präsidenten Hoo- dP ^cgen jede Ari staatlicher Unterstützung der Erwerbs- losen. Stan besten sind lediglich Mittel für größere Ätaatsauftrage bereitgestellt worden UM Arbeit zu ättssvrinaw"No^ die Erwerbslosen ausschließlich b aä i» arober^?m^"^chtungen angewiesen, die aller- ln Zahl rnti einer für nnä K'nralläer ülier- Eme deutsche Kaiserin. 8um zehnten Todestag der Kaiserin am 11. April 1931. Von Gustav Stange. Vom 2. April bis zur Sonntagsnacht des 11. April 1921 cme Frau unter heftigen körperlichen Schmerzen und Mischen Kümmernissen mi, dem, was hoch und niedrig in einer Sekunde in eine Linie stellt, mit dem Abscheiden aus dieser Welt und allem, woran sich das Herz in Liebe und Leid geklammert hat: die letzte deutsche Kaiserin, Auguste Pictor ia, tat im stillen Sterbezimmer im Hause Doorn, n>l Exil, den letzten Atemzug, betreut von ihm, dem ihr ganzes Denken und Dienen gewidmet war und den zu verlassen ihr !o unendlich schwer fiel: „Ich darf nicht sterben, ich kann ihn nicht allein lassen", immer und immer wieder hat sie das stöhnend beteuert und damit die höchste Sendung des Weibes Müllt. treue Liebe bis zum Grabe. „Man ziehe die Wertlinie eines Menschen nicht durch sein Alltagsleben, sondern durch seine Höhepunkte. Der Mensch ist, was er sein kann oder sein möchte." So hat Boesch ge sprochen und damit unbewußt einen Fingerzeig gegeben, wie -An am besten und gerechtesten Stellung gewinnt zu der Äu, die vor nunmehr" einem Jahrzehnt von uns ging. M Die deutsche Kaiserin ist tot, aber Auguste Victoria lebt, s» ihr zerbricht mit absoluter Restlosigkcit der Hader um honarchistische Streitereien. Sie hat gewußt, was sie sein leim und nicht mehr erstrebt als das, was sie sein möchte. Sie dar in allen Phasen ihres Lebens immer und ausschließlich zuerst die deutsche Frau, die deutsche Mutter, die fromme Christin, die treue Gattin, die hilfreiche Freundin und wurde sich erst dann ihrer Majestät bewußt, wenn man Sturm lief gegen ihren Mann oder ihre weibliche Würde. Der Verlust der Krone hat sic tief geschmerzt, der Verzicht auf Pomp und Prunk fiel ihr federleicht, der Verlust der Heimat aber hat sie ins Grab gebracht. Sic hat es wahrhaft königlich und meisterlich verstanden, in den Uebermittlungen ihres Empfindens, das sie makellos und schlackenrein aufzudecken liebte, weil sie es durfte, ihre Gedanken so klar und ungeschminkt, so gefühlsecht und wirk- lichkeits gemäß zu formen, daß man meinen könnte, sie habe das nicht von ihrer hohen Warte aus gesehen und beurteilt, sondern mitten drin gestanden in dem Leben, das sie umpulste. Führte sic das Schicksal auf Höhen hinauf, so bewahrte sie sich Schwindelfreiheit. Der Thron wurde ihr zur Kanzel, von der aus sie als Landesmutter zu ihren Kinder sprechen durfte, und nicht zur Kommandobrücke, um Befehle zu er teilen.' Ihre siebenfache Mutterschaft faßte sie als eine Gnade Gottes auf und als die Aufgabe, in ihren Kindern das Wesen und Wollen ihre Landeskiudcr zu erkennen. Dona" nannte sie sich selbst als Kindchen, und das läßt sich just auf sie selbst übertragen. Sie wollte geben und nichts „Ich schwöre Treue der Reichsversassung!" Die Vereidigung von Rekruten beim 9. Preußischen In fanterieregiment in Potsdam, bei der der Flügelmann für seine Kameraden den Fahneneid aus den Degen des Kommandierenden Offiziers leistet. eigentlich sagen, aus dem Boden gestampft wurden. Hierzu gehören auch Arbeitsvermittlungen, die auch erst geschaffen werden mußten, denn staatliche Arbeitsämter wie bei uns gibt es in Amerika ja nicht. Wie bei uns haben auch in Amerika die Aktienkurse einen Tiefstand erreicht, wie niemals zuvor. Bekanntlich erfolgte der ersten Börsenkrach im Oktober 1929, dem ein zweiter im November 1929 folgte. Im Januar 1930 prophezeiten zahlreiche Bankiers, daß das Jahr 1930 eine Besserung bringen würde. Statt dessen sanken die Kurse immer weiter und erreichten im Dezember 1930 einen neuen Rekordtiefstand. Die Folge davon war, daß das amerikanische Publikum seine Ersparnisse und Rücklagen nicht mehr in Aktien anlegt, sondern sich andere Formen der Geldanlagen zugewandt hat. Neben den festverzins lichen Wertpapieren sind neuerdings die sogenannten Jnvestmentstrust beliebt geworden. Vor allem aber wird die Lebensversicherung, die ja in Amerika von jeher als besonders beliebte Methode der Vermögensbildung galt, immer mehr und mehr zur Anlage der Ersparnisse her angezogen. Es ist durchaus üblich geworden, daß ein amerikanischer Geschäftsmann nach und nach — im Laufe der Jahre — zwei, drei, vier oder noch mehr Lebens versicherungen abschließt, um Kapital für die Versorgung seiner Familie, für sein eigenes Alter, für die Berufs ausbildung seiner Kinder usw. bereitzustellen. Der Ame rikaner betrachtet heute die Lebensversicherung als den „Erwerb eines Vermögens in Ratenzahlungen", — und zwar auf einer Grundlage, die für ihn — ein Gegensatz zu seinen bisherigen Aktienanlagen — Verluste praktisch ausschließt. Schließlich ist für uns noch zum Teil lehrreich, wie der Amerikaner das gegenwärtige ständige Wachsen der ' Konkurse zu überwinden versucht. Wie bei uns, erklären sich die Konkurse auch inAmerika zum großenTeil dadurch, daß infolge der großen Erwerbslosigkeit die Kaufkraft des Publikums überaus geschwächt ist, und es dadurch für manche Firmen unmöglich wird, genügend zu verkaufen, um ihre Verpflichtungen erfüllen und um sich erhalten zu können. Um nun wenigstens denjenigen Teil der Be völkerung, der Geld verdient, zu möglichst vielen Geld ansgaben zu veranlassen, um also das Geld ins Nollen zu bringen, werden in Amerika große Reklamekampagnen durchgeführt, die dem geldverdienenden Teil der Bevölke- rnm/klarmachcn, weshalb es im Interesse eines jeden (Steuerzahlers) liegt, notwendige Anschaffungen nicht auf zuschieben, sondern durch Bestellungen und Aufträge Brot und Verdienst zu schaffen. Eine Werbung, die auch in Deutschland in manchen Kreisen nötig erscheint — wie wir auch in anderer Hinsicht noch manches von den nüchternen, aber praktischen Ame rikanern lernen könnten. Geistige Vorbereitung auf den Konzertbesuch. Von Ali Weyl-Nissen. Ein Konzert sollte ein Fest sein, herausgestellt aus dem Alltag, einen schönen Nachklang gebend. Meistens ist es aber aur ein Abend wie andere, ohne starken Inhalt und deshalb chne besonderen seelischen Wert. Schuld daran sind zu einem großen Teil die Zuhörer. Fm letzten Augenblick kommen sie abgehetzt an, die ersten Däne erklingen schon, wenn die Gäste kaum Atem geschöpft Zum Mordprozeß Kürten, der am 13. April vor dem Düsseldorfer Schwurgericht beginnt. Der Prozeß, zu dem 200 Zeugen und 20 Sachverständige auf geboten sind, wird aus räumlichen Gründen in der Düsseldorfer Polizeiunterkunft Nord geführt werden. haben. Ehe sie für ein Kunstwerk wirklich empfänglich sind, ist der halbe Abend vorbei. Auch dies zu bedenken, diese scheinbare Aeußerlichkeit gehört zur geistigen Vorbereitung^ auf ein Konzert. Mit den Ohren allein wird man nie zu einem musikalischen Genuß kommen, auch der Geist muß be wußt auf das Hören eingestellt werden. Geist ist hier nicht zu verwechseln mit „kritischem Geist". Man soll nicht von vornherein kritisieren wollen, sondern nur^ hinterher, wenn man einen Ueberblick gewonnen hat. Kritisch den Ablauf eines Stückes zu verfolgen, ist Sache des Kritikers und verlangt geübtes Verständnis. Der Genuß wird ohnehin dadurch meist getrübt. Ich entsinne mich lebhaft der Verzweiflung, die ich als Kind empfand, wenn in einem Konzert eine Symphonie von Brahms gespielt wurde. Ich verstand durchaus nicht, wozu dies gewaltige Klang-Durcheinander gut sein sollte. Und bei Bruckner langweilte ich mich entsetzlich. Bis ich diese Sym phonien in vierhändiger Bearbeitung geschenkt bekam und sie in ständiger Wiederholung kennen und lieben lernte. Zwei händige Bearbeitungen sind gewöhnlich zu schwer gesetzt oder bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht, die Partituren selbst für die meisten Musikfreunde wie in einer Geheimschrift ge schrieben; es gehört eine erhebliche Anstrengung dazu, sich mit ihren Gesetzen zu befassen. Ein Stück, das man genau kennt, bietet bei guter Wie dergabe im Konzert einen weit größeren Genuß als ein unbe kanntes Werk. Die Spannung, die man etwa beim Lesen eines neuen Buches empfindet, wie sich dieser oder jener Kon flikt lösen wird, wohin die Entwicklung führen mag, die gleiche Spannung, die den Zuschauer eines Theaterstückes in Atem hält — sie ist für Musikstücke ebenso wirksam. Meistens- gehen aber diese Dinge am Ohre des Hörers vorbei, er be merkt sie zunächst nicht einmal. Aber bei jeder Wiederholung wird die Wirkung stärker, man fühlt das Quälende einer Dissonanz heftiger, die Sehnsucht eines Vorhalts drängender. Und immer klarer hebt sich der innere Aufbau des Werkes mit seinen-großen Linien heraus. Das Wiedererkennen bildet einen Hauptteil des ästheti schen Vergnügens an der Musik. Vertraut werden mit den Musikstücken, ist die denkbar beste Vorbereitung auf ein Kon zert. Natürlich kann man nicht alles selbst spielen. Gerade die großen Orchester- und Chorwerke stellen solchen Be mühungen große Hindernisse entgegen. Schön ist es, wenn man das eine oder andere Chorwerk selbst einmal mitstudiert hat. Da begrüßt man dann jeden Einsatz, jede Besonderheit wie einen vertrauten Freund. Aus dem Klavierauszuge läßt sich viel lernen und das Wichtigste überschauen. Aber es ist im allgemeinen besser, man läßt ihn dann zu Hause und überläßt sich im Konzert dem starken Gesamteindruck. Das „Mitlesen" ist gut für Musikstudierende. Aber wir wollen ja im Konzert nicht lernen, sondern ein inneres Erlebnis haben. Konzertführer und -leitfäden sind nicht alle gleich gut. Oft bringen sie die Privatmeinung des Verfassers, die von der des Komponisten beträchtlich abweichen kann. Oder sie versuchen den Inhalt der Stücke zu „erklären" — ein manch mal recht fragwürdiger Versuch, der meistens jeder Berech tigung entbehrt. Durchweg weisen sie auf besonders markante Stellen hin, auf den Eintritt des Themas und dergleichen, interessant und lehrreich, wenn man mit drm Werk schon etwas vertraut ist; sonst ein überflüssiger Gedankenballast, der nur die Aufmerksamkeit auf Einzelheiten ablenkt. Wehe, wenn man eine Stelle verpaßt! Dann findet man sich nicht Wieder hinein, sondern sucht und horcht und hat von der Aufführung keinerlei Gewinn. Ausgezeichnete Hilfe bietet die Sprechmaschine. Aber die Plattenscrien der größeren Werke sind teuer, man kann sich nicht jedesmal das in Aussicht stehende Konzertprogramm auf Platten kaufen, abgesehen davon, daß durchaus nicht die ge samte Literatur zu haben ist. Es handelt sich für den Musik freund nur um einzelne bevorzugte Kompositionen. Sprühend temperamentvoll berichtet Hector Berlioz, der größte französische Romantiker, in seinen Lebenserinnerungen: „Die meisten Opernvorstellungen waren Feste, auf die ich mich durch Lesen und Ueberdenken der Werke vorbereitete, die dort zur Aufführung kommen sollten ... Wenn sie (seine Freunde) das Libretto noch nicht gelesen hatten, zog ich ein Textbuch aus der Tasche, ließ sie eS lesen, die Zeit benutzend, die uns vor dem Aufgehsn des Vorhangs blieb, und knüpfte an die Hauptstellen allerhand Bemerkungen, die, wie ich glaubte, ihnen das Verständnis der Absicht des Komponisten erleichtern konnten; denn wir kamen immer zu sehr guter Zeit, um die Wahl der Plätze frei zu haben, um uns nicht der Gefahr auszusetzen, die ersten Noten der Ouvertüre zu Versäumen, und um den einzigen Reiz auszukosten, den Reiz der Erwartung vor einem großen Ge nuß, dessen man sicher ist. Außerdem hatten wir unsere große Freude daran, das Orchester zu betrachten, wie es zu erst leer war und einem Flügel ohne Sailen glich, wie es sich nach und nach mit Musik und Musikern füllte ... Da ich die Partitur, die gespielt wurde, von Grund auf kannte, so war es nicht geraten, das geringste daran zu ändern; ich hätte mich lieber totschlagcn lassen, als daß ich die kleinste Fanitiarität dieser Art, die man sich gegen einen großen Meister erlaubte, ungerügt hätte hingehen lassen. Ich Pflegte nicht so lange zu warten, um gegen ein solches Majestäts verbrechen kalten Blutes schriftlich zu protestieren. Oh nein: angesichts des Publikums wandte ich mich mit lauter, ver nehmlicher Stimme an den Dilinquenten. Und ich kann ver sichern: keine Kritik schlägt so ein, wie diese." So weit brauchen wir es mit der Vorbereitung ja nicht zu treiben. Das wäre heute auch unangebracht, da mehr Künstler als früher selbst in strenger Zucht dafür sorgen, daß jedes Werk originalgetreu aufgeführt wird. Aber glücklich ist der zu nennen, der wie Berlioz mit voller Hingäbe und Empfänglichkeit zu hören versteht, dem Musik noch tiefes see lisches Erleben vermitteln kann. WWWIIWWW Lenz-Erwartung. Die schönste Zeit liegt im Erwarten, Wenn alles noch im Werden ist, Wenn in dem knospenreichen Garten Die Sehnsucht alle Welt vergißt: Wenn aus dem Duft der braunen Erde Die erste Blume steigt ins Licht Und durch des Weltenschöpfers Werde Die Knospe aus der Hülle bricht; Wenn in den Lüften ist ein Singen, Nicht, wie ein voller Dur-Akkords Nein, wie ein heimlich Ständchenbringcn, Wie ein verhaltnes Liebeswort; Wenn Wunder Winken an den Wegen Und Heimlichkeiten ohne Zahl Und zauberbunter Blütensegen Will sich erschließen auf einmal; Wenn tief im Herzen Quellen springen Vor Lust und Licht und Seligkeit Und alle Stimmen jubelnd singen Das hohe Lied der Lenzeszeitl Franz Kellert.