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Me der Boden, so der Wein. Etz»e Wanderung durch die deutschen Weinbaugebiete. Der Boden formt den Menschen, der Boden formt tie« Wein, der Wein gibt wiederum der Landschaft das Gepräge und formt die Menschen, die durch ihn und mit ihm leben. Man sehe sich z. B. einmal einen Mosel- Win z e r an, der Tag für Tag in den felsigen Steilhängen der Moselberge seine schweren Arbeiten verrichten muß. Kqritig, scharf die Züge wie die Felskanten des Gesteins, das er bebaut. Ruhig, etwas träumerisch der Blick, wie die romantische Stille des lieblichen Flußtales, das er be wohnt, rasch und lebendig im Wesen und Art wie der rassige Charakter der grüngoldigen Rieslingweine an Mosel, Ruwer und Saar, die er erzeugt. Als Gegenstück: die Pfalz. Weite Flächen rings umher, tiefer, grundiger Boden in sonnendurchtränkter Ebene. Alles atmet Behäbigkeit und fruchtige Schwere, in der Mandeln und Kastanien gedeihen. Breit und ge wichtig ist auch das Schreiten der Menschen, wuchtig in Bau und Gehaben. Das ist die B e r b u n d e n h e i t d e s Menschen mit der Scholle, mit der Arbeit, mit dem Erzeugnis, das beide ihm bringen, lind zwischen Mosel und Pfalz die anderen: die w i l d r o m a n t i s ch e Ahr mit ihren fenerdnrchglühten Burgunderweinen, denen das heiße Felsgestein das Rebenblnt rrbitzt, das breite Rheintal, stromauf zunächst am Mittelrhein noch felsig, die Reben im steilen Hang. Die Weine drum noch ziemlich rassig, noch mehr nach Moselart, doch schon ge mildert durch die Breite des Tales. Wo der Rheingau beginnt, da runden sich die Felsberge zu Hügeln, die Konturen der Landschaft er halten jene zarten weichen Linien, jene abgeklärte Formenschönheit, die den Menschen die vornehme Ge stalt vermittelt. Die Formung des Bodens lockert sich vom felsigen Gestein über den leicht verwittcrbaren Schiefer bis weiter rheinanf zn tiefgründigen Mergel böden auf. Das Rheinlal weilet sich weiter und weiter. Die blumenreiche Rieslingtraube steht auf souncndnrch- glühten sanft ansteigenden Südhängcn, von dem hoch ragenden Wall des Taunnsgebirges vor kalten Nord winden wohlbehütet. Das alles gibt den Hochgewächscn des Rheingaus Milde, Schönheit und vornehme Nasse. Tas Seitental der Nahe hat Weine mannigfachster Art. Nahe der Mündung bestimmt die Breite des Tales noch die Art; flußaufwärts, wo die felsigen Ufer im Schiefer und Porphyrgestein sich immer enger zusammen drängen, gedeihen die fcinrasstgen Gewächse. Das Rahe tal weiß noch nicht so recht, ob cs sich in Formung der Mosel oder dem Rhein anpasscn soll. Das gibt den Weinen jene glückliche Mischung, die ihn sich einmal mehr dem Charakter der Moselweine znncigcn, das andere Mal ihn mehr der milderen Fülle der Rheinweine ähneln läßt. Lom Nahetal vollzieht sich fast unmcrklich der Anschluß an die Rebengefilde von Rheinhessen. Ans Mergel-, Kies- und Sandböden, klimatisch sehr begünstigt, aus hügeligem Land und in der Ebene, wächst ein Wein, der sich, unter ähnlichen Bodenverhältnissen gewachsen, schon Mehr und mehr der Fülle der Pfalzwcinc zuwendet. Die PfalzA überhaupt gleichsam die Qnalitätsdrehachse für alle südlichen deutschen Weinbangebicte am Rhein und seiner Nebentäler. Je mehr sich diese den sonnigen Breiten dieses wcingcsegneten Landes nähern, um so mehr nimmt die Reife und Güte des Weines zu. Die vielseitigen Unterschiede bestimmen neben Klima und Traubensorte das Bild der Landschaft und die Form des Bodens. Die bunteste Karte liefert wohl das badische «eingebiet. Dort, wo der junge Rhein sich noch ungebärdig in den Bodensee stürzt, beginnt der deutsche Weinbau mit den sogenannten Seeweinen. Urige, noch derbe Naturburschen sind's. Erst nachdem die Glätte des Bodensees die Wildheit des Rheintales gemildert hat, im Markgräflerland, der fruchtbaren Ebene zwischen Strom und Bergen, wird der Wein zarter. Am Kaiser stuhl zeigt er schon die Glut des Lavagesteins, um in der Ortenau, dem Qualitätsgebiete Badens, die Kraft und Fülle der benachbarten Pfalz sich zu eigeü zu machen. Auch am Main nimmt die Qualität mit der Annähe rung an die Rheincbene zu. Der Frankcnwein ist somit eine Klasse für sich, überwiegend aus Muschelkalk gewachsen, der ihm die eigene Art gibt, wie er sich auch im eigenen Gewände, dem originellen Boxbeutcl, reprä sentiert. Die hervorragenden bukettreichcn Rieslingweine am Würzburger Stein haben vor allem ihren Ruhm be gründet. Lustig wie das Tal des Neckars, einfach und schlicht wie das Polk sind die Weine aus Württem berg, zuverlässige handfeste Gefährten für die Wande rungen durch dieses schöne Land. Du mußt sie schon im Lande suchen, denn draußen bekommst dn sie kaum zu Gesicht. Die Bodcnverbundenheit des weinfrohen Völk chens geht so weit, daß es den Wein im Lande selber trinkt. Glückliches Land! Autounfall bei Kilometerstein 13. Prinz Ludwig von Hessen schwer verletzt. Der 27jährige PrinzLudwigvon Hessen, der zweite Sohn des früheren Großherzogs Ernst Ludwig, erlitt, wie aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, auf der Reichsautobahn bei Kilometer l3 .einen schweren Krast- wagennnsall. Der Wagen des Prinzen streifte einen plötz lich haltenden Lastwagen, kam dabei ins Schleudern und überschlug sich. Der Prinz wurde herausgeschleudert und erlitt schwere Kopfverletzungen. Er wurde in das Alicen-Hospital nach Darmstadt gebracht, wo sich sein Befinden inzwischen gebessert haben soll. Zu Kuß über die Ostsee. Mit Wasscrskiern in vier Stunden 23 Kilometer zurückgclegt. Eine ausehenerregcnde Sportleistung vollbrachte der vierunddrcißigjährigc Deutsche Fritz Ernst N e u m a n n. Auf ungckoppelten Wasscrskiern eigener Konstruk tion, die bei nur sechs Kilogramm Gewicht 200 Kilo- gramm Auftrieb haben und aus Handkofsergröße zu sammenlegbar sind, marschierte Neumann von seinem Übungsplatz Peenemünde auf Usedom trockenen Fußes über die Ostsee nach Thiessow aus Rügen, wo er von der erstaunten Einwohnerschaft des bekannten Badeortes mit Begeisterung empfangen wurde. Trotz zeitweilig widriger Strömungsverhältnisse und leb hafter Dünung legte der mutige Sportsmann und Er finder die 23 Kilometer lange Marsch st recke in genau vier Stunden zurück. Erschütterndes Kinderelend in der Tschechoslowakei. 70 bis 75 v. H. der Schulkinder sind unterernährt. In den letzten Wochen mußten in der Tschecho- slowakei zahlreiche Schulen geschlossen werden, da viele Kinder an Diphtherie und Scharlach erkrankt waren. Das lenkt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die erschütternden gesundheitlichen Zustände der Schulkinder. Untersuchungen, die an den Kindern der Warns- dorfer Schulen vorgenommen wurden, erwiesen, daß 70 bis 75 v. H. aller Schulkinder unter ernährt und daher für Krankheiten besonders an fällig sind. Diese Ziffern würden noch höher sein, wenn nicht alle Anstrengungen durch die Wohltätigkeitsvereine gemacht würden, das Kinderelend wenigstens einiger maßen zu mildern. Man weiß aber nicht, wie man die Unterstützungen in diesem Winter durchführen soll, da kein Geld vorhanden ist. Geschäfte mit falschen Zloty-Aoten. Verhaftung eines jüdischen Ehepaares in Danzig. In einer Danziger Sparkasse versuchte die Frau eine-! Eisenbahners, zwei Tauscnd-Zloty-Banknoten auf ihr: Konto einzuzahlen. Der diensttuende Beamte bemerkt^ sofort, daß es sich bei den Banknoten um eine Sorte handelte, die von Polen wegen eines 15 Jahre zurück liegenden Zwischenfalls niemals heransgcgeben worde« waren. Die Ermittlungen ergaben, daß das Ehepaar Do in rösc, das im Besitz dieser Noten war, das Geld von einer Jüdin Lubianitzka erhalten hatte. Haus suchungen bei ihr brachten noch weitere 37 dieser Scheine zum Vorschein. Tas Ehepaar Lubianitzka hat mit diesen falschen Scheinen wahrscheinlich vor der Guldenab wertung größere betrügerische Geschäfte getätigt und wurde daher verhaftet. Tie Geschichte der beanstandeten Tausend-Zloty- Scheinc ist reichlich geheimnisvoll. 1920 hatte die polnische Regierung in England diese Scheine in großen Mengen drucken lassen. Als die Sendung in Ncufahrwasser damals ankam, verschwand aus bisher noch ungeklärte Weise ein ganzes Paket dieser Scheine, so daß sich die polnische Re gierung entschließen mußte, diese Banknoten überhaupt nicht zur Ausgabe gelangen zu lassen, wollte sie nicht einen Millionenschaden erleiden. Man hofft nun, durch diese neue Spur das Rätsel um das gestohlene Paket klären zu können. KrZrze Nschrichisn. Berlin. Im Auswärtigen Amt hat am 7. Oktober der Austausch der Ratifikationsurkunden des zwi schen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika am 3. Juni d. I. in Wa shington abgeschlossenen Abkommens stattgefunden, durch das die Fortsetzung des seit 1924 bestehenden deutsch-amerikanischen Frcuudschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrages ohne die Bestimmungen des Ar tikels VII über die gegenseitige Meistbegünstigung im Warenverkehr vereinbart worden ist. Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat den stell vertretenden Präsidenten des Werberats der deutschen Wirtschaft, Dr. Heinrich Hunke, zum Ministe rialrat ernannt. Kiel. Auf einem großen Festabend bei der 4 4. Jahrestag ung des Deutschen Vereins gegen den Alko Holismus sprach Dr. Hüttig vom Rassenpolitischcn Amt der NSDAP, zum Thema „Wirkt der Alkohol durch Ausmerzung rasseverbessernd?* Der Vortragende wies besonders darauf hin, daß mit Altoholmißbrauch und schwerer Trunksucht auch asoziale Einstellung und hemmungsloses Triebleben verbunden' seien. Paris. Auf Gruud von Beschlüssen der Internatio nalen Konferenz der Carnegiestiftung und der Jnternati»s nalen Handelskammer ist in Paris eine internatio^ na le Konferenz für Wäbrungs stabili siert! ng zu einer vorbereitenden Sitzung zusammen- getreten. Moskau. Nach amtlichen Meldungen ist jetzt, ähnlich wie in der Roten Armee, auch in der sogenannten „Haupt verwaltung für staatliche Sicherheit beim Jnnenkommissa-i rjat der Sowjetunion", der ehemaligen OG PU., eine Rangordnung c i n geführt worden, die sich enK an die französischen MilitärbezeichnungSN anlehnt. Rangierlokomotive fährt auf einen Personenzug. Die Pressestelle der Neichsbahndirek- lion Hannover teilt mit: Auf dem Bahnhof Stendal fuhr Dienstag nachmittag eine Rangierlokomo tive auf den dort stehenden Personenzug 292 auf. Fünf Reisende wurden leicht verletzt, die jedoch ihre Fahrt fortsetzen konnten. Der Sachschaden ist nur gering. Sie Bettlerin von öt. Soratius Oviginalroman von Gert Rothberg. 13. Fortsetzung Nachdruck verboten Eine Viertelstunde später schlug Angelika Lodenhauer denselben Weg ein. Der Weg war beschwerlich, aber sie achtete nicht darauf. Sie merkte es erst, als die Füße schmerzten. Die Füße, die in dünnen, eleganten Schuhen steckten. Sie lächelte. Nein, sie war ja so unzweckmäßig wie nur irgend möglich gekleidet für solch eine Tour, die über Felsplateaus führte. Aber das war jetzt ganz gleich. Einmal, an einer Biegung, sah sie Ernst von Parow dort droben. Er hatte die Ruine erreicht. Und nun hastete sie hinter ihm her. Sie mußte ihn erreichen, sie mußte ihn sprechen. Und sie hatte nichts von all der landschaftlichen Schönheit gesehen, sie hatte nicht die träumenden weißen Dillen bemerkt, nicht die blühenden Märchengärten, die dazu gehörten. Sie wußte nur eins: Heute durfte ihr Ernst von Parow nicht entgehen. Heute nicht! Auf den Stufen der alten schönen Kapelle sah wieder die Bettlerin. Noch waren keine Besucher da, aber sie kamen bald. Die großen flammenden Augen der Bettlerin sahen hinüber zur Klosterruine, wo soeben ein großer, breitschultriger Mann verschwunden war. Und einige Zeit später kam eine Frau, die auch in der Ruine verschwand. Die Bettlerin stand aus. Golden beleuchtete die Mor gensonne ihre hohe, königliche Gestalt. Voll gespanntester Aufmerksamkeit sah die Frau nach der Ruine hinüber. Aber dann kamen die ersten Besucher nach der Kapelle, und die Bettlerin saß wieder teilnahmslos auf den Stufen. Und in ihren Korb fielen die reichen Gaben. Drunten zwischen modrigem Gestein schritt Ernst von Parow. Die vielen Gänge und Winkel boten jedesmal einen fremden Anblick, wenn man wieder hier weilte. Es war, als hätten sich die Wände jedesmal verschoben. Das war Unsinn. Aber wenn man sich nicht genau auskannte, dann hatte man eben diesen Eindruck. Und nun überkam ihn doch wieder das Fieber des Forschers, der aus keine Gefahr mehr achtet, wenn es darum geht, das gesteckte Ziel zu erreichen. Hier, dieser enge Gang mußte zu der steinernen Nonne führen. Ernst von Barow schritt an der Wand entlang, leuchtete an der Wand hoch. Zwischen Rissen bröckelte Gestein herab. Aber die steinerne Nonne zeigte sich nicht. Parow blickte sich um. Es war ihm, als hätte er Schritte gehört. Aber er mußte sich getäuscht haben. Forscher waren jetzt keine hier anwesend, man hatte es ihm ausdrücklichst bestätigt. Und sonst verirrte sich ja kein Mensch in diese sagenhafte Ruine. Aber — wo war nur die Rönne? Es mußte doch dieser Gang hier sein? Neben ihm tauchte ein Schatten auf. Parow wandte sich um. Zwei weiche Arme umschlangen ihn, eine Stimme flüsterte: „Vergib doch endlich, vergib. Ich habe dich doch lieb." Angelika! Ernst von Parow schüttelte sie ab wie etwas Lästiges, Widerliches. „Ich habe Ihnen gesagt, daß wir für alle Zeiten mit- einander fertig sind. Ich begreife Sie nicht, daß Sie mir gegenüber durchaus Ihre Frauenehre aufs Spiel setzen wollen," sagte er und lehnte sich an die Wand. Seine Augen blitzten verächtlich, ganz deutlich sah sie es im Schein der Taschenlampe. Ein Schluchzen, das sich an den Wänden brach, dann ein lauter Schrei: „Ernst, um Gottes willen du — —!" Schmal, finster, unheimlich hatte sich die Wand, wo Parow stand, auseinandergeschoben. Im gleichen Augen blick schob sie sich wieder zusammen. Aber Parow war ver schwunden, und mit irren Augen starrte die Frau in die Finsternis. Dann sank sie ohnmächtig zu Boden. Am nächsten Morgen erst fand man Angelika Loden hauer. Man hatte sie die ganze Nacht hindurch gesucht, und nur dem Umstand,, daß zwei junge Italiener, Fischer, die Dame zur Ruine hatten gehen sehen, war es zu ver danken, daß man sie hier überhaupt gesucht hatte. Man überführte sie sofort in ein Krankenhaus, denn sie redete vollkommen irre. Eine Wand habe sich geöffnet und Ernst von Parow sei darin verschwunden. So etwas! War die Frau irrsinnig? Wahrscheinlich doch. Denn ein Mensch mit fünf gesunden Sinnen konnte nicht solch unmög liches Zeug schwatzen. Sicherlich war die Dame doch vor Angst irre geworden und auf ihre dringenden Bitten, den Verschwundenen zu suchen, brauchte man absolut nichts zu geben. Absolut nichts. Man würde die Dame hier gut pflegen und dann war die Geschichte erledigt. Es kam aber anders. Fritz Hildberg meldete auf der Station, daß sein Freund Ernst von Parow seit gestern abgängig sei. Abgängig? Seit gestern? Ernst von Parow? Ja, von dem hatte doch die Frau gesprochen, die man für irre hielt? Was kam denn da für eine seltsame Sache ans Licht? Nach einigem Hin und Her wußte die Behörde, daß es der deutsche Forscher sei, der die Erlaubnis hatte, in den Ruinen seinen Studien obzuliegen. Nun durchsuchte man die Ruine. Durchsuchte jeden Winkel und kam doch wieder zu dem Schluß, daß die Frau eine Irrsinnige sei oder eine Verbrecherin. Fritz Hildberg in seiner grenzenlosen Angst um den Freund trat die Sache breit und erzählte, daß Angelika Lodenhauer die frühere Braut Ernst von Parows gewe sen sei. Hm! Die Sache bekam ein anderes Licht. Man verhörte An gelika. Aber sie weinte und schrie, man solle lieber den deutschen Herrn suchen. Die Männer seien ja alle verblödet. Statt sie hier stundenlang zu verhören, sollte man lieber Ernst von Parow suchen. Man suchte ja auch. Aber man fand nichts. Und die Erzählung der Dame, daß sich die Wand geöffnet habe und von Parow darin verschwunden sei, belächelte man. Mußt» man belächeln, weil es gar so nach Märchen klang! Fortsetzung folgt. 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