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Adolf-Stiftung in Tanneberg sein Iahresfest. Festprediger war Pfarrer Hortmann-Weistropp, Nachversammlung leitete Ober lehrer Leonhardt-Kaufbach als stellvertretender Vorsitzender. — Verstorben sind: am 7. Mai plötzlich Pfarrer Paul Meier-Nossen; am 7. Dezember 1928 Pfarrer i. R. Hartenstein in Deutschenbora; am 15. September 1928 Pfarrer i. R. Jentsch, früher Meistropp, und der frühere Vertreter in der Lanbessynode Landtagsabge ordneter Max Schreiber-Mischwitz/Zehren am 19. August 1929 in Leipzig. — Zuletzt wird noch mitgeteilt, um welche Werke die Ephoralbücherei erweitert wurde. Die Personenschisfahrt zwischen Leitmeritz und Aussig einge stellt. Die Personenschiffahrt zwischen Leitmeritz und Aussig mutz te, da der Wasserstand der Elbe sehr stark gesunken ist, eingestellt werden. Stromabwärts von Aussig wird vorläufig die Schiffahrt noch aufrecht erhallen. Sächsisches Kreisposaunensest. Am Sonntag fand inRiesa bei schönem Wetter das siebente sächsische Kreisposaunensest statt. Nach einem Festgottesdienste, bei dem der Bundesposaunenmeister Pfarrer Müller-Dresden die Predigt hielt, wurde um 11 Uhr eine Mittagsmusik auf dem Rosenplatz veranstaltet, an der etwa 200 Bläser mitwirkten. Bei der Festversammlung im Stadtpork über brachte Pfarrer Friedrich die Grütze und Wünsche des Landes- konsistoriums. Das harmonisch verlaufene Fest fand seinen Aus klang mit einer Abendmusik auf dem neuen Gröbaer Friedhof. Ueber die Wirtschastsverhältnisse in seinem Amtsbezirk, den ehemals ungarischen Teilen des heutigen Rumäniens, gibt nach einer Mitteilung der Reichsnachrichtenstelle für Außenhandel in Dresden, der deutsche Konsul in Temesvar (Timisoara), Herr Dr. Busse, der zur Zeit dienstlich in Deutschland weilt, deutschen In teressenten am Donnerstag, den 19. September von 17 bis 19 Uhr und am Freitag, den 20. September von 9 Uhr ab in der Indu strie- und Handelskammer Dresden-A. 1, Albrechtstraße 4, per sönlich Auskunft. 8. Zwingerlotterie. Die Wasser plätschern im Nymphenbad des Zwingers. Es ist der Anfang gemacht, diesem eigenartigen Gebilde, diesem Grottenhof, mit dem Wasser wieder Leben einzu- flötzen. Ein architektonisches Schmuckstück, so eigenartig, wie es wohl in der Welt kein zweites gibt. Nymphenfiguren in Nischen umgrenzen den Hof. Tritvnen sitzen an der Kaskade und wollen aus ihren Muschelhörnern Wasser blasen. Leider fehlt es noch an der erforderlichen Menge Wasser. Erst im kommenden Frühjahr wird dies Wasserspiel vollständig sein. Dann werden auch im Zwingeihof an den langen Galerien, im Wallpavillon die Wasser künste lustig plätschern. Man sage nicht, das sei nur als Spie lerei. Das Wasser gehört zur Archikteur des Zwingers und ist mit ihr innig verbunden. Will man dem Zwinger wieder Leben ein hauchen, dann darf das Wasser nicht fehlen. Und das ist ja im Grundprinzip die Aufgabe der Wiederherstellung dieses kostbaren Bauwerkes: Nicht nur lebensfähig soll es wieder werden, sondern auch lebendig. Man hat von einer „Großtat deutscher Denkmal pflege" gesprochen. Möchte die Vollendung das bringen, was er hofft wird. Mitten in einer Großstadt ein lebendurchfluteter Hof, öessen kostbarer Rahmen noch den späteren Generationen erzählt, was deutscher Geist und deutsche Handwerkskunst für köstliche Werke zu schaffen vermag. Aber auch was für eine große Ret tungstat in einer schweren Zeit möglich gewesen ist, wenn jeder an feinem Teil ein Scherflein dazu gibt. Möchte die 8. Zwingerlotterie deren Ziehung bestimmt am 5. und 7. Oktober stattfindet, wieder einen vollen Erfolg für die Wiederherstellungsarbeit am Dresd ner Zwinger bedeuten. Lose zu 1 RM. sind bei allen Kollekteuren erhältlich. Lircus Krone kommt nach Dresden! Das Riesenunternehmen, bas sich nach einer Reihe beispielloser Auslandserfolge nunmehr wieder seinem deutschen Vaterlande präsentiert, wird nun in Kür ze zum ersten Male in Dresden gastieren. Mit Recht dürfen wir aufs äußerste auf dieses Ereignis gespannt sein, denn Krone ist nicht nur auf zirzensischem Gebiet eine Klasse für sich, sondern durch die riesigen Dimensionen seiner Zeltstadt und seinen enormen Tierbestand heute zweifellos das größte Unternehmen seiner Art in Europa. Was Circus Krone in der Hauptsache von anderen grotzen Zirkusbetrieben unterscheidet, ist vornehmlich die Beibe haltung der alten traditionellen Zirkuskunst, die in erster Linie von der Tierdressur ausgeht. Hier hat Krone es zu Leistungen gebracht, die schlechterdings nicht mehr überboten werden können. Daß die Artistik nicht zu kurz kommt, dürfte bei einem Unternehmen von solchem Namen selbstverständlich sein. Daß er damit den Geschmack des Publikums aufs genauste getroffen hat, beweisen die beispiel losen Erfolge, die er auf seinen letzten Auslandsreisen in Italien, Spanien und Holland hatte. Daneben aber hat Krone ein Werk geschaffen, dessen kultureller Wert nicht genug gewürdigt werden kann. Er schuf ohne Rücksicht auf das enorme damit verbundene Risiko den sogen. „Rollenden Krone Zoo", einen reisenden zoolo gischen Garten, wie er tatsächlich nicht mehr existiert. Er enthält u. a. die Rekordgruppe Europas mit 25 Elefanten, 48 sibirischen Bengaltigern, 36 Löwen, 25 Eisbären, 60 Kamelen und Drome daren, 20 Zebras, weiterhin Büffel, Bisons, Packs, Zebus, Leo parden, Panther, Geparden, an Reptilien Riesenschlangen von über 8 Meter Länge, Elefantenschildkröten, Krokodile, Niesen- und Zwergnilpferde, einen gewaltigen See-Elefanten, kalifornische Seelöwen, die sehr seltenen Ameisenbären, dann Strauße, Mara bus, Pelikane, Störche, Adler und Kondore, Affen aller Art usw., kurz über 800 Tiere. Den Stolz des Unternehmens bildet der Marstall mit einem Bestand von 260 Pferden. Das Gastspiel in dem grotzen Zeltbaue auf der Vogelwiese beginnt am Dienstag. Grumbach. (Pf a r r e rwa hl.) Der in weiten Kreisen be liebte Kanzelredner und bekannte Festredner in nationalen Krei sen, Pfarrer Luthardt, hielt am Sonntag in Mulba als erster feine Gastpredigt. Pfarrer Luthardt wurde in der nachfolgenden Kirchenvorstandssitzung einstimmig als Pfarrer der Gemeinde Mulda gewählt. Ungern sieht man in hiesiger Gegend den ge schätzten Redner scheiden. Kaufbach. (Vermitzt jemand ein Kutschwagen- Sch o tz l e d e r ?) Wegen Nächtigen in einer Feldscheune wurde am 16. September der Abeiter Rudolf Leger aus Freiberg von der zuständigen Gendarmerie festgenommen und dem Gerichtsgefäng nis Wilsdruff zugeführt. Leger war im Besitz eines Fahrrades Marke ,/Drennabor" Nr. 1 311635 und einer Lederdecke — Schotzleder von einem Kutschwagen. — Beide Gegenstände will er von Unbekannten gekauft haben. Das Fahrrad ist am 14. Sep tember in Schönfeld bei Frauenstein gestohlen worden. Annehnv- bar ist die Lederdecke auch Diebesgut. Etwaige Geschädigte wollen dies der nächsten Polizeiwache bez. den Gendarmerieposten Wils- örufs melden. Kirchennachrichte« Wilsdruff. Donnerstag ^8 Uhr Bibelstunde. Wetterbericht Anfänglich am längsten in den östlichen Gebietsteilen ziem lich heiter, dann vom Westen her verstärkte Bewölkung, nach kühler Nacht mätzige Temperaturen, Flachland gegen Mittag verhältnis mäßig warm. Schwache bis mäßige, höhere Lagen frische Winde aus Südvst bis Südwest. Bereiaskalender. Sängerkranz. Heute abend nach der Singstunde Versammlung. Turnverein (D. T.) Wilsdruff. 21. September „Tonhalle" Monatsverfammlung. Sachsen und NscdbsiKbsN Heimatkirche und Heidenwelt. Das 110. Jahresfest des Sächsischen Hauptmissionsvereins. In der alten Bergstadt Schneeberg mit der hochragen den St. Wolfgangskirche beging der Sächsische Haupt missionsverein, der führende Verband lutherischer Heiden mission, am Sonntag und Montag sein 110. Jahresfest. Wie immer boten die Posaunen den Gruß mit einer Abendmusik am Vorabend und einer Morgenwache am Sonntag. Der musikalisch reich ausgestattete Festgottesdienst ver einigte die zahlreichen Missionsfreunde und die Gemeinde. Nach dem feierlichen Einzug der Geistlichen hielt Super intendent Nicolaidie Liturgie. Pastor Appadurei, der Abgesandte der südindischen Kirche, in weißem Ge wände, verlas den Missionsbefehl des Herrn. Dann trat der Führer der Heimatkirche, Landesbischof v. I h m e l s, auf die Kanzel und überbrachte den Gruß der Kirchen leitung und der Landeskirche. Seine Predigt beleuchtete grundsätzlich die Stellung der Heimatkirche zur Mission. Er sprach über Matth. 24, 14: „Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen", ein Wort, das die Missionsarbeit und das Ende der Welt mit prophetischer Wucht in Zusammenhang bringt. Heidenmission ist keine Winkelsache, ist Sache der Völker, die Sache der Kirche, die in der Heimat helfen soll, daß sie ans Ziel komme, das Evangelium aber auch hin austragen soll an das Ende der Welt. Die Christen sind zum Zeugnis berufen; wie der Herr die einzelnen leitet, wird er auch die Völker leiten, daß sie den Weg zum Evan gelium finden. Dann füllte sich der weite Marktplatz zur Marktmusik durch die Posaunenchöre der Ephorie Schneeberg unter Leitung von Pfarrer Beyer-Beierfeld. In der Hospital kirche lauschten die Kinder den Worten des Inders Appadurei. Zur Festversammlung auf grünem Wald anger waren wieder mehrere Tausend zusammengeströmt. Superintendent Nikolai-Schneeberg hieß die Gäste mit herzlichem Glückauf willkommen. Oberkirchenrat Superintendent Michael- Dippoldiswalde entbot Gruß und Dank des Sächsischen Hauptmissionsvereins und der Sächsischen Missionskonferenz. Dann berichtete Missions inspektor Dr. Jhmels von der Leipziger Mission über das afrikanische Arbeitsfeld, wo in den Völkerstämmen die Entscheidung für das Evangelium gefallen sei. Wie in der Heimat zeigen sich die Einflüsse einer Unkultur. Die jungen christlichen Gemeinden stehen in scharfem Kampfe um Sitte und Volkstum, doch schreite die Arbeit rüstig fort. Die Geschichte des indischen Missionsfeldes entrollte Missionsinspektor Handmann. Dann sprach der Inder Appadurei vom Werden der tamulischen Kirche, eines Kindes der Leipziger Mission, in schwerer Zeit. Seine lebendige Sprache, verdolmetscht von Pfarrer Kanne gießer, legte einen feierlichen Bann auf die Versamm lung, die seinen Wunsch, zusammenzustehen, freudig auf nahm. Die junge Kirche ist arm, sie braucht bei allem eigenen Einsatz die geistige und finanzielle Hilfe der Heimatkirche. Dann überbrachten Sup. Nicolai, ein Jung mann und ein Jungmädche«., Gaben von Kirchenkreis und Jugend, die zusammen mit den Kollekten des Tages 5000 Mark betrugen. Der Vorsitzende des Hauptmissionsver eins, Geh. Rat FreiherrvonWelck -Dresden, dankte mit bewegten Worten. Dann schloß Landesbischof 0. Jhmels bei feierlicher Abendstimmung den Festtag mit Gottes Wort. Auf der Arbeitstagung am Montag hielt Missions inspektor Gerber- Leipzig über das Verhältnis von Mission und Konfession einen grundlegenden Vortrag und zeigte, daß sich die Missionsarbeit immer wieder vom Interkonfessionellen zum Konfessionellen entwickelt habe. Löbau. (Tödlich überfahren.) In der Nacht zum Montag fuhr der Betriebsmonteur Oskar Zange aus Bautzen iu der Nähe des Gasthauses „Zum Sachsen freund" auf seinem Motorrade in einen Postautobus hin ein. Obwobl der Autobusführer seinen Wagen sofort zum Stehen brachte, wurde der Motorradfahrer von dem Achsengestänge des Autobusses totgequetscht. Zittau. (Die Pistole in der Schule.) In der Werkstatt in der Städtischen Handwerker- und Gewerbe schule wurde am Sonnabend der Unterricht durch einen Schuß und das darauffolgende Aufschreien eines Schülers gestört. Der Schuß hatte sich aus einem Terzerol gelöst, das ein Schüler in der Tasche bei sich führte, und war einem Mitschüler in die Kniekehle gedrungen. Der Ver letzte wurde in ärztliche Behandlung gegeben. Chemnitz. (Verein der Sudetendeutschen und Österreicher.) Der Verein der Sudeten deutschen und Österreicher zu Chemnitz beging am Sonn tag das Fest seines 25jährigen Bestehens. Am Sonntag vormittag erfolgte eine Ehrung der verstorbenen Mit glieder durch Kranzniederlegung auf dem neuen Friedhof. Nachmittags fand die Fahnenweihe statt, an die sich eine Ehrung treuer Mitglieder reihte. An der Feier nahmen Vertreter befreundeter Verbände sowie Vertreter aus Sudetendeutschland teil. Eine Plakette des Leipziger Messeamtes, in Silber gearbeitet, soll künftig an Männer der Wirtschaft „Für besondere Verdienste" verliehen werden. Freiberg. (Städtischer Fehlbetrag.) Nach einer Mitteilung des Stadtrates beträgt das Defizit im städtischen Haushaltsplan nach den letzten Abstrichen noch über 600 000 Mark. Zur Herabminderung des Defizits ist eine Erhöhung des Gemeindezuschlags zur Grund- und Gewerbesteuer von 150 Prozent (bisher 125 Prozent), eine mäßige Erhöhung der Feuerschutzsteuer, die Wiederein führung einer Straßenreinigungsgebühr und die Er höhung des Preises für elektrischen Strom vorgesehen. Auf diese Weise hofft der Siadtrat eine Mehreinnahme von 200 000 Mark zu ereichen. Der Rest soll durch An leihen aufgebracht werden. Döbeln. (Aus dem S t a d t p a rla m e n t.) In der letzten Sitzung der Stadtverordneten wurden 15 000 Mark für die Errichtung einer Straßenbahnwartehalle auf dem Obermarkt bewilligt. Das Bismarckdenkmal auf dem Obermarkt muß dabei allerdings entfernt werden. Es wird wahrscheinlich im Bürgergarten Aufstellung finden. Das Kollegium beschloß weiter die Erhöhung der Eintrittspreise im Stadttheater um 10 Pfennig pro Platz. Die Wohnungszählung ergab für Döbeln einen augen blicklichen Bedarf von 600 Wohnungen, die Wohnungsnot hat sich also in Döbeln nicht gemildert. — Der Haus haltsplan 1928 schließt nach Abschluß der Stadthauptkasse ohne Fehlbetrag ab, was auch für 1929 erwartet wird. Zwickau. (Im Bergwerk verunglückt.) In der Grube des Brückenbergschachtes II wurde ein 22jäh- riger Arbeiter aus Zwickau von zwei durchgehenden Kohlenhunden, die sich durch Zerreißen eines Seiles gelöst hatten, an die Wand gedrückt und getötet. Planitz. (Ausschreitungen eines Polizei beamte n.) In der Nacht zum Sonntag ist der Polizci- oberwachtmeister Astermann, der sich in Uniform befand und betrunken war, in die Wohnung einer Familie ge waltsam eingedrungen und hat die Bewohner mit einer Pistole und dem Gummiknüppel bedroht. Außerdem hauste er in der Kammer so, daß diese ein wüstes Durch einander bildete. Der 23jährige Sohn der Familie sprang zum Fenster hinaus und eilte zur Polizeiwache. Ein Polizeibeamter, der Astermann beruhigen wollte, wurde von diesem beleidigt und mit dem Gummiknüppel ge schlagen. Der Täter war bereits vorher aus einem Cafö hinausgeworfen worden, weil er dort die Gäste belästigt und beleidigt hatte. Mit einem Gaste war er in ein Hand gemenge geraten. Astermann ist sofort seines Dienstes enthoben worden. Leipzig. (Vom Flughafen Leipzig- Mo ck a u.) Der Aufsichtsrat der Leipziger Luftschiffhafcn- und Flugplatz-A.-G. hat in seiner letzten Sitzung be schlossen, den Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen zu ersuchen, den Flughafen Leipzig-Mockau in Berücksichti gung zu ziehe» bei der Suche nach einem geeigneten neuen Zeppelinhafen in Deutschland. Bekanntlich hat der Flug hafen Leipzig-Mockau sich wegen seiner hervorragend gün stigen meteorologischen Verhältnisse bereits langjährig als Luftschiffhafen für Zeppelinluftschiffe bewährt. Eger. (E*in sächsischer Freiballon bei Franzens bad gelandet.) Montag um 17 Uhr ist in der Nähe der Dankwarte bei Franzensbad ein Frei ballon aus Schwarzenberg in Sachsen glatt gelandet. Zahlreiche Kurgäste und Einwohner waren Zeugen des Schauspiels und halfen bei der Landung. Die drei In sassen des Ballons, der um 10 Uhr vormittags in Schwar zenberg aufgestiegen war, wurden erst von der Vezirks- behörde in Eger vernommen und erhielten, da sie die Harmlosigkeit ihres Unternehmens nachweisen konnten, die Erlaubnis zur Heimreise. Der abgetakelte Ballon wurde alsdann als Expreßgut nach Schwarzenberg auf- gegeben. Befreiungs- oder Beteihungspoliiik? Der Mittel st and muß erhalten bleiben. Die „Großband", Großeinkaufsgenossenschast für Tex til-, Band- und Kurzwaren, hatte ihre Mitglieder sowie Interessenten zu einer Werbeversammlung nach Dresden berufen. Staatsminister a. D. Dr. Wilhelm sprach als erster Referent über Befreiungs- oder Beleihungspolitik und die Lage des selbständigen Mittelstandes. Neben der Kette des Versailler Vertrages schleppe Deutschland auch noch die Kette der Zinslasten für die aufgenommenen Auslandskrcdite. Was deutscher Fleiß in Jahrhunderten geschaffen habe, trage heute schon vielfach eine aus ländische Flagge. Das ausländische Kapital greife mit Macht in das deutsche Eigentum ein, und in Zukunft stünden uns schwere wirtschaftliche Kämpfe bevor. Wenn der Mittelstand sich in Zukunft noch behaupten wolle, dann müsse er dem Gegner die Kaufmethoden ablauschen und lernen, sich ihrer wirksam zu bedienen. Die Inflation habe ihn um seine ganzen Ersparnisse, die auf etwa 30 Millionen Mark geschätzt werden müssen, gebracht; später sei er durch unerhörten Zinswucher niedergehalten wor den, und heute leide er unter einer verfassungswidrigen Steuer- und Finanzpolitik, die ihm nicht zu leben ge stattet, ihm aber auch kein ehrliches Streben ermögliche. Nur die Erkenntnis, daß der Zusammenschluß aller Kräfte eine machtpolitische Auswirkung gewährleiste, könne den Untergang des Mittelstandes abwenden; staatspolitische Klugheit fordere die Erhaltung des Mittelstandes, der einer der wertvollsten Teile des Volksganzen sei. Nur wenn die Negierungen dem Mittelstand zu seiner alten achtunggebietenden Stellung wieder verhelfen werden, könne das Ziel erreicht werden, das jedem ehrlichen Deutschen als das höchste Vorschweben: ein Vaterland mieder aufzubauen, in dem ein Stand den anderen achtet, ein Stand dem anderen hilft, in dem Klassenkampf und Klassenhaß endgültig beseitigt sind. Der Geschäftführer der Genossenschaft, Direktor Meert, berichtet über die Entwicklung der Organisation, die einen so bescheidenen Anfang gehabt habe, daß ein großer Optimismus notwendig gewesen sei, zu hoffen, daß die Genossenschaft sich so erfolgreich entwickeln könne. An Gegnern habe es nie gefehlt, aber der wertvollen Mit arbeit der Mitglieder sei es zu danken, daß sich Erfolg an Erfolg gereiht habe. Die Genossenschaft umfasse heute 77 Firmen. Der Umsatz habe im vergangenen Jahre 1 630 000 Mark betragen, im laufenden Jahre weise der Lagerumsatz schon eine hundertprozentige Steigerung auf; die Verwaltungsspesen seien auf ein Minimum von 2,75 Prozent herabgedrückt. Dadurch wurde eine gesunde Wirtschaft der Genossenschaft gerantiert und die Möglich keit gegeben, Reserven zu schaffen. Mik der Mahnung, alle Kräfte im Interesse der Erhaltung der Selbstverwal tung des Mittelstandes anzuspannen, schloß der Vor tragende seine Ausführungen, die eine lebhafte Aus sprache hervorriefen.