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— 508 — »nmtw örtlicher Nüxckteur: »rnst Rotzber, in FrankepLerg i.S. — Druck und «erlag von L S. Roßber, in Frankenberg i.«. vemilcdt« 1° WeihnachtsgrAß. Das Christfest grüßt uns, vereint ^rd wrr in Millionen deutscher Familien zur schönen Feier. WreLich ist es noch kein fröhliches und seliges Fest, wie wir es ans der .Frieden^eit kannten, der Ruf: „Ehre sei Gott in müsse, ist hnrfamg, s» wrrd es schon durch d« Bestimmung, daß ,/rin WahlvorWag, -er gültig sein soll, die Unterschrift von mindestens 100 Wahlberechtigten des Bezirks tragen" müsse. Auch zur Nationalversammlung werden die Parteien ge druckte Wahlvorschlüge (Wahlzettel) vor den Wahllokalen - verteilen, und der Wühler hat nur nötig, die Wahlvorschlüge semer Partei in den amtlichen Umschlag zu tun und ihn in die Urne werfen zu lassen. Die Annahme u^iter Kreis«, daß der Wühler selbst eine Kandidatenliste aufstellen dürfe oder des politischen Lebens. Der Wühler ist also streng an die Borschläge Heiner Partei gebunden. Er kann nicht einen Kandidaten der Liste, der an fünfter Stelle steht, an die erste rücken und umgekehrt. Die Partei stellt di« Kandidaten und chre Reihenfolge auf. Sie wird also die Kandidaten, deren Wahl besonders gewünscht wird, an die erste Stell« der Liste setzen. Angenommen die Partei erhielte in einem Wahl bezirke, der sieben Abgeordnete zu stellen hat, nach der Verhältniswahl vier Sch«, so würden die ersten vier Be werber ihrer Liste gewählt sein. Erhält Partei B «men Sch, so würde er dem ersten Kandidaten ihrer Liste zufallen, und erhält Partei'dl zwei Sitz«, so würden die ersten beiden Kandidaten ihrer Liste gewählt sein. — Durch das Verfahren der Listenwahl nach dem streng gebundenen System läßt sich am schnellsten eine llebersicht über die Wahlergebnisse gewinnen. .Freilich, der einzelne Wähler ist insofern benach- deiltgt, als er all« Kandidaten seiner Partei entweder ab lehnen oder annehmen mutz. * Was in Warschau zurückblieb. Meldungen d«r pol nischen Blätter geben an, was allein in Warschau an Lebens- und Eenußmitteln nicht abtransportiert worden ist. Darunter befinden sich: Roggen- und andere Mehle: 35 410 Zentner, -Getreide: 63 581 Zentner, Speck und Schmalz: 80 Zentner, Schweine- und Rindfleisch: 140 Zentner, We^en: 7852 Zent ner, Graupen: 6960 Zentner, Marmelade: 49 954 Zentner, Zucker: 3244 Zentner, Heu und Stroh: 20000 Zentner, Kar toffeln: 2400 Zentner, Kraut: 9000 Zentner, Dörrg«müse: 4000 Zentner, Blumenkohl, getrocknet: 4600 Zentner, Spiri tus: 32 000 Liter, Wein: 52 867 Liter, 1 Million Zigaretten, 2 Millionen Zigarren, 37 Millionen Eier, 1826 Flaschen Kog nak, 4800 Büchsen Konserven. Außerdem wurden Gewürze, Seifen, Delikatessen und andere Ding« im Gesamtgewicht von Tausenden von Kilogramm vorgesun!d«n. ' Heut ist hrut. Das Leben des kommenden Friedens will wieder sein Recht haben, und am letzten Sonntag ist nicht nur m großen Städten, sondern auch in mittleren und kleineren Orten wieder zum Tanz ausgespielt worden. Es soll niemanden vorgehalten werden, wenn er sich nach.Ab wechselung sehnt, obwohl es nicht weniger verständlich ist, daß es Tausende noch nicht wieder zum Walzer und Rhein länder zieht, ab«r «s soll doch alles sein Maß haben, .wo di« Zukunft noch dunkel vor uns steht, und die Gegenwart wahr- lich unfreundlich genug ist. Da sollte wenigstens den Schiebe- tänzen und den amerikanischen Töllheitsmoden im Tanz saal die Tür gewiesen werden. Wer lange das Leben entbehrt hat, will auch das Leben wieder genießen, aber hüten wir uns vor «m«m Vergnügungswunsch, der Ehre und Sitte beiseite stößt. Es geht in manchen großen Städten schon unglaublich ausgelassen zu, als läge in dem Austoben der höchste Zweck des Daseins, der doch in der Tätigkeit zu suchen ist. Die politische Umwälzung gibt noch kernen 'Freibritzs auf Zügellosigkeit, und das Geld wird für Besseres gebraucht, als für das Amüsement flüchtiger Stunden. ' RevolUtisnsLostm. In der Düsseldorfer Stadtverord neten-Versammlung wurde mitgeteilt, daß die Nebenregierung des Arbeiterrates der Stadt brs jetzt 250000 Mark gekostet hat. Eingeschlossen sind di« Kosten für ein Freiwilligen-Re giment. " London, 22. 12. Ein Lastauto, in welchem sich außer einer englischen Wache deutsche Kriegsgefangene befanden, rannte in der Rähe von Farnham in England beim Ausweichen vor einem anderen Auto gegen die Löschung. 3 deutsche Gefangene : und die englische Besatzung blieben unverletzt. 4 Deutsche wur- ' den getötet. 2um Aadlreedt oer frsa Wo ist die erwerbstätige Frau, die nicht das Frauen wahlrecht als endliche Einlösung einer jahrzehntsalten Ver pflichtung empfindet? Schwerer und schmerzlicher als ihr« Mitschweftern haben die erwerbstätigen Frauen die Recht losigkeit gefühlt, die her vom politischen Wahlrecht ausge schlossenen Frau auferlegt war. Zwar leben alle Frauen unter Gesetzen, die ausschließlich Männerwerk sind, aber die der Höhe und Frieden aus Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" kann noch nicht wieder in voller Klarheit er schallen und mit ganzer Kraft wirken. Auch der Weihnachts baum wird nicht so festlich erstrahlen, mancher Wunsch wird nicht erfüllt werden können, uns der größte Wunsch nach einem Rechts- und Versöhnungsfrieden sm Traum geblieben ist Aber was heute nicht ist, noch nicht das wird in Zukunft wieder werden, denn wir sehen in unserer Mitte all die Tausende, die h«imkehren durften aus den Schrecken des Krie ges in den Schoß der deutschen Fanrill«, in den Frieden des deutschen Hauses, dessen Schutz und Schirm sre 'so lang« gewesen waren. Und diese Männer, dke nie verzagten, werden auch nicht verzagen, wenn es gilt, nun des Daterlanides Wiederaufbau zu erringen. Jung-Deutschland, dem di« Weih nachtsfeier gilt, schaut in die Aug«n der Krimer, es empfin det, daß jetzt ander« Tage kommen, als es die der verflosse nen 53 Monate waren. Jetzt heißt es ausharren und Gehor sam zeig««, denn die treu« Pflichterfüllung löst manche Un gebundenheit ab, die nicht dauern konnte. Mit Paketen und Packen war alle Tag« «in Wandern in den Straßen, der gute Wille und di« Freud« über das Wiedersehen ersetzten vrel von dem, was 'außerhalb der Gren zen der Möglichkeit in Schranken lag. Verschiedene Derkauss- erleichterungen ber "oen Bezugsscheinen und einige Preiser mäßigungen waren gerade recht gekommen zum Fest. Der Festbesuch ist durch d» Eisenbahnverhättnisse beschränkt, aber doch niHt ganz ausgeblreben. Viele auch nicht entlassene Feldgraue haben Urlaub. Und täuscht nicht alles, wird auch . die Weihnachtsfeier wieder ein« größere Verlobungsfeier sein. ! Kurz sind die Festtage, aber sie sind rechte Feiertagr, und wir können sie all« gebrauchen. Nach ihnen kommt wieder eine Zeit, die all« unsere Kräfte erfordert. Daß Weih nachten uns diese Sammlung bescheren wird, ist unser Wunsch. lebhaftere Teilnahme am öffentlichen Leben, das tiefere Ver ständnis für das Gemeinschaftsleben, das die erwerbstätige Frau der Schulung ihrer Berufsorganisation verdankt, ihr« — größer« Einsicht in die Bedeutung der Frauenarbeit für das Wirtschaftsleben hat gerade die erwerbstätig« Frau zu der Forderung gebracht, an den Einrichtungen des Staates nicht nur durch die pünktliche Einlösung des Steuerzettels mit- «rwirken. Recht und Pflicht zugleich! Frauen, empfindet die Verantwortung, die in Eure Hand gegeben ist, und gebt daran, Euch gewissenhaft auf dir Ausübung der Staatsbürgerrechte vorzuder«iten! Der erste Schritt dazu, der Eintritt in eine politische Partei, muß von Euch getan werden, nachdem Ihr erkannt habt, welche politische Partei Euren Anschauungen und Zukunstsforderungen entspricht! D« erwerbstätige grauweiß durch ihre Berufsorganisation, daß Dazug«hör«n und Bei- tragszählen nicht ausreicht. Nehmt ' darum tätigen Anteil an dem Leben Eurer Partei, besucht die Versammlungen, lest die Tageszeitungen der verschiedenen Richtungen, werbt für Eure Partei unter Berufsgenossen, Freunden und Ver wandten, vermehrt die eigenen Kenntnisse durch Lesen poli tischer Schriften, durch die Aussprache mit Gleichgesinnten. Der Tag der Wahl zur Nationalversammlung fin det dann Männer und Frauen bereit und fähig, ihr« Stimme nach bestem Gewissen abzugeben. Wenn in der National versammlung die erste Grundlage, der sichtbare Ausdruck des Volksw,llens geschaffen ist, beginnt di« Zeit, in der die verantwortliche, gleichberechtigt« Frau in Renh, Staat und Gemeinde mithelsen darf, 'Wunden des Krieges zu heilen, seine Lasten allmählich zu überwinden. Die Arbeit der Frau p»ll der Zukunft unseres Volkes dienen, an die wir glauben, die wir mitbauen wölken. Auf zur Wahl, ihr Frauen, aus zum W«rk!