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WUt»-ch de« L5. Kezemöer Ur. U7 1818 22 S 7 2 Z Tis Allwördens Roman von Fr. Lehne Nachdruck verbaten ss^ Loris herrliche Stimme war verhallt; Frau von'Mat tes verlieh ihren Platz an» Flügel. ' „Nun, was sagen die Herren? Kann ich nicht Ehre mit meiner Schülerein einlegen? Berechnt sie mcht zu den höch sten Erwartungen?" „Zu'was für Erwartungen, gnädigste Frau?" „Nun, daß in kürzester Zeit Leonore Berger ein glän zender Stern am Himmel der Gesangskunst sein wird — um mich recht praktisch auszudrücken!" sagte Frau von Matthes scherzend. „Im Ernst, ich hab« Fräulein Bergers Stimme prüfen lassen, weil ich meinem Urteil allein nicht trauen wollte, und das Lob des Meisters war so uneingeschränkt, dah es Sünde gewesen wäre, ein solches Talent brach liegen zu lassen — seine eigenen Worte! — In spätestens einem Jähr werden die Herren also Fräulein Berger die Senta an anderer Stelle als Lier singen hören." Peinlich überrascht von dieser Mitteilung hob Graf Rü diger den Kops — Nora Berger Bühnensängerin? , „Unmöglich." Hatte er das Wort gar laut ausgesprochen? Es muhte doch wohl so sein; denn mit seinem Lächeln sagte Frau von Matthes: „Warum nicht? Ist Fräulein Berger durch Erscheinung und Stimm« nicht geradezu berufen, als Künstlerin zu wirken? Oder soll sie immer als Gesellschafterin oder Erzieherin ihr Leben hinbringen? Ich werde selber wieder jung, wenn ich ihr« Fortschritte sehe." Eine tief« Falte erschien zwischen Rüdigers Augenbrauen. Er sagte kein Wort, hörte aber um so aufmerksamer zu, wie Frau Jakobe ihre Pläne entwickelte; Lore wurde dabei ganz rot; es war dem jungen Mädchen peinlich, dah man sich mit ihr beschäftigt. Rüdiger bat um eine Tasse T«. Er nahm die dünne, durchsichtig« Schale aus Loris Händen entgegen. Forschend senkte er den Blick in ihre dunklen, glLryenden Augensterne, indem er sie eindringlich fragte: „Ist das wirklrch Ihr Ernst, Fräulein Berger? Zur Bühne wollen Sie gehen?" „Verlockend ist der tSedanke schon, obwohl ich Angst habe." „Das gibt sich, Nora," ri«s Frau von Matthes, „man muh nur Mut und Selbstvertrauen gewinnen. Sie find zu schüchtern und zu bescheiden." D«r Jegationsrat stoar verstimmt, war ungehalten auf die Eeheimrätin, die Nora solche Wünsche in den Kops ge setzt hart«. — Nora atzs der Bühne! Der Gedanke schon war ihm unerträglich. veittcde Aeid»scdtterwäN»na i-ir Weihnacht, du heihersehntes, wehmut-umireutes Deutsches Christfest, nun bist du da! Tröste deutsche Herzen, Hei!« unsre Schmerzen! Zünd' uns an deutscher Hoffnung Licht, Zeig' uns dein liebliches Angesicht!„ Weihnacht, du fernes, du Herold des Sternes, Der einst aufgmg über Bethlehems Flur: Bring deutsche traut« Lieder, Bring's Kinderland uns wieder! Führ' uns den Heiland des Friedens herein, Gieß über uns Gottes Gnadenschein! Radeberg. Gerhard Fuchs. Frankenberger Erzähler UUlAHaHimOHEchAt MM TrmütUH-VAtr Tageblatt Sein« zarte, keusche Lilie, vor der laichenden großen Meng« ihres Herzens heiligste Gefühle ausbreitend — denn , ein« echte, wahre Künftlerm gibt ihr Herzblut. — — Nern, ! das durfte nicht fein! Sie gehörte ihm, und wenn es auch i nur in seinen Gedanken war! s Die Herren erhoben sich jetzt, um zu gehen. Es war bald Mitternacht. Die Zeit war im Fluge vergangen. „Darf ich Sie einmal wieder bei mir sehen, Graf?" s fragte Frau von Matth« den Legationsrat, „Sie würben - mir «ine groß« Freude bereiten." „Gern, wenn ich willkommen bin," entgegnet« er, „mein Bruder reift ja schon in den nächsten Tagen ab, da bin ich vereinsamt. Ihr Heim ist mir wie ein Ruhepunkt — hier , ist man Mensch, hier darf man's sein!" scherzte er. „Der ! Gesellschaftsmensch möchte sich auch einmal auf sich selbst be- ' sinnen!" Und er hielt Wort. Kaum eine Woche verging, daß er nicht wenigstens einmal in dem gastlichen Heim der Fra» von Matthes vorsprach und dort seinen Tee tranf. ! Jetzt mied er auch Lori nicht mehr; es hatte ja doch keinen Zweck. Ihr Zauber war mächtiger, als alle Vernunft. An die Zukunft dacht« «r nicht. Loris Anblick war ihm Lebens bedürfnis geworden. Aber er wußte sich so gut Zu beherrschen, daß niemand den Sturm der Leidenschaft ahnte, der unter seiner kühlen, gelassenen Außenseite tobte. Auf einem Künftlerfest — „ein Fest im alten Rom" — hatte er Nora als junge, vornehm« Römerin gesehen. Frau von Matth« war viel zu lebenslufttg, als daß sie während der Faschingszeit zu Hause blieb; es machte ihr Freude, ihren Schützling zu schmücken und sie zu Festen milzunehmen. Und nach dem Urteil vieler war Nora die Schönste unter oen vielen schönen Frauen. Das klassische Gewand kleidete ihre königliche Gestalt wie kein anderes. Rüdiger war wie berauscht von ihrer Schönheit, ihrer keuschen Anmut, ihrem Deist. An diesem Abend hatte er sich ihr auch widmen können, ohne daß « auffiel. Er tanzte mit ihr; «r hielt sie in seinem Arm, an seine Brust gedrückt — und er- fühlte die Hmgebung, mit der sie sich von ihm führen ließ, nach dem Takte der Musik. Sein heißer, selbst vergessener Blick ruhte auf ihrem schönen Gesicht, das sich mit dunkler Glut färbte. „Nora, — einziges, süß« Mädchen!" flüsterte er leise. Sie „hörte es, und ihr He« erstarrte in seligem Schreck. Dann ließ er sie losz die Musik war verstummt.. Wie im einem Traum gmg sie «mher; sie fühlte noch immer den Druck seiner Hand, hörte di« geflüsterten Worte hörte sie noch auf der Heimfahrt, als s^ mit Frau von Matthes im Wagen saß, die in ihrer unverwüstlichen Munterkeit über die Eretgniss« des Abends plaudert«. „Ich habe mich heut« über den Legationsrat Allwörden gewundert," sagte sie da, „selbst ihn, den kühlen Diplomaten, reißt die Faschingslust mit fort — er war kaum zum Wie- dererkennen! Nun, vielleicht ist das fein letzter lustiger Fasching." Und aus Loris verwunderte Frage fuhr sie fort: „Man spricht ja allgemein von feiner bevorstehenden Ver lobung mit der Komtesse Herberstem. Ich war erstaunt, die Herrschaften heute abend nicht zu sehen. Denn stets sind sie da, wo er ist, Adelaide Herberstein ist stets seine Tischdame." Gut, daß es dunkel war; Frau von Matth«, die ganz ahnungslos gesprochen, hätte sonst unfehlbar das schmerz liche Erblassen in dem Gesicht ihrer jungen Gesellschafterin sehen müssen. Lori ballte die Hand und drückte sie aus ihr dummes, törichtes Herz. Wie hatte sie auch nur «inen Au- ! genblick glauben können, daß Wie Rauhreif war > « auf ihre junge Glückseligkeit gefallen.