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— 432 wno erst sei- grheuren Gröhe verstanden werden können? Nach Opfern, die späteren Geschlechtern noch den Herz schlag -stocken machen werden? Ich sage: nein! Und jeder Bauer, der sich die Scholle erhalten will, mir zustimmen. Was Opfer! Wir zeichnen die Kriegsanleihe jetzt recht, weil wir ans Vaterland und an uns der glauben! Lin Ta- nur wie hundert andere Tage, vielleicht ein wenig schwerer wie sonst. Aber die Sachsen standen aufrecht an diesem Tage wie an, hundert arideren Tagen. ' - . Der blutige Boden von Daurmllon hat den Franzosen wieder viele vergebliche Opfer gekostet. Leutnant'von Hollander, Presseofftzier. Verantwortlicher Redakteur: Ernst RoßLera in Frankenb-rq i.S. — Druck mW Lerlag von L. iS. Roßtrrg in Frankenberg i.K men, und wer von euch nicht taub und blind war in dieser Zett, der muh doch wissen, wie rasch sich und wie heftig ein Stand gegen den anderen wenden würde, wie im armen Vaterlande Zwietracht, Haß, Neid im Wirbelsturme alle Sicherheit Niederreißen würden? Habt ihr nicht Beispiele vor Augen? Predigt euch das furchtbare Schicksal der rus sischen Bauern nicht täglich die Lehre, dah ihr die Scholle nur erhalten könnt, we-rn ihr den Staat erhaltet? Was will denn das Land heute von euch? Dah, ihr euch, eurer Scholle, eurem Glück, der Zukunft eurer Kinder treu bleibt — sonst nickts. Dah ihr nicht verzagt und das kostbarste Gut, für das Hunderttausende gestorben sind, nach langer Zeit der Prüfung, des Ausharrens im letzten Augenblicke fallen laht, dah ihr zum Vaterland«- steht, um zu leben, dah ihr freiwillig einen Teil gebt, um nicht als jämmerliche Knechte das Ganze zu verlieren. Wem das Herz unmutig geworden ist, der lasse seinen Verstand sprechen! Dann wird er sehen, wie ihn Kleinmut zum Selbst mord führen will. r .» , Herrgott, wie die Feinde darauf gerechnet haben, dah unser deutsches Erbübel des mißtrauischen Schmählens, des sich selber Aufgebens, dieses Einbohrens in Gegensätze, uns zuletzt doch die Kraft nehmen wird, wenn wir sie zum letzten Aushvrren brauchen! Sollen Sie kecht haben? Nach allem, was geschehen ist? I Nach' Taten, die erst nach vielen Zähren in ihrer un- Lauer, ez gebt um eure Zcdolle Don Ludwig Thoma, München. , Zm August 1914 hat es feder mit einem Schlage ge muht, dah an den Grenznr das eigene Haus, das eigene Glück, das eigene Rechr verteidigt werde. In wer harten Kriegsjahren" hat diese Ueberzeugung bloß stärker werden können; sie allein hat uns die Kraft geben können, aste Opfer zu ertragen, ja den Gedanken zu ertragen, dah so viel Glück, Behagen, daß so viel Hoffnungen zerstört wurden. , Weil e? um die Heimat ging, schien uns größer noch als jeder Schmerz dis Notwendigkeit. Wir wußten alle, und die Feinde sagten es' uns deutlich genug, es ging um unser Recht aufs Leben. - - Das stählte uns zum Widerstand. Bauern,, was ist denn heute darin anders geworden? Die harten Jahre und die letzten Ereignisse haben viele zu der Meinung gebracht, Friede um jeden Preis sek heute das beste. Das ist nicht Erkenntnis, nicht Einsicht — das ist Schwäche, auf die der Feind gerechnet hat mit Zahlen. Schaut doch um euch! Was ist in unserer Heimat zer stört, was ist in ihr wertloser geworden? Blüht und grünt sie nicht wie an jenem ersten Tag, ' Lls dis wehrfähige Mannschaft auszog? Leben nicht Eltern und Kinder der Verteidiger untsrm schützenden Dach, in sicherem Schutze und bei sicherer Arbeit? Und die es mit ihrem Leben ermöglicht haben, die alles um dies« Heimat gegeben, alles auf sie gesetzt, alles um sie gelitten haben, die wollt ihr verraten und wollt sie betrügen um die Früchte ihrer Opfer? Um nichts sollen sie gefallen sein? Ihre Kinder wollt -ihr zu Knechten der Feinde machen, die sie von den Grenzen - abgehalten haben? Ihr wollt — gesegnet mit allen Gütern, die euch noch immer die Heimat gewährt — dies tun, wogegen sie mit dVi letzten Kraft angekämpft haben? " Zhr wollt verzagen wegen Entbehrungen, die ihr nicht ertragen habt, denen s ie sich unterzogen haben, Tag für Tag? Seid ihr geworden, was sie niemals werden durften? Müde? Und warum? - Gesteht es doch euch selber! Aus Mißmut über Ent- - Lehrungen, die nicht zu nennen sind neben dem Ungeheuer lichen, was jene erduldet haben. Und aus Sehnsucht nach dem alten Behagen, das euch nun zu lange fehlt. Bauern, es geht um eure Scholle! ''Im zer störten Vaterlands gibt es kein Glück des einzelnen. Nehmt einem Baume das Erdreich, in das er lerne Wurzeln geschlagen hat, und er kann noch so stark und hoch gewachsen sein, er mutz kläglich verdorren. ' So ist für uns alle die Heimat Nährboden der Kraft und des Gedeihens; wir blühen mit ihr und wir gehen mit ihr zugrunde. Was ist euer Besitz in einem verarmten, unfreien Deutsch land, dem Hatz und Neid des Feindes jedes neue Empor- kommen verwehren? Nichts mehr. Dem Feinde müßt ihr fronen und zinsen, und wo er sich an euch schadlos hakten kann, wird er es tun, mutz er es tun. ' Was soll ihn abhalten? Mitleid? Mitleid hat er mit seinen Leuten, die in diesem furcht baren Kriege alles verloren haben. Mitleid kann er nie mit euch fühlen; das würde er sticken beim Anblick der Steinwüsten an der Somme, es würde sich wandeln in Hatz und in unerbittliche Härte gegen euch. Was ihr habt, müßt ihr geben? Und könnte unser eigenes Land, zerrissen und aus so vielen Wunden blutend, auf eure Mithilfe verzichten? Erst recht müßte es jeden, der besitzt, in Anspruch neh * Das einsamr Grab. Aus Masuren wird uns ge schrieben: Die Befreiung Mafurens hat viele Tote gefordert. Doch nicht die Zahl derer, die jetzt vereint auf Ehrenfried höfen ruhen, gibt ein rechtes Bild davon. Noch immer liegen viele gefallene Kämpfer, dort wo sie die Kugel traf. Noch immer fehlen, sogar viele, deren Gräber nicht mehr aus- gesunden wurden. Mitten auf den Wegen, mitten auf weiten Feldern, an der Bahn, in den Wäldern trifft man noch verfallene Hügel mir schlichten Kreuzen. Gewiß werden diese Gräber nicht vergessen, aber sir liegen gewöhnlich so wett von Dorf und Stadt, daß ihre Pfleg« schwierig ist. 'Während nun die Gräber der Deutschen entschieden in der Minderheit sind, fallen sie doch am meisten aus, da sie sorg- fälliger angelegt, sich länger halten, wohingegen die Ko saken und Russen, die außerdem auch der Zahl nach über wiegen, wenig beachtet, als pfer des Krieges bald in dem Erdboden gleichen Gräbern ruhen werden. Ein Grab nun, das unmittelbar an der Bahn Mischen Zohannisburg und Rudczanny liegt, ist auffallend schön. Es ist gepflegt, als ob Mutterhände jedem Tag ihrem toten Sohne Liebes tuen. Jeder Fremde, der durch Masuren reist, und vergeblich nach Kriegszeichen geschaut, wird vom Eisenbahnwagen aus, dieses Grab erkennen müssen. Das charakteristisch russische Kreuz zeigt eine verschwommene Inschrift. Aber auf diese Inschrift kommt es nicht an, der der das Grab pflegt, weiß, wer hier ruht. Der Bruder Ms, der in Gefangenschaft, in dem nahen Dorfe arbeitend, die freie Zeit dazu benutzt, in den Wald zu wandern, sich am Grabe seines gefallenen Helden zu setzen, da Grab zu schmücken und so der Zukunft das fremde Kriegergrab aus deutscher Erde zu erhalten. Es entspricht dem Charakterzug der Russen, daß sie Liebe und Zuneigung und einen guten Familiensinn haben. Nicht immer ist es so, aber dort wo der Familiensinn geweckt, wo die Familienliebe gepflegt wurde, ist er bei den Russen unvergänglich. Des Grabes seines Bruders wegen, will der Gefangene weiter in Deutschland bleiben. Seines Bruder Grab wird also weiter erhallen bleiben dort am Waldrand, wo nur die vorübersausende Eisenbahn die stille Ruhe stört. »en