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Ko ««tag de« 2V« Oktober 1918 phierend, Bieten Sie ihr eine Ab- Mit einem unsagbar verächtlichen Blick matz Rüdiger Aber Er erwit den Bescheid undurchdringli dauere, aber nichts darauf; er wartete gleich ihr auf ! Dieners, der jetzt zurückkam und mit seinem U Gesicht erklärte — „der Herr'Gras be- ei momentan beschäftigt." Rüdiger biß sich auf ^>ie Lippen. Maria wurde feuer- Spöttisch lachte Lella auf. . „Gut gebrüllt, Löws! — Sie haben «ine bewunderns werte Rednergabe, Rüdiger! Ich prophezeie Jhmn eine glänzende Zukunft als Rechtsanwalt! Und ich rate Ihnen, in die Hand genommen haben! — Bieten Sie ihr eine Ab standssumme, so groß wie möglich! Denn daraus legen solche Leute es nur ab, nHglichst viel herauszuschlagen! ,nun bin ich da — und bleibe auch da! rot; sie öffnete den Mund zu einer heftigen Erwiderung. Doch da faßte er nach ihrer Hand, nahm ihr den triefenden Regenschirm ab, den er dem Diener übergab, und macht« dann selbst die Tür' zu dem Empfangssaal auf. , „Es ist ein Irrtum, gnädige Frau, treten sie einstweilen ein. Ich werde meinen Bruder selbst benachrichtigen, der ja keine Ahnung hat, daß Sie es sind, die ihn sprechen will." Ottokar stand vor der Staffelei und pinselte mit ner vöser Hast an Lellas Bildnis. >sein Gesicht war stark ge rötet und zwischen seinen Augenbrauen war eine tiefe Falte. Die Hände zitterten so, daß sie kaum Pinsel und Palette zu halten vermochten. Die Meldung des Dieners, daß ihn eine Dame sprechen wollte, hatte ihn so erregt — denn das konnte doch nur Maria sein! Lella lag halb auf dem Diwan, in dem gleichen Gewand, in der gleichen Stellung wie gestern. Sie beherrschte die Situation. > „Hat denn die Dame ihren Namen und den Zweck ihres Besuches nicht genannt, Jaques" fragte sie nachlässig, „Sie wissen, daß wir anders niemand annehmen — —" „Nein, Komtesse," erwiderte Jaques ehrerbietig, „trotz meiner Frage," und fügte dann in vorsichtigem Töne hinzu, „die Dame machte den Eindruck einer.Bittstellerin; «in Knabe war in ihrer Begleitung." »Hastig fuhr da Ottokar herum; auf seinem Gesicht brannten dunkle Flecken. Doch Lella schnitt ihm das Wort ab. „Sie sehen, der Herr Graf ist beschäftigt. Sagen Sie, er bedaure heute." Mit einer liefen Verbeugung und einem versteckten Lächeln entfernte sich der Diener. Er wußte Bescheid — das sah ja ein Blinder, wie Komtesse Lella in den Grafen verliebt war! „Lella, das durftest du nicht," sagte Ottokar, „sie läßt sich doch nicht abweisen!" „Dann weiß sie wenigstens, woran sie ist und schraubt ihre Ansprüche nicht allzu hoch, wenn sie sieht, daß du ernst machst." Sie sprang auf und reckte ihre schlanken Glieder mit katzenhafter Geschmeidigkeit. Sie trat dicht an ihn Heron. Legte die Hände auf sein! Schultern und fragte mit einem tiefen Vl-ck ihrer rätselhaften Augen die feinen suchend, „liebst du mich, Ott?" , - »In unterdrückt« LeidemMaft rief er: „Du,weißt's, Lella! Fratze doch nicht!" Verzweifelt starrte er vor sich hin. Da drückte sie ihre Lippen auf seinen Mund in einem langen, heißen Kusse. Er preßte sie an sich, legte sein Ge sicht auf ihr Haar, wie Schutz suchend klammerte er sich an sie — und sie — sie war nun beruhigt — mit ihren süßesten Schmeichelworten umgarnte sie ihn — keine sollte ihn ihr nehmen, den sie mit allen Sinnen liebte. Jetzt hörte sre Schrift« draußen; schnell huschte sie auf ihren früheren Platz un^ sah mit gut gespielter Gleichgültigkeit dem Eintretsndcn entgegen. Es war Rüdiger. Unter den gesenkten Augenlidern spähte sie in sein Gesicht, das einen ernsten, entschlossenen Ausdruck hatte . „Ottokar^ ich selbst komme, dir zu melden, daß du zu sprechen gewünscht wirst." „Das wissen wir, doch Jaques konnte nicht sagen wer," entgegenete Lella statt des Angeredeten, „und darum —" „— solltest du wirklich keine Ahnung haben, wer da ist," unterbrach Rüdiger das junge Mädchen, zu Ottokar gewandt. „Woher soll Ottokar denn das wissen?" fragte Lella spöttisch. „Nun denn — Frau Maria mit ihrem Sohne ist es! Und da sie einmal da ist, kannst du sie nicht wie eine —. Bettlerin von dannen geyen lassen, ohne dich wenigstens mit ihr guszusprechen — wenn du nicht zu feige dazu bist!" Ottokar wurde dunkelrotz sein Atem ging hastig, keu chend, große Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn — in solche Erregung -hatten ihn des Bruders letzte, verächtlich« Worte gebracht. Lella faßte beruhigend se-nc beiden Hände. „Weshalb wollen Sie durchaus Ottokar in Aufregung bringen, die seinen Nerven nur schadet," sagte sie böj«, „Sie sehen doch, wie er leidet! Verhandeln Sie doch an seiner Stelle mit der Wirlbrrger, da Sie die Sache einmal Die Mllwöedeus Roman von Fr. Lehne 5 —— Nachdruck verboten " Eilig sprengte Rüdiger jetzt um die Parkmauer herum, nach dem Wirtschaftshof, warf dem herbeieilenden Reitknecht die Zügel zu und sprang aus dem Sattel. Mit großen, ha stigen Schritten durchquerte er den Hof und traf gerade im Vestibül mit Maria Wirlberger zusammen, als sie einem sie erstaunt und geringschätzig Musternden Diener di« Weisung gab, sie dem Herrn Grasen Allwörden zu melden — „dem Grafen Ottokar Allwörden," sagte sie mit erhobener Stimme, auf die Frage des Gallonierten, welchen der Herren Grafen und wen — — „wen -- das ist ja vorläufig gleichgültig —" mit einem süffisanten Lächeln aus dem glattrasierten Gesicht entfernte sich der Dwyer — er konnte sich ja ungefähr zusammenreimen, wer die Frau war und was für ein Skandal nun folgen würde; er war nicht so ganz unein geweiht! Ties ausatmend stand Frau Maria da, die Hand des Knaben fest in dör ihrigen haltend. Sie heftete die großen leuchtenden Augen fest aus ^Rüdigers Gesicht. „Nun bin ich doch da, Graf Allwörden!" sagte sie trium- den Zögernden. „Du läßt die Mutter deiner Kinder so gröblich belei digen, ohne ein Wort der Verteidigung ftr sie zu Haden? Ich sage dir nur das eine: Maria Wirlberger läßt sich nicht abweisen. Willst du einen Eklat Hervorrufen? Willst d'-ch feige vor ihr verstecken? Soll sie dich gar hier finden? Du Hast doch nichts zu fürchten! Das Recht ist ja auf deiner Seit«, das Recht und das Gesetz. Doch tue, was du willst! Frankenberger Erzähler U«t«halkmgSbeilagt Frankenberg« Tageblatt ylttodettotwe Es rauscht der starke Herbst ins Land Mit strömendem Ungemach, Da wandern noch über dem Waldesrand Die Vögel der Sonne nach Auch unser Herz soll südwärts ziehn Noch einmal in warmer Pracht : Entgegen den jubelnden Melodien Des Glückes, das selig macht . E. v. Schönaich-Larolath.