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8 2>L-8SZ I« wohl der i dem Artillerie-Beobachtungsstand. Kurz entschlossen sprang blödsinnigen Gefreiter Höse ohne Befehl sofort hinauf, der drohenden Gr ¬ üben, der sie unabhängig von den wechselnden Eiücksgütern in und außerhalb der Ehe macht. Bis jetzt bedeutet Arbeiten in den besseren Kreisen immer so etwas wie Schande. Mein Kommerzienrat aber verkitt den Standpunkt, es müßte jeder Frau die höchste Ehre sein, für sich selber sorgen zu können." Der Oberleutnant, der bei Erwähnung des Kommer zienrats zweimal purpurrot geworden, fragte jetzt kurz: „Ist er alt?" „Er? Wer denn?" „Na, Ihr — Kommerzienrat." Lotti, die einen Knäuel Garn aus der Tasche gezogen hatte und im Wandern begann, aus den Veilchen, dis ihren Hut, der an ihrem Gürtel schaukelte, fast bis zum Rand füllten — geschickt ein Kränzlein zu winden — lachte heimlich. „So in den besten Jahren." „Hübsch?" „Er gefällt mir, er hat etwas ungemein Vornehmes in feiner Erscheinung." „Na, ja", rief der Oberleutnant wütend und Lottis Stock, den sie ihm anvertraut hatte, durch die Luft sausend, „Las kann man sich denken. Wissen Sie, Fräulein Lotti — ' sehen Sie, Ihren Vornamen habe ich vorhin doch aufge- fangen — gehen Sie weg von dem Kommerzienrat." „Sie sind wohl nicht bei Tröste." - j „Mein Gott, es muß sich doch irgend ein anderer Beruf für Sie finden. Ich bitte Sie — Tippfräulein! Mir wäre es ja egal — aber wissen Sie, die anderen" — er beschrieb eine weitumfassende Bewegung mit der Hand, als wolle er die ganze Welt einschließen — „die sind ja so blödsinnig. Es gibt ja noch andere Berufe, wenn es durchaus einer sein soll. Bei spielsweise Gesellschafterin, Reisebegleiterin, Erzieherin oder Lehrerin." , „Ich könnte mich totlachen über Sie. Was geht Sie denn mein Beruf an? Meinen Sie, daß es ehrenvoller ist, als Gesellschafterin die Launen einer vornehmen Dame zu er- - kagen, als wenn mein Kommerzienrat mir Briefe diktiert? Sehen Sie, das ist es eben, mit den Vorurteilen müssen wir brechen. Als ob irgend eine Arbeit schändet!" „Ja doch, meinetwegen immer zu. Aber der Gedanke ist mir gräßlich, Sie an der Schreibmaschine zu wissen." „Weil Sie noch etwas rückständig in Ihren Anschauungen - sind, mein Herr Oberleutnant", trumpfte Lotti auf und warf - die Kranzranke, an der si eunentwegt wickelte, lustig herum. (Fortsetzung folgt.) Line Sammlung hervorragender Taten unserer Feldgrauen Im Auftrage des Aöniglich Sächsischen Ariegsministeriurns bear^ökte, vom Königin Sächsischen Ariegsarchiv Gefreiten Höse, welcher bereits mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet worden ist, ist für sein wiederum helden haftes Verhalten die Silberne Militär-St.-Heinrichs-Medailke verliehen worden, Im Juli 1916 an der Somme (ks) Der Ofsizierstelkvertreter Reitz aus Dresden hatte sich bereits in den Stellungskämpfen in Flandern als hervor ragend schneidiger und umsichtiger Zugführer bewiesen. Als dann sein Regiment an die Somme kam, hat er durch seine Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit seinen Mannschaften ein leuchtendes Beispiel gegeben und wesentlich zu der. Erfolgen der Kompagnie und des Bataillons beigetragen. Das Meile Bataillon hatte den Auftrag, am 8. Juli 1916 nachmittags den Trones-Wald zu stürmen. Dabei war Reitz Führer der rechten Sturmkolonne der 5. Kompagnie, die auf die Mitte des Waldes vorzustoßen hatte. An der Spitze seines 'Zuges drang er durch das dichte Gestrüpp, in dem einzelne, sich hart näckig verteidigende Engländernester ausgehoben werden muß ten, bis zum jenseitigen Waldrands vor. Dabei wurden die ersten Gefangenen gemacht. In dem schwierigen unübersicht lichen Waldgelände war zunächst der Anschluß verloren ge gangen. Ohne des lebhaften feindlichen Artillerie- und Ma- schinengewehrfeuers zu achten, das auf dem östlichen Wald rands lag, übernahm es Reitz, selber mit einer starken Pa trouille nach Süden hin aufzuklären. Er stellte fest, daß bis zum rechten Flügel der links anschließenden Neunten vom Nachbar-Regiment eine Lücke von ungefähr 200 Meter unbe setzt war. Rasch entschlossen zog er seinen Zug weiter links und hielt durch ständige Patrouillen Anschluß an die Nachbar kompagnie, bis die 6. Kompagnie in die Lücke eingesetzt wurde- Er har durch sein rasches Eingreifen verhindert, daß englische Abteilungen, die bereits bis zum Waldrande vorfühlten, und die er im Handgemenge zurückwarf, an dieser offenen Stelle in den Wald eindringen und nach links und rechts auftollen konnten. Bei den mehrfachen, heftigen Gegenangriffen der Englän der am 10. und 11. Juli, die durch schweres Trommelfeuer eingeleitet wurden, hat er durch seine jeder Gefahr trotzende Unerschrockenheit und seine überlegene Ruhe den Feind rest los abgeschlagen und wiederum Gefangene gemacht. Offizier- stellvertreter Reitz hat in dreitägigen erbitterten, hin- und her wogenden Handgranatenkämpfen im Trones-Wald seine Pflicht unermüdlich und bis zur Selbstaufopferung getan. Nachdem das Bataillon in der Nacht vom 11. zum 12. Juli zur Ab lösung des 1. Bataillons nach Maurepas vorrückte, meldete er sich, trotzdem ihm der Arzt weitere Schonung an empfahl, frei willig bei der Kompagnie und übernahm seinen Zug. Obwohl er in der Schlacht nächsten Tags am Kopfe verwundet wurde, verließ er seinen Zug nicht, sondern ließ sich erst am Abend nach der Ablösung seiner Kompagnie zurückbrjngen. Reitz sollte dafür zur Beförderung zum Leutnant d. L. vorgeschlagen werden und war auch bereits von allen Offizieren des Negi- ! ments gewählt worden. Da wurde das Regiment zu neuen s Taten nach Rumänien gesandt, wo der tapfere Mann leider > am 2. Dezember einer feindlichen Kugel zum Opfer fiel. Im Mgverliek Eine Sylvestergeschichte. Von Georg Paulsen. Die Türen der beiden schmucken Vorstadthäuser, oie von den Rentnern Titus Kunze und Amandus Krause bewohnt wurden, waren schon zu Weihnachten mit einer Guirlande von Tannenreisig geschmückt gewesen, aber der Gast von der Front, dem die Auszeichnungen In beiden Gebäuden galten, der Dr. Ernst Kunze, Oberleutnant und Ritter des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klass«, war zu den Feiertagen nicht Hens", schloß Lottr triumphierend, „wird uns z Krieg bescheren, daß er mal endlich mit den blödsinnigen Vorurteilen in der Gesellschaft auftäumt. Wenn der Kriegs vorbei ist, dann werden wir viele arbeitende Frauen haben, die stolz darauf sind, sich ernähren zu können, anstatt die Frau eines Mannes zu werden, den sie nur aus Versorgungsrücksich- ten nehmen. Mein Kommerzienrat meint, es müßte unbedingt daraufhin gearbeitet werden, daß jedes Mädchen, ganz gleich, welcher Gesellschastssphäre, imstande ist, «inen Beruf auszu ¬ fahr nicht achtend, und trug allein den schwcrverwundeten Ar- tillene-Leutnant (rechter Oberarm krochen durchschlagen, link« Hand fast ganz äbgetrennt, Kops- und Brustwunden) vom Beobachtungsstand herunter. Erst diesem rasch entschlossenen Beispiel folgend, eilte dann Soldat Dominik von Gefreiten Höse's Gruppe hinauf, nm den ebenfalls verwundeten Artil lerie-Unteroffizier herunterzu tragen. Diese rasche und entschlossen« Tat des Gefreiten Höse machte auf die anwesenden Infanteristen und Artilleristen einen tiefen Eindruck. 'ZS L Heldentat des Gefreiten Willy Alfred Höft (dn) Gefreiter Höfs, gebürtig aus Mölbis, Amtshaupt mannschaft Leipzig, Königreich Sachsen, von Beruf Zwirner, ist seit 4. September 1815 bei der Kompagnie und hat an sämtlichen Gefechten des Regiments teilgenommen. Seit November 1916 ist Gefreiter Höse Führer des Patrouillenkommandos der Kompagnie und hat als solcher bereits mehrfache Beweise seiner Tapferkeit und Unerschrocken heit gegeben. Am 11. März 1917 nachmittags arbeitete Gefreiter Höse mit einer Gruppe auf dem Pionier-Platz in M. Plötzlich schlug «ine Gruppe Granaten auf und unmittelbar neben dem Pio- merplatz ein. Gefreiter Höse hatte kaum mit seinen Leuten den Unterstand in dem der Artillerie zur Beobachtung dienen den Hauses erreicht, als oben die zweite Gruppe Granaten in dieses Haus und seine Umgebung einschlug. Gleichzeitig beschoß «in feindliches Maschinengewehr die Ä.-Straße. Als die zweite -Gruppe eingeschlagen war, ertönten Hilferufe von oben aus