Volltext Seite (XML)
Morgenkleidchen vor ihm steht. Doch da fällt ihm ein, wie feine eigene Toilette noch manches Manko aufweist, und sehr eilig tritt er Plötzlich den Rückzug an, murmelt eine Entschuldigung und irgendeinen guten Wunsch und geht in seine Wohnung zurück. Das Schreien über ihm tönt fort. Wie spät war's denn inzwischen geworden? Sechs durch. Eine Art Galgenhumor kommt allgemach über ihn, ein brennendes Interesse, wie lange der Brüllaffe das wohl schaffe, und ob sie ihm noch immer das: „Schlaf, Herzenskindchen" dazu flötete? Nein, nachgerade schien sie's auch falt zu kriegen, denn es hörte sich so an, als wenn ein Füßchen wütend aufstampfte. Das steigerte des In genieurs galligen Humor. Er malt sich'S aus, wie sie die Trotzlippen aufwirft und bitterböse Augen macht. Kleine Kratzbürste! Für sein Leben gern hält' er nochmal das erboste Aufstampfen gehört. Doch statt dessen Hörle er plötzlich gar nichts mehr — es ist still geworden, kirchen still. Na nu, halte sie dem Kinde etwa was getan, oder — der Ingenieur blickt zur Uhr hinüber, und laut lacht er auf — drei Minuten vor neun — bravo, bravo, der Bengel Hal sein tägliches Schreipensum tadellos absolviert und schlief nun Wohl den Schlaf der Gerechten. Und was hätte er, Bernhard Thinius, besseres tun können, als gleichfalls versuchen, seine unterbrochene Morgenruhe noch ein wenig aufzubessern? So tadellos gelingt ihm solches, daß der Mittag herangekommen ist, als er sich endlich auf seiner Chaiselongue, darauf er sich hingestreckl, wieder ermuntert. Noch eine Weile verstreicht, dann tritt er festtäglich gekleidet aus dem Hause und trifft vor demselben mit der verwitweten Posträtin und ihrer Tochter zusammen. Die Muller erwidert kühl seinen Gruß, das Töchterchen sieht ihn schelmisch an und fragte lächelnd: „Haben Sie vielleicht nach der Uhr gesehen? Genau auf die Minute war er still, und nun liegt er schon seit Stunden wie ein Engel da und schläft." „Das freut mich", ruft der Ingenieur, „und ich will nur wünschen, daß Sie — daß er —" — „Daß er immer so ein Engel ist", fällt sie ein. — „Ach nein, das wäre ja gegen alle Babhregel, da gibt's nun einmal keine Rose ohne Dorn." Und wie sie da lacht und ihre braunen Augen ihn da bei anblitzen, weiß er auf einmal, was er zu sagen hat. Er bittet die Posträtin um die Ehre, sich ihr als Haus genossen vorstellen zu dürfen und ihm gestatten zu wollen, sich für seine Unart von heute morgen noch offiziell bei ihr zu entschuldigen. „Ihr Besuch wird mir angenehm sein, Herr In genieur", entgegnete die Rätin. „Doch zu entschuldigen brauchen Sie sich nicht. Hänschen ist wirklich ein gräß licher Schreihals. Nicht alle kleinen Kinder sind so." Er denkt nicht daran, als nach absolvierter Visite die Posträtin ihn eines Tages zum gemütlichen Abendbrot bittet, bei welcher Gelegenheit er auch die verheiratete Schwester nebst Gatten kennen lernt. Eine ganz nette junge Frau, aber — wenn er hätte wählen sollen — die Schwester wäre ihm lieber gewesen. Und dann — dann kam nach Jahresfrist ein anderer Tag — wieder ein Pfingstmorgen, und wie an jenem verwichenen fährt Bernhard Thinius plötzlich aus süßem Morgenschlummer auf und ruft: „Jst's denn zu sagen, da schreit der Bengel schon wieder los!" Und neben ihm hebt sich ein dunkles Köpfchen vom Kissen empor und zwei braune Augen blitzen ihn an. „Frühkonzert! Wo's doch heut Pfingsten ist." Lachend hebt sie aus dem weißumhüllten Babvkorb, der neben dem Bett steht, das schreiende Bündel und wiegt es hin und her. Mit hochgezogenen Brauen sieht der Gatte und Vater zu. — „Nicht alle kleinen Kinder sind so —" das schwieger mütterliche Wort fällt ihm ein und er schüttelt den Kopf. Nicht alle? Alle durch die Bank — eins ärger als das andere, aber was hatte seine Käte gemeint? — „Keine Rose ohne Dorn." — Na, und nun hol's der Kuckuck, mochten die Dornen ihn noch ärger piesacken, wenn er nur die Rose hatte! Der neue Schachwelimeifier. Aus dem in Havanna auf Kuba ausgefochtenen Kampf um die Weltmeisterschaft in dem edlen Schachspiel ist, wie man weiß, der Sieger hervorgegangen. „Endsieg" hat er nicht errungen, denn Dr. Lasker, sein berühmter Gegner, hat die Flinte vorzeitig ins Korn ge worfen und sich frei willig für besiegt er klärt, obwohl die ver einbarten Kampfbedin gungen, die eine Ge winnserie von minde stens acht Partien (un ter 24, die gespielt wer den sollten) vorsahen, nicht restlos erfüllt worden sind/ Capa- blanca, der als hell leuchtendes Gestirn am Sckachhimmel zum ersten Male auf dem Peters burger Schachmeister turnier auftauchte, soll denn auch mit seinem Siege nicht ganz zufrie den sein und sich Mühe gegeben haben, Lasker zur Fortsetzung des Kampfes zu veranlassen. Das scheint ihm aber nickt gelungen zu sein, denn man hat seit des bisherigen Schachmeisters Wasfenstreckung, die ja schon vor geraumer Zeit erfolgt ist, in Europa nichts mehr von neuen Partien der beiden Kämpen gehört zunge Kubaner Capablanca als Allerdings: einen einwandfreien Cavablanca. Vermischtes. „Ter Scharfrichter von Berlin". Im Alter von 75 Jahren starb dieser Tage im Krankenhause zu Kalkberge bei Berlin der ehemalige Scharfrichter Krauts, der vor 30 bis 40 Jahren eine der bekanntesten Berliner Persön lichkeiten war und auch im übrigen Deutschland viel ge nannt wurde. Das erste Todesurteil vollzog Krauts an dem Klempner Max Hödel, der am 11. Mai 1878 in Berlin zwei Revolverschüsse auf Wilhelm I. abgefeuert hatte. Im ganzen hat der jetzt verstorbene Scharfrichter während seiner Amtstätigkeit 29 Hinrichtungen vollzogen. Es wob sich um den Mann, der die Todesstrafen zu Vollstrecken hatte, und der im Grunde ein harmloser Kleinbürger war, eine Art Schauerromantik, und ein betriebsamer Hinler treppenjournalist nutzte das aus, um Krauts zum „Helden" eines unter dem Titel „Der Scharfrichter von Berlin" er schienenen Kolportageromans zu machen. Dieser Roman brachte dem Verfasser große Summen ein, während Krauts sich für die Hergabe seines Namens mit ganzen 500 Mark Dbfinden ließ. Ärztliche Behandlung drahtlos. Mitten im Atlanti schen Ozean hat der Schiffsarzt des englischen Dampfers „Metagama", der kürzlich in Liverpool eintraf, auf draht losem Wege einem weit entfernt seinen Kurs fahrenden Dampfer ärztliche Vorschriften erteilt. Auf der Fahrt von Kanada nach Liverpool begriffen, hatte die „Meta gama" von dem Steuermann des Frachtdampfers „Vin- deria", der nach Glasgow bestimmt war, die drahüose Nachricht von der schweren Erkrankung des Kapitäns er halten; die Nachricht wurde durch eine eingehende Krank- heitsgeschichte ergänzt. Dr. Caithneß, der Arzt der „Me- tagama", erteilte darauf ebenfalls drahtlos Behandlungs vorschriften und hatte die Freude, nicht lange darauf die Nachricht zu erhalten: „Haben Ihre Vorschriften befolgt. Patient befindet sich viel besser!" Präsident Hardings Ausstattung. Zwei Reitröcke, zwei zweireihige schwarze Röcke, zwei Frackanzüge, einen Winterüberzieher, zwei Sommerpaletots, sechs Flanell hosen, zwölf seidene Westen, elf Arbeitsanzüge, drei ge wöhnliche Überzieher, sechs paar Tuchhosen und sechs Phantasiewesten — das ist die Garderobe, die Präsident Harding, um seine Pflichten würdig erfüllen zu können, vor Antritt seiner Präsidentschaft bei einem Schneider zu Toledo im Staate Ohio in Auftrag gegeben hat. Die Liste der Ausstattung des Präsidenten, die erst jetzt bekannt ge worden ist, findet in der amerikanischen Presse eine ein gehende Besprechung. An den beiden Gesellschaftsanzügen nimmt man keinen Anstoß, weil ein Präsident darauf ge faßt sein muß, zweimal an einem Abend an einer Fest tafel teilzunehmen. Auch die Sommespaletots und die andern Überzieher läßt man gelten, da man einsieht, daß sich der Präsident vom Wetter unabhängig machen muß. Dagegen sind die zwölf Paar Hosen der Gegen stand einer abfälligen Kritik. Man findet die Zahl zu groß, und auch die elf Arbeitsanzüge begegnen kritischen Einwendungen, wenn man auch mit Genugtuung daraus schließt, daß sich der Präsident auf eine starke, den Hosen boden abnutzende Tätigkeit einrichtet. Einstimmigen Tadel aber findet der Überfluß an Westen, den die Liste auf weist. — Wenn die Amerikaner nach vier Jahren weiter nichts an ihrem Staatsoberhaupt auszusetzen haben, wer den sie zufrieden sein können. Reisanbau in Deutschland. Vor kurzem machte ein in Deutschland wohnender Japaner den sehr beachtens werten Vorschlag: man solle doch, so namentlich auf den weiten, kultivierten Moor- und Odländereien Bayerns, den Versuch machen, Reis anzubauen, da das deutsche Klima für den Reisanbau kein Hindernis bedeute. So sonder bar es nun manchem auch scheinen mag, so sollte dieser Anregung doch ernstere Beachtung geschenkt werden, denn der Reis gedeiht in Japan wirklich in Gegenden, deren Klima wesentlich kälter ist als das deutsche, und falls es gelänge, geeignete Entwäfserungsmaßnahmen zu treffen, insofern, als die Moorwässer während der Saatzeit wie auch während der Zeit der Ernte abgeleitet werden könnten, wäre der Reisanbau in Deutschland sehr wahr scheinlich durchzusühren. Zuerst müßte natürlich durch Versuche festgestellt werden, welche Reisart sich für den Anbau am besten eignet. Der japanische Reisanbau er streckt sich nämlich auf drei Hauptsorten: den Sumpfreis, der als der beste Reis gilt, den Bergreis, einen etwas weniger feinem Reis, der aber auch auf trockenem Boden wächst, und der ursprünglich aus dem wilden oder sog. Mongolenreis hochgezüchtet wurde, und endlich auch den Mongolenreis selbst. Bimini als Alkoholparadies. Die Zauberinsel Bi mini, Lie Heinrich Heine in einer seiner bekanntesten Ro manzen so schön besingt, hat das Entsetzen des früheren amerikanischen Staatssekretärs Bryan erregt. Herr Bryan hat nämlich festgestellt, daß Bimini, das zur englischen Gruppe der Bahamainseln gehört, sich zum Mittelpunkt eines schwungvollen Alkoholschmuggels nach Florida ent wickelt hat. Amerikanische Flieger kommen nach der Insel und holen dort die verbotenen Genüsse ab, die man sich in den Vereinigten Staaten nur noch auf Schleichwegen beschaffen kann. Der puritanisch strenge Staatssekretär a. D. verlangt, daß Amerika der englischen Regierung zu verstehen gibt, daß die Benutzung Biminis als Stapel platz für Alkohol als unfreundlicher Mt der Engländer zu betrachten sei. Wenn es nur nicht zum Kriege und zu „Sanktionen" kommt! Volkswirtschaftliches. * Französische Kohlen für England. -Die französische Re gierung hat aus Grund von Geschäftsverträgen die Ausfuhr von täglich 10- bis 15 000 Tonnen Steinkohle und Klein- sörderkohle aus dem nordfranzösischen Bergwerksgebiet ah Dünkirchen. Calais und Bouloane nach England gestattet. Die ver vsppelgiingrr ckes Derrn kmil Schnepke. Roman von Carl Schüler. „Hexe!" brummte Umbach, als sie vorausschritt. Er, der wegen besonderer Befähigung in den Generalstab versetzte, neugebackene Major, kam sich heute außerordentlich dumm vor. Aus der Geschichte wurde er nicht klug! -r- Der Portier des Hotels Kaiserhof stand in seinem langen Tressenrock breitbeinig an der Eingangstüre. Ein vornehmes Privatauto fuhr vor. Er kannte das Auto; es gehörte dem Konsul Rosenberg. Diensteifrig, die Hand an die Mütze ge legt, öffnete er den Wagenschlag. Die Tochter des Konsuls stieg aus. „Ich habe eine Frage an Sie zu richten." „Bitte, gnädiges Fräulein." Beide traten in den Vorraum des Hotels. Ruth eröffnete die Unterhaltung mit dem Portier, indem sie ihm ein Trink geld gab. „Der Herr Konsul ist nicht hier," sagte der sich höflich verbeugende Mann, der glaubte, die Frage, die an ihn gerichtet werden sollte, schon im voraus erraten zu haben. „Ich weiß, daß mein Vater nicht hier ist," sagte Ruth. „Ich will eine Auskunft von Ihnen haben. Es handelt sich um einen Vorfall, der sich hier vor einigen Wochen abgespielt hat. Ich war hier zum Fünfuhrtee. Da hat ein Herr einen anderen, ich glaube, es ist ein Detektiv gewesen, ins Gesicht geschlagen. Erinnern Sie sich noch?" „Aber natürlich!" versicherte der Portier. „Es soll ein ganz gefährlicher Mensch gewesen sein!" „Der Geschlagene war ein Detektiv, kein Geheimpolizist?" „Aber, ich bitte! Ein königlicher Kriminalbeamter hat doch viel mehr Einsehen, viel mehr Bildung, als der Mensch, der den Schlag bekommen hat. Dazu hat er gar keine Besugnis. Sehen Sie, ein Kriminalbeamter hätte sich an mich gewandt oder an den Herrn Direktor. Wir hätten den Spitzbuben höf lich gebeten, mal einen Augenblick herauszukommen, ein Herr wolle ihn sprechen. Dann wäre die Sache ganz geräuschlos verlaufen." „Um was handelt es sich?" mischte sich einer der Herren von der Auskunstsstelle in die Unterhaltung. Der Portier klärte ihn auf. „Ach so," sagte der Herr, „das gnädige Fräulein hat damals dem Vorfall beigewohnt. Ja, ich entsinne mich. Die ganze Sache beruhte auf einem Mißverständnis. Der Herr, der ! hier verhaftet werden sollte, war absolut kein Verbrecher, svn- j dern ein srüherer Offizier von tadellosem Ruf. Er war am ! anderen Tage zusammen mit dem Detektiv hier. Erinnern Sie sich nicht mehr, Kellermann?" „Richtig!" bestätigte der Portier. „Sie haben recht, Herr Larsen. Am anderen Tag kam das verhauene Unglückswurm mit dem Herrn hierher und hat sein Unrecht eingeftanden. Ist dem -7- dem Spitzel ganz recht geschehen!" Der Herr nickte. „Eine unerhörte Dreistigkeit von so einem Menschen, hier einzudringen und die Gäste zu belästigen. Wir sind doch kein Verbrecherkeller. Na, der soll uns noch einmal kommen!" „Wenn ich ihn packe —!" Der Portier schüttelte die Fäuste. „Können Sie mir die Adresse des Mannes angeben, der den Schlag bekommen hat?" fragte Ruth. „Die Adresse? Danach habe ich den Menschen nicht ge fragt," antwortete der Portier. „Die Adresse des Mannes erfahren Sie in dem Detektiv institut ,Prometheus'," erklärte der Herr vom Bureau, froh, der jungen, hübschen Dame die gewünschte Auskunft erteilen zu können. „Der Mann war ein Angestellter dieser Firma. Ich war dabei, als der Revierschutzmann seine Personalien auf nahm." „Wo — liegt dieses Institut?" Der Herr schlug im Adreßbuch nach und gab der Tochter des Konsuls Rosenberg die gewünschte Adresse an. Ruth dankte. * Als Herrn Direktor Zahn gemeldet wurde, daß eine junge Dame ihn in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche, war er sofort bereit, die Besucherin zu empfangen. Er be grüßte Ruth in der ihm eigenen, kurzen, militärischen Art, wo bei er sie durchbohrend anblickte. Noch ehe er wußte, was die junge Dame von ihm wollte, kalkulierte er schon die Höhe des Vorschusses, den er dieser gutgekleideten Kundin voraussichtlich abknöpfen könne. „Womit kann ich dienen? Wollen Sie sich bitte recht kurz fasten, meine Gnädige!" Ruth war verlegen. Sie suchte nach einer passenden Einleitung. „Eine junge Frau, die von ihrem Mann geschieden sein will!" dachte Direktor Zahn. „Ich soll ihr die Scheidungs gründe besorgen." „Es handelt sich um den Vorfall im Hotel Kaiserhof," be gann Ruth. „Dort hat einer Ihrer Beamten vor einigen Wochen einen Zusammenstoß mit einem Herrn von Armbrüster gehabt. Ich möchte gern den Namen des Beamten wissen." Direktor Zahn war enttäuscht. Eine einfache Auskunft lohnte sich nicht. Er mußte versuchen, aus der Sache ein Ge schäft zu machen. Er stellte sich unwissend. „Ich verstehe nicht, was Sie meinen, meine Gnädige. Ein Zusammenstoß? Können Sie sich nicht etwas bestimmter aus drücken?" „So viel ich mich entsinne, war es im März, zurzeit deL Fünfuhrtees, als einer Ihrer Beamten Herrn von Armbrüster verhaften wollte. Herr von Armbrüster hat aber Ihrem Ange stellten einen heftigen Schlag versetzt und ist dann weggegangen. Ich möchte gern die Adresse dieses Beamten wissen." Sie hatte absichtlich den Namen des Herrn von Arm brüster genannt, obwohl sie immer noch nicht ganz sicher wußte, ob er wirklich jener Herr gewesen war, der am Tage nach dem Vorfall mit dem Beamten des „Prometheus" im Hotel er schienen war, um die Verwechslung aufzuklären. Sie wollte durch die Nennung des Namens dem Direktor Zahn Gelegen heit geben, sie zu berichtigen, wenn ihre Annahme nicht zutraf. Aber der Direktor des „Prometheus" dachte gar nicht daran, sich über den Namen des Herrn von Armbrüster zu äußern oder sich gar auf eine nähere Besprechung jenes fatalen Vorfalls einzulassen! „Meine Gnädigste," sagte er und blickte in nervöser Un geduld auf seine Taschenuhr, dadurch seiner Besucherin andeu tend, daß seine Zeit knapp bemessen sei, „ich weiß jetzt, um was es sich handelt. Ich werde, wenn Sie es wünschen, eingehende Nachforschungen über jenen, mir völlig unbekannten Vorfall anstellen lasten und vor allen Dingen auch unter der großen Anzahl meiner Beamten nach demjenigen suchen, den Sie zu sprechen wünschen. Nun ist es möglich, daß dieser Beamte gar nicht mehr in meinen Diensten steht. Solche Leute wechseln ihre Stellungen von heute auf morgen. Wenn Sie mir den Auf trag erteilen wollen, die Ermittelungen anzustellen, so hoffe ich, Ihnen in spätestens acht Tagen alles das mitteilen zu können, was Sie zu wissen wünschen. Ich würde, wenn nicht besondere Umstände eintreten, die die Sache verteuern, meine Be mühungen nur mit zweihundert Mark in Anrechnung bringen. Es ist Gebrauch, daß bei solchen Aufträgen die Hälfte im voraus bezahlt wird/ Ruth geriet durch diese Forderung des Herrn Direktor Zahn einigermaßen in Verlegenheit. Sie hatte sich die Ermittelung der Adresse jenes Beamten so einfach gedacht. Nun sollte sie sich noch acht Tage gedulden! Und zweihundert Mark hatte sie auch nicht bei sich. Aber die Sache war ihr zu wichtig, als daß sie nicht alle Hindernisse gern überwunden hätte. Wozu hatte man schöne und kostbare Ringe? (Fortsetzung folgt.)