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Mr da« irrtcheinen an st«iummi«n lagen und Plötzen wird Irin« Garantie übernommen. «neigen.«unahme: Nugi,llu«pl», 8, stet sömtlichen Filialen u. allen Annoncen- ittprdltronen de« In« und Auslände«. Mrdaktton und Geschäft-Kelle: IobannlSgaste s. Fernixrecher: 14VUL l4Ü8.l, I4«-04 Pauvt-Kiliale LreSdeir: Seeslrahe 4, l. (Leleohon «üllll. Nr. 302 Mnwach, aen 2. Naucmder ISIS. 104. Jahrgang. Vas Wichtigste. * Bei der Stadtverordnetenwahl zvr I. Abteilung in Leipzig siegte die Liste des Komitees für die I. Abteilung. (S. Lpzg. Ang.) * Das Kronprinzenpaar tritt am heutigen Mittwoch seine Reise nach Ostasien an. (S. d. des. Art.) * Die Kreuzer der Hochseeflotte haben am Dienstagoormittag die Fahrt nach den schwedischen Gewässern angetreten. * Aus Madrid wird von einem ununterbrochenen Vordringen der Franzosen unter erheb lichen Kämpfen in Nordost-Marokko berichtet. (2. Letzte Dep.) * An der koreanischen Grenze haben sich mehrere chinesisch-japanische Zwischenfälle er eignet. (2. Letzte Dep.) * Die persischen Regierungstruppen haben die Stadt Kaschaneingenommen. (S. Ausl.) * Französische Blätter verbreiten die Nachricht, Kaiser Wilhelm sei mit der Abfassung einer Geschichte Friedrichs des Großen beschäftigt. (S. Kunst u. Wissenschaft.) Aufruhr in vsteldien. Ein Ereignis, viel folgenschwerer, viel symp tomatischer als die Ausschreitungen des Eroß- stadtmobs am Berliner Wedding, hat sich in Elbing in Westpreußen vollzogen: der dortige Konservative Verein hat dem Haupt verein der Konservativen in Berlin mit einer jeden Zweifel ausschließenden Deutlichkeit den Gehorsam aufgekündigt. Abgefallen von den Konservativen ist zwar, gerade in den Provinzen Preußen, schon so manches. Man denke allein an den Wahlkreis Oletzko-Lyck- Johannesburg und alles, was dort vor und nach der Nachwahl vorgegangen ist. Aber diesmal trägt die Sache doch noch ein anderes Gesicht. Hier haben nicht Leute gesprochen, die vom Konservatismus zum Liberalismus die Schwen kung vollzogen haben. Hier sprachen Konserva tive, die sich weiter als Konservative fühlen und solche bleiben wollen. Ihre Absage be gründen sie nicht, wie einst die Pankowcr, von denen cs mittlerweile sehr still geworden ist, mit Einzelheiten, wie Blockbruch und Erbschafts steuer, Dingen also, die immerhin schon andert halb Jahr zurückliegen; sie begründen sie viel mehr mit dem organischen Leiden, das die kon servative Partei zersetzt hat und von dem jene Einzelheiten nur hervorstechende Symptome waren: der Dienstbarkeit der Partei gegenüber dem Bunde der Landwirte. Was über den Bund der Landwirte in Elbing gesagt wurde, ist hart, aber gerecht. Sein „rücksichtslos eigennütziger, dema gogischer Charakter" wird ihm ausdrücklich von unverfälscht konservativen Männern be scheinigt. Die einseitige Interessenvertretung bedeutet ihnen auch um deswillen eine längst eingetretene Gefahr für die konservative Sache, weil sie alle Parteien umfaßt und so die poli tischen Grundlinien verwischt. Auch hier haben die Elbinger zum Teil recht. Fragen wie Schutzzoll und Freihandel sind durchaus und ganz und gar nicht Fragen der politischen Welt anschauung. Es sind vielmehr lediglich Fragen der nationalökonomischen und finanziellen Praxis. Daß diese sehr selbstverständlichen Dinge so sehr in Vergessenheit geraten sind, ist ganz gewiß nicht zuletzt dem Bunde der Land wirte aufs Konto zu setzen; dem Bunde, der, seine Standesforderungen durchzusetzen, nach den ersten lärmenden Oppositionszeiten — „Wir müssen alle Sozialdemokraten werden" — sehr schnell das staatserhaltende, konservative Mänt- lcin umnahm und nun alles als demokratisch und staatsfeindlich brandmarkte, was aus anderer Erkenntnis heraus entgegenstehende Forderungen vertrat. Natürlich wäre es ungerecht, dem Bunde allein die Schuld an dieser Entwicklung zuschreiben zu wollen. Sie lag in der ganzen wirtschaftlichen Entwicklung. Die einzelnen Erwerbsstände machten immer mehr die politischen Parteien zu Exponenten ihrer Wünsche. Die Aufgabe des Politikers wäre gewesen, dieser sehr un erfreulichen Entwicklung entgegenzuarbeiten, wie dies übrigens die Nationalliberaten als Mittelpartei nach Kräften getan haben. Die Konservativen, oder, um mit den Elbinger Herren zu reden, die Neu-Konservativen, wurden alsbald abhängig von der Organisation des Bundes und haben diese Aufgabe wohl gar nicht erkannt. Jedenfalls sucht man in ihrer Tätigkeit vergebens nach einer Spur solcher Erkenntnis. Diese Sünde gegen den heiligen Geist der Politik beginnt sich nunmehr endlich zu rächen. Die Elbinger Kundgebung begrüßen auch wir als dessen hocherfreuliches Symptom. „Wer die Zeichen der Zeit ohne Vorein genommenheit prüft, muß zu dem Ergebnis kommen, daß für das Deutsche Reich in tausend Dingen eine Modernisierung nationales Gebot ist. Wir sind nun nicht der Ansicht, daß für die hier zu leistende Arbeit der Konser vatismus als solcher ausscheidet. Ein ver nünftiger Konservatismus würde sich sogar dazu drängen müssen, an dieser Arbeit mitzutun; aus der einfachen Erwägung heraus, daß er dann Einfluß auf sie behält, während es andernfalls schließlich über ihn hinweggehn würde. „Mache dir, dich stark zu zeigen, Strom- und Windeskrast zu eigen. Wider beide gähnt dein Grab." Aber ebensogewiß ist, daß der Konservatismus, wie er heute ist, zu dieser Arbeit nicht taugt. Seine Leitsterne heißen Kreth, Oldenburg und Diederich Hahn (nicht Heydebrand, was noch nicht so schlimm wäre). Erst, wenn dieser Konservatismus in die Knie gebrochen ist, wird ein' besserer und klügerer möglich werden, mit dem zusammen man an der organischen Weiterentwickelung im Deutschen Reiche arbeiten kann." ' So haben wir im September im Anschluß an die sogenannte Wahlparole des Kanzlers geschrieben. Die Elbinger haben die Sache von der andern, der konservativen Seite aus betrachtet. Wir gingen von den Auswirkungen der Konservativen aus, wie sie durch die innere Zersetzungsarbeit des Bundes der Landwirte nun einmal geworden sind. Die Elbinger rücken diese innere Zersetzungsarbeit selbst in den Vordergrund der Betrachtung. Das Er gebnis, zu dem so verschiedene Betrachtungs weisen führen, ist von verblüffender Ueberein- stimmung. Schrieben wir, daß infolgedessen bei den nächsten Wahlen der Hauptstoß gegen die konservativen Parteien, wie sie heute sind, geführt werden müsse, um sie zu inneren Ein kehr zu zwingen: so lassen die Elbinger den Hauptverein wissen, daß sie es für ihr Pflicht halten, den konservativ-bündlerischcn Kandidaten Elard von Oldenburg zu bekämpfen. Das ist Aufruhr. Aufruhr in Ostelbien. Und gerade deshalb hocherfreulich. In den Elbingern haben wir keine Gesinnungsgenossen zu begrüßen. Aber aus Konservativen, wie sie es sind, können künftig einmal Bundesge nossen werden, wenn es gelten wird, das Reichshaus moderner auszubauen. Mit ihnen wird eine Verständigung möglich sein. Mit den Konservativen von heute, die hypnotisiert sind vom Bunde der Landwirte, die den Staat über dem Stand vollkommen aus den Augen ver loren haben — mit ihnen ist eine fruchtbare Gemeinschaft unmöglich. Darum: Hinweg mit diesen! Vie Nelle -es Srunprinzenpaares nach Mafien nimmt am heutigen Mittwoch, wie bereits gemeldet, ihren Anfang. Nach der „Nordd. Allg. Ztw" wird drs Kronprinzenpaar am 3. November in Genua an Bord des Dampfers „Prinz Ludwig" gehen. Port Said wird am 8. passiert und Tolombo am 2O.erreicht. In Ceylon gedenken die Reisenden unter dem Inkognito Graf und Gräfin v. Ravens berg drei Wochen zu verbringen. Von dort tritt die Kronprinzessin die Heimreise an, während der Kronprinz an Bord der „Gneisen« u" am 11. Dezember die Fahrt nach Bombay fortsetzen wird. In Indien wird der Kronprinz während eines Aufenthaltes von zwei Monaten alle sehenswürdigen Stätten kennen lernen. Don Kalkutta wird Mute Februar die Fahrt nach Singapore fortgesetzt. Don dort begibt sich der Kronprinz nach drei Tagen weiter nach Bangkok. Für den Besuch in Siam find fünf vis sechs Tage vorgesehen. Von Bangkok geht die Reise in den ersten Tagen de« März welter nach Niederländilch-Indien. Batavia wird voraus sichtlich am 2. März erreicht werden. Die Abfahrt nach Hongkong soll dann Mitte März erfolgen. Für Hongkong sind unter Einschluß des Ausflugs nach Kanton fünf Tage anaesetzt. Es folgt ein dreitägiger Aufenthalt in Schanghai und ein fünftägiger Besuch in Kiautschau. ^»Peking wird der Kronprinz gegen den 10. April eintreffen und dort zehn Tage verweilen. Für den Aufenthalt in Japan sind etwa vom 25. April an 1t Tage Aussicht genommen. Die Rückreise erfolgt über Sibirien Mitte Mai. Das Gefolge des Kronprinzen besteht aas folgenden Herren: Generalleutnant v. Burger, Gras zu Dohna, Kommandeur der Eardekavallerie- dioision, Gesandter und Wirk!. Geh. Rat v. Treutler, Major Graf zu Solms, persönlicher Adjutant des Kronprinzen, Leutnant v. Zabeltitz, Ordonnanzoffizier bei dem Kronprinzen, Graf v. Finckenstein, Oberstabs, arzt Dr. Widemann und Hofstaatssekretär Sommer. Die Kronprinzes sin wird begleitet von der Oberhofmeisterin Freifrau v. Thiele-Winckler und der Hofdame Gräfin v. Grote. Während der indischen Reise sind von der g r o ß b r i t a n n i s ch e n Re gierung folgende Herren zum Dienst beim Kron prinzen bestimmt: Sir Harold Arthur Stuart, Colonel Arthur Robert Dick, Mister Arthur Royglauce-Ielf und Rittmeister Richard Alexander Steel. Möge dem Kronprinzenpaare glückliche Reise und frohe Heimkehr beschieden sein. Heber den Reisever« lauf werden wir an dieser Stelle Briefe des bekannten Schriftstellers Dr. O. Bongard veröffentlichen, der bereits den früheren Staatssekretär Dernburg aus dessen Kolonialreisen begleitete. Potsdam. 1. November. (Tel.) Aus Anlaß der morgigen Abreise des Kronprinzenpaares hat gestern abend beim Kaiserpaar im Neuen Palais ein Abschiedsdiner stattgefunden, an dem sämt lich e in Potsdam weilenden Prinzen und Prin zessinnen teilnahmen. Heute abend begibt sich das Paar nach Berlin, um im Kronprinzenpalais Wohnung zu nehmen und morgen früh 8 Uhr vom Anhalter Bahnhof die Reise nach Ost asien anzutreten. Alljährlicher Zulammentritt ües Landtags. Als vor Jahresfrist der Landtagswahlkampf in unserem engeren Vaterlands entbrannt war, konnte man von Kandidaten der verschiedensten Parteien die Forderung nach einer Reform unserer Ver fassung im modernen Sinne hören. Die Session kam und mit ihr die Erwählten des Volkes, aber von einer Reform der Verfassung ward wenig mehr ge redet. Ern Antrag aus eine organische durchgreifende Reform der Verfassung und der mit ihr zusammen hängenden Vorschriften, wie Landtagsordnung, Ge schäftsordnungen der Kammern ist von keiner Seite gestellt worden, so nötig das auch gewesen wäre. Was von dem Verlangen nach Versassunasresorm übrig blieb, waren einzig und allein die Anträge auf Re form der Ersten Kammer und ein freisinniger Antrag auf alljährliche Berufung des Landtages. Der Antrag kam aber erst unmittel bar vor Schluß der Session — am 4. Mai — zur Be ratung, wurde vom Abg. Schwager-Zittau be gründet und am 6. Mai mit 49 gegen 36 Stimmen abgclehnt. An diesen Antrag erinnert jetzt ein Artikel, den der „Sächsische Landesdicnst" des Wölfischen Bureaus verbreitet, und der, wie aus einem fiemlich versteckt eingeschalteten Satze hervorgeht, den Rus „das Ganze sammeln!" verstärken soll. Der Umstand, daß der Ar tikel vom Wölfischen Bureau verbreitet wird, muß natürlich auf die Vermutung bringen, daß er offi ziösen Ursprungs ist, aber genau wie neulich bei dem Artikel über die Fleischteuerung wird man wohl auch jetzt bald zu lesen bekommen, der Aufsatz sei eine reine Prrvatarbcit des Wölfischen Bureaus und gehe nicht von der Regierung aus. Diesmal könnte man es der Regierung wirklich nicht verdenken, wenn sie die Verantwortung für den Artikel ablehnt, denn er ist so wenig geschickt und selbst vom Standpunkte der Regierung jo unzweckmäßig ab gefaßt, daß die Gegner des Standpunktes oer Regie rung Toren sein müßten, wenn sie die darin ge gebenen Blößen nicht nach Kräften ausnutzen wollten. Zunächst muß auf das schärfste gegen die in dem erwähnten Artikel ausgesprochene Ausfassung pro testiert werden, daß eine jährliche Berufung des Landtages und damit eine jährliche Beratung ües Etats lediglich „eine Wiederholung derselben Rede wendungen und derselben Beweismittel" bedeuten würde. Die Abgeordneten sind in ihrer Gesamtheit nach 8 78 der sächsischen Verfassung das gesetzmäßige Organ der Staatsbürger und als solche berufen, deren auf der Verfassung beruhende Recht geltend zu machen. Patzt es der Regierung nicht, wiederholt dieselben Klagen und Beschwerden anzuhören, so gibt es ein sehr einfaches Mittel: sie braucht nur mehr als jetzt auf diese Beschwerden einzu gehen und für Abhilfe zu sorgen. Im übrigen liegt es sehr wesentlich an dem im Landtage üblichen Modus der Erledigung der einzelnen Etatkapitel, daß sich die Etatsdebatte in der Zweiten Kammer vielfach in Einzelheiten verliert, statt sich aus «ine Diskussion der Grundsätze der Vorlage zu be schränken, wie dies in tz 11 Abs. 2 der Geschäfts ordnung für die Zweite Kammer vorgesehen ist. Würde man im sächsischen Landtage den Äat in der selben Weise behandeln, wie es im Reichstage ge schieht, so würde schon das zu einer wesentlichen Ab kürzung der Beratungen führen. Die Frage einjähriger Etat Perioden ist gegen wärtig nicht aktuell. Daß sie an sich praktisch wären, wird niemand in Abrede stellen wollen, der sich ver gegenwärtigt, oaß z. B. das Handelsgesetzbuch von fcdem Kaufmann mindesten» alljährlich eine Bilanz verlangt. Wenn das auch bei den einfachsten Ver hältnissen geschehen muß, >o hat man wohl um so mehr das Recht, das gleiche vom Staate zu verlangen, dessen Finanzverhältnisse im höchsten Grade kompli ziert sind. Um aber die zweifellos mit jährlicher Etat ausstellung verbundene Mehrarbeit zu sparen, ist gegen wärtig im Landtage nur eine Teilung nach würl- temberglschen Muster beantragt worden, derart, daß der eine Landtag die Bcwilligungssachen, also den Etat, der andere Landtag dagegen nur die Be ratungssachen, also Gesetzvorlagen, erledigte. Aber auch gegen dieses System sträubt sich die sächsische Re gierung. wie schon aus den Aeußerungen des Ministers des Innern Grasen Vitzthum von Eckstadr in der Zweiten Kammer am 4. Mai d. I. hervor ging. Der neueste Wolff-Artikel äußert sich ebenfalls ablehnend dazu, aber mit Gründen, die gar nicht stichhaltig sind. Es heißt da, es würden „sich die sür die Erledigung der Geschäftsordnung des Landtages erforderlichen Anfangs- und Schlußsitzungen ver doppeln". Das ist erstens völlig schief ausgedrückt, und zweitens von ganz untergeordneter Bedeutung, denn die Präliminarsitzungen lassen sich bei gutem Willen an einem einzigen Tage erledigen oder wenig stens am Einberufungstag und dem ihm folgenden. Auch für den Schluß genügt ein Tag. Weiler heißt es. die Petitionen würden sich vermehren. Auch hier ist eine raschere Erledigung als jetzt möglich, wenn der Landtag, wie auch Abg. H e t t n e r - Dresden am 4. Mai hervorhob, sich in der Behandlung der Petitionen dem Reichstag an schließt, also nur in besonderen Fällen eine Petition im Plenum erörtert. Wenn weiter in dem genannten Artikel behauptet wird, bei der vor geschlagenen Trennung der Arbeiten würden nur die Mitglieder der Finanzdeputation oder die der Gesetz gebungsdeputation tätig sein können, also ein Teil der vorhandenen Kräfte brach liegen und somit die Geschäfte des Landtags verlangsamt werden, jo zeugt das von vollkommener Verkennung der Verhältnisse. Einmal ist außer acht gelassen, daß häufig Gegen stände an die Eesetzgebungsdeputation im Einver nehmen mit der Finanzdcputation verwiesen werden, so z. B. die Bejoldungsordnung, das Nadel arbeitslehrerinnengesetz, und weiter wird dabei nicht beachtet, daß beide Kammern nach ihren Geschäfts ordnungen l8 11 für Erste, 8 22 für Zweite Kammer) jederzeit das Rech» haben, sür einzelne Angelegen heiten außerordentliche Deputationen zu wählen. Es könnte also sehr wohl ein Brachliegen einzelner Kräfte vermieden werden, und damit wäre auch die wünschenswerte Abkürzung der Sessionen zu erreichen. Bei ordentlicher Einteilung, Vermeidung unnützer Arbeiten und Einschränkung oer Repräsentation ließe sich dann auch auf feiten der Regierung die notwen dige Arbeit ohne Vermehrung der höheren Beamten leisten. , ' Sehr wenig angenehm wird der Regierung übrigens ein Satz des Artikels sein, in dem gesagt wird, eine ruhige Entwicklung des Staatslebcns sei auf die Dauer nur möglich bei U e b c r e i n st i m - mung der Regierung mit der Mehrheit des Volkes. An sich ist der Satz gewiß richtig, unter den gegenwärtigen Verhältnissen bedeutet er aber eine direkte Aufforderung zum Rück tritt des gesamten Ministeriums. Denn die letzten Landtagswahlen haben klar und deutlich bewiesen, daß sich die Regierung mit der Mehrheit der Landtagswähler nicht in Uebcreinstimmung be findet. Das Auftauchen eines Berufsparlamen tarismus endlich, den die Regierung ganz be sonders als Gespenst zu fürchten scbeint. würde unseres Erachtens der Erledigung der Arbeiten nicht allzu hinderlich sein. Es macht z. V. keinen be sonderen Eindruck, wenn der Präsident eine Abstim mung für hinfällig erklären muß. weil in seiner Ab wesenheit ein Vizepräsident entgegen dem 30 der Geschäftsordnung für die Zweite Kammer über einen Gegenstand hat abstimmen lassen, der gar nicht auf der Tagesordnung stand. Im ganzen spricht aus dem Artikel wenig Freund- keit gegenüber dem Parlamentarismus, und das ist das allerbedauerlichste daran. Oemlches Leich. Leipzig, 2. November. * Die sächsische Industrie und der Mahlsands Les Hansabundes. Der Verband Sächsischer Industrieller erklärt sich in einem Rundschreiben an seine Mit glieder wie folgt bereit, zu dem Wahlsonds des Hansabundes beizusteuern: „Gerade im König reich Sachsen wird der Kamps um die nächsten Reichstagswahlen ein besonders erbitterter sein. Wir erstreben im Einvernehmen mit dem Hansabund die Durchführung einer Wirtschaftspolitik, die mit derselben Entschiedenheit die industriefeindliche Haltung der Sozialdemokratie wie eine einseitige Beein flussung unserer wirtschasts- und steuerpolitischen Gc setzgebung im Sinne des Eroßagrariertums bekämpft. Aus diesem Grunde wird der Verband Sächsischer Industrieller seinerseits auf Schaffung eines Derbandswahlfonds verzichten, aber durch Be teiligung an der Verwaltung des sächsischen Fonds in der Lage sein, seinen Einfluß nach der Richtung einer industrie- und gewerbefreundlichen Vertretung im deutschen Reichstag geltend zu machen. Wir be merken besonders, daß die aus dem Königreich Sachsen eingehenden Beträge der Industrie und Kaufmann, schäft auch in erster Linie für die Unterstützung in dustrie- und gewerbcfreundlicher Kandidaten in Sachsen verwendet werden sollen. Auf das dringendste empfehlen wir deshalb unseren Mitgliedern, dem Auf ruf des Hansabundes Folge zu geben." * * Sassans» in Berlin. Zu Ehren des am Diens tag früh aus Petersburg in Berlin eingetroffenen Verwesers des russischen Ministeriums c»s Aeußern, Sassan ow, gab der russische Botschafter ,n den Räumen der Botschaft ein Frühstück, zu dem d-r Reichskanzler und Staatssekretär Hörr von K i- derlen-Wächter erschienen waren. Um 1 Uhr 45 Min. erfolgte die Abfahrt Sassanowr nach Darm stadt.