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Listen Berliner Blätter die Nachricht, daß Se. Majestät König stiert und Se. kaiserliche Hoheit der Kronprinz Friedrich Wil- in Berlin in Gefahr geschwebt haben, zu verunglücken. Kö- "ig'Albert war mit Gefolge zur Theilnahme an der Einsegnung des Erstorbenen Prinzen Friedrich Karl auf dem Anhalt'schen Bahnhöfe "»gekommen und daselbst vom Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm Empfangen worden. Der König und der Kronprinz nahmen in der 'ronprinzlichen Equipage Platz. Auf der Fahrt nach dem königlichen Schloß wurden die Pferde an dem Brandenburger Thore „unruhig" und konnten erst an der Ecke der Wilhelmstraße, nachdem das eine Pferd gestürzt war, zum Stehen gebracht werden. Wenn man unter dem Unruhigwerden der Pferde, und da eins derselben stürzte, doch laum etwas Anderes verstehen kann, al? daß sie durchgegangen sind, und wenn man die Größe der Strecke, auf welcher die Pferde ihrem Führer ungehorsam wurden, in Betracht zieht, wird man es als ein großes Glück betrachten müssen, daß den hohen Herren nicht ernster Unfall begegnet ist und sie in der Equipage des Prinzen Wilhelm die Fahrt fortsetzen konnten. Das Gemüth unseres erhabenen Kaisers ist durch den Verlust ihm nahestehender, besonders theurer Männer ohne hin so betrübt, daß es als eine gütige Fügung der Vorsehung ange sehen werden wird, daß noch weiterer Kummer von ihm abgewendet Murde. — Daß der Vorfall einen ernsten Charakter trug, geht aus einer Berliner Depesche der „Schlesischen Zeitung" vom 17. Juni hervor, welche lautet: „Heute Abend um 8 Uhr verlor der Kutscher des kron- Prinzlichen Wagens vor der Einfahrt in das Brandenburger Thor die Zügel. Die Pferde gingen durch, die Deichsel brach, der Leibjäger kam zu Falle, ohne verletzt zu werden, der Kronprinz blieb unversehrt." In einem weiteren Berichte heißt es: „Als die hohen Herren vom Bahnhofe durch das Brandenburger Thor in die Straße Unter den Linden einfahren wollten, wählte der Kutscher den Weg durch eins der Seitenportale, während die königlichen Equipagen sonst durch das Mittelportal einzubiegen pflegen. Diesem ungewohnten Wege schienen die Pserde widerstreben zu wollen, und mußten oeshalb mit Gewalt »ach rechts gerissen werden, wodurch das eine Rad mit dem eisernen Prellstein dergestalt in heftige Berührung kam, daß der Gummirand, welcher um das Rad gelegt ist, zerriß und wie eine Peitsche umher schlug. Hierdurch und durch das gleichzeitige Herausrufen der Wache unruhig gemacht, gingen die Pferde durch, zerschlugen die Deichsel und warfen den Wagen, in dem nur die beiden Fürsten und ein Adjutant saßen, zum Schrecken aller Zuschauer heftig hin und her, wobei die Ahrl in rasender Eile vorwärts flog. Vergebens warfen sich mehrere Schutzleute den Pferden in die Zügel, auch ein Herr vom Civil ließ üch eine ganze Strecke mit fortschleifen, allein er konnte so wenig etwas ausrichten, ats der königliche Lakai, welcher vom Wagen her- mitergesprungen war und nun sich bemühte, die Pferde aufzuhalten. Endlich an der Ecke der Wilyelmstraße (Unter den Linden 3) gelang E^, dem Unglück Einhalt zu lhnn, und zwar durch die Geistesgegenwart flnes Herrn, welcher Rechtsanwalt sein soll, dessen Name aber bis jetzt nicht bekannt ist. Leichenblaß entstieg Se. kaiserl. und kömgl. Hoheit dem Wagen, wobei er dem vorqedachten Herrn die Hand drückte und eben so allen Kindern, welche sich theilnahmsvoll herbeigedrängt hatten. Dabei sprach der hohe Herr kein Wort, sondern still bestieg er mit seinem hohen Gaste einen schnell herbeigebrachten andern Wagen. Der in Berlin zusammengetretene deutsche Jnnungstag hat salzenden Beschluß gefaßt: „Der Befähigungsnachweis ist für hand werksmäßige Betriebe als Vorbedingung für die selbstständige Aus übung einer solchen in die Reichsgewerbeordnung aufzunehmen. Die namentliche Feststellung dieser Betriebe hat durch Gesetz demnächst auch unter Mitwirkung von Organen einer zu schaffenden handwerk lichen Selbstverwaltung im Verwaltungsweg zu geschehen." In der letzten Sitzung des Jnnnngstages ist der Veriuch des Abgeordneten Schornsteinfegermeisier Metzner, die Frage der obliga- wrjschen Innungen auf das Tapet zu bringen, an dem Widerspruch des Vorsitzenden gescheitert. Die Diskussion, welche sich an diesen Vor gang anknüpfte, ließ erkennen, daß man die Absicht hat, auf dem durch blt Anträge der Abgg. Ackermann und Genossen bezeichneten Wege °as Jnnungsgesetz nach und nach so zu erweitern, bezw. umzugestalten, baß schließlich, wie es in dem Programm heißt, den Handwerkern die obligatorische Innung als reise Frucht in den Schoutz fällt. Das Zlel ist also unverändert geblieben. Verändert ist nur die Methode M Durchführung desselben. Weiche Stellung die Regierung dieser Taktik gegenüber eiummmt, bleibt dunkel, da der Vertreter des Reichs amts des Innern eine sachliche Betheiligung an der Berathung ablehnte, w Küstrin, 16. Juni. Eine empfindliche Strafe hat den hiesigen Untier Borchert wegen Wuchers betroffen. Für ein Darlehn von oOO M. hat derselbe jährlich 100 M. Zinsen erhoben. Dafür wurde Et von der Strafkammer des Landgerichts zu Bromberg zu einem Jahr ^ksängniß, 500 M. Geldstrafe und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Von der Thalach (Oberbayern), 16. Juni. Gestern Nachmittag 4 Uhr sielen während eines Gewitters Hagel in der Größe von Tauben- Aern in solcher Menge und mit solcher Gewalt nieder, daß nicht nur lammtliche Fenster auf der Westseite eingeschlagen wurden, sondern auch bie vom Felde heimkehrenden Landleute mitunter bedenkliche Beulen bavontrugen. Auch die Dächer aus der westlichen Seite erlitten bedeu- iknden Schaden. Ein schauerliches Bild bot auch der Wald dar. Die hastigsten Bäume sind entwurzelt oder wie Grashalme unigeknickt und b>e heurigen jungen Triebe abgeschlagen. Am betrübendsten aber ist ber Anblick des Feldes. Kein Haim steht mehr empor, Alles ist dem Erdboden gleich gemacht. Die Furchen und Gräben sind gefüllt mit Lumpen tzgn Schloßen. Leider haben nur äußerst Wenige von den ^ohlthalen einer Versicherung Gebrauch machen mögen. Tiostios ist b>e Aussicht der unveisichert Betroffenen. Am stärksten hauste das Unwetter in den Gemeinden Reichersdorf, Großnottersdvrf, Weizenhofen, Ebersdorf, Groß- und Kleinhebing, Üutermässiug bis Berching. Straßburg. Die Nachricht von dem plötzlichen Dahinscheiden bes persönlich allgemein beliebten Statthalters Generalfeldmarschall Freiherrn von Manteuffel ries die allgemeinste Theilnahme und Diauer hervor. Auf dem Statlhalterpolast und auf einzelnen Milnür- ßEbäuden wurden die Flaggen halbmast gehißt, die Wachtparade zog Me klingendes Spiel auf, die „Landeszeitung" erschien im Trauer- E"»de und überall sah man Gruppen stehen, welche das traurige Er- Uniß besprachen. Der Verstorbene hatte sich seit dem Tode seiner Frau im Jahre 1879 zwar anscheinend nie mehr einer kräftigen Ge- lundhrit zu erfreuen und schon öfters hatte inan dieserhalb Besorgnisse Üchegt. Allein seine zähe Nalur hatte ihm immer wieder über die ge- Mliche Winterszeit hinweggeholfen und die jährliche Kur in Karls bad und Gastein ihre Wirkung nie verfehlt. Auch diesmal durste man ^dieser Richtung das Beste erwarten, zumal der Statthalter diesen Winter verhällnißmäßig gut überstanden hatte. Aber eine Lungeuent- jünduvg änderte Alles. Madrid, 17. Juni. Infolge einer Ueberschwemmung ertranken 40 Arbeiter, die im Tunnel der Eisenbahn von Salamanca nach Por tugal arbeiteten. In den Provinzen Murcia, Valencia und Castellon kamen gestern 575 Eholeraerkrankungen und 222 Choleratodesfälle vor. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, indem sie der durch die Cholera in Spanien erzeugten Lage und der damit verbundenen wirthschaftlichen Panik eine Betrachtung widmet, Folgendes: Je allgemeiner die Nieder geschlagenheit ist, welche sich der Nation bemächtigt zu haben scheint, in desto hellerem Lichte erglänze die Handlungsweise des spanischen Königspaares, welches keinen Augenblick gezögert habe, der Bevölkerung das Beispiel muthigen Ausharrens auf einen gefährdeten Posten, be sonnenen Verhaltens inmitten dräuender Widerwärtigkeiten zu geben. Das genannte Blatt hebt weiter hervor, wie der König schon in dem letzten Jahre angesichts des durch Cholera, Erdbeben und Ueberschwem- mungen verbreiteten Unheils persönlich auf dem Schauplatz der Gefahr erschienen war, mit Rath und That einschreitend und sich als einen treuen Freund des Volkes in den Tagen der Noth bewährend. So sei es auch jetzt sein und seiner Gemahlin Entschluß, die Hauptstadt während der Dauer der Epidemie nicht zu verlassen angesichts der nationalen Heimsuchungen, unter deren Joche die große Menge nur zu leicht erliege, wenn ihr kein moralischer Anhalt geboten werde. Der von höchster idealer Tragweite begleitete Entschluß sei ein beredter Zeuge von seiner Erhabenheit der Auffassung der königlichen Berufs pflichten, welche den Begriff eines monarchischen Staates hoch empor hebt über die landläufigen politischen Doktrinen, die noch obendrein nur zu oft vom Parteienhaß verwirrt zu werden pflegen. Spanien werde, hinblickend auf die selbstvergeffende Hingabe seines Herrscher paares an die Noth des Landes, alle künftigen Heimsuchungen leichter ertragen. London, 18. Juni. Das neue Kabinet ist nunmehr gebildet und wie folgt zusammengestellt: Salisbury, Premierminister und Auswär tiges; Sir Hardinge Giffard, Lordkanzler; Sir Stafford Northcote, welcher in die Pairswürde erhoben wird, Lordpräsident des Geheimen Raths; Sir Michael Hicks Beach, Schatzkanzler und Führer der Kon servativen im Unterhause; Sir Richard Croß, Inneres; Oberst Stanley Kolonien; Smith, Krieg; Lord George Hamilton, erster Lord der Ad miralität; Randolph Churchill, Indien; Graf Carnavon, Vizekönig von Irland; Lord John Manners, Generalpostmeister. Es fehlen nur noch Ernennungen für die unwichtigeren Posten. Bei einem am 18. Juni in Cliftonhall in England stattgefun denen Grubenunglück sind von 349 Bergleuten 170 um's Leben gekommen. Der Verlust an Menschenleben in Folge des Erdbebens inCasch- mir ist jetzt offiziell auf 3881 angeschlagen; außerdem sind etwa 25,009 Schafe und Ziegen und 8000 Stück Rindvieh umgekommen, sowie 70,000 Häuser zerstört worden. Waterländisches — Aw 25. Juni beginnt die auf 18 Tage berechnete Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Nossen. Dieselbe ist von Nossener und auswärtigen Ausstellern sehr zahlreich beschickt. Die Gewerbeaus stellung ist in einer besonders erbauten großen und elegant dekorirten Halle untergebracht. Größere halbverdeckte Räume, sowie eine äußerst günstig gelegene freie Fläche werden die vielseitig angemeldeten land- wirthschaftlichen Maschinen und Geräthe aufnehmen. Die Eröffnung — zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen sind — findet am 25. Juni'-vormittags 11 Uhr statt. Üeber die Ausstellung wird vom Ko mitee eine täglich erscheinende Ausstellungszeitung herausgegeben, welche genaue Berichte, Anzeigen und Annoncen bringen wird. Grö ßere in der Ausstellung veranstaltete Konzerte werden den Besuchern auch musikalische Genüsse bieten. Bereits haben auch viele Vereine ihren Besuch angemeldet. Mittwoch, den 24. Juni, Nachmittags 6 Uhr soll das auf dem neuen Gottesacker befindliche Gras meistbietend verkauft werden. Wilsdruff. I-vKler. ,,Lilienmilchseife" beseitigt sofort alle Sommersproffen, erzeugt einen wunderbar weißen Teint und ist von höchst angenehmen Wohlgeruch. Preis L Stück 50 Pf. Zu haben in der Löwenapotheke zu Wilsdruff. -- KMvcrk BlirkhqrdlslvMc. Bau- und Düngekalk in anerkannt vorzüglicher Qualität empfiehlt billigst fteyr. und franz., llrr- und O»d«1«tj«tLls und ILsctL«» u. f. w. mpfiehlt zum billigsten Preis Wilsdruff. Hsin«. Widerruf. Da ich auf 100 Fuhren im Ganzen abgeschlossen habe, verkaufe ich keinen Ziegeldachsand mehr im Einzelnen. Gutsbesitzer Bachmann in Sora. Vamps- kLttfeäer- Keinigung8 -Kn8lalt am Markt im Hiuterhause des Herrn Tuchhändler Müller. Otto 10-15 Tischler und S gute Mrbeiter für Maschinen finden bei hohem Lohn dauernde Arbeit bei Dampftischlerei in Moritzdorf bei Hermsdorf. findet dauernde Arbeit beim Schuhmacher Franz Gierifch in Lampersdorf. Ein junges, an Reinlichkeit gewöhntes Mädchen wird für einen leichten Dienst gesucht. Näheres in der Expedition dieses Blattes. Ein junger Hund von mittlerer Größe, schwarzgrau mit weißer i Schnauze und weißem Bauch, ist am 21. Juni zugelaufen im Gute - No. 22 in Sachsoorf und kann daselbst gegen Erstattung der Kosten ! abgeholt werden.