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und durch errett -»««e« der ungerechtfertigten und ungerechte« In. jinuatione«, welche xt« »««lScklicher Zufall in gewissen Kreisen unserer c,ffentljch«u Mein«», hervorries, beehre ich «ich. Ihnen die «er. icidignug «einer bisher dnrch nichts befleckten Ehr« (!) auS voll- kommen reiner, rnhiger Seele fnlgende Erklärung abznaeden: AujS tiefste dnrchbrnnaen vn« den undeagsnmen Pflichten, welche mir mein Gewisse« in diese« Augenblicke i« Interesse deS Vaterlandes aus. erlegt, vernichte ich «nf alle Rechte >»d Prärogatide, welche mir »ach der Verfassung zukommen. Dieser wein Entschluß ist unwiderruflich. Deshalb bitt« ich Sie, Herr Prä. (ident, Ihres Amtes z« walte« und zu veranlassen, daß er die höchst« Sanktion bekomme. Jude« ich für immer allen Thron, rechten, welche mir «ach der Landesverfassung zu- kommen, entsage, werde ich dennoch stets bereit sein, als Serbe u«b Soldat mein Leben dem König und drm Vaterland zur Verfügung zu stellen. Ge- lehmige« Sie. Herr Präsident, die Versicherung meiner unwandel bare» Achtung. Georg." Gtn offizieller Bericht über den Tod deS Dieners Kolakowitsch. D Belgrad, 26. März. (Telegramm.) Morgen wird der folgende offizielle Bericht über den Krankheitsfall des Dieners Kolakowitsch verlautbart: Anläßlich der Gerückte, die über die Ursache des Todes des ehemaligen DienerS des Kronprinzen, Kolakowitsch, in einem Teile unserer Presse »«'tauchten, erachtet eS das Ministerium des Innern als not. wendig, auf Grund amtlicher Daten folgendes zu veröffent lichen: 1) In der Nackt vom 12. zum 13. deS laufenden Monats wurde aus dem Palais des Kronprinzen der Diener Kolako- mit' ch in schwerverletztem Zustande in die chirurgische Abteilung des staatlichen allgemeine« Krankenhauses gebracht und vom diensthaben» den Arzt übernommen. Der Kranke erklärte, daß er sich verletzt habe und auf Grund dieser seiner Erklärung wurde der folgende Tat bestand sestaestcllt: In der Nacht vom 12. zum 13. des laufenden Monats ist Kolakowitsch nach seiner Auslage au> der Treppe im Palais deS Kronprinzen gestürzt, hat sich am Bauch verletzt, empfand sofort große Schmerzen und wurde solork ins Spital übergeführt. Dies geht aus dem Protokoll über den Ver lauf der Krankheit Kolakowitschs hervor. 2) Am 15. März teilte der Belgrader Stadtpräfekt beim Zivil rapport dem Minister deS Innern mit, daß Nachrichten über eine ge- waltsame Verletzung des Kolakowitsch verbreitet seien. Im Auftrage des Ministers begab sich der Präsekt nach dem Spital und nahm mit Kolakowitsch ein Protokoll aus. Hiermit war im Sinne des 6 459 des Strafgesetzbuches der erste und formelle Schritt für die Untersuchung eingcltitet, die im Falle fremden Verschuldens hätte geführt werden müssen. Bei diesem Verhör gab Kolakowitsch folgende Erklärung: Vorgestern nacht gegen 1 Uhr rutschte ich unglücklich auS, stürzte die Treppe hinab und verletzte mich am Bauche. DaS Unglück ereignet« sich dadurch, daß ich mich, obwohl die Trevpe nicht beleuchtet war, be eilte, dem Kronprinzen einen Brief zu überbringen. Da ich schon vorher mit einem Leistenbruch behaftet war, fürchtete ich, daß die Schmerzen stärker würden. Aus diesem Grunde bat ick meine Kollegen, mich sofort ins Spital überzuführen, was auch geschah. 3s Ter Diener starb im Svital am 17. um Mitternacht und wurde am 18. um 11 Ubr seziert. Dr. Michel, welcher die Obduktion der Leiche vornahm, stellte fest: Kolakowitsch starb infolge einer akuten eitrigen diffusen Entzündung des Bauchfelles, welche als unmittelbare Folge einer Perforation des Dünndarmes eintrat, da weder in den Gedärmen noch an einer Bruchstelle Erscheinungen vorgesnnden wur- den, welche in irgendeiner Weise angezeigt hätten, daß die Darmwand aus irgendeinem pathologischen Grunde gesprengt wurde, so drängt sich die Folgerung aus, daß die Darmwand infolge der Wirkung einer stumpfen Kraft gesprengt worden ist, welche von außen auf den Bauch eingewirkt hat. Tie Möglichkeit einer Wirkung dieser stumpfen Kraft aus den Bauch steht nicht im geringsten Widerspruch mit der Tatsache, daß sich auch keine äußere Spur von Gewalt gefunden hat. Aus den bisher amtlich festgestellKn Tatsachen geht hervor, daß der Verstorbene das Opfer eines unglücklichen Zufalls ist. Die Ericheinuna neuer, bis jetzt unbekannter Tatsach-n müßte, wenn es solche geben sollte, in kom- -.peteute Würdigung genommen werden. Diese offizielle Erklärung klingt sehr lau. Man kann nur hinzufügen, daß es begreiflich ist, daß die serbische Negierung unter den gegenwärtigen Umständen alles daran setzt, die Geschichte von < der Zutodepeitschung des Dieners Kolakowitsch durch den Kronprinzen, die diesem ja sphr ähnlich sieht, zu vertuschen!!! DaS bestürzte Belgrad. SS Belgrad, 26. März. sTclegramm.) Die Nachricht von derAbdikationdesKronprinzen Georg bezüglich der Thronfolgerechte verbreitete sich nnge- mein rasch in der Stadt und rief allerseits die größte Bestürzung hervor. Es verbreiteten sich auch sofort die widersprechendsten Gerüchte, nach denen der Schritt des Kronprinzen mit den auswärtigen Fragen in Ver bindung gebracht wurde. Auch wurde behauptet, daß die Regierung im Einvernehmen mit dem König den Kronprinzen zu diesem Schritt ge zwungen habe, um durch Lahmlegung der Kriegspartei, an deren Spitze Kronprinz Georg stand, die friedliche Beilegung des österreichisch-unga- risch-serbischen Konfliktes zu ermöglichen. Diese Vermutung stützte sich insbesondere auf den Umstand, daß die Regierung durch ihr beharrliches Schweigen gegenüber den schweren Anklagen des Blattes „Zweno" wesentlich dazu beigetragen habe, daß die Affäre Kolakowitsch zu großer Bedeutung gelangte. An maßgebender Stelle wird diesen Gerüchten gegenüber erklärt, daß alle Nachrichten über eine Beeinflussung des Kron prinzen seitens der Hof- oder Regierungskreise vollkommen unbegründet seien. Kronprinz Georg habe ausschließlich aus eigener Initiative ge handelt. Sein Vergehen habe durchaus seinem offenen Charakter (???) entsprochen. Durch seinen Verzicht babe er den eklatanten Beweis «eines EhrempfindenS gegeben und habe hierdurch gezeigt, daß er für «eine durch Verleumdungen besudelte persönliche Ehre alles zu opfern be reit sei s???) Der Verzicht hat in den Kreisen der Kriegspartei konster nierend gewirkt. An Stelle der bisherigen hofsnungsfreudigen Stimmung ist eiue allgemeine Niedergeschlagenheit getreten. Jene Kreise, welche durch die Entstellung der Affäre Kolakowitsch den Verzicht des Kron- vrinzen berbeigeführt haben, werden auf das schärfste verurteilt. Es wird auch der Verdacht laut, daß die Intrigen gegen den Kronprinzen in der Umgebung deS vor kurzem nach Belgrad zurückgekehrten Prinzen Alexander gesprochen worden seien. Das Tagesereignis wird in der ganzen Stadt lebhaft besprochen. Das Interesse für die auswärtige Lage ist momentan zurückgedrängt. Der Kronprinz ein Verschwörer gegen den König? Ir. Wien, 26. März. (Telegramm.) Aus angeblich g«t«r Ouelle verlautet über den Rücktritt des ser bischen Kronprinzen: Die Belgrader Regierung sei einer Verschwörung auf die Spur gekommen, au deren Spitze der Kronprinz gestanden habe. Nichts geringeres «IS die Entthronung deS Königs sei von den Verschwörern beabsichtigt gewesen. Der Kronprinz sei vom König selbst aus den Verzicht auf die Thronfolge gezwungen worden. Kundgebungen für de« Kronprinzen. ück. L. Pest, 26. März. (Telegramm.) Tas Pester „Journal" meldet aus Belgrad: Eine gestern abend >m 1. Offizierskasino stattgesundene Versammlung von 840 Offiziere» beschloß, eiue Vertraueasadresse an den bisherige» Kronprinzen zn richten mit der Bitte nm Rücknahme des Thronvcrzichteö. Auch in -lisch fanden gleiche OffizierSknndgebnnge« statt. Prinz Georg ist noch in Belgrad. (Auch der König will ihn zur Rücknahme de« Verzichts bewegen.) vs Belgrad, 26. März. (Tel.) Die im Ausland verbreiteten Gerüchte, daß der Kronprinz geflüchtet fei, find unbegründet; er weilt in feinem PalaiS. In der Stadt ist daS Gerücht verbreitet, da- der König den Kronprinzen veranlassen werde, seine Verzichtleistnug zurnckzunehmen. Reist der Kronprinz nach Genf? X. Graz, 26. März. (Telegramm.) Die hiesig« Tagespost meldet aus Genf: Ter serbische Konsul hat die seinerzeit vom jetzigen König Peter bewohnte und gegenwärtig leer- stehende Hotelwohnung ab 1. April auf unbestimmte Zeit gemietet. Prinz Georg soll dem Vernehme« «ach die früher« Wohnung seines Vaters beziehe». Auch Prinz Alexander vcrzichtetk 2 Belgrad, 26. März. (Tel.) Mau erfährt auS bester Quelle,das-PrinzAlexander, der zweite KönigSsoku, kategorisch erklärte, die Thronfolge nicht annebmen zu wollen, und ihm dieS absolut nicht aufgezwungen werden kann. AuS der Lkupfchtina. (Ter König allein ist kompetent!) Aus eine An'rnge des Inugradikalen Markowistck in der heutigen Sitzung der Skupfchlina, ob die Meldungen der Presse über ein Ver schulden des Kronprinzen au dem Tode Kolatowttjchs den Tatsachen entsprechen, verwies her Ministerpräsident auf die im Amtsblatt ver öffentlichte Tarstellunp. Auf eine weitere Anfrage Markowitscks, ob die Nachrichten über die Verzichtleistung auf dir Thronfolge richtig seien, erwiderte Nowakvwitsck, der Kronprinz habe in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten seinen Verzicht auf das Thronsolgcrccht aus- gesprochen. Ter Ministcrrat höhl' Ock «elbst für inkompetent erklärt, du der König allein kompetrnt sei, weshalb das Schreiben an den König wcitergelcitet worden sei. Der Interpellant erklärte sich von beiden Antworten befriedigt. * FeiertagSfiimmunq in Wien. d'r. Wien, 26. März. (Tel.) Die Meldung von der Verzichtleistung deS serbischen Kronprinzen auf die Thronfolge und Gerüchte von der Zustimmung der Signatar» machte zu der Annexion Bosniens und der Herze gowina veranlaßten gestern einen lebhaften Feier» tagSprivatverkehr und kräftige Steigerungen der Kurse der führenden SpeknlationSpapiere. Hat daS Belgrader Ereignis die Lage kompliziert? --- Wien» 26. Marz. (Telegramm.) Die Beurteilung der Situation scheint heute mehr Vorsicht als je zu fordern. Während in der Frage der Annexion ein entschiedener Fort schritt zu verzeichnen ist, ist der österreichisch-serbische Konflikt nicht nur nicht gemildert, sondern dnrch di« Abdankung des Kronprinzen noch komplizierter uud ernster geworden. Durch di« Schwenkung, die sich in der russischen Politik vollzogen hat, ist ein allerdings wichtiger Teil des Gesamtproblems — die Einigkeit der Mächte in betreff der Anerkennung der Annexion — im Sinne Oesterreichs der Lösung nähergerückt —, aber eben nur ein Teil. Die ebenso wichtige serbische Frage ist wie daS offiziöse „Fremdenblatt" konstatiert, stationär geblieben. Die Gründe, die Oesterreich gezwungen haben, auf eine rasche, definitive Klärung der serbischen Frage zu dringen, bestehen unverändert fort und werde» von der Anerkcnnnng der Annexion durch die Großmächte nicht berührt. Oesterreich rüstet weiter! Wie«, 26. März. (Telegramm.) Die militärischen Maßnahme« werde« mit erhöhtem Nachdruck fort- gesetzt, da man in militärpolitischen Kreisen befürchtet, daß die Belgrader Regierung nicht stark genug sein werde, um Einfälle von Banden in Bos-, nien zu verhindern. Die ersten Todesopfer dieser Banden könnten leicht die Stimmung in Belgrad so erhitzen, daß ein Einschreiten deS öfter- reichlichen Militärs notwendig wird. Iswolskis Stellung erschüttert. (Nicholson brüskiert den russischen Minister.) O Petersburg, 26. März. (Telegramm.) Auf Grund von Mitteilungen von informierte st er Stelle ist der hiesige Korrespondent der „B. Z." in der Lage, dieungewöhn- lichenVorgängezu schildern, die dem Umschwung der russi schen Politik in der Frage der Anerkennung der Annexion Bosniens vorangingcn. Die englische Note, die Iswolski riet, die Annexion sofort anzuerkennen, war schon bemerkenswert durch die Festsetzung einer Frist von achtundvierzig Stunden für die Beantwortung. Dadurch erhielt die Note förmlich den Charakter eines freundschaftlichen Ultimatums, einer seltsamen Sache im Verkehr befreundeter Kabinette. Geradezu unerhört war aber der mündliche Kommentar, mit dem der englische Botschafter , Nicholson die Note überreichte, und der im schärfsten Ton Iswolski be greiflich machte, daß man w» persönlich für das Kommende verantwort- fichc wachen werde, wenn durch sein rückhaltiges Benehmen die Ges-ghr > eines großen europäischen Krieges entstehen würde. Iswolski wurde zu verstehen gegeben, daß er im Falle weiterer Unversöhnlichkeit und Stö rung der Friedensbemühungen nicht darauf rechnen könne, in London oder Paris jemals das Agrement als Botschafter zu erhalten. Darauf gab Iswolski, der den Eindruck völliger Gebrochenheit und Bestürzung machte, nach. Iswolskis Stellung gilt als gänzlich erHüttert. Eine «e«e Formel der Tripleentente. Hs Paris, 26. März. (Telegramm.) Eine Meldung der „Agence Havas" aus London besagt, daß der englische Botschafter Cartwright m Wien gestern dem Minister deS Acußern Frhrn. v. Aehrenthal eine uene Formel Englands, Frankreichs und Rußlands überreicht habe, die diejenige ein wenig abändert, die Frhr. v. Aehrenthal vor kurzem anoerexst hat. Die Meldung fügt hinzu, die neue Formel sei der deutschen Regiernug mitgeteilt worden, Pariser Lüge«. — Ein deutsches Dementi. In seiner vorgestrigen Ausgabe brachte der Pariser „TempS" die Mitteilung, daß ein Brief Kaiser Wilhelms an den Zaren d«n Aus schlag dafür gegeben habe, daß Rußland die Annexion Bosniens un bedingt anerkenne, und ferner die Meldung, daß der Deutsche Kaiser in einem Brief an den Erzherzog Franz Ferdinand Oesterreich-Ungarn Unterstützungen ohne Vorbehalt -ugesagt habe. Diese Geschichten des „Tcmps" werden heute von Berlin auS offiziell wie folgt dementiert: Berlin, 26. März. (Telegramm.) Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Nach tele graphischen Meldungen aus Paris behauptet der „Temps:: 1) der Kaiser habe in einem Briefe an den Kaiser von Rußland darauf be standen, Rußland dürfe über seine Absicht, die Annexion von Bos nien und der Herzegowina anzuerkonnen, keinen Zweifel lasten, 2) der Kaiser habe in einem anderen Briefe dem Erzherzog Franz Ferdinand keine Unterstützung ohne Vorbehalt zugesagt. Beide Behauptungen sind falsch. Die beiden angeblichen Briefe des Kaisers Wilhelm sind nicht geschrieben worden. Dcntschcr Reich. Leipzig, 27. März. * Lan-tagskanvt-atmen. In einer im Babnhof Großbothen ab gehaltenen VertrauenSmänner-Bersammlung, die von Angehörigen sämt licher bürgerlichen Parteien aller Stände deS 11. LanctaqswadlkreileS (Grimma—Colditz) besucht war, einigte man sich einstimmig dahin, den bisherigen nationalliberalen Landtagsabgeordneten GlerSberg wieder aufzustellen. — Die nationalliberale Kandidatur deS Direktors Grützner im 7. städtischen Wahlkreise (Meißen—Nossen) ist zurückgezogen worden. — Eine VertrauenSmänner-Bersammlung der Mittelstands-Vereinigung, die in NarSdorf tagte, stellte einstimmig cstS Kanvidaten den früheren Abgeordneten im 13. städtischen Wahlkreise (Rochlitz— Pemg-^Burastädt), Stadtrat 8 ie b a u - Rochlitz, auf. Letzterer ver trat den Wahlkreis bis 1907 als kon'ervativer Abgeordneter. — Der Vorstand deS Arbeitsausschusses nationaler Arbeiter- und Gehilfen- Organisationen hat beschlossen, gemeinschaftlich mit den gleichnamigen Ausschüsse» in Sachsen in die LandtagSwablbewegung einzugreifcn, den nationalen LandtagSkandidaten die gemeinsamen Forderungen der nationalen Arbeiter- und Gehilfenschaft vorzulegen und nur diejenigen Kanvidaten zu unterstützen, die diese Forderungen anerkenne« und sich schriftlich auf sie verpflichten; außerdem soll dahin gewirkt werden, daß der nationalen Arbeiter- unv Gehilfenschaft eine Anzahl sichere Kandida turen vou den nationalen Parteie« abgetreten werden. * Die StznoSalttzeseu zur Frage -er UwgeftaUuug -c- Rettgions- unterricht- sind vom Vorstand des Sächsischen Lehrervereins in der letzten Nummer der »Sachs. Schulztg." mit einer Erklärung beantwortet worden, deren Inhalt sich in vielen Beziehungen mit der Beurteilung der Synodalthesen an dieser Stelle deckt. E» heißt da u. a.: »Ueber- tchaut man die Erklärung der Synode al« Ganzes, so wird durch sie da» Gefühl hervorgerufen, daß die Nachsätze den Inhalt der Vorder sätze nicht nur beschränken, sondern daß iu ihnen die eigentliche Willens kundgebung der Synode zum Ausdruck kommt, so daß von einer Berück sichtigung der Wünsche der Lehrerschaft dem eigentlichen Kernpunkte der Rcsormbrstrebungen gegenüber in dem Erlaß ver Synode nicht die Rede sein kann." In bezug auf die von der Syuove ge forderte Beibehaltung der Aussicht über den Religionsunterricht durch die Geistuchen weist die Erklärung de- Lehrerverern« darauf bin, daß »der Religionsunterricht, wie jede andere Disziplin der Volks schule, nicht im Auftrage der Kirche, sondern im Auftrage de» Staates erteilt, vem als Schulherrn allein daS Recht der Beautsichligung zu fällt". Weiter heißt eS: »Den fystematischen lirchlichen Reli.zivneunter- richt überlassen wir der Kirche. Daher hält anch die Lehrerichast im Gegensatz zu der Erklärung der Synode fest an ihrer Ford uug, daß nicht ver Katechismus Lutders, der schon wegen seines abstrakten Charakters kein Buch lür die Unmündigen ist, Giundlaae und Ausgangspunkt eines im Sinne Jesu echt kindlichen Religionsunterrichts sein kann, sondern allein die heilige Echrffl sowie die wertvollen Stoffe, welche die Literatur aller Völker unv Zeilen dem Erzieher an die Hanv gibt.... En deck- bringender Religionsunterricht hängt nie unv inlumeimehr von der Masse deS zu lernenden Memorierstoffcs ab. Durch die überreiche Memoriec- arbeil werden die Religionsstunden dem Kinde vielfach verleidet nn? nicht zu Stunden, die wahre Andacht und stesste Lebensfreude >m Hcncn der Kinder entzünden. . . . Mit dem ersten Satze der Sy> ogalerlläiuug, „daß ein vou gegenseitigem Vertraue» getragenes einheitlichei Zusammen wirken von Kirche und Schule auch iu Zukuujl »ölig >ei", kann auch der Vorstand deS Sächsischen Lehr ivernns cinoerstanden sein. Auch er bat stets den Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß Kucke unv Scvule, Geistliche und Lehrer als Hüier und Pfl ger ter sittlichen Güter unseres Volkes gemeinsam, wenn auch ein zedes aus seinem eigenen Arbeits gebiete, in Frieden Miteinander wirken sollen." Diese Qrtlgrnng Wild an die Bezirkslehrcrvereine, Zweigvereiae, Kirchenvorstände usw. versenket. * Die Krisis i« der Reformpartei. Vor einiger Zeit berichteten wir, daß die Rcichslagsabgcordncten Bindewald und Gäbel (Ver treter deS sächsischen Wahlkreises Meißen-Großenhain) auS der Reform partei ausgeschieden seien und sich der Wirtschaftlichen Vereinigung angeschlossen hatten. Damit wird die reformerische Gruppe des Reichs- tages vollends zur Zwergpartei, denn sic zählt nunmehr nach dem amt lichen Reichstagsverzcichnis nur noch vier ganze Häupter. Die „Deutichc Reform" schreibt zu dem Abgang der beiden Abgeordneten folgendes: „Bisher ist uns ruchts bekannt, was die beiden Herren veranlaßte, aus der Reformpartei anszuscheiden. Bekanntlich wurden sowohl Binde wald als auch Gäbel erst in der Stichwahl 1907 gewählt und zwar beide nach hartem Kampfe gegen die Nationalliberalcn bezw. gegen die Sozialdemokraten. Was Bindewald anbeirifft, so verliert die Reform partei einen tüchtigen Agitator. An der Person des Herrn Gäbel verliert weder die Rcfornipa'.'tci noch gewinnt die Wirtschaftliche Vereinigung etwas, wenn Herr Gäbel ebenso für dieselbe tätig ist, wie er in den Jahren 1907 bis 1909 für die Reformpartei tätig war. Gerade Gäbel verdankt der energischen Agi tation der Dresdner und Riesaer Reformer seinen Wahlsieg. Dcch war es schon sicher, daß Herrn Gäbel keine Kandidatur des Kreises Riesa-Grvßenhain-Meißen angeboren worden wäre. Er hat sich in den letzten Jahren um seinen Wahlkreis überhaupt nicht gekümmert. In den Parteitagen zu Königsbrück. Leipzig und Riesa (sein Wahlkreis) glänzte er unter den nichtigsten Vorgaben mit seiner Abwesenheit. Natürlich hinderte das Göbel nickt, im Reichstage entgegen dem Partei beschluß der Reformpartei, für das Bör'-macsetz zu stimmen. Gäbel gehörte früher der Konservativen Parte:, später der Teutschsoz.ialcu Reformpartei, dann der Deutschen Reformpartei und setzt der Wirt schaftlichen Vereinigung au." Der Aerger über den Verlust ist hier herzlich schlecht verhehlt. Nebrigens ist der Abg. Gäbel nicht der einzige Reformer, der so verschiedene Metamorphosen durckgem.acht hat. Des- halb wäre eS von den Reformern klüger, sie weckten nicht derartige Erinnerungen. H- * Ter Kaiser besichtigte am Freitagvormittag im Lustgarten zu Potsdam tie Leib-, 2., 8. und 9. Kompanie des 3. GarvcremnentS Zu Fuß in geschlossener Ordnung. Die direkten Vorgesetzten basten auf dem r-chten Flügel Ausstellung genommen. Ferner waren erschienen Prinr Eitel Friedrich, Prinz Friedrich Leopold, Pnnz Adalbert, Prinz August Wilhelm, Prinz Friedrich Wilhelm, die Generalität und das Haupt quartier des Kaisers. Die Kaiserin mit der Kronprinzessin uns den Prinzessinnen basten am Fenster deS Stadtschlosscs Platz genommen. Der Kaiser in der Uniform des 1. GarreiegimentS besichugle jede Kompanie einzeln, woran sich ein Parademarsch aller Kompanienstchloß. Später nahm der Kaiser militäri'che Meldungen entgegen und verweilte bis kurz vor 2 Ubr im RegimentShause deS 1. Garderegimentö. * Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm unv dem König von Italiens Nach einem Telegramm deS »B T." meldet der in Rom erscheinende „Messagaero" von angeblich guter Seite, daß demnächst eine Begegnung des Deutschen Kaisers mit dem König von Italien in Venedig slaltfinden werde, wv der Kaiser auf der Reife nach Korfu kurzen Aufenthalt zu nehmen beabsichtigt. * In ver TonncrstagSsitzung -cs Bun-eürateS wurde» noch an genommen die Entwürfe eines Gesetzes betreffend Aenderung des GerichleversassungsgesetzeS, einer Strasprozeßorvnung uuv eine« Ein- sührungsgesetzeS zu beide» Gesetzen. Genehmigt wurden die Vorlage wegen Eintührung des Gesetzes über die Freizügigkeit und deS Gesetzes über den Unterstütznngswohusitz auf der Jinel. Helgoland, die Vorlage betreffend die Verlegung der Zollgrenze beim alten Hasen in Bremen unv die Vorlage betreffend Aenoerung deS Hamburger FreihasengebieteS sowie die Vorlage betreffend AuSsühruugSbcsstmmunzen zum Wrchsel- stempelgcsetz. * In -cr Budgctkomnlission -cs Reichstages erklärte bei der Beratung des Etats sür das Schutzgebiet Kiau tschau Staatssekretär v. Tirpitz: Tsingtau sei innerhalb elf Iabren aus einem öden Dorfe zur siebenten Handelsstadt unter vierzig europäischen Settlement« empor- gcwacösen. Der derzeitige Rückgang deö Handels iu Tsingtau hänge leviglich mit der allgemeinen wirtschastlichen Depression zusammen. Trotzvem teien Vie Einnahmen doch um 40 000 Dollar» gestie.zen, währenv die Hongkongs um 200 000 Dollar« gesunken wären. Die n uesteii Berichie aus Kiautschau lauten sehr günstig. Für die neuen Bahnbaulen seien allein lür 25 Millionen Aufträge nach Deutschland gegangen, doch leviglich, weil wir Tsingtau besäßen. Die Koblenausfuhr lei gegen da« Vorjahr um das Zwanziglache gestiegen. * Ans der nationalliberalen Partei. Das Ajäbrige Jubiläum des Landgerichtsrats a. D. Theodor Schmieding als preußischer Landtags abgeordneter wurde am Ä. März bei einem festlichen Mahle im Ab- geordnetcnhause zu Berlin begangen. Dr. Friedberg brachte das Hoch auf den Kaiser aus, Hobrecht sprach auf den Jubilar und dieser auf die nationallibcrale Portei. * Der Zustand des Erzbischofs Abert von Bamberg ist nach der Mitteilung zurückgekehrter Bamberger Geistlicher bedeutend gebessert. Der Erzbischof arbeitete beim Eintreffen der Bamberger Herren in Gries am Schreibtisch. Er kommt zu Ostern nicht zuruck, aber er hat hercits einen Firmungsplan für den Monat Mai entworfen. Die Krankheitsdiagnose lautete auf Nervenchok. * Zur Reform des Religionsunterricht- tu Bremen. Einen be merkenswerten Schrist hat die Bremer Schulverwaltung kürzlich getan; sie hat veifügt, daß von Ostern an der Religionsunterricht in der Elemcntarstasse wegfällt. Eine weitere Revision veS ReligionölehrplauS sowie deö LehrplanS überhaupt soll demnächst erfolgen. Ausland. Frankreich. Ein neuer Poststrcil? Allem Anschein nach droht in Paris aber mals ein Streik der Post- und Telegrapyenbeamten auszubrechen. ES wird hierzu gemeldet: Paris, 26. März. (Telegramm.) Infolge der Ankün digung der Regierung, die Urheber desvorge st rige n Maueranschlages der Postbeamten gerichtlich ver folgen zu lassen, hat das Aussichtskomitee der Postbeamten sich wieder in ein Streikkomitee verwandelt In einer für heute einberufcnen Versammlung wird über die Lage beraten werden Die Haltung der Postbeamten ist sehr gereizt. Persien. I Ans den Revolutionszentrea liegen auch heute, wie auS Tehe ran telegraphiert wird, beunruhigende Nachrichten vor. In Täbris