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8 DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN [Heft i. Fordert man grössere Brillanz, so kann man noch drei bis fünf Tropfen Natriumplatinchlorid lösung zufügen. Man kopiert, bis die Mitteltöne deutlich sichtbar geworden sind, und entwickelt mit stark angesäuertem Oxalat, oder besser Phosphat entwickler, von nachstehender Zusammensetzung: Wasser 1000 ccm, neutral-oxalsaures Kalium 100—-300 g, Oxalsäure 10 „ oder: Wasser 1000 ccm, phosphorsaures Kalium . . 30 g, neutral-oxalsaures Kalium 70—300 „ Oxalsäure 10 „ Je konzentrierter der Entwickler gewählt wird, desto rascherwirkt er, und desto weicher wird die Kopie. Für zarte Negative und queck silberreiche Papiere ist daher ein verdünnter, für kräftige Matrizen und bei quecksilberarmer Sensibilisierung ist ein konzentrierter Entwickler zu benutzen. Die Entwicklung kann entweder in der Tasse oder mit Hilfe eines Pinsels, in gleicher Weise wie die Entwicklung von Schwarzkopieen, vor genommen werden. Die Kopie muss mindestens 5 Minuten mit der Entwicklerlösung in Berührung bleiben, um eine durchgreifende Reaktion zwischen Platin und Quecksilbersalz zu ermög lichen und die Bildung thunlichst stabiler Ver bindungen herbeizuführen. Kurz entwickelte Bilder werden vom Salz säurebad angegriffen, verändern ihre Farbe, die zarten Halbtöne verschwinden, und die Schatten verlieren ihre Kraft. Das braune Bild besteht eben nicht aus metallischem Platin, sondern einer in Salzsäure nicht ganz unveränderlichen Quecksilberplatinverbindung. Aus diesem Grunde darf auch das Fixieren der Kopieen in nur mit wenig Salzsäure an gesäuertem Wasser vorgenommen werden, man benutzt Wasser 1000 ccm, Salzsäure 5—10 „ und belässt die Bilder höchstens eine halbe Stunde in dieser ein- bis zweimal zu wechseln den Flüssigkeit. Wenn Quecksilberpapiere nach dem Ent wickeln, oder selbst noch während der Behand lung mit Salzsäure dem Tageslicht ausgesetzt werden, so nehmen sie rasch einen allgemeinen gelblich braunen Ton an, der sich in keiner Weise mehr entfernen lässt, daher das Säuern der Drucke unbedingt in einer mit gelbem Licht erhellten Dunkelkammer oder bei Lampenlicht vorgenommen werden muss. Das Sepiapapier mit kalter Entwicklung ar beitet namentlich bei etwas höherem Quecksilber gehalt leicht zu hart und eignet sich daher am besten für weiche, detailreiche Negative mit nur geringer Deckung. Die Schatten der Bilder sind tiefschwarz, und der Farbenübergang von den bräunen Halb tönen zu den schwarzen Schatten ist bei queck silberreicher Sensibilisierung ziemlich unver mittelt. Am besten sehen die mit wenig Queck silber hergestellten Kopieen aus; ihre Farbe entspricht einer mit Sepia versetzten Tusche, die Abschattierung ist weich und homogen, und das Bild ist von genügender Widerstandsfähig keit, denn es besteht zum grössten Teile aus metallischem Platin. b) Sepiadrucke mit heisser Entwicklung. 1. Quecksilber in der Sensibilisierung. Bei Verwendung heisser Entwicklerlösungen reagiert jedes Quecksilbersalz — auch das Chlorid — in der Sensibilisierung mit grösster Leichtigkeit, daher man, um eine bestimmte Braunfärbung zu erzielen, weniger Quecksilber zusatz benötigt als bei kalter Entwicklung. Die Papiere werden mit Arrow-root oder Agar-Agar-Gallerte vorpräpariert und mit nach stehender Mischung sensibilisiert: Platinlösung, 1:6, 4 ccm, Eisenlösung 6 „ Quecksilberchlorid, 1:20, 0,2—1 „ Natriumplatinchlorid, 1:10,. . 2Tropfen. Bei rauhen Kornpapieren setzt man überdies 2 bis 4 ccm Wasser zu. Der Zusatz von Natriumplatinchlorid ist zur Erzielung reiner Weissen unbedingt notwendig. Bei Verwendung von Negativen mit geringer Deckung kann man den Gehalt von Natrium platinchlorid auf 5 bis 10 Tropfen vermehren. Man lässt bei gewöhnlicher Temperatur so lange hängen, bis der Feuchtigkeitsglanz ver schwunden ist, und trocknet dann bei etwa 40 Grad C.