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DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. 1902.] Ein Zusatz von oxalsaurem oder citronen- saurem Alkalium zu einer quecksilberhaltigen Platin-Eisensensibilisierung veringert die Wirk samkeit des Quecksilbers, daher man mit Papieren, die mit Eisendoppelsalz präpariert werden (Selbst entwicklungsprozess) keine tadellosen Sepiabilder zu erhalten vermag. Die Wirkungsweise der Palladiumsalze lässt sich vorläufig nicht erklären. Sie ist ebenso rätselhaft wie der Einfluss, den die Gegenwart von Gelatine oder Arrow-root auf die Färbung des Bildes ausüben. Die Bedingungen, unter welchen Quecksilber und Palladium braunfärbend wirken, sind ver schieden; während ersteres unter allen Verhält nissen in jeder Sensibilisierung, oder auch im Entwickler, mehr oder weniger zur Geltung kommt, giebt Palladium nur bei Verwendung von Eisenoxalat-Doppelsalzen, und nur, wenn auf ganz trockenem Papier kopiert wird, braune Bilder. a) Sepia-Platindrucke mit kalter Ent wicklung. Für die Sensibilisierung des Papieres be nutzt man die für Schwarz- kopieen gebräuchliche Platin- Eisenmischung, der man eine ent sprechende Menge eines Queck silbersalzes zufügt. Die Menge dieses Zusatzes schwankt zwischen 1 bis 30 Prozent des Platinsalzes und ist von grossem Einfluss auf die Farbe und den Charakter des Bildes. Das Quecksilberchlorid verhält sich, wie schon erwähnt, wesent lich verschieden von den Queck silberoxydsalzen; es hat wenig Neigung, an der Bilderzeugung teilzunehmen, reagiert nicht mit den Bestandteilen der Sensibili sierung, wird bei der Belichtung höchstens zum Chlorür reduziert, das bei der Entwickelung wieder nur unter günstigen Verhält nissen, z. B. bei höherer Tem peratur, reaktionsfähig wird. Beim Kaltentwicklungsprozess muss daher ein Quecksilberoxyd salz zur Verwendung kommen, und besonders empfehlenswert ist das Quecksilbercitrat, das sich in einfachster Weise herstellen lässt. Man übergiesst 1 g gelbes Quecksilberoxyd — ein überall erhältliches Präparat — und 5 g Citronensäure mit 20 ccm Wasser, erwärmt bis zur völligen Lösung des Oxyds und filtriert die farb lose Flüssigkeit. — Diese „ Quecksilbercitrat- Lösung“ benutzt man als Zusatz zur Sensibili sierung des Papiers. Gut geleimte Papiere werden mit Arrow- root-Lösung vorpräpariert, Aquarellpapiere über zieht man am besten ein- bis zweimal mit Agar- Agar-Gallerte 1). Für die Sensibilisierung benutzt man folgende Mischung: Eisenlösung 8 ccm, Platinlösung, 1:6, 4 „ Quecksilbercitratlösung . . 1—4 „ Natriumplatinchlorid, 1:10, . . 2 Tropfen. Bei rauhen Kornpapieren verdünnt man mit 2 bis 4 ccm Wasser. 1) 5 g Agar-Agar werden mit 500 ccm Wasser über gossen, eine Stunde stehen gelassen und dann 5 Minuten lang gekocht. Man filtriert die noch heisse Lösung durch feinen Musselin, um den nicht in Lösung ge gangenen Zellstoff abzuscheiden, und lässt die Flüssig keit stehen, bis sie zu einer festen Gallerte erstarrt ist. Diese presst man dann ein- oder zweimal durch ein Stück grober Leinwand und erhält so eine dickliche, fein verteilte Masse, die sich anstandslos auftragen lässt und eine sehr widerstandsfähige Schicht auf der Papieroberfläche bildet. F. Müller - München.