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DAS ATELIER DES PHOTOGRAPHEN. [Heft i. 2 dürfen uns nie über die geistige Leere und das technische Unvermögen in derartigen Erzeugnissen hinwegsehen lassen. Wir haben im verlaufenen Jahr Gelegenheit gehabt, in die tägliche Arbeits stube manches sogen. Kunstphotographen hineinzusehen, und erkannt, wie wenig seine laufende Arbeit von dem zeigt, was er zu diesem und jenem Zweck gelegentlich in Anlehnung an bekannte Manieren und Muster hervorbringt. Wir haben wiederholt hervorgehoben, dass der Photograph -— und das liegt in der Natur seines Geschäfts — viel zu viel produzieren muss, um fortdauernd Originelles und Hervorragendes zu schaffen; aber wertvoller erscheinen die Leistungen derjenigen, die durchschnittlich Gutes mit Sicherheit erzeugen, als die derjenigen, welche gelegentlich einmal, sei es durch Zufall oder auch in Anlehnung an bekannte Muster, einzelne gute Leistungen hervorbringen. F. Müller -[München. weit es Einzelne in strenger Selbsterziehung gebracht haben, und Technik in Verbindung mit wirklich künstlerischer und seelischer Die Photographie in den Warenhäusern und alles, was damit zusammen- hängt, hat auch im ver flossenen Jahr noch man ches besorgte Kopf schütteln hervorgerufen. Wir beginnen aber klarer die verhältnismässig ge ringe Gefahr dieser trau rigen Erscheinung für die Photographie als solche anzusehen. Wir wissen heute, dass sie ein Glied in einer Entwicklungs kette darstellt, welches seine Existenz natur gemäss fristet, ohne fähig zu sein, über einen ge wissen Rahmen der Be deutung hinauszugehen, und wir erkennen mehr und mehr, dass ernstes Streben und Selbstkritik diejenigen Waffen sind, mit welchen allein gegen derartige Erscheinungen angekämpft werden kann, dass alle äusseren Mittel keinerlei Erfolg haben können. Die prachtvollen Illu strationen unseres heu tigen Heftes zeigen, wie wie eine vorgeschrittene Ausbildung Werke zu schaffen vermag, denen die Warenhausphotographie und Schleuderkonkurrenz niemals ihren Wert nehmen werden.