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Auch feste Körper können chemisch nur verändert werden, wenn ihre Bestandteile als Ionen vorhanden sind, daher man annehmen muss, dass das Bromsilber erst in gelöstem und in Silber und Brom dissociiertem Zustand mit dem Entwickler reagiert. Allerdings ist das Bromsilber in Wasser nur äusserst wenig löslich, man ist daher zur Annahme gezwungen, dass sich die Reduktion successive vollzieht, und sich stets nur auf die allmählich in Lösung gehenden Bromsilberspuren erstreckt. Auf Grund dieser Anschauungen hängt also die wirksame Kraft eines Reduktionsmittels eigentlich nicht von der Löslichkeit des Silbersalzes, sondern von der Konzentration der Silberionen ab. Der oben angeführte Vergleich zwischen Silbernitrat, Chlor-, Brom- und Jod silber bleibt aber richtig, denn bei den meisten Salzen stehen Löslichkeit und lonenkonzentration in engem Zusammenhang. Die entwickelnde Kraft kann weiter auch durch die Gegenwart fremder Substanzen bedeutende Ände rungen erfahren. In dieser Beziehung ist besonders die Wirkung der Zersetzungsprodukte des Entwicklers, die sich bei der Reduktion des Silbersalzes bilden, beachtenswert. Wenn bei einem chemischen Prozess aus den neu entstehenden Stoffen sich die ursprünglichen wieder zurückbilden können, so ist die Neigung zu einer Um kehrung des Prozesses vorhanden. Die Reaktions produkte streben, wieder die alte Ordnung herzustellen, und mit Anhäufung derselben nimmt diese Tendenz fortwährend zu, wodurch die Reaktion immer mehr verlangsamt wird und endlich ganz zum Stillstand kommen muss. Bei solchen „umkehrbaren“ oder „reci- proken" Prozessen wirkt also die Gegenwart der Re aktionsprodukte verzögernd, und bei genügender Menge