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»SW 244 »e» 2«. Oktober Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger rZegründet 1842 68. lahrganA treten, dann müßte sie zugrunde gehen. Die Konservativen Einkommen haben, habe sich stark vermehrt. Sachsen wäre heute ein halb ausgestorbenes Land, wenn Großhandel, Groß kapital und Großindustrie fehlen würden. Wenn es gelungen sei, selbst im Erzgebirge die Leute festzuhalten, so hänge dies mit der Entwicklung von Handel und Industrie zusammen. Der Mittelstand sei aufs engste verbunden mit Handel und Industrie, er steht und fällt mit diesen. Wenn eine Partei dazu übergehen wollte, nur eines Standes Interessen zu ver- i Kirchenmusik aus den letzten vier Jahrhunderten znm Gehör gebracht werden. Die älteste Gruppe aus dem 12. bis 15. Jahrhundert bietet uns drei altdeutsche Volkslieder, die von den bedeutendsten Forschern immer wieder ans Licht gezogen werden; die reformatorische Zeit kommt zum Ausdruck durch das wuchtige: „Ein feste Burg", das tief melodische: „O Welt, ich muß dich lassen" und das zart innige: „O Haupt voll Blut und Wunden" — wohl die drei köstlichsten Perlen des geistlichen./Volksliedes, die unverlierbares Eigen tum und Einheitsband der ganzen evangelischen Christenheit auf Erden geworden sind. Dann folgen drei böhmisch-mährische Lieder, die in der Zeit des 30jährigen Krieges viel gesungen wurden und einen ganz eigenen Reiz für unser Empfinden gewähren. Die letzte Gruppe bringt neudeutsche Volkslieder, die an Tiefe verlieren, aber an Gefälligkeit gewinnen und zum Teil nach weltlichen Volksmelodien komponiert sind. Den Schluß bildet das eigenartige: „Die Seele vor der Himmelstür. So wird nicht nur ein tief künstlerischer und religiöser Genuß durch die vollendetste Künstlerschaft den Hörern geboten werden, sondern auch aus kulturhistorischem Interesse muß man dem Konzert mit vieler Erwartung ent gegensetzen; und doch kann, weil es sich um geistliches Volkslied handelt, auch der Lai- seine vollste Befriedigung erwarten. — Die Eintrittspreise sind nur darum so niedrig gestellt, weil das Quartett für sich nur die notwendigsten laufenden Auslagen berechnet und den Reinertrag dem Kirchen vorstand für einen örtlichen milden Zweck zur Verfügung stellt; diesem aber lag es daran, durch ein niedriges Entree möglichst allen Kreisen aus der Stadt und Umgebung diesen außergewöhnlichen Kunstgenuß zugänglich zu machen. Möchte seine Absicht erreicht werden. f* Aus -em 1«. städtischen Wahlkreis. Der Kandidat der „Mittelstandsvereimgung", Herr Tischlermeister Grosch aus Leipzig, hielt gestern abend in Mittweida eine gutbe suchte Wählerversammlung ab. Der Herr Kandidat stellte sich völlig aus den Boden der Mittelstandsvereinigung, be hauptete, nur diese sei imstande, dem Mittelstand zu helfen, während die politischen Parteien, besonders die nationallibe rale, ihn untergraben, ja vernichten wollten. Namentlich will er eine Regelung des Submissionswesens, eine Warenhaus steuer, Beseitigung der Beamtenkonsumvereine und des Sonder rabatts, ferner Regelung des Begriffs zwischen Fabrik und Handwerk, Reform des Schulwesens usw. Da Herr Grosch heute abend hier im „Roß" spricht, erübrigt sich jetzt ein weiteres Eingehen auf seine Darlegungen. In der Debatte trat Herr Generalsektretär Dr. Westenberger den gegen die nationalliberale Partei erhobenen Vorwürfen entgegen. Er wies darauf hin, daß das Programm der Mittelstands vereinigung dem der nationalliberalen Partei fehr ähnlich ist, daß also gar kein Grund zu einem selbständigen Vorgehen gegeben sei, umso weniger, als sich die nationalliberale Partei von jeher sehr mittelstandssreundlich erwiesen und für viele Gesetze zugunsten des Mittelstands gestimmt bezw. Anträge hierzu eingebracht habe. (Siehe auch den Wahlaufruf des nationalliberalen Wahlausschusses auf der vierten Seite des Hauptblattes dieser Nummer!) Der Mittelstand habe sich immer weiter entwickelt, die Zahl derjenigen, die ein mittleres U ist Wm-W tints jeden nationalen Mühlers, m 21 Mber zur Urne zu schreite« Zeke nicht chegtbeneWWe kommt ier SuMemkrutie zugute! Granert in Altenberg, der bei der am letzten Mittwoch dort- selbst abgehaltenen Wahlversammlung die Erklärung abgab, daß er seine freisinnige Kandidatur für den 5. städtischen Wahlkreis zurückgezogen habe, hat auf Wunsch seiner Poli- tischen Freunde diese Erklärung zurückgenommen. Er kandi- hätten ja einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, weil diert also wieder. (Nun liegt ja die Sache klar!), sie bei der Finanzreform nur Standesinteressen berücksichtigt fu. Warnung für Auswanderer. Von der Madeira- IKskIvn aes 32. IsneN. Wsklki-eises Äi SLvpLsr» VLL«s-s, riLiLv Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserat« bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme von Anzeigen an bestimmter Stelle kann «ine Garantie nicht übernommen werden. tz»4-S1. Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Wrfcheint an jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 bO H, monatlich SO Trägerlohn extra. — Einzelnummern laufenden Monats b H, früherer Monate 10 H. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen. sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Rach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Anzeigenpreis: Die s -gesp. Petitzeile oder deren Raum IS 4, bet Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 4; „Eingesandt" t» Redaktionsteile 3 b H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. 8« Nachweis und Offerten-Annahme werden 2b .) Extragebahr berechnet. Jnseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expedittone». «triticder uns Mdtircder Frankenberg, 19 Oktober -909. Baumbuch für Sachseu. In Bayern, Baden, Hessen, der Schweiz hat man soge nannte Baumbücher herausgegeben, d. h. man hat alle durch Größe, Wuchssorm und Schönheit hervorragenden oder ein besonderes geschichtliches Interesse bietenden oder sonstwie merkwürdigen Bäume in teilweise sehr schönen Albums zusam mengestellt. Auch in Sachsen ist der Landesverein „Heimat schutz" bei der Arbeit, ein solches Buch zusammenzustellen, dem sich dann noch ein Merkbuch möglichst alter Naturdenk mäler anschließen soll. Zur großen Freude aller derer, die die Heimat lieben, kann schon heute gesagt werden, daß unser Baumbuch viel umfangreicher werden wird, als wohl anfangs angenommen wurde — ein Zeichen dafür, daß wir glücklicher weise noch eine große Anzahl schöner alter Bäume in unserem engeren Vaterlande besitzen, und daß besonders die größeren Grundbesitzer mit großer Liebe an diesen Wahrzeichen der Vergangenheit hängen. An erster Stelle wird man die Be sitzer selbst für Erhaltung ihrer Naturdenkmäler interessieren und für den Schutz anregen müssen. Wenn dies aber nicht zum Ziele führen sollte, dann erst wäre die Sicherung durch Pachtung oder schließlich durch Kauf feiten des Staats, der Gemeinde usw. anzustreben. Das sind durchaus keine neuen Bestrebungen, wohl aber sind sie wert, weiter verfolgt zu werden, damit noch gerettet werden kann, was zu retten ist. Und wieviel Bäume und Baumgruppen sind noch vorhanden, die als Landmarken dem Wanderer die Richtung zeigen: die durchrauscht sind von Erinnerungen der Jahrhunderte, um spielt von Sagen, die die Volköphantasie an sic hindichtet. Sie zu erhalten ist eine Pflicht des Naturschutzes. Wo finden wir sie? In Neusorge bei Mittweida steht eine Buche, angepflanzt gelegentlich des Hubertusburger Friedens 1763, mit Durchmesser in Brusthöhe — 1,45 m, Stammumfang in Brusthöhe — 4,55 m, Gesamthöhe und Kronendurchmesser — 23 m. Die Harraseiche bei Lichtenwalde hat — unter Beibehaltung der vorigen Anordnung — folgende Maße: 2,38 m, 7,47 w, 16 und 12 ra. Heute noch stehende alte Eiben finden wir bei Niederschlottwitz im Müglitztal (die größte Eibe am Lederberge hat über 3 m Stammumfang, übkr 4^/, w Schafthöhe und 13 bis 14 ra Gesamthöhe), in Rathmannsdorf bei Schandau und eine tausendjährige in Zwenkau. Eine merkwürdige Fichte finden wir an der Wil den Weißeritz am Buttersteig bei Pretzschendorf, eine weit auSgebogenc Harfenfichte an den Greifensteinen bei Ehrenfrie dersdorf, eine herrliche Pappel bei Babisnau-Dresden. Das sollen nur einzelne Beispiele sein. Sie lassen sich wohl noch reichlich vermehren. Wären nicht auch die zur Erinnerung an Reformatioüs-, Regierungsjubiläen und andere wichtige Ereignisse gepflanzten Bäume wert, mehr als bisher geschehen, der Heimatkunde und dem Heimatschutz einverleibt zu werden? s UyK -er Kirchgemeinde. Morgen, Mittwoch, Abend V,9 Uhr, findet für die Glieder der Gemeinde Bibelstunde im Saale der Herberge zur Heimat statt. Zur Behandlung kommt die Fortsetzung der Bergpredigt. Die Teilnehmer werden gebeten, ihre Gesangbücher mitzubringen. f Kirchenkonzert. Wie aus dem Anzeigenteil des heu tigen Tageblattes ersichtlich ist, bietet uns das bekannte Röthigsche Soloquartett am nächsten Sonntag abend 5 Uhr in der Stadtkirche nach längerer Pause wieder eine seiner wunderbaren geistlichen Musikausführungen, womit es bisher in vier Erdteilen die Herzen entzückt und erbaut hat. Das Quartett kann sich rühmen, die höchsten Ziele des Kunst- gesanaes aufgestellt und erreicht zu haben. Alle Kritiken sind des Lobes voll. In dem uns bevorstehenden Programm sollen uns in 12 Liedern die bedeutendsten Vertreter deutscher haben. Die Mittelstandsvereinigung aber verbinde sich mit den Konservativen, welche durch ihre Steuerpolitik den Mittel stand belastet haben. Die nationalliberale Partei sei die ein zige gewesen, die bisher Handwerker in ihren Abgeordneten hatte (einen Schneidermeister und einen Fleischermeister, beiden hat die Mittelstandsvereinigung Kandidaten gegenübergestellt, die nicht dem Handwerkerstand angehören). Nach Herrn Dr. Westenberger sprach der nationalliberale Kandidat Herr Kauf mann Oskar Schiebler, der von seinem Standpunkt aus die im Vordergrund stehenden Fragen behandelte und dar legte, daß die nationalliberale Partei die beste Freundin oeS Mittelstandes sei. Herr Stadtrat Seifert aus Leipzig (eben falls Kandidat der Mittelstandsvereimgung) trat Herrn Dr. Westenberger entgegen. Er behauptete u. a., daß die Mittel standsvereinigung von den Konservativen völlig unabhängig sei und erhob im weiteren Vorwürfe gegen die National- liberalen, die nichts für den Mittelst-nd übrig hätten. Herr Dr. Westenberger sprach nochmals, ebenso Herr Stadtrat Seifert. Dann hielt Herr Grosch das Schlußwort. Bei diesem unterlief ihm ein Lapfus, der ihm nicht nachgrtragen fein soll, da er noch nicht lange im politischen Kampfe steht, den er aber doch — wir bitten darum — nicht wiederholen möchte. Er sagte nämlich, von dem Bericht des „Mittweidaer Tageblattes" über seine Versammlung würden sie (die Mittel ständler) unter Umständen ihre Stellungnahme bei einer Stichwahl abhängig machen! Anerkannt sei, daß die Versammlung einen ruhigen Verlauf nahm und daß die im gegenwärtigen Wahlkampf vielfach beliebten Gehässigkeiten ver mieden wurden. So ist ja der Weg geebnet für ein ein mütiges Zusammengehen bei einer etwa sich notwendig machen den Stichwahl. . f 6. Bortrag über Rutzlaud. Am nächsten Sonnabend veranstaltet der K. S. Militär verein einen Vortragsabend, zu welchem der Reiseschrifisteller Alfred Conrad gewonnen worden ist. Derselbe hat im Auftrage deutscher Zeitungen, ganz Rußland achtzehn Jahre lang eingehend bereist, war al» KÄegs- berichterstatter in der Mandschurei und stand später mitten drin in den blutigen Revolutionskämpfen. Al» gründlicher Kenner der russischen Verhältnisse schildert der Vortragende also die Ereignisse auf Grund eigener Erlebnisse. Namentlich über die russische Armee, die Behandlung der Mannschaften und die damit zusammenhängenden Ursachen der Soldatenmeutereten, über das Leben der drüben ansässigen Deutschen, die Verfolgungen, welche dieselben während der schweren Revolution»zeiten durch zumachen hatten, und der Deutschen Selbstschutz bringt Herr Conrad interessante Berichte, wie sie bisher noch nicht »er- öffentlicht wurden. Wie aus Referenzen ersichtlich ist, fand der Vortragende anderwärt» bei vielen Militärvereinen stets beifälligste Aufnahme und hielt in der letzten Zeit für die Garnison Dresden und bei den drei Chemnitzer Regimentern Vorträge, welche mtlitärischerseit« volle Anerkennung fanden. Da der Vortragende noch zum Schluffe auf Grund seiner lang jährigen Erfahrungen etwaige über russische Zustände gestellten Fragen beantwortet, wird somit jedem erwünschte Gelegenheit geboten, sich über sonst noch wissenswerte Verhältnisse besonder» zu orientieren. Wer also etwa» Hochinteressantes über die russische Revolution und die Zustände in der russischen Armee hören will, diesem sei dieser Vortragsabend bestens empfohlen. f Zur Laudtagswahlbewegung. Die Nationalliberalen haben im Landtagswahlkreis Zwickau-Land (40. ländlicher Wahlkreis) den Apotheker Zickner ausgestellt. — Rektor -MU für i>ie MiM -MmchimW KW, d« MM -MM und Sm Mnt zu IMtMß i. Zu Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg «n Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C- <8. Roßberg in Frankenberg 1. Sa.