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den IS Dezember 18S8 57. Jahrgang O Bezirks- Anzeiger Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Norberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg i. Sa. S»ferat-H«-ühre»i Einspaltige Petit-Zeile oder deren Raum 10 Pj.; im amtlichen Teile pro Zeile 30 Ps.: „Eingesandt" und Reklame unter dem Reduktiv usslrich 25 Ps. — KompUjierle Inserate nach beson derem Tarif. — Für Nachweis und Offerten - Annahme werden pro Inserat LbPs.extra berechnet prfchetut t-,N4 mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends für den sol- geadeu Tag. Preis vierteljährlich I M. 50 Ps., monatlich 50 Ps., Einzelnummer 5Ps. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Die Aufgabe von Inseraten ersuchen wir im Interesse der rechtzeitigen Fertigstellung und Ausgabe unseres Blattes gefälligst so zeitig als möglich erfolgen zu lassen. Größere Inserate erbitten wir bis vormittags 9 Uhr, während kleinere Inserate bis 11 Uhr mittags Aufnahme finden. Für später einlaufende Anzeigen können wir eine Garantie des Abdrucks in der bezüglichen Abendnummer nicht übernehmen. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die unter dem 4. November 1897 erlassene Bekanntmachung, die Herstellung von Ufer- und Dammvauten betr., und unter Hinweis aus die daselbst ersicht lichen Strafandrohungen wird ergänzend noch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die in ge nannter Bekanntmachung enthaltenen Vorschriften gleichfalls Anwendung zu leiden haben auf alle Veränderungen an Waffer-Länfen durch Verlegungen, Brücken- und Usermauerherstellungen, Uferabgrabungen, Hägerbeseitigungen oder dergleichen, ferner auf alle Erneuerungen, Ausbesserungen und Veränderungen an bestehenden Wehren, Wehraufsätzcn, Betriebsgräben und Wasserrädern. Ueberdies wird noch angeordnet, daß behuss Rein- unv Freihaltung des Flußprofils bei zu erwartendem hohen Wasserstande alle fchwimmbaren Gegenstände aus dem Bereiche des Hochwassers rechtzeitig wegzuräumen find. Die OrtSpolizeibchörden, nicht minder die Straßenbauaussichtsbeamten und Polizeiorgane der hiesigen Bezirk- werden hiermit zur Aussichtsführung und Anzeigeerstattung in Zuwiderhandlungsfällen anzehaltcn. Königliche Amtshauptmannschast Flöha, am 6. Dezember 1898. —, — von Soeben. F. Bekanntmachung. Freitas, de« 23. Vezenrber v., findet Von Nachmittags /z3 Uhr an ökei»tU«I»e Sitzung LtvmlrLsaiis- 8«I»II88«8 im hiesigen Verhandlungssaale statt. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, den 12. Dezember 1898. Von Soeben B., S. Bekanntmachung. Nachdem die Neuwahlen der städtischen und ländlichen Abgeordneten zur Bezirk-Versammlung des Bezirk-verbandeS Flöha auf die Jahre 1899 bit mit 1904 erfolgt sind, wird das Ergebniß in Gemäßheit von Z 20 der Ausführungs-Verordnung vom 20. August 1874 hierdurch zur öffent lichen Kenntniß gebracht. Es sind gewählt beziehentlich wiedergewählt worden als städtische Abgeordnete: Herr Commerzienrath, Fabrikant Gustav Eduard Pfitzner in Frankenberg. » als ländliche Abgeordnete: Herr Gutsbesitzer, Gemeindevorstand Carl Eduard Kuhn in Mühlbach, Herr Mühlenbesitzer Carl August Schreckenbach in Garnsdors, Herr Gutsbesitzer, Gemeindevorstand Johann Gottlieb Kranke in Braunsdorf, Herr Gutsbesitzer, Gemeindevorstand Johann Friedrich Julius Höppner in Niederwiesa, Herr Hausbesitzer, Gemeindevorstand Ernst LouiS Lauge in Falkenau, Herr Fabrik-Direktor Ernst Richard Kuntze in Witzschdorf, Herr Rittergutsbesitzer Alexander Carl Neuter auf Weißbach, Herr Gemeindevorstand Hermann Georg Schneider in Grünhainichen, Herr Fabrikbesitzer Carl Gatthilf Schönherr in Borstendorf und Heu Fabrikbesitzer Otto Hermann Leonhardt in Eppendorf. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 12. Dezember 1898. Von Loeben. Barth, Bez.-Sekr. Im Friedrich Montz WagNtr'scheN Nachlaßkonkurse zu Nicderlichicnau soll mit Geneh migung de- Konkursgerichts die Schlußvertheilung erfolgen. Dazu sind nach Abzug der bevorrech tigten Forderungen und der Kosten 4100 M. 39 Pf. verfügbar. Nach dem auf der Gerichts- schreiberei niedergelegten Verzeichnisse find nur noch die nicht bevorrechtigten Forderungen im Betrage von 22 519 M. 20 Pf. zu berücksichtigen. Niederlichtenau, am 14. Dezember 1898. Ort-r. Arnold, Konkursverwalter. * , * * Die kürzlich in Dresden verstorbene Frau Emilie Verw. Gnauck, geb. Eckhardt, hat in ihrem letzten Willen ihre Vaterstadt Frankenberg zur Untversalerbi» ihres Ver mögens eingesetzt mit der Bestimmung, daß dasselbe zu gemein nützigen Zwecken verwendet werde. Außer ihren Verwandten hat sie aber auch eine große Zahl wohlthätiger oder sonst gemeinnützi ger Stiftungen mit Vermächtnissen bedacht. Wenn daher das der Stadt Frankenberg nach Abzug der Vermächtnisse verbleibende Vermögen zur Zeit ca. 30000 Mark beträgt, so ist doch zu be denken, daß auch eine große Zahl der ausgesetzten Vermächtnisse der Frankenberger Einwohnerschaft zu Gute kommen wird. Unter den zahlreichen mit Vermächtnissen bedachten Vereinen und An stalten heben wir folgende hervor: Frauenverein zu Frankenberg 1200 M.; Zuwendung an die Körnerstistung zur Auszeichnung treuer Dienstboten 1200 M.; Weberinnung zu Frankenberg 3000 M.; Zweigverein der Gu- stav-Adolfstistung zu Frankenberg 3000 M.; Kleinkinderbewahr- anstalt daselbst eine Rente von 50 M. jährlich zur Weihnachts- bescherung und 5000 M. zur Vergrößerung des AnstaltSgebäu- des; 3000 M. Stiftung zur Verwendung der Zinsen für arme Konfirmandinnen; Verein zu Rat und That 500 M.; Verein der Herberge zur Heimat 500 M.; Jünglingsverein zu Fran kenberg 500 M.; Stiftung von 3000 M. behuss Verwendung der Zinsen zur Anschaffung warmen Frühstück« für arme Schul kinder; 6000 M. Stiftung zur Verwendung der Zinsen tür kirchliche Zwecke; 6000 M. Stiftung zur Verwendung der Zinsen bei der Wcihnachtsbescherung für alte brave Frankenberger Bürger. Die Auszahlnng der Vermächtnisse hat nach dem Testamente etwa Mitte des nächsten Jahres zu erfolgen. Welche Freude, welchen Segen hat die edle Wohlthäterin da mit für alle Zeiten gespendet! Ehre ihrem Gedächtnisse! Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 14. Dezember 1898. -j- Bekanntlich erklärte vor einiger Zeit der bisherige Vertreter des 10. städtischen Landtags-Wahlkreise- (Frankenberg-Mittweida- Hainichcn), Herr Fabrikant Paul Herfurth-Leipzig, dessen Mandat nun abläuft, daß ihn geschäftliche und persönliche Gründe ab hielten, ein neues Mandat anzunehmen und er daher eine etwaige Wieberausstellung dankend ablchnen müsse. Obwohl uns nun von der nächsten Landtag*ergänzung«wahl noch eine recht lange Frist trennt, hat man von Mittweida au- begonnen, di« Frage der Ausstellung eines neuen Kandidaten für unseren Landtags- Wahlkreis als sehr dringend zu erörtern. Inwieweit die Angabe des „Mittw. Wochenbl." : „im übrigen scheint innerhalb der frag lichen 3 Städte darüber Einverständnis zu herrschen, daß diesmal der aufzustellende Kandidat aus den Reihen der Bewohner Mitt weidas hervorgehen soll", richtig ist, sei dahingestellt, erwähnen wollen wir nur, daß, nachdem unser Kreis lange Jahre von Herm Kurt Starke, Frankenau-Mittweida, und zuletzt von Herrn Paul Herfurth, Hainichen-Leipzig, vertreten war, jetzt eigentlich Franken- Abwiirts. Roman von Marie Widdern. 14. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Der Oberförster zog die Schullern hoch. „Das heißt, der Herr Varon wollen seinen alten Beamten zu einem Almosen- empsänger herabwürdigen. Nein, nein, zu solcher Rolle haben die Merwingers nie Talent gehabt. Sie ließen sich stets nur sür gemistete Dienste bezahlen. Ueberdies besitze ich auch selbständiges Vermögen genug, um mit den Meinen davon leben zu können — ganz abgesehen davon, daß es gegen jedes Gefühl in mir ist, noch länger in Ihren Diensten zu bleiben, Herr Baron." „Ich verstehe Eie", sagte Adalbert von Wertem errötend. „Nun denn", setzte er darauf hinzu, „so mögen Sie Ihren Willen haben. Ehe Sie aber — für immer von mir scheiden, lassen Sie «S sich noch einmal wiederholen, daß ich nicht so schuldig an dem Unglück Ihrer armen Tochter bin, als Sie meinen, oder doch jedenfalls gemeint haben", fuhr er mit erhöhter Stimme fort: „da Sie heute Ihre Schritte zu mir lenkten — in erster Linie fraglos, um mich für das Elend der Bedauernswerten ver- antwmtlich zu machen. Ich bin, wie gesagt, auch nur ein Mensch, Merwinger, ein Mann mit allen Fehlern und Gebrechen meines Geschlechts und als mir da» junge, geistprickelnde Mädchen da —« Der Oberförster unterbrach den Redenden noch einmal: „Ge nug, genug", knirschte er, „oder wollen Sie den Vater in mir vollends zu Boden treten?" Er stöhnte laut auf und einen kurzen Moment stand der riesige Mann wie gebrochen. Dann raffte er sich gewaltsam zusammen, und sagte in ruhigem Tone: „Und jetzt gestatten Sie mir wohl, daß ich gehe?" Als Adalbert von Werter» aber nur wortlos daS Haupt neigte, fuhr er wieder auf und setzte hinzu: „Ich bin übrigens Christ genug, um Jkr Haus mit dem Wunsche verlassen zu können: Gott möge Ihnen gnädig sein, und Sic davor bewahren, daß der Jammer meine» Kinde- keinen Schatten aus Ihre künftige Ehe werfe." Mit diesen Worten verneigte sich Merwinger kurz. Eine Minute und die gewaltige Gestalt de- Obersürster« hatte das Gemach verlaffen. Tieferschüttert blickte der Baron noch lange nach der Stell«, wo fir sein«» Blicken entschwunden. Dann aber warf er sich auf da- Sofa und bedeckte da» Gesicht mit den Händen. Der junge Aristokrat hatte gewiß nur die Wahrheit gesprochen, als er sich damit zu rechtfertigen suchte, daß Agnes ihm entgegen gekommen wäre, und nur die Leidenschaftlichkeit des Mädchens ihn vergessen gelassen, was er dem Freunde seines Vaters — der ihn in den Tagen der Trauer mit so aufrichtiger Herzlichkeit zu trösten gewußt hatte, schuldig gewesen. Dennoch machte sich Herr von Werter« jetzt heftige Vorwürfe. Und zum ersten Male in seinem Leben war er unzufrieden mit sich selbst. Die Zeit verging. Im Hause Herrn von Wald» wurde eifrig an der Ausstattung Eleonores gearbeitet., Dieselbe aber richtete man mit «iner Ueppigkeit her, als wäre cs eine Fürstentochter, welche sich zu vermählen gedachte. Auf Bitten ihrer vielfachen Bekannten hatte sich Frau Babette denn auch entschlossen, ganz gegen den Willen und Wünschen der Stieftochter freilich, die be reits hergerichtete Mitgift an Wäsche und Kleidungsstücken in ihrem Saale auszustellen, obgleich auch Herr von Wald gegen diese „unvernünftig« Prahlerei" geeifert. Aber was galt sein Wille, wo die eigensinnige Gattin be schlossen? So fand die Ausstellung denn wirklich statt und die vornehmeren Kreise Berlins gerieten in nicht geringe Erregung über die Pracht und den Geschmack, welchen sie im Hause WaldS sahen. „Wie unermeßlich reick mußten doch diese Leute sein, daß sie ihrem Kinde eine solche Mitgift bereiten konnten," meinten sie dann. Ein paar Menschen gab e» freilich auch, die dagegen heimlich die Achseln zuckten, al« sie von den Ausgaben hörren, welche Herr und Frau von Wald sich gemacht. Es waren die Geldmänner, aus deren eisernen Schränken die großen Summen geflossen, mit welchen Eleonores Aussteuer beschafft worden war. Doch was kümmerte diese der Leichtsinn der Familie von Wald? Für sie galt cs ja nur Geschäfte zu machen. Die Zinsen aber waren jedenfalls hoch genug, die ihnen — mit dem Kavitale zu gleich — Baron von Wcrtern zahlen sollte, sobald seine eheliche Verbindung mit Fräulein Eleonore von Wald stattgesunden, und das Neuvermählte Paar von der Hochzeitsreise zurückgekehrt sein würde. Inzwischen hatte die junge Braut eine gewisse Veränderung an »em Verlobten bemerkt, die ihr zu denken gab, sür welche sie jedoch keine Erklärung fand. Baron Wettern war freilich noch immer der aufmerksamste Bräutigam und überschüttete noch immer das teure Mädchen mit zartsinnigen Gaben. Ebenso bezeigte er auch nach wie vor durch Worte und Zärtlichkeiten seine grenzen lose Liebe sür Eleonore. Trotzdem schien Adalbert von Wertem ein anderer. Denn er, auf dessen Stirn Eleonore sonst nie ein Fältchen bemerkt, konnte jetzt minutenlang vor sich Hinstarren, «ährend sich seine Augenbraue u düster zusammenzogen. „Woran denkt er nur? fragte sich das junge Mädchen. Einmal aber legte Eleonore auch ihre Hand auf seinen Arm und flüsterte: „WaS ist Dir, Adalbert? Ich sehe es Dir an, daß Du leidest — Dich irgend welche Sorge drückt. Weshalb läßt Du mich nicht teil an derselben nehmen?" Sie hatte >as r lles nur mit jener ruhigen Freundlichk-it ge sagt, die sie allein für ihren Verlobten hatte. Aber ihn schien ihre Teilnahme doch in hohem Grade zu beglücken. „Möchtest Du wirklich mit mir tragen, Geliebte?" rief er dann auch und drückte sie leidenschaftlich an sein Herz. „Aber Du irrst T ch", fuhr er gleich .darauf, sich schnell besinnend, fort, „mir fehlt nichts." Sie wußte, daß er in diesem Augenblicke die Wahrheit ver leugnete, und ein Geheimnis vor ihr hatte. Im großen Ganzen teilte Eleonore nun freilich nicht den allgemeinen Fehler der Evastöchter, sie war keincsweg» neugierig. Dennoch hätte sie jetzt viel darum gegeben, wenn sie imstande gewesen wäre, dahinter zu kommen, was den Baron quälte. Freilich beseelte sie der Wunsch, seine Geheimnisse kennen zu lernen, immer nur s» lange, als er in ihrer Nähe weilte. Hatte Werlern sie aber verlassen, so gab sie sich ganz anderen Gedanken hin. Dann trat das Bild Max Zimmermanns wieder vor ihre junge Seele. Sie sah den willen los gclicblcn Mann mit dem Schmerzenszug in dem schönen Ge sicht, wie er sich im Tiergarten ihrer angenommen. Stet» von neuem hörte sie dazu die Worte, welche ihr enthüllt hatten, waS er sür sie fühlte. „Warum ist er nicht reich wie Adalbert von Werlern?" klang es dann aber auch wieder in dem Herzen des Mädchens, das trotz all seiner Gemüt-tiefe doch so sehr an Glanz und Vornehmheit hing. (Fortsetzung folgt.)