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Sächsische Slaalszeitung Staatsan^elger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erschetnung»tage». Bezugspreis: Monatlich 3 RM. Einzelne Nummern 15 Pf. Schristleitg. u. Geschäftsstelle Dresden-«. 1, Gr. Zwingerstr. 16. Ruf 14574 u. S1896. Postscheck-Konto Dresden 2486 / Stadtgiro 140 / Staatsbank-Konto 674. den Aeistaat Sachsen Anzeigenpreise: 32 mw breite, 8 mm hohe GrundzeNe oder deren Raum 36 Pf., 66 wm breit tm amtlichen Teile 70 Pf., Reklamezeile 1 RM. Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten und Stellengesuche. Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Ziehungsliste der StaatSschuldenverwaltung, Holzpflanzen-BerkausSliste der StaatSsorstverwaltung. verantwortlich für die Echriftleitung: OberregierungSrat HanS Block tn Dresden- Nr. 162 Dresden, Mittwoch, LS. Juli 1931 Lm Zeichen -er Notverordnungen. Oie Beratungen des Kabinetts — Luthers Bericht. Berlin, 14. J«li. Da» Reich»ladi«ett, da» heute nachmittag t» einer Sitzung znsammentrat, nahm zunächst de» Bericht de» von Basel eben zurilckgekehrlen «richSbantpräsidente» über seine Baseler Verhandlungen entgegen. ReichSbantpräsident vr. Luther begad sich »ach der Kabinett-sitzung i» eine Sitzung de» SieichSbanldirektorium», um dort ebe«- fall» über setue Verhandlungen in Basel zu berichten. Rach 10 Uhr trat da» RtichStabinrtt aber mals zu einer kurze« Sitzung zusammen, die be- reit» um ^>2 Uhr beendet wurde. I« dieser Sitzung wnrden im wesentlichen die Richtlinien der im Lause de» morgigen Nachmittag» ,u fassenden Beschlüsse berate«, durch die die gegeuwärtige» v ««kfeiertage -wieder abgebaut n«d «ormale Verhältnisse wiederhrrgestellt werden sollen. * Reichskanzler vr. Brüning beim Reichs» Präsidenten. Berlin, 1b. Juli. Der Reichspräsident, der heute vormittag wieder in Berlin eintraf, empfing den Reichs kanzler vr. Brüning zum Borirag. * Oevisenzuflüffe bei der Reichsbant. Gesicherter Markkur». Berlin, 14. Juli. Wenn auch der Devisenverkehr durch die Schließung der Börse offiziell aufgehöri hat, so verweigert die Reichsbank keineswegs die Hergabe von Devisen, iondern löst gemäß den Bestim mungen des Bankgesetzes auf Verlangen Reichs- banknoten gegen Devisen ein. Allerdings werden, wie wir erfahren, von ihr die Devisen nur noch gegen sofortige Barzahlung in Reichsbanknolen ab gegeben und zwar zu Kursen, die ungefähr mit denen vom Sonnabend, den 11. Juli, übereinstimmen. Durch die verschärfte Anwendung der Kreditrestriktion werden von der Reichsbank nur noch Wechsel mit ganz kurzer Fäl- ligkeit diskontiert, was praktisch ein nur 40- bis üOprozentiges Hereinnehmen der tatsächlichen Einreichungen bedeutet. Dies hat dazu geführt, daß der Reichsbank von den Banken, die durch die Verschärfung der Kredit restriktion zur Abgabe von Valuten ge zwungen sind, Devisen zufließen. Die Reichsbank hat infolgedessen in den beiden letzten Tagen keine Devisenverluste aufzuweisen, sondern sogar einen Zugang an Devisen. Da damit die verschärfte Restriktion den beabsichtigten Zweck erreicht hat, ist es vorläufig fraglich, ob er zum Erlaß der angekündigten Devisenverordnung kommt, die nur mit internationaler Zu- stimmung erlassen werden kann, da im An- schluß an den youngplan die Einlösung-Pflicht der Neichsbank festgelegt wurde. In Fachkreisen steht man nach den Erfahrungen de-Jahre» 1924 der Wiedereinführung einer De- visenzwangSwtrtschaft skeptisch gegen- über, weil man wie damals eine starke Ver knappung an fremden Geldsorten und inoffiziellen Handel in Devisen befürchtet. Die Tatsache, daß die Reichsbank ihrer Einlösungspflicht durchaus nachkommt, hat ihren Eindruck aus da- Ausland nicht verfehlt. Nach den anfänglich schwachen Markkursen, die wohl auf den ersten Einfluß einer gewissen Panikstimmung zurückzusühren waren, hat sich eine allgemeine Erholung durchgesetzt. Der Schutz der Währung ist also «ich wie vor durch die Reichsbank gewähr leistet; außerdem liegt in der Verringerung de» Markum lauf» an sich ein sehr wirk samer Schutz der Währung. Regulärer Geschäftsverkehr bei -er Reichsbant. Berlin, 14. Juli. Die Reichsbank, aus die die gesetzlichen Bank- seiertage keine Anwendung finden, hält ihre Schalter geöffnet und nimmt im regulären Ge schäftsverkehr Einzahlungen entgegen, desgleichen werden Auszahlungen geleistet. Die- gilt auch für den Verkehr mit den Banken. * Oer 109» Millionen-Rediskontkredit verlängert? Berlin, 14. Juli. Wie die „Deutsche Allgemeine Zeitung" wissen will, soll nunmehr die offizielle Mitteilung vorliegen, daß daS internationale Notenbankkon- ortium einschließlich der BIZ. den Rediskont- redit von 100 Millionen Dollar der Reichsbank bi» Mitte Oktober verlängert hat. * Kein deutsches Hilfsgesuch. Berlin, 14. Juli. In dem Baseler Kommunique wird von einem hilfSgesuch der deutschen Regierung bei den anderen Mächten gesprochen. DaS ist nicht richtig. Ein solches HilsSgesuch ist nicht er gangen, da der Reichshaushalt die aus ländischen Kredite nlcht benötigt. E-Lst vielmehr die Gefährlichkeit der Gesamt lage in Deutschland, die durch Abzug der Kredite an die deutsche Wirtschaft und deren Folgeerscheinung sich entwickelt hat, dargelegt und um Erwägung über die Mittel zur Ab hilfe gebeten worden. Oie pariser Reise -es Reichskanzlers. Berlin, 14. Jult. Ein Berliner Miltagsblatt behauptet heute, der Reichkanzler Brüning bereite sich gegen wärtig vor, in allernächster Zeit nach Paris zu der Besprechung mit Ministerpräsident London, 16. Juli. Der Washingtoner Korrespondent der „Time»" meldet: Die Finanzkreise sind nervös und zögern mit Rücksicht auf daS Risiko, daS mit der Gewährung umfangreicher Kredite an Deutschland verbunden wäre. Obwohl es sich in erster Linie um ein Bankproblem handelt, wird die Haltung der Bundesreservebank und der anderen Banken in sehr erheblichem vielleicht in entscheidendem Maße von der Unsicherheit bezüglich der politischen Hal tung der französischen Regierung und der fran zösischen Finanz bestimmt. In hiesigen amtlichen und nichtamtlichen Finanzkreisen herrscht die ent schiedene Besorgnis, daß, wenndteFranzosen abseits stehen, oder auch nur „finan zielle Neutralität" wahren, da» unver meidliche Risiko einer Kreditgewährung an Deutschland sehr ernst vergrößert werden würde. Denn eS entstände dann die Ge fahr plötzlicher finanzieller Angriffe von Paris auf Berlin, London und andere finanzielle Mittel punkte, die in der Zurückziehung kurzfristiger Kredite sich zeigen und den Zweck haben würden, einen politischen Druck auSzuüben. Die amerika nischen Finanzleute und auch da- amerikanische Staatsdepartement sind über die Hartnäckigkeit, mit der diese Politik während der letzten Wochen durchgeführt worden ist, sehr er regt. Die Erinnerung an den Angriff auf die Creditanstalt und an den finanziellen Druck, der darauf auf Österreich auS- geübt wurde, um e» zum Verzicht auf die Zollunion zu zwingen — ein Druck, von dem Osteneich nur durch da» Eingreifen der Bank von England gerettet wurde —, ist hier noch sehr lebendig. Man macht sich klar, daß Frankreich, wenn e» ein politische- Mott» dafür hat, nicht nur sehr viel tun kann, um die L«S- sichten eine» Kredit» an Deutschland zu ver nichten, sondern auch sehr ernsten Druck ans Lon don und vielleicht sogar auf New Porl miSäbei» Laval zu fahren. Wie Wolffs Büro dazu von berufener Seite erfährt, entbehrt diese Meldung jeglicher Begründung. Der Be such des Reichskanzlers in Paris könnte, wie schon früher betont, frühestens Anfang August erfolgen. * Börsenruhe in Preußen bis Snve -er Woche. Berlin, 14. Juli. Der preußische Minister für Handel und Ge werbe hat alle preußischen Wertpapierbörsen tele graphisch angewiesen, die Wiederaufnahme des Börsenverkehrs in dieser Woche zu unterlassen. * Auch die sächsischen Effektenbörsen. Dresden, 16. Juli. In Übereinstimmung mit Preußen bleiben auch die sächsischen Effektenbörsen noch bis Ende dieser Woche geschlossen. * Und die Münchner Effektenbörse. München, 15. Juli. Die hiesige Effektenbörse bleibt bi» einschließ lich Sonnabend, den 1H. Juli, geschlossen. Meiner Baumwolllerminbörse zwei Tage geschloffen. Bremen, 14. Juli. Die Bremer Baumwollterminbörse bleibt in folge der beiden Bankfeiertage ebenfalls heute und morgen geschlossen. * Oie Lohnzahlung im Bergbau und in der Hüttenindustrie gesichert. Essen, 14. Juli. Der Arbeitgeberverband Nordwest und der Zechenverband teilen mit: Entgegen den Zeitungs nachrichten, daß die Lohnzahlung für die Arbeiter kann, wo der Betrag der französischen kurzfristigen Kredite schätzung-weise auf 250 bis 600 Mill. Doll, sich belaufe. Au- diesem Grunde sprachen am Montag einige hochgestellte Regierungsbeamte sehr nachdrücklich die ernste Hoffnung aus, daß Frankreich und Deutschland Schritte tun werden, um baldigst eine Politische Annäherung herzuflellen. Man ist hier der Meinung, daß ein Bankkredit Deutschlands wohl über die gegenwärtige Krisis hinweghelfen könnte, daß aber keine dauernde Sicherheit erreicht werden könne, bevor eine solche Annäherung er folgt sei. * Ole Zustimmung -er Ieveralreservebank zur Verlängerung -es Re-iskontkre-its. New York, 15. Juli. Die Federalreservebank von New York gibt bekannt, daß sie sich zusammen mit den anderen Federalreservebanken bereit erklärt hat, ihre Be teiligung an dem der Reichsbank gewährten Kredit von 100 Mill. Doll, zu erneuern, unter dem Vorbehalt, daß die anderen Banken die sich an diesem Kredit beteiligt hatten, ebenfalls einer Erneuerung z u st i m m e n. Oie heule fällige Monatsrate -er Lsoung« annuität von Frankreich nicht erwartet. New York, 15. Juli. Wie „Associated Preß" au» Washington meldet, teilt Botschafter Edge in einem Telegramm au- Pari» an da» Staatsdepartement mit, Frankreich habe die BIZ. benachrichtigt, daß e« die für morgen fällige Monatsrate der ReparationSannuitä« nicht erwarte. UnterstaatSsekretär Lastle erklärte gestern, die deutsche Krise hätte sich zweifellos viel ernster ge- stallet, wen« Deutschland nicht auf Grund de- Hooverplane» der heutigen Zahlungen enthoben worden wäre. Besorgnisse der amerikanischen Ainanzlreise. gesährdet sei, erklären wir, daß von feiten der Werke für die Auszahlung der Löhne hinreichend Vorsorge getroffen ist. * Um die am 16. Juli fälligen Gehalts» zahlungen an Vie Bankangestellten. Berlin, 14. Juli. Der Allgemeine Verband der Bankangestellten teilt mit, daß die von der Reichsregierung sür Dienstag, den 14., und Mittwoch, den 15. Juli d. I. vorgesehenen Bankseiertage u. a. zu dem Beschlusse der Großbanken geführt haben, die im Bankgewerbe tariflich festgelegte Gehaltszahlung am Medio nicht vor zunehmen. Begründet wird diese Haltung der Banken teilweise damit, daß die Kundschaft der Banken sich mit Recht darüber beschweren könne, wenn die Angestellten zwar ihre Gehälter, die Kunden aber nicht ihre Depositen erhielten, und auch weil die Aussührungsbestimmungen der Not verordnung sinngemäß die Auszahlung der Gehälter an Bankfeiertagen verbieten. Der Allgemeine Verband der Bank angestellten hat demgegenüber gestern an da- ReichSkabinett ein Telegramm gerichtet, in dem verlangt wird, daß in gleichem Um fange wie den Depositären auch der Danat-Bank die vertraglichen Rechte und die sozialen Errungenschaften der Bankangestellten durch Reichsgarantien geschützt werden sollen. Mit Rücksicht auf die Auslegung, die die Notverordnung vom 13. Jult d. I. durch di« Banken erfuhr, hat der Verband heute gegen die Hinausschiebung de» Gehaltszahlungstermins bei den zu ständigen Ministerien sowohl wie bet den Bankleitungen Protest angemeldet und betont, daß eine weitere Hinauszöge rung der fälligen Gehaltszahlung zu den größten Komplikationen führen würde. Im übrigen hat der Verband sür morgen eine Mitgliederversammlung einberufen, in der die Leiter der Organisation, Marx und Emonts, zu der Lage Stellung nehmen wollten. Nach einer Mitteilung des NachrichienamteS zahlt die Stadt Berlin die Gehälter, Unterstützungen usw. am Fälligkeitstag, Mittwoch, den 15. Juli, auS. * Dänische Fifchautos wollen gegen -eutfche Mark nicht verkaufen. Altona, 14. Juli. Blättermeldungen zufolge haben heute morgen auf dem Altonaer und dem Hamburger Fischmarkt die Führer der von Dänemark gekommenen Fisch autos verschiedentlich die Annahme von in deutscher Mark geleisteten Zahlungen verweigert. Sie sor- derten von den deutschen Kommissionären Zahlung in dänischen Kronen, und als ihnen das abge schlagen wurde, sollen sie davongefahren sein, um zu versuchen, ihre Ware an anderen Orten abzusetzen. * Eine Ansprache des französischen Bot» schafters in Berlin. Berlin, 14. Juli. Der französische Botschafter de Margerie hat heule bei einem Empfang der französischen Kolonie, der au» Anlaß des Nationalfestes stattfand, eine Ansprache gehalten, in der er u. a. auS- führte: Wenn wir gewisse Fehler fest stellen, die notwendigerweise verhängnisvolle Folgen gehabt haben, so ist eS nicht gewiß, daß sie alle hätten vermieden werden können. Die Franzosen können nicht auf daSRecht verzichten, zu untersuchen, wo die größere Verantwortung zu suchen sei. Aber eS sei ein Vorzug der französischen Raffe, daß der Sinn des Mitgefühls und der Menschlichkeit ihr erlaube, sich nicht so sehr über die ungerechten Angriffe zu sorgen. Selbst wenn eine Meinung, die man besser und weniger leidenschaftlich unterrichtet sehen möchte, sich verirre , wüßten die Franzosen, daß diejenigen, die die Verantwortung trügen, eine Vorsicht auf französischer Seite verstehen würden, die durchaus nicht die mutige überahme von Risiken und Opfern auSschließe, und sie wüßten, wenn Frankreich dauernde Lösungen »n erreichen versuche, daß diese» geschehe,