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lieh, dass Haydn sich wegen solcher Einmischung in das eigene Metier bevormundet fühlte und es zu Streitereien kam. Dem gesamten Libretto liegt das 1726 erschienene Vers- epos »The Seasons« des aufklärerischen James Thomson (1700 bis 1748) zugrunde. Hierin wird an die bukolische Dichtung Ver gils angeknüpft und in moralisierender Weise über die Bedeutung der Natur auf den Menschen reflektiert. Die Natur wird gleichsam als ein noch objektives Gegenüber begriffen, als ein von Gott ge lenktes und von Göttlichkeit durchdrungenes Regelsystem, in das der Mensch und seine Funktion eingebunden sind. Ein solcher the matischer Vorwurf war Haydn im Übrigen geläufig, war dieser doch in seinem Jahrhundert in allen Künsten unzählige Male dar gestellt worden. Bereits 1761 hatte er selbst einen den Tagesab lauf beschreibenden Sinfonien-Zyklus (Hob.l: 6-8) komponiert. Dem inzwischen fast Siebzigährigen ging die Arbeit nun doch nicht mehr so rasch von der Hand, teilweise sogar quälend langsam und Kräfte raubend, so dass er nach Abschluss dieser gewaltigen Anstrengung meinte, die »Jahreszeiten« hätten ihm den Rest gegeben. Doch die Mühsal der Entstehung und die un ausbleiblichen Streitgespräche mit van Swieten merkt man dem Werk nicht an. Im Gegenteil, es demonstriert eine jugendliche Fri sche, eine anrührende Lebendigkeit und glänzende konzertieren de Musizierfreudigkeit. Die erste Aufführung fand - wie schon jene der »Schöp fung« - im Palais des Fürsten Schwarzenberg am 24. April 1 801 statt. Und wieder erntete der Komponist begeisterten Zuspruch, so auch bei den unmittelbar nachfolgenden Aufführungen, darunter am kaiserlichen Hof, wo die Kaiserin die Sopranpartie zwar mit »viel Geschmack und Ausdruck«, aber »mit schwachem Organ« sang, wie Haydn meinte. Der Berichterstatter der Leipziger »All gemeinen Musikalischen Zeitung« hat die Wirkung der Auf führungen auf die Zuhörer beschrieben: »Stumme Andacht, Stau nen und lauter Enthusiasmus wechselten bey den Zuhörern ab; denn das mächtige Eindringen kolossalischer Erscheinungen, die unermeßliche Fülle glücklicher Ideen überraschte und überwäl tigte die kühnste Einbildung.« Beide Oratorien haben Musikgeschichte gemacht, denn ebenso wie einst Haydn von Händels Chorwerken berührt war, haben die »Schöpfung« und die »Jahreszeiten« ihrerseits auf zahl reiche Komponisten des 19. Jahrhunderts nachgewirkt und wur den gleichsam Modell für künftige Generationen. Sie förderten so gar die Laienchorkultur jener Zeit mit ihren großen Musikfesten und riesigen Aufführungsbesetzungen. Viele Arien drangen in die Hausmusik ein und wurden dort eher gesungen als die romanti-