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das in seiner harten d-Moll-Diktion ein verblüffend realistisches Klangbild von Arbeit entwirft. Dieses >Lied< darf im Übrigen als Anfang einer ganzen Reihe von Spinnerliedern und -chören ge sehen werden, die bis hin zu Wagner (>Fliegender Holländer^ im frühen 19. Jahrhundert komponiert wurden« (Dieter Rexroth). Viele tonmalerische Elemente ahmen nicht nur die Tierwelt und hörbare Naturphänomene nach, sondern bringen alle unse re Sinne in Schwingung, in schönste Regungen und gemütvolle Be schaulichkeit. Wir erfühlen förmlich die wechselnden Jahreszei ten, atmen frische und auch kalte Luft, hören den Donner und erleben das Toben der Naturgewalten. Dank Haydns komposito rischer Kunstfertigkeit sind wir mittendrin im Geschehen. Dies al les hat ihm seinerzeit und lange danach durchaus nicht nur Freun de eingebracht, sondern auch herbe Kritik. Auch dort, wo Haydn das Genre zu wech seln und sich an einer Singspiel-Reminiszenz zu vergreifen scheint (Nr. 40), erkennen wir einen dramaturgisch geschickten Plan, einen notwendi gen Orientierungs- und Vermittlungspunkt zwi schen dem einsamen Wanderer in der Winter nacht und dem erhabenen Schlusschor. Haydns Wanderer hat sich noch nicht in eine gesell schaftslose, ausgestoßene Existenz verloren wie Schuberts Wanderer. Er findet in seine bergende Hütte zurück. Aber als Vorbote für das romanti sche Verständnis (der Unbekannte, Einsame, Ge triebene) ist er bereits losmarschiert. Die Gesamtdramaturgie des Oratoriums lebt von einem schier unerschöpflichen Abwechs lungsreichtum. Rein äußerlich sind die großfor malen Teile durch die traditionelle Folge Rezitativ - Arie - Chor bestimmt, doch verfährt Haydn im Einzelnen höchst unkonventionell und fantasie reich. Ohne Frage aber lebt die Gesamtdispositi on des Oratoriums vor allem auch von den viel fältigen Kontrasten und Kontraststimmungen, womit Haydn zugleich der allzu positiv optimisti schen Grundhaltung des Textes begegnet. Immer wieder hat Haydn dunkle, düster romantische, ernste Stimmungsfelder gesetzt, die ihm dann die Möglichkeit zu kräftigen Gegenak zenten und zu deren machtvoller Wirkung geben. So bringt auch der Sommer »nicht nur die von lan ger Hand vorbereitete Katastrophe des Ungewit ¬ ters, sondern er setzt mit einer Introduktion ein, die zugleich mit der Morgendämmerung die Stimmung einer von bangen Ängsten er füllten Nacht zeichnet. Erst vor diesem dunklen Hintergrund kom men Heiterkeit und Lebensbejahung der folgenden Szenen zu voller Wirkung. Indem der Meister all jene Stellen dramatisch überhöht, die irgendeine dunklere Auffassung ermöglichen, gelingt es ihm, dem Werk starken Kontrastreichtum zu sichern« (Karl Geiringer). Dies macht ebenso wie die Fülle der Bilder und Stimmungen das Oratorium zu einem wahrhaftigen Abbild der Wirklichkeit und zu einem Reflex menschlichen Selbstverständnisses, dessen Bezugs und Orientierungsrahmen die »göttliche Natur« ist. Tradition großer Besetzungen: Aufführung von Haydns »Schöpfung« 1843; Holzschnitt von William Alfred Nicholls (Illustrierte Zeitung Leipzig 1844}