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624 ist Corpora! So und So vom —sten, denk' ich." — „Nein, 'S ist mein Hintermann; ich erkenne ihn am rothen Haar." — „Na, der war auch ein Quälgeist und Tyrann, hat mir manche Tracht Prügel verschafft; aber jetzt ist's vorbei. Gott hab' ihn selig!" —,,O armer Michel! Hat 15 Jahre gedient und eine bessere Haut gab's auf Gottes Erd boden nicht" rc. Endlich ist das Grab vollgepackt; Manche liegen, mit den Armen in der Höhe, in der Attitüde des Zielens und manchmal guckt noch eine Zehe oder ein Fuß aus der Erde, die auf den Grabhügel geworfen wird. Dieser Friedhof erstreckt sich Is engliche Meilen weit über den Abhang hin. Als ich vor kurzem in der Sandkorbbatterie stand, mit einigen Gardeoffizieren sprechend, kamen Oberst Cuynghame und Oberstlieutenant Wilbraham her- flngeritlen, um die Begräbnißarbeit zu beaufsichti gen. Kaum zeigten sich ihre Stutzhüte, als aus dem fernen Thal an der Buchtspitze Rauch auf stieg, und Saus! Pfiff-Braus! kam eine Bombe gerade über uns weggeflogen und schlug mitten unter unsern Leuten ein, die mit dem Begraben russischer Todten beschäftigt waren. Was soll man zu solcher Barbarei sagen? Die ganze Armee ist darüber entrüstet." V e r ui i s ch l e s. Berlin. Ein panischer Schrecken hat dieBe- amten der S ta a t s sch u l den ti Ig u ng s ka sse, welche sich im Gebäude der königlichen Staats- druckcrei (Oranienstraße) befindet, ergriffen. Vor kurzem erkrankte nämlich plötzlich der zweite Kas- sirer, Hr. Hermes, und wurde nach Bethanien gebracht, wo er bald seinen Leiden erlag. Am Sonnabend ist er beerdigt worden. Als derselbe noch krank lag, starb plötzlich, während er sich gerade in seinem Berufe befand, der erste Kassirer, Hr. Kuke. Ein anderer Beamter, Hr. L., siel, als er das Kaffenlocal verlassen, auf der Straße um und mußte besinnungslos fortgetragen werden; ein Gcheimrath, der sich zur Kaffenrevision dahin begeben hatte, fühlte sich ebenfalls daselbst plötz lich unwohl, und man vermuthet daher, daß die Schuld dieser auffälligen Erkrankungen entweder an dem Gebäude, oder an der Heizung der Zim mer liege. Die Bureaux werden durch Wasser, welches sich in kupfernen Röhren befindet, geheizt. Eine genaue wissenschaftliche Untersuchung wird gewiß nicht ausblciben und über die räthselhafte und zugleich schreckliche Erscheinung Auskunft geben. St. Petersburg, 4. Decbr. Fürst Ment- schikoff meldet vom 27. Novbr.: Der Feind fährt fort, Sebasiopol zu beschießen, jedoch sehr schwach und fast ohne uns Verluste oder Beschädigungen zu verursachen. Man bemerkt, daß derselbe seine Position verstärkt und neue Batterien errichtet, de, ren Feuer indessen noch nicht eröffnet worden ist. Das englische Blatt „Globe" schreibt: „Ein enthusiastischer Correspondent sendet uns folgenden Bericht über einen unserer braven Krieger in der Krim: Manche Menschen scheinen eine Art hieb- und schußfestes Leben zu Haven, Zu den Leuten dieser Elaffe gehört der F a h n e n se r g e a n t von den Gardegrenadieren, dessen Name Davils ist. Von herculischer Gestalt (er ist 6 Fuß 4 Zoll eng lisch hoch und wiegt mehr als 25 Stein), bietet er den Kugeln eine ziemlich große Zielscheibe, aber dennoch hat er, obgleich er bei allen Gefechten in der Krim anwesend war, biss tzt nicht die ge ringste Verletzung erhalten. Bei Inkerman hat ten etwa 200 Gardegrenadiere, von Tausenden von Ruffen umringt, ihre letzte Patrone verschos sen und waren enlschloss-n, ihr Leben so lheuer als möglich zu verkaufen. Davies vertheidigte seine Fahne mit der größten Hartnäckigkeit und mähte buchstäblich die Feinde, die auf ihn cin- stürmten, nieder. Als Oberst Hamilton, der diese heldenmülhige kleine Schaar kommandirle, sah, daß seinen Leuten nichts übrig bleibe als daS Baponnet, da gab er ihnen den Befehl, sich vier Mann tief aufzustellen und zu chargiren. Sofort ward dem Befehle gehorsam! und in ein paar Mi nuten sah man deutlich in den russischen Evlonnen eine Gaffe entstehen und unsere wackcrn Grenadiere schlossen sich ihren Kameraden wieder an. Furcht bar hatte aber bei dieser Charge Sergeant Davies gewirkt, welcher wie ein Thurm über die Köpfe der Uebrigen hervorragte. Zuerst gebrauchte er sein Baponnet und darauf den Kolben seiner Mus kete und seine nervigen Arme wurden nimmer müde, krachende Slreiche'auf den Feind herabreg- ncn zu lassen, Niemand glaubte, daß er mit dem Leben davongekommen; als aber nach dem schreck lichen Gefecht die Liste verlesen wurde, fand sich, daß Sergeant Davies munter und wohlauf war. Davies, der schon 17 Jahre bei der Garde ge standen, ist trotz seiner Größe und Schwere der beste Läufer und Springer beim Regiment, über haupt hat er in allen athletischen Spielen noch nie seines Gleichen gesunden. Da er bei allen diesen Eigenschaften ein gutes Temperament be sitzt, so ist er natürlich der Liebling des ganzen Regiments. Möge er noch lange den Russen leh ren, aus was für einem Metall ein britischer Gre nadier gemacht ist."