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durch Androhung von Strafen und Exemtion ge zwungen werden solle. Dadurch sei ihm der dortige Aufertthalt so verleidet, daß er Fürstenberg zu ver lassen beschlossen hab«. Nach zwanzigjährigem Mili tärdienste in Preuße» und al« ehemaliger Unteroffi zier, habe er, im Alter von 62 Jahren, nicht mehr Lust, unter Commaudo von Leuten, die nicht Soldat waren, Rekrut und Gemeiner zu spielen. Da ein solcher Zwang, in eine Schützenzunft elnzuketcn, zu- «al bei so vorgerücktem Alter, doch wol al» Unicum dasteheu möchte, so wurden in der hiesigen Presse Zlwiifel laut, ob di« Sache sich wirklich so verhalte, wie Hr. Ahlrep angab. Diese Zweifel hat er jedoch durch ein weiteres Schriftstück entkräftet, in welchem er sich auf ein in dieser Angelegenheit ihm zuge gangene« Strafmandat und auf zwei, in gleichem Falle wie er befindliche, namhaft gemacht« LeideuS- gefthrten beruft. Es bleibt also die Thatfache von Bestand, daß man in Fürstenberg zum Mitglied« der Schützeuzunft gepreßt werden kann, und daß selbst «in sehr vorgerückte« Alter vor solchem Geschick nicht schützt." Freie Städte, n Hamburg, 28. Juli. Es ist betrübend, zu sehen, mit welcher Hartnäckigkeit ein großer Theil unserer Presse an den feindseligen Unter stellungen gegenüber der Haudwerkerpartei fest- hält, zu denen theilS Unkenntmß, theils principielle Gegnerschaft veranlaßt hat, die aber langst als unbe gründet erwiesen wurden. So heißt eS jetzt wieder, „die Angriffe gegen da» Miquel'sche JnnungSstatut gingen hauptsächlich von denjenigen Handwerkern -uS, welche nicht eher die Ausbreitung der Innungen be treiben wollten, bis denselben größere Rechtsbefugnisse verliehen seien, und welche überdies die Rückkehr zu Zwangsinnuvgen erstrebten". Soviel Worte, soviel schjefe und selbst falsche Darstellungen. Wahr ist, daß seitens der Handwerkerpartei auf die Unvereinbarkeit einiger Bestimmungen in den Miquel'sche» Statuten mit der heutigen Gewerbeordnung hingewiesen wurde; aber dies geschah keineswegs in dem Sinne einer Ge hässigkeit gegen Hru. Miquel und seine sehr dankens- weihen Bestrebungen, sondern, um auch aus diesem Anlässe zu constatiren, daß auch Hr. Miquel die heute über da« JnnuugSwese» handelnden Paragraphen der Gewerbeordnung für ungenügend hält, wie er dies ja übrigens bei verschiedenen Gelegenheiten so positiv wie nur möglich selbst erklärt hat. Wo sind ferner hier diejenigen Handwerker, welche nicht eher an Aus breitung des Junungswesens arbeiten wollen, bis den Innungen eine bessere Rechtsgrundlage gegeben ist? Sind sie in Hamburg und Bremen, wo sich schon feit vielen Jahren ein überaus reges JnnungSleben ent faltet hat und gerade seitens der Haudwerkerpartei auf- eifrigste gepflegt wird — oder sind sie in Berlin, tn Dresden, in Leipzig, in Magdeburg, in Danzig re., kurz in allen den Städten, in denen «S jetzt eine ge werbepolitische Bewegung gibt und in denen allein doch noch die Gründung von Innungen sich seitdem im lebhaften Gange befindet? Allerdings ist eS richtig» daß die Handwerkerpartei der Meinung ist, das Jn- nungSwesen müßte, um zur vollen Entfaltung kommen zu können, ganz anders gesetzlich fundirt werden als heute, aber die Behauptung, sie wolle nicht «her etwas Ihm», als bi- diese Voraussetzung erfüllt sei, schlägt Loch wirklich der Wahrheit einfach in- Gesicht. WaS sodann die „ZwangSinuungen" betrifft, so ist schon so »ft constatirt worden, daß höchsten» ein kleiner Bruch- theil der Handwerker dieselben erstrebt, daß e» uns widersteht, auf diese» Punkt nochmal» zurückzukommen. Baden. L Äur Haven, 28. Juli Da-Haupt organ unserer Ultramontanen, der Badische Beobachter, fügt einer Mittheilnng der Frankfurter Zeitung, daß der Ministerpräsident Stösser vor einiger Zeit dem Dekan Förderer in Lahr persönlich in Betreff der Examenfrage der Geistlichen und der Besetzung des erzbischöflichen Stuhles Vorschläge gemacht habe, welche Hrn. Förderer als annehmbar erschienen, bei, „daß in Betreff der Besetzung de- erzbischöflichen Stuhle» eine Verständigung von sonst gut unterrich teter Seite als sehr nahe bevorstehend bezeichnet wird". Dekan Förderer selbst sagt in dem von ihm geleiteten Lahrer Anzeiger, „die Kirche werde der Regierung goldene Brücken bäum, wmn ihr dieselbe entgrgen- komme". Die Ultramontanen tragm sich überhaupt mit gewaltigen Hoffnungen. Auf einer in Freiburg abgehaltenen Agitationsversammlung für die bevor stehenden Landtag-Wahlen hob der ultramontane Kammerführer Lender hervor, „daß vielleicht schon der nächste Landtag berufen sein könnte, einige Cultur- kampfgesetze zu revidiren," und bezüglich der Aus sichten, welche sich die Herren für die Wahlen machen, meinte er, daß etwa zehn Sitze den Liberalen ent rissen werden und theils dem Centrum, theil« den Conservativen zufallen können, wenn letztere auf einen Pact eingehen. Wenn sich die Liberalen nicht mehr rühren al» bisher, so könnte der schwarze Mann wol recht behalten. Es ist bisher im liberalen Lager auch noch gar nicht» geschehen, insbesondere zeigen sich die Amtsblätter, welche bisher die Culturkampfpauke so wacker schlugen, außerordentlich vorsichtig, da sie noch nicht recht wissen wie der Wind von „oben" weht. Auch stehe» der Partei eiaig« schwer zu ersetzende Ver luste in der Person ihrer hervorragendsten Führer bevor; sogar Hr. Kiefer soll endgültig gesonnt» sein, auf sein Mandat zu -erzichten. — Einige Aufregung ruft in der Lehrerwelt ein ministerieller Erlaß hervor, wonach di« Bezirksämter angewiesen sind, dm Lebens wandel der jünger», nicht definitiv angestellten Lehrer zu überwacht» uud darüber vierteljährlich Bericht zu erstatten. Bisher stand«» diese Lehrer unter der Auf sicht ihrer Fachbehörden. — Bon 700 Sängern und Sängerinnen sowie von 100 Musikern au-geführt, ging gestern in Manheim da- erste Concert deS neunten mittelrheinischen MusikfesteS unter Kapellmeister Lachner'- genialer Leitung von statten. Chor «ud Orchester leisteten Vorzügliches und ernteten beide den größten Beifall. Da- HauS war in allen Theilen, trotz der hohen Preise, vollständig besetzt. Frankreich. «Pari», 2S. Juli. Der Senat-au-schuß für da- UniverfitätS-RnterrichtSgesetz hat alle Artikel außer den Art. 7, 9 uud 10 anaeuommeu, aber auf den Protest der Professoren von Lille den katholischen Fakultäten, welche die Deputirtenkammer nur al» „freie Anstalten de» obersten Unterricht»" gelten lassen will, den Titel „Fakultäten" belassen. Da» Gesetz scheint nun doch noch vor den Ferien vom Senat in Be- rathung genommen werden zu sollen. Der Krieg-minister hat die Auslösung der Gesell schaft Notre-Dame de« Soldat« anbefohkm, die den Zweck hat, in der Armee ultramontane Propa ganda zu treiben. Nach den Ferien wird, wie das Gerücht geht, die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegm wegen An kaufs sämwtlicher Eisenbahnen. Mit der Or- lean-bahn soll angefaagen werden. Infolge dessen fallen die Eisenbahnpapiere. In Lyon fand eine große, von dm Freihänd lern veranstaltete Versammlung statt, in welcher der Abg. PaScal-Duprat unter großem Beifall den frei- händlerischen Standpunkt vertrat, Nach der Rede wurde folgende Resolution angenommen: In Erwägung, daß die Handelsfreiheit im Innern wie nach außen d« logische Lousequeuz der Arbeitefreiheit ist, protestirt die heutig« Versammlung der Industriellen des lyoner Bezirke» gegen jede Zollerhöhung, welche diese bei den Freiheiten beeinträchtigen würde, und namentlich gegen die Erhöhung der gegenwärtig im VertragStaris festgesefttm Zölle auf Bich nnd 'Getreide. Sie verlangt die schleunigste Verlängerung der Handelsverträge im liberatsteu Sinne, die Aufrechth-ltung der Einfuhr von Seidencocon« und die Aufhebung der Einga»g«steu«r auf Baumwollgarne, deren Beibehaltung die Concurrenz mit dem Ausland« unmöglich machen würde. Da» Bureau der Versammlung ist beauf tragt, der Regierung dies« Resolution im Prtitionsweg« zu übermitteln, — AuS Pari» vom 29. Juli schreibt man der Kölnischen Zeitung: „Die Bonapartistm wollten Geld sammlungen veranstalten, um dem verstorbenen Prinzen Loni-Bonaparte ein Denkmal zu errichten; aber die Regierung hat eS verboten." Großbritannien. -f- Lonvan, 29. Juli. Bon ihrem Specialcorrespon- denten auf dem südafrikanischen Kriegsschauplatz« erhielt Daily News weitere Einzelheiten über di« Schlacht bei Ulundi. Mr. ForbeS meldet, daß der Verlauf deS Kampfes keine bcmerkenSwerthen Episoden darbot. Drei Man» von Oberst Buller'- Corps, die bei einer Recognoscirung am Tage vorher gefallen waren, wur- den in schrecklich verstümmeltem Zustande aufgefunden und man begrub sie auf dem Schlachtfelde. Bon der Stetigkeit der Truppen spricht Mr. Forbe« mit großem Lobe und sagt, daß junge Burschen, die memalS Zeuge des AbfeuernS eines Schusses auf einen Feind gewesen, sich so kaltblütig wie erfahren« Veteranen zeigten, Lord Chelmsford war der Meinung, daß der Krieg für ihn vorüber sei. Er beabsichtigt, wie man glaubt, unverzüglich seinen Abschied zu nehmen. Der Sieg Lord ChclmSford'S über den Zulukönig wird mit allgemeiner Befriedigung registrirt, wenn auch nur wenige Leute und Zeitungen in großen Jubel über diese Niederwerfung eines Heeres nackter, schlecht- bewaffneter Wilden ausbrechen. Gemäßigte Blätter dringen darauf, daß die Gelegenheit zum baldigen Frieden-schluffe nicht unbeachtet gelassen werde. Da» Wochenblatt Observer, da» gleichfalls diesem Friedens wunsche Ausdruck verleiht, hält eS dennoch zugleich für nothwendig gegen den Ruf zu protestkren, daß eS jetzt einziges Ziel England» sein müsse, da» Heer sobald wie möglich zurückzurufen. Da- Blatt schreibt: Wie sehr wir auch Sir Bartl« Frere'« Politik mi«- billigen, so können wir doch nicht umhin zuzugrben, daß der ganze Verlauf de» Feldzüge« bewiesen hat, daß die Regierung der Lapcolonie zu dem Glauben berechtigt war, daß ei» Krieg zwischen Zulu» und Engländern schließlich unvermeidlich sei. Frere hatte recht, wenn er die Unver meidlichkeit de« Zusammenstoßes vorhersah; er hatte unrecht, jenen Zusammenstoß übereilt herbeizuführen ohne hinreichende Ursache, da di« Tolonistrn selbst genügend stark und gerinigt waren, um ihr« eigene» Schlacht«« z» schlagen. Aber da der Fehler einmal begangen war, hatte England keine an- der« Wahl als zu feinen Lolouisten zu stehen. Wir hoffen de«ha>b, daß dir Sicherheit Natal« nicht außer Acht gelassen wird in dem Wunsche, einen verfrühten und unbefriedigenden Frieden zu schließen. Lu» den vttleo UnglllckSfällen de- jetzt anscheinend beendete» Feldzüge» zieht der ein« kräftig« Reich-Politik vertretende Observer noch di« Lehre, „daß England, wie mächtig e» auch sein mag, doch nicht mächtig ge nug ist, die Dienste hitzköpfiger Statthalter und schwach- herziger Generale gebrauchen zu können." Di« Ge- nvgthuuug über d«n Sieg dürfe nicht die Thatfache verhüll«», daß „unsere Waffen niemals besiegt, unsere Ehre besteckt, unsere Interessen gefährdet zu sein brauch ten, e» sei denn infolge d«r vereinten Unbedachtheit und Unfähigkeit, die de« Sieg von Ulundi nothwendig machten." Den jetzt seit »ahezu 24 Woch«n strikendin Ma schinenbauern London- fängt e« an sehr schlecht zu gehen und sie drohen ihre noch in Arbeit stehenden BerufSgeuosse» bei deren Arbeitgeb«rv im Lohn« zu unterbiet«», wenn st« dem StrikrauSschuffe nicht reich- sich«» Unterstützungen für die Feiernden zugehen lassen. Letztere erhalten jetzt wöchentlich q«S der Strikrkaffe je 13'/» Sh- und 1 Sh. für jede» Sind, wenn sie Mitglied he» bezüglichen Gewerkverein» sind, oder je 7 V, Sh. nebst 1 Sh. für jede« Kind, wenn sie diesem Vereiye nicht angehöre». Au» Bradford «erde» demnächst nahe an 300 Maschinenbauer nach Amerika hluübergehen, vo» wo au- ihnen sehr vortheilhafte Lohnsätze angehote» worden sind. — Di« Deutsche Heere-zeitung bemerkt zu einem unter dem Titel „Ein Wort der Berth«idigung de» LieuteuantS Carey" erschiene»«»Artikel der öfter- reichischen militärische» Zeitschrift Bedette: „Wir kön ne» den Darlegungen diese» Artikel» im allgemeine» nur beipflichten. Daß Lieutenant Carey den Prinzen nicht retten konnte, scheint uns auf der Hand zu lie gen; ob «an von dem englischen Offizier verlang«» darf, daß er sich für einen fremden, al» Kriegszuschauer anwesende» Prinzen aufspfere, scheint un» denn doch ' keineswegs unumstößlich sicher zu sei». ES «ar ohne Zweifel ein Act militärischer Kurzsichtigkeit und Leicht sinn», tue betreffende Stelle unter den obwaltenden Umständen al» Lagerplatz zu wählen, und wer di«» ' veranlaßt hat, mag immerhin streng zur Rechenschaft gezogen «erden. Al» aber einmal die Katastrophe eingetreten war, kounte nicht- mehr den Prinzen ret te», nachdem ihm sein Pferd entlaufen war. Jede» Verweile» der Begleiter hätte nutzls» auch mir deren Tod mit sich gebracht, (Wir sag«, «nutzlos» immer iw Ansehung dessen, daß ,» rin fremder Zuschauer war, der hier in eine Nothlage gerieth, in welche er sich freiwillig versetzt hatte.) Wir lassen den Haupttheil de« Artikels folgen : «UuftrS Erachtens trifft denselben (Lieutenant Carey) keine Schuld. Wie die Dinge stände», blieb der kleinen Abteilung kein ander«« Ret- tu»gSmiU«l al- raschester Rückzug. Von einem Her- au-havey d«S Prinze» konnte bei der großen Ueber- l«genh«it deS Feindes keive Red« sein. Der Priyz. war verloren iy dem Moment, al» ihm sei» Pferd nicht aufsteigen ließ, uud an diesem Schicksal hätte Lieutenant Carey mit den noch am Leben befi^lichew vier Reitern nicht da» Geringste ändern könne». Sie Wären ebenfall» unter den Lauzen d«r Gegner gefallen. E» ist nicht zu leugnen, daß «S «in Beispiel heroischer Tapferkeit gewesen wäre, wenn Carey an der Seite des Prinzen gefallen wär«. Jede Arme« bewahrt da» Andenken an einzelne solch« Heldenthaten, und diesel ben di«»«» dazu, in der junge» Generation die Ehr- und Vaterlandsliebe zu evveck«» und zu stärke». Aber gerade weil solche Thate» den Vollbringer derselben, mit dem höchsten Ruhmessckein umgebe«, könne» die selben nicht al» etwa- Selbstverständliche- gefordert werden, sonst wären sie ja nicht» weiter al» gewöhn liche Pflichterfüllung. Ein Commandant, der nach tapferm Widerstande die ihm anvertraute Festnng in die Lust sprengt, handelt gewiß heldenmüthig. Des halb kann einem andern Commandanten, der, nachdem alle seine Ressourcen erschöpft sind und jede Aussicht auf Entsatz geschwunden ist, s«inen Platz durch ehren voll« Capitulation übergibt, »och kein Tadel treffen. Da- von Lieutenant Carey Geforderte geht entschieden über daS Maß einfacher Pflichterfüllung hinan». Zur^ Bekräftigung dessen erinnern wir an ein« Episode au» der Eroberung von Algi«r durch di« Franzos«», wie sie un» Fürst Friedrich Schwarzenberg der Landsknechts der jene« Feldzug als Volontär mitmachte, erzählt. Er begleitete eine- Tage» eine kleine Abtheilung Chas seur- L Cheval auf einer Expedition. Im Verlaufe derselben wurde die Ahtheilnng von überlegenen Fein den angegriffen und mußte in schärfster Gangart rrti- riren. Der Fürst bemerkte, während er an der Queue des Zuge« dahinsprengte, daß sei« Sattelgurt schlecht angezogen war und sich immer mehr lockert«, sodaß die Gefahr nah« lag, den Sattel zu verlieren. Der feurige arabische Hengst hätte in diesem Falle, höchst wahrscheinlich den Fürsten abgeworfen, der daun ret tungslos verloren gewesen wäre. Fürst Schwarzenberg forderte die ihm zunächst befindlichen Reiter auf, einige