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beweist nicht wenig für die öffentliche Stimmung in dieser Frage, daß trotz der Opposition Hrn. Roebuck's das Amendement angenommen wurde, daß nebst indischen Reformen rin „radikaler Wechsel im RepräsenlauonSsystem des englischen Volks" von dem Meeting gefedert werde. Andererseits er wies sich die Mäßigung des Meetings, indem eS eine Motion des ehema ligen Parlamentsmitglieds Collet verwarf, welcher verlangte, daß „Lord Palmerston, der Präsident des Board of Control (Hr. Vernon Smith) und der Generalgouverneur von Indien (Lord Canning) in Anklagezustand versetzt werden sollen". »ü-r-i. G Konstantinopel, 9. Dec. Der EinleitungSartikel zu dem in der gemischten Zollcommission sich vorbereirenden neuen türkischen Tarif für Export und Import lautet nach dem am 7. Dec. zum Commissionsgut achten erhobenen Masoritäksantrag folgendermaßen: 1) Die Tarifirung der Waaren soll auf der Basis des Mcdschdiedor (sogenannte türkische Lire) zu 100 Piaster vorgenommen werden. 2) Die Zahlungen an die Douane sind in Baarem, und zwar in Mcdschidisdor zu 100 Piaster, oder nach freier Wahl der Kaufleute in Kaimcs (türkisches Papiergeld) zum höchsten Tagcscurs nach dem officiellen Börsenzettel abzuführen. 3) Zur Erleichte rung des Handels wird die Douane alle Sorten Münze auf dem Fuße von 100 Piaster die türkische Lire und nach dem vom kaiserlichen Münzamte festgesetzten Curse in Zahlung nehmen." Eine zu 1 vom Großmauthner ge gebene officiöse Erläuterung gibt die Worte „in Baarem" so zu verstehen, daß es den Kaufleuten nach wie vor unbenommen sein solle, unter Zustim mung der Mauthbchörde für ihre hierher treffenden Rechnungen sich ein Creditfolium zu eröffnen, unter der Beschränkung jedoch, daß Conti, welche bei Präsentation nicht sofort gezahlt worden, später unweigerlich in effccti- ven Medschidiedor zu 100 Piaster berechnet und bezahlt werden müssen. Der Commissionsbeschluß, sslva ratikoutions der betheiligtcn Regierungen und der Pforte, wurde getragen von den Handelsdeputirten von Oesterreich, Amerika, England, Dänemark, Spanien, Frankreich, Griechenland, Ruß land, Toscana. Dagegen und mit Unterstützung des G. D. Schneider'- schen (für Preußen) Antrags, nach welchem die Kaime in der Mauthkasse .zum Emissionswerthe, d. i. 100 Piaster Kaims — 1 Medschidiedor ange nommen werden sollten, stimmten Preußen, die Hansestädte, Belgien, Hol land und Sardinien. Schweden und Neapel waren in der Sitzung nicht vertreten. Majorität 9 gegen 5 Stimmen. Zn der nächsten Sitzung wird es nun an die Tarifirung des Export selbst gehen. Wmerika. X Neuyork, I.Dec. Wenn ich Ihnen neulich von der veränderten Par teistellung schrieb, welche die finanzielle Krisis im Norden des Landes herbeigeführt hat, so muß ich Ihnen heute von einem ähnlichen Schisma in dem Sü den der Union berichten, welches im Schoose der demokratischen Partei vor- sichgeht. Die Veranlassung und Ursache des letztem ist Kansas. Wäh rend der Osten mit der Gcldkrisis beschäftigt war, sind dort sehr wichtige Dinge geschehe». Die territoriale Legislatur, welche im Oktober v. I. von einer schwachen Prosklavereimajorität, bestehend aus dem missourischen Grenz gesindel, gewählt wurde und gegen welche die Freistaalspartci, die sich der Wahl enthielt^, wie Sie wissen, protestirt hat, hatte eine „konstitutionelle Convention" zur Ausarbeitung einer Verfassung berufen, Zn dem Be schlusse, welcher dieselbe zusammenrief, wurde die Vornahme eines Ccnsus vermittels der Errichtung eines Verzeichnisses aller zur Abstimmung berech tigten Personen verordnet. Dieses Geschäft wurde ausschließlich Anhängern der Sklavenpartei übertragen und von diesen mit der größten Parteilichkeit, oft mit Auslassung ganzer Ortschaften und Ansiedelungen, wie Lawrence, Ossawatomie, Topeca, die wegen ihrer freistaatlichen Gesinnung bekannt waren, ausgeführt. Das Dccrel enthielt keine Vorkehrung , durch welche Diejenigen, welche übergangen wurden, die Eintragung ihrer Namen ver langen konnten, sodaß selbst der Mayor von Leavenworth, H. I. Adams, einer der ältesten und bekanntesten Ansiedler in Kansas, ausgeschlossen ward. Zufolge dessen beschloß die Freistaatspartei, in ihrer bisherigen Politik zu verharren und weder die Bogus- (oder Schein-) Legislatur noch die con- stituirende Versammlung anzucrkennen. Das Volum bei der Wahl zu der selben im Juni betrug nicht die Hälfte aller Berechtigten, nämlich 3000 Stimmen, welche 60 Prosklavercidelegatcn ernannten. Di« Convention, trat im August zusammen, ernannte ihre Ausschüsse und vertagte sich bis in die dritte Woche des Monats October. In der Zwischenzeit fand im An fang des Oktober die gewöhnliche Neuwahl im Territorium statt, an wel cher die Freistaalspartci auf den Rath ihrer Freunde und die Versprechun gen Gouverneur Walker's, sie bei der Abstimmung nicht zu verkürzen, theil nahm. Die Freistaalspartci errang diesmal einen vollständigen Sieg, indem das Verhällniß ihrer Stimmen zu denen ihrer Gegner wie 3 zu 1 stand. Ihr Candidat Marcus I. Parrott wurde auch als Dclegjrter des Territo riums für den Kongreß gewählt. Um dieses Resultat zu vereiteln, nahm die Prosklavereipartei zu ihrem bekannten Mittel des Betrugs ihre Zuflucht. An der Grenze von Missouri in Oxford-County, wo gar keine Wahl statt fand, wurde ein singirtcs Wahlprotokoll verfaßt, in welchem die Namen der Abstimmendcn nach dem Schematismus der umliegenden Ortschaften verzeichnet wurden. Die Zahl der darin eingetragenen Stimmen war 1500, gerade genug, um die Majorität dem demokratischen Kandidaten zu sichern. Aehnliche Fälschungen wurden in andern Districten verübt. Gouverneur Walker kam nun, von der Sache unterrichtet, selbst nach Oxford-County, wo er, nachdem er sich von dem Betrug überzeugt, die Protokolle verwarf. Unter diesen Umständen versammelte sich die verfassunggebende Versamm lung in Lccompto», Die Verfassung^ welche aus ihren Berathungen hxr- vorging, erkannte nicht nur di« Sklaverei al- bereits gesetzlich bestehend im Territorium an, sondern verweigerte auch der Legislatur und Bevölkerung das Recht, dieselbe aufzuheben. Kraft einer angchängten „sostoUuls" wird verfügt, daß die Verfassung dcm Volkx nicht zur Abstimmung vorgelegt werden soll, falls der Kongreß dieselbe annimmt, und daß eine Verfassungs- abänderung erst im Jahre 1864 und zwar nur aus Verlangen von zwei Dritthetten Mehrheit der LcgiSlatur, nachdem der desfallsige Beschluß der Zusammenbcrufung einer neuen Constituante von dem Volke ratificirt wor den ist, vorgenommen werden darf. Am 21. Dec. soll eine Volksabstim mung stattfinden, aber nichh um die Verfassung anzunehmen oder zu ver werfen, sondern blos, um auf die Frage zu antworten, ob dieselbe „mit oder ohne die übliche Sklavereiclausel" auszuführen sei. Sollte jedoch eine Ma- jorität sich für die Verfassung ohne die Klausel entscheiden, so ist damit die Sklaverei noch nicht abgeschaffi. Es besteht nämlich außer dieser Klausel ein besonderer Artikel in dem Entwürfe, welcher dem Volke sowol wie der Legislatur und künftigen Constituante verbietet, irgendein Gesetz zu erlas sen, wodurch „das Recht des EigenthumS in dcm Besitz von Sklaven" verletzt würde. Außerdem wird das bisher dem Vereinigtcn-Staatengouver- ncur vorbehaltene Geschäft, die Volksabstimmung zu leiten, diesem genom men und dem „Präsidenten der Constituante" vindicirt, welcher mit den von ihm ernannten Beamten für die Dauer der Wahl und Einführung der Verfassung eine Art provisorischer Negierung neben der von der Föde ralbehörde eingesetzten bilden soll. Diese Willkürlichkeiten waxen selbst dem Gouverneur Walker zu viel, und er hat sich nach Washington begeben, um sie dem Präsidenten und Cabinet zu dennnciren. Aber hier "stößt der Führer der Sklavenpartci plötzlich auf einen unerwarteten Widerstand. Buchanan und seine Minister nehmen im Widerspruch mit den feierlichen Erklärun gen des Erster» bei seinem Amtsantritte die Convention und ihre Politik in Schuh, während Gouverneur Walker, der sein Wort der Freistaatspartci in Kansas verpfändet, auf die ungeschmälerte Vorlage und Abstimmung des Volks bezüglich der Verfassung dringt. Die Uneinigkeit zwischen beiden Thei len ist groß und breitet sich über die Partei im Ganzen mit jedem Tage weiter aus. Soweit die Nachrichten aus den Provinzen reichen, ergreift die Demokratie in Kalifornien, Illinois, Pennsylvanien> Indiana, int Norden, Osten und Westen, ebenso im Nord-'! und Südwesten Partei für Walker gegen Buchanan. Selbst Senator Douglas, der Urheber der Kansas- und NebraSkabill, hat erklärt, bei den Grundsätzen derselben, welche die freie Selbstbestimmung dem Volke in dieser Frage garantiren, verharren zu wol len. Dieses Benehmen der beiden Männer Walker und Douglas, die bis- her als Hauptleiter der Sklavenpolitik gegolten, könnte befremden, wenn man nicht wüßte, daß sie sich durch diese loyale Haltung dem Lande als Präsidentschaftscandidaten für die Zukunft zu empfehlen beabsichtigen. Für den Augenblick ist es ihnen jedenfalls gelungen, die Zwietracht in ihrem ei genen Lager hervorzurufen, von der eS sich bald, nämlich nach der Eröff nung des Kongresses, zeigen wird, inwiefern sie von Bedeutung ist. «Königreich SachsE N Dresden, 20. Dec. Heute Abend fand die gewöhnliche große Christ bescherung für arme Schulkinder aus dem Gewandhause statt. Jähr lich bekommen über 400 der besten Schüler passende Geschenke. Von diesen waren, da außerdem in dem Stadtwaisenhause, dem Ehrlich'schcn Gestift und dem ehemaligen Findelhause die übrigen beschenkt werden, heute 287 im großen Saale des Gewandhauses mit ihren Lehrern versammelt. Zu gegen waren die Königin und Prinzessin Sidonie. — Das Dresdner Journal sagt über die Bemerkungen mehrer Blätter über die provisorische Steuererhebung: „Den Einwendungen der Frei- müthigen Sachsen-Zeitung gegen das immittels bereits erschienene proviso rische Steuerausschrciben hat sich später auch die Sächsische konstitutionelle Zeitung angeschlosscn. Wir wollen auch mit ihr nicht weiter darüber rech ten, doch dürften auch ihr gegenüber einige Bemerkungen hier am Platze sein. Sie sagt zunächst, es stehe unbezweifelt fest, daß das Provisoriüm nur eine Ausnahme, ein Nothbchelf sei. Wenn wir uns jedoch erinnern, daß das Provisorium auch früher, vor Erscheinen des Gesetzes vom 5. Mai 1851 keineswegs eine Ausnahme, sondern die Regel war: so will es doch den Anschein gewinnen, als ob dasselbe in der Natur der Sache läge, Und während die Steuerabminderung den Pflichtigen — diesmal mit der einzi gen Ausnahme der an sich unbedeutenden Schlachksteuerermäßigung — spä ter ebenso gut wie früher zustatten kommen kann, erinnern wir uns nicht; daß die Provisorien für das Land jemals einen andern wesentlichen Erfolg gehabt hätten als den Aufwand, den sie verursachten. Der Landtag, sagt die Sächsische Konstitutionelle Zeitung ferner, müsse dermaßen zeitig einbe rufen werden, um zu rechter Zeit das Budget beenden zu können; es könne gar nichts darauf ankommen, ob dies den Ständen convenire oder nicht. Es ist hier aber keineswegs eine bloße Covenienz in Frage; der überwie gende Theil der Kammern besteht aus Landwirthen, di« auf eine billig« Berücksichtigung wol einen Anspruch haben. Ob übrigens ein Zusammen tritt Anfang September hinreichen werde, läßt sich auf Grund der Erfah rung bezweifeln, auch kann die Regierung bekanntlich mit Zurückbehaltung der Deputationen nicht einseitig vertagen, und die Schwierigkeiten einer sol chen Maßregel sind auch gegenwärtig bereits hervorgetreten. Unter allen Umstanden aber soll nach dcm Verlangen der Sächsischen konstitutionellen Zeitung das provisorische Steuerausschrciben den Ständen zur Genehmi gung vorgclegt werden. Dann freilich hätte es der Bestimmung des G«-