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scheu Stamms zu beschäftigen, dte noch unglücklicher find, da fie infolge de« HSHern Standpunkt« der Civilisation, welchen fie einnehmen, die Wirkungen einer schlechten Regierung noch lebhafter empfinden. Diese Hoffnung ist getäuscht worden. Trotz des Wohlwollens Frankreichs und Englands und trotz ihrer gutgemeinten Bemühungen hat es die Beharrlichkeit, mit welcher Oesterreich darauf bestand, daß sich die Erörterungen des EongresseS streng in nerhalb der ihm vor seinem Zusammentritt gezogenen Grenzen hielten, dahin gebracht, daß diese Versammlung, auf welche die Augen von ganz Europa gerichtet find, aus- einaudergehe» wird, nicht nur, ohne di« Leiden Italiens im geringsten gelindert zn haben, sondern auch, ohne den schwächste» Hoffnungsschimmer sür die Zukunft, der geeiguet wäre, die Gemüther zu beruhigen und ein crgebungSvolles Ertragen der Gegenwart zu ermöglichen, über die Alpe» dringen zu lassen. Die besondere Stel lung, welche Oesterreich im Kongreß einnahm, machte dieses beklagenswerthe Ergebniß vielleicht unvermeidlich. Die Unterzeichneten sehen sich genöthigt, dieses einzuräumen. Sie halten es daher, ohne ihren Verbündete» den geringsten Vorwurf zu »rachen, für ihre Pflicht, deren ernstliche Aufmerksamkeit auf die traurigen Folgen zu lenken, welche daraus für Europa, für Italien und namentlich sür Sardinien entspringen können. Es würde überflüssig sein, hier ein genaues Bild von Italien zu entwerfen. Was dort seit vielen Jahren vorgeht, ist nur zu bekannt. Das System des Druckes und der gewaltsamen Reaktion, welches sich aus den Jahre» 1818 und 1819 herschrcibt, »nd anfangs vielleicht in den eben gedämpften revolutionären Unruhen seine Rechtfer tigung fand, dauert ohne die geringste Milderung fort. Man darf sogar behaupten, daß es, einige Ausnahmen abgerechnet, mit verdoppeltem Nachdruck ausgeübt wird. Nie waren die Gefängnisse und Bagnos mehr mit solchen gefüllt, die aus politischen Gründen verurtheilt waren; nie war die Zahl der Geächteten bedeutender, nie waren die Polizeiplackereien ärger, und nie fand der Belagerungszustand eine härtere An wendung. Die Vorgänge in Nom beweisen das mehr als zur Genüge. Bei einer solchen Art, zu regieren, muß nothwcndig in der Bevölkerung ein fort- mähreuder Zustand der Erbitterung und revolutionären Gährung herrsche». So sieht cS in Italien seit sieben Jahren aus. In der letzten Zeit jedoch schien sich die Volks aufregung gelegt zu haben. In den Italienern erwachte, als sie sahen, wie ein ihrem Volk angehöriger Kürst sich mit den westlichen Großmächten verbündet hatte, um dem Recht zum Siege zu verhelfen und das Loos ihrer Religionsgenoffen im Orient zu ver bessern, die Hoffnung, der Friede werde nicht geschloffen werden, ohne ihren Leiden Linderung zu bringen; diese Hoffnung verlieh ihnen Ruhe und Ergebung. Wenn fie aber die negativen Ergebnisse des Kongresses erfahren, wenn fie hören, daß Oester reich trotz der guten Dienste und der wohlwollenden Intervention Frankreichs und Englands jede Erörterung von sich gewiesen und sich sogar geweigert hat, die zur Ab hülfe eines so traurigen Zustandes geeigneten Mittel in Erwägung zu ziehen, so ist es nicht zweifelhaft, daß die eingeschlummerte Erbitterung heftiger als je unter ihnen wieder erwachen wird. In der lleberzeugung, nichts mehr von der Diplomatie und den Bemühungen der Mächte, die sich sür ihr Loos interesflren, zu erwarten zu haben, werden fie sich mit südlicher Glut der revolutionären Umsturzpartei von neuem in di« Arme werfen, und Italien wird wiederum ein brennender Herd von Verschwörungen und Meutereien werden, die man vielleicht durch verdoppelte Strenge unterdrücke» kann, welche jedoch bei der geringsten europäischen Erschütterung nur desto heftig«r wieder zum Ausbruch kommen werden. Wenn ein so bedenklicher Zustand der Dinge schon die Aufmerksamkeit der Regierungen Frankreichs und Englands, die ein gleiches Inter esse an der Aufrechterhaltung der Ordnung und an dem regelmäßigen Fortschritt der kivilisatisn haben, beanspruchen darf, so muß ihm natürlich die Regierung des Königs von Sardinien im höchsten Grade ihre Beachtung zuwenden. Da-Wiedererwachen der revolutionären Leidenschaften in allen Piemont umgebenden Ländern wird durch die Wirkung von Ursachen, welche geeignet sind, die lebhaftesten Volkssympathien zu er wecken, diesen Staat den allerbedenklichsten Gefahren aussetzen, die jene feste und ge mäßigte Politik in Frage stellen können, welche im Innern so glückliche Erfolge ge habt und ihm di« Theilnahme und Achtung des aufgeklärten Europa erworben hat. Allein das ist nicht die einzige Gefahr, welche Sardinien bedroht. Eine noch größere ist die Folge der Mittel, welche Oesterreich anwendet, um die revolutionäre Gährung in Italien zu unterdrücken. Von den Herrschern der italienischen Kleinstaa ten herbeigerufen, die zu schwach, sind, um die Unzufriedenheit ihrer Unterthanen im Zaume zu halten, hält diese Macht den größten Theil des PothalS und Mittelitaliens besetzt, und ihr Einfluß macht sich in unwiderstehlicher Weise sogar in jenen Ländern bemerklich, wo sie keine Soldaten hat. Auf einer Seite an Ferrara und Bologna gelehnt, ziehen sich ihre Truppen bis nach Ancona längs dem Adriatischen Meere hin, welches gewissermaßen ein österreichischer See geworden ist. Auf der andern Seite ist sie Herrin von .Piacenza, welches fie, wenn nicht dem Buchstaben, so doch dem Geiste der wiener Verträge zuwider, in eine Festung ersten Ranges z» verwandeln sucht, hält Parma besetzt und schickt sich an, ihre Streitkräfte längs der ganzen sardinischen Grenze von» Po bis zum Gipfel der Apenninen au-zubreiten. Die dauernden Occu- pationen von Gebieten, die ihm nicht gehören , machen Oesterreich zum unumschränkten Herrn von fast ganz, Italien, zerstöre» das durch den wiener Vertrag hergestellte Gleichgewicht und sind eine fortwährend« Drohung für Piemont. Da dieses Laud gewissermaßen ringsum von den Oesterreichern eingetchloffe» ist und sieht, wie an sei ner völlig offenen Ostgrenze eine Macht, die, wie es weiß, nicht von wohlwollenden Gesinnungen gegen Piemont beseelt ist, ihre Streitkräfte entfaltet, so wird cS in einem beständigen Zustande der Bcsorgniß erhalten und sieht sich dadurch genöthigt, gerüstet zu bleiben und zu seiner Bertbeidigung Maßregeln zu treffe», die äußerst lästig für seine schon durch die Ereignisse der Jahre 1818 und 1819 und durch den Krieg, an welchem es jetzt theiigenommen hat, stark angegriffenen Finanzen sind. Diese Auseinandersetzung der Verhältnisse genügt, uni einen Begriff von de» Ge fahren der Lag« zu geben, in welcher sich die Regierung des Königs von Sardinien befindet. Im Innern durch die revoliltionäre» Leidenschaften beunruhigt, welche ringsum «in System des gewaltsamen Drucks, und die fremde Occupation erwirkt hat, uyd von der Ausdehnung der österreichischen Macht bedroht, kann sie sich jeden Augenblick durch eine unumgängliche Nothwendigksit gezwungen sehe», zu äußersten Maßregeln zu greifen, deren Folgen sich nicht berechne» lasse». Die Unterzeichneten zwesseln nicht daran, daß ein solcher Zustand der Dinge den Regierungen Frankreichs und Englands keineswegs gleichgültig ist nicht nur wegen der aufrichtigen Freundschaft und wirkliche» Theilnahme, welche diese Mächte für ihren Souverän kundgeben, der stch allein unter asten in dem Augenblicke, wo der Erfolg am unsicherste« war, offen zu ihren Gunsten erklärte, sondern vornehmlich deshalb, weil darin eine wirklich«, Gefahr für Europa li«gt. Sardinien ist der einzige italienische Staat, welcher im Stande war. den» revolutionären Geist eine unübersteigliche Schranke zu ziehen und zugleich unabhängig von Oesterreich zu bleiben. Er allein bildet ein Gegengewicht gegen den um sich gleisenden Einfluß, dieser Macht. Sollte auch Sar dinien, an Kräften erschöpft und von seinen Bundesgenossen im Stich« gelassen, un terliegen und sich genöthigt sehen, sich der Herrschaft Oesterreichs-zu unterwerfen, dann würde die Eroberung Italiens durch diese Macht vollendet sei», und Oesterreich würde, nachdem ihm, ohne daß es das geringste Opfer dafür gebracht hätte, die ungeheure Wohlthat der freien Donauschiffahrt und der Neutralisirung des Schwarzen Meeres zutheil geworden, einen überwiegenden Einfluß in» Westen erlangen. Das aber kön nen Frankreich und England nicht wolle», und das werde» sie nie gestatten. Die Un terzeichneten find deshalb überzeugt, daß die Cabinete von Paris und London de» ge ¬ genwärtigen Zustand Italien« ernstlich in Betracht ziehen und im Verein mit Sardi nien aus Mittel sinne» werden, ihm wirksam abzuhelfen. Pari-, 16. April 1956- E. Lavour, Villamarina. Merfonaltrachrichten. Vermählungen. Ani 30. März hat die Vermählung der Prinzessin Ma thilde zu Sayn-Wittg«nstein mit dem Frhui. Friedrich v. Vincke, Lieutenant im königl. preußischen 39. Infanterieregiment, stattgefunden. Beamte. Königreich Lachsen. Der zeitherige Stadtrichter Advocat Theophil Forker in Neustadt b. St. ist zum Justitiar für das in Brandis errichtete föntgliche Gericht ernannt worden. Militär. Königreich Sachsen. Dem Oberlieutenant v. Kessinger von» 1. Jägerbataillon ist die erbetene Entlassung genehmigt und der Lieutenant v. Herr mann, von» 13. Jufanteriebataillon, zu»» Oberlieutenant befördert worden. VrdensUerleihnnAen Niederlande. Orden vom niederländischen Löwen- Ritterkreuz: der niederländische Konsul zu Dresden Karl Schubart. — Preussen. Rother Adlerorden 2. El.: der ordentliche Professor an der Universität zu Berlin Geh. RegierungSrath vr. Immanuel Becker; 3. kl.: der anhalt-dessauische Major und BataillonScommandaut k. Zabel«r. Handel und jFndnstrie. S INcissen, 9. Mai. Der im vorigen Jahre, zunächst auf Veranlassung des Ge- werbvereins, hier entstandene Creditverei», welcher sich die dankenswerthe Aufgabe gestellt hat, durch Darleihung von Kapitalien auf kurze Zeit seinen Mitgliedern för dernd unter die Arme zu greifen, hielt vor einigen Tagen eine Generalversammlung, in welcher der sehr günstige Geschäftsbericht über das verflossene Jahr mitgeiheilt wurde. Ungeachtet dieses erste Jahr wesentlich als eine Probezeit sür das Institut zu betrachten war, während welcher erst Erfahrungen zu sammeln gewesen, hat sich das selbe doch so überaus lebensfähig bewährt, daß der Verein unter Benutzung der bis herigen Erfahrungen einen neuen, bei dieser Gelegenheit von der Versammlung einstim mig angenommenen Statutenentwurf aufgestellt hat, um auf Grund desselben für die definitive Constituirung die Bestätigung der Staatsregierung nachzusuchen und Cor- poratisnsrechte zu erlangen. Das Bedürfniß und die Nützlichkeit solcher Vereine ge genüber der von der Neuzeit gebrachten Umwälzung auf den» Gebiete des Handels und der Gewerbe ist längst schon so allseitig anerkannt, daß eine nähere Begründung der selben wol völlig überflüssig wäre. Aber gerade im Lauf« des letzten, an Pröjectcn z» großartigen Unternehmungen so überaus reichen Jahres, wodurch dem kleinen Ge werbsmann das für seinen Geschäftsbetrieb nothwendige Capital immer mehr entzogen und in die Kassen jener pomphaft auftretenden Institute geleitet- wird, hat sich das Bedürfniß von Anstalten, welche diesen für die Kleingewerbe so nachtheiliaen Einfluß zu parallysiren suche», immer offener herausgestellt, den» die Coucurrenz dieser großen Associationen läßt sich auf die natürlichste Weise durch kleinere Associationen nur wie der bekämpfen. Unser Verein, der erste dieser Art in Sachsen und trotz seines kurzen Bestehens sogar schon weit über des Landes Grenzen hinaus vortheilhaft bekannt, wie unter andern dafür sprechenden Thatsachen auch daraus hecvorgeht, daß kürzlich aus Kronstadt in Siebenbürgen Nachrichten darüber cingezogen wurden, welcher seine Auf gabe durch die umfassendste Ausnutzung der Garantien des Kredits zu lösen sucht und "deshalb jedem seiner Mitglieder einen Personalcredit eröffnet, der sonst für Leute, welche oft nichts als ihre Thätigkeit und Rechtlichkeit dafür einzusetzen haben, so über aus schwer zu erlangen ist, wird allerdings unter solchen, aber nicht zu vermeidenden Umständen, wenn seine Wirksamkeit eine wahrhaft nützliche sein soll, trotz der größten Vorsicht Verluste nicht umgehen können, die aber in einem gewisse» Verbältniß stets mit zu übertragen find. Dem Rechnungsabschluß entnehmen wir nur noch die No tizen, daß der Verein gegenwärtig 211 Mitglieder zählt, an welche in 126 Posten 12,176 Thlr. Darlehne auSge eben, welche theils durch Einzahlungen der Mitglieder, Heils durch Anleihen außerhalb des Vereins, theils durch Vorschuß des Kasfirers und onstige demselben zugeflossene Unterstützungen aufgebracht worden find, und wobei ein Reinertrag von 263 Thlr». erzielt worden ist, von welchen 101 Thlr. zum Reserve fonds geschrieben, 71 Thlr. als I6V, Proc. Dividende vertheilt und die übrige Summe zur Entschädigung für den Kasfirer sowie zur Abschreibung des eingetretenen Verlustes von 30 Thlr». verwendet wurden. Der bisherige, mit so großem Eifer wie Auf opferung für den Verein besorgt gewesene Vorstand, Finanzprocurator Hallbauer als Director und Kaufmann Schröer als Kasfirer, wurde aufs neue in seinen» Posten bestätigt. — Aus Werl vom 20. April wird dem Blatt Deutschland berichtet: „Der hiesige Post- expediteur R. begibt sich am 2. April, Abends 9 Uhr, in seine Wohnung. Um noch zu arbeiten, will er seine Mineralöllampe, nachdem er fie mit einem neuen Dochte versehen, mit doppelt gereinigtem Mineralöl (welches er in einer blechernen, 6 Maß haltende» Flasche aus Köln bezöge» bat) füllen. Nebe»» ihm steht seine Frau, um mit einer gewöhnlichen Oellampe bei der Zurichtung zu leuchten. Kaum hat R di« ble cherne Flasch«, in welcher nach dem biSherigcy Vsrbrauch etwa noch 1—l'/z Maß Mi neralöl stch befand, geöffnet, so explodirt beim Ausgioße» die ganze Masse unter einem furchtbaren Knall. Das ganze HauS wird erschüttert, die Thürcn von drei Dachstu ben fliegen auf, und in demselben Augenblick st«h«n Vorhänge, Tischdecken, Tapeten, Möbels selbst ein Th«il der Zimmerbedielung in lichte» Flammen. Durch den furcht baren Knall aufgeschreckt, eilen di« Nachbarn vor ihre HauStbüren und sehen das durch die gesprengten Fensterscheiben mit einen» ganz eigenthümliche» Getöse sich weit berauS- drängende Flammenspiel. Die durch die Hitze ausgedehnte Zimmerluft treibt die Flamme quer über die Straß« und erschwert dem R. das Oeffnen der Zimmerthür. Kaum hat er nach wiederholten Versuchen diese geöffnet, als die Strömung des Luftzugs sich in daS Innere des Wohnhaufes wirft und die Flammen über die Entree der Treppe treibt. R-, dessen Schlafrock von dem flüchtige» Mineralöl durchdrungen ist, bildet ein« förmlich« Feuersäule; er eilt in den untern Stock, seine Verletzung nicht achtend, um Wasser zu holen, wird aber von der ältesten Tochter des Hausbesitzers D. sestge- halten, welche ihm dann den lodernden Schlafrock vom Leibe reißt und beiseite wirft und hierauf das fernere Feuer in seine» Kleidern und auf seinem Kopf erdrückt. Nach dem durch die herbeigeeilten Nachbarn das Fe»cr bald gelöscht war, gewährte das Zim mer einen eigenthümliche» Anblick. Die Glasscheiben ans Bildern und Gemälden wa ren durch die Hitze in den verschiedenartigste»» Rissen gesprungen, ebenso mebre Fen sterscheibe»; von letzter» waren auch einige durch die Explofion gesprengt. Die Lö- thnng der Bleckflasche fand man in kleinern und größern Klumpen in den Tisch fest gebrannt; ebenso war die Löihung der im Zimmer an den Fenstern befindlichen Was serrinnen geschmolzen. Ein Beweis, wie heftig die Glut iin Zimmer gewesen fein muß. Sehr zu beklagen ist die Körperverletzung, welche R. erlitte»». Dcr Frau N. hat ei»» schützender Engel zur Seite gestanden, sie ist mit leichten Brandwunden an den Fin- g«rn glücklich davon gekommen. Dies die einfache Darstellung des ThatbestandeS, wo bei jedoch zwei Fragen zweifelhaft sind, und zwar: Hat sich in der mebre Tage fest verschlossenen Blcchflasche ein GaS gebildet, welche- beim Ausschütten des Mineralöls die Flamme auffing und die Entzündung der ganzen nock vorhandenen Mass« des OeiS veranlaßte? oder: Ist die Flamme der brennenden Oeüamvc den» ätherischen Oele so