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achtung bemerklich machen. Wir haben ssoeben ein ruhmreiches Unterneh men zu Ende gebracht und sind mehr als je früher geneigt, unser« Allianz in eine dauerhafte Freundschaft zu verwandeln. Wie unglücklich trifft «- sich nun, daß gerade im Moment des TiegS ein Herrscher, dessen Stolz und Ruhm eS ist, der Erkorene von acht Millionen Bürgern zu sein, jene Grundverschiedenheiten, die leider zwischen seiner und unserer Regierungs form bestehen, uns mit Gewalt in-Gcdächtniß ruft! Wäre es nicht besser gewesen, die elende Halbsoubroschüre irgendeines obskuren und fadenscheini gen Brandschriftstellcrs mit schweigender Verachtung zu übergehen, als eine so schwierige und gefahrvolle Frage wie die gewaltsame Unterdrückung einer freien Presse in einem freien Lande anzuregen? Der Kaiser Napoleon kennt die englische Nation genau und muß sehr gut wissen, daß nur einmal die Meinung Wurzel zu fassen braucht, daß unsere auswärtigen Allianzen uns auf eine reaktionäre Bahn treiben, damit es weder der englischen Regie- rung noch selbst der Presse mehr möglich wird, eine beklagenswerthe und unheilvolle Entzweiung abzuwenden. Es freut uns, daß die französische Negierung bisjetzt noch keinen Schritt gethan hat, um den Beschluß des CongreffeS in Vollzug zu setzen. Wir wollen hoffen, daß diese Aeußerun- gen, obgleich sie leider in so feierlicher Form verzeichnet stehen, wirkungs los verhallen mögen und daß eine Allianz, die so viele Stürme überdauert hat, nicht durch ein paar bei ganz ungehöriger Gelegenheit gesprochene Worte gefährdet werden wird." — Dit Ernennung des Hrn. v. Chreptowitsch zum russischen Gesand- ten in London, ist ofsiciell angczeigt worden. — Die von der kürzlich gemeldeten Begnadigung Ausgenommenen sind, nach der Times, jene verurtheilten Irländer, „welche ihr Ehrenwort so un würdig gebrochen haben und nach Amerika geflohen sind". — Wie der Telegraph aus Plymouth meldet, ist unter dem dritten Jä- gercorps der deutsches Legion ein«Art Meuterei ausgebrochen (Nr. 109), die sich jedoch auf die Weigerung, Dienst zu thun, zu beschränken scheint. Eine schon seit mehren Wochen im Stillen gährende Misstimmung kam zum Ausbruche, als ein Sergeant, der sich brieflich über die strenge Handha bung der Disciplin beschwert halt«, verhaftet wurd«. Die Legionäre bekla gen sich über das zu anstrengende Exercitium und behaupten, si« s«ien ih rem Werbeeontract gemäß blos auf die Dauer des Kriegs zum Dienste verpflichtet gewesen. Zur Wiederherstellung der Ordnung find einige De tachements Artillerie nach Plymouth gesandt worden, und einige Rädels führer hat man vor Gericht gestellt. Telegraphischen Nachrichten vom 10. Mai zufolge ist in der deutschen Legion die Ruhe, und zwar durch die Offiziere der Legion selbst, wiederhergestellt, Belgien. Brüssel, 5. Mai. Vor einigen Tagen starb hier ein Polizeiagent,. Namens Carette, nachdem er die Sterbesakramente empfangen hatte. Der Mann, seit mehren Jahren verheirathet, hatte seine Ehe nicht von der Kirche einsegnen lassen. Als nun der Sarg zur Einsegnung nach der Kirche gebracht wurde, nahm der damit beauftragte Geistliche Veranlassung, gegen allen Gebrauch diesen Mangel der Erfüllung der religiösen Trauung zu rügen und in einer äußerst heftigen Red« das Leben des Verstorbenen des Skandals und der Unmoralität anzuklagen, wofür er eine fürchterliche Rech- nung mit dem Himmel würde abzumachen haben, und zuletzt erklärte er seine Obern für Mitschuldigen seiner Gottlosigkeit, und daß auch sie die himmlisch« Züchtigung treffen werde. Der Effect, den diese Auslassung auf die Zuhörer machte, war das Gefühl der Entrüstung. Dieser jedenfalls etwas unbesonnene Eifer des geistlichen Herrn ist nur zu beklagen, und seine Vorgesetzten haben ihn gewiß nicht gutgeheißcn. Die Sache kam nun in die Zeitungen und auch zur Kenntniß der Communalbchörde, und ein heute angeschlagener Zettel enthält folgende Beschlußnahme: „Das Col legium des Bürgermeisters und der Schöffen, nach vernommenem Bericht über die Thatsachcn, die den Gebeten über der Leiche des Polizeiagenten Carette gefolgt sind, verbietet dem Corps der Sappeurs-Pompiers und al- len Offizieren und Agenten der Polizei, in Zukunft ihre Bcihülfe den Feier lichkeiten der Pfarrkirche zu den Minimen zu leihen. Sie haben sich auf die Maßnahmen zu beschränken, welche die öffentliche Sicherheit verlangt. Abschrift des Gegenwärtigen wird dem Chef der Polizei und dem Com- mandanten der Sappeurs Pompiers zur Ausführung zugefertigt. Das Col- legium: de Broucker«." Es ist das der bedauerliche Anfang eines Streits zwischen der Staatsbehörde und der Geistlichkeit, der besonders bei den ge genwärtigen Umständen besser zu vermeiden gewesen wäre und von dem man wünschen und hoffen muß, daß er nicht zu ernster« Verwickelungen führen möge. ' (Allg. Z) "Kopenhagen, 11. Mai. (Telegraphische Depesche.) Fädrelandet meldet, Rußland, Schweden und Norwegen haben in einem am 9. Mai unterzeichneten Protokoll sich für die von Däne mark vorgeschlagene Ablösungsweise des SundzollS erklärt. SluHlan». Der Sohn deö Reichskanzlers, Graf Dimitri Nesselrode, ist zum kaiserlichen Hofmeister ernannt. — Die Berliner Börsen-Zeitung ist ermächtigt, «ine in mehren Blättern zu lesende Nachricht, daß die Herren Pereire einen Vertrag mit dem rus sischen Bankier Stieglitz abgeschlossen, wodurch ihnen die Errichtung eine« Crödit mobi lier in Petersburg übertragen werde, für falsch zu eiklären. «üek-t. In Marseille ist am 11. Mai die Tamise mit Nachrichten au- Kon stantinopel bis 1. Mai eingelaufen. Es war hier «ine Depesche einge- gangen, welche die Ankunft der russischen Gesandtschaft als nahe bevorstehend bezeichnet. — Nach Angabe des Journal de Constantinople waren bereit- 85,000 Mann Franzosen zu Kamiesch eingeschifft. Die Cavalerie d'Allon- ville'S wird, mit Bewilligung des General« Lüders, auf dem Landwege, längs der Küste, zurückkehren. — Der Sultan hat mehren englisch-französischen Divisionen die Erlaubniß angeboten, in Konstantinopel zu rasten. Man glaubt, baß dir Lage des Lande- diese- Anerbieten motivirt. — Man spricht viel von dem in Arabien auSgebrochenen Aufstand. Man wollte, daß Aegypten zu dessen Unterdrückung beitrage. Die Journale beobachten Stillschweigen darüber. — Smyrnaer Blätter melden, daß die Fanatiker in Syrien den englischen Agenten mit seiner Familie in Marasch ermordet haben. — Magnesia ist durä, Süleyman-Pascha zur Ruhe gebracht. Die Rädelsführer der Misvergnügten sind verhaftet. — Die Untersuchung über das Verbrechen in Varna ist beendet. — Die Tataren von Eupatoria wan dern nach der Dobrudscha auS. — In Naplusa hat nach Herbeiziehung von Truppen der Gouverneur die Ruhestörungen gedämpft. Die Einwohner von Aleppo aber zwan- gen ihren Statthalter durch eine Deputation die Veröffentlichung de- Hat einzustellen, indem sie mit der Ermordung aller Rajahs drohten. Tachsen. Plauen, 11. Mai. Schon wieder sind wir in der traurigen Lage, von zwei höchst bedeutenden Bränden in unserer Nähe berichten zu müssen. Am 9. Mai Abends brach in der fast ganz aus Holz gebauten kleinen Stadt Schöneck ein Feuer aus, welchcs bei heftigem Winde in kurzer Zeit das ganze Städtchen bis auf neun Gebäude, unter denen sich glück licherweise das GerichtshauS befindet, in Asche legte. — Noch in derselben Nacht, den 10. Mai früh gegen 3 Uhr, entstand auch in der Fabrikstadt Lengenfeld eine Feuersbrunst, welche binnen wenigen Stunden 61 Ge bäude, die Hintergebäude ungerechnet, verwüstete. Die Kirche sammt Thurm, RathhauS und Schule sind gänzlich, die Pfarrwohnang zum größten Theil zerstört. Obgleich von allen Seiten und weither Hülfe zum Löschen ein traf, so konnte das Feuer doch nur durch Niederreißen zweier Häuser be wältigt werden. Leider könnt« wegen des schnellen Umsichgreifens der Flam- men nicht viel gerettet werden, und durch den Regen in verflossener Nacht wurde noch dazu das wenige Gerettete sehr beschädigt. Aus dem Rathhause vermochte man nur mit Lebensgefahr Einiges von den Acten in Sicherheit zu bringen. Ueber die Entstehungsursache ist noch nicht« Zuverlässige- zu berichten. Wie während de- Brandes zum Löschen, so kommt jetzt von allen Seiten wohlthätige Hülfe, um das Unglück zu mildern; namentlich sind in dieser Beziehung Reichenbach, Auerbach und Plauen zu erwähnen; aus der erstem Stadt ist auch von der Communalgarde eine Compagnie Freiwilliger nach Lengenfeld marschirt, um das Gerettete zu beschützen. Nicht minder wird von der hohen Staatsbehörde alles Mögliche gtthan, um die Noth zu lindern; nach Schöneck wie nach Lengenfeld sind zu die sem Zwecke Commissarien von der Kreisdirrction in Zwickau abgegangen, und Kleider, Lagerdecken und Geld sind, soviel in der Kürze beschafft wer den konnten, abgesendet worden. (Leipz. I) Das Ministerium des Innern hat unterm 11. Mai folgenden Hülfe- ruf erlassen: In den jüngstverflossenen Tagen sind abermals zwei Orte des Landes, die im Voigtlande gelegenen Städte Schöneck und Lengenfeld, von schwerem Brandunglücke heimgesucht worden. Den dem unterzeichneten Ministerium bisjetzt zugegaugenen Nach richten zufolge ist Schöneck durch die dort am Abend des 9. Mai ansgebrochene Feuers brunst fast völlig vernichtet worden, während in Lengenfeld 80 Brandkatasternummern mit mehr als 100 Gebäuden, unter welchen die Kirch«, Schul« und mehre öffentlich« Gebäude, ein Raub der Mammen geworden sind. Das dadurch über die betroffenen Einwohner beider Orte hereingebrochene Drangsal ist, zumal beide Orte, namentlich Schöneck, ohnehin zu den ärmern gehören, sehr groß und fodert dringend zu unge säumtem Beistände auf. Im vollen Vertrauen auf die in allen Theilen dts Landes so oft und in so reichlichem Maße schon bewährte Mildthätigkeit nimmt daher das Ministerium des Innern nicht Anstand, auf das angelegentlichste zu thuulichst beschleu nigter Linderung der Noth an beiden Orten hierdurch aufzufodern, indem es zu Er zielung einer den gleichzeitigen Nothstandsverhältnissen daselbst möglichst entsprechenden Vertheilung der dazu bestimmten Gaben zugleich das Ersuchen stellt, diese Vertheilung der mit jenen Verhältnissen genauer bekannten Kreisdirectivn zu Zwickau überlassen und zu diesem Zwecke die fraglichen Sendungen direci an- di« genannte Behörde und zwar unter der Bemerkung auf der Adresse: „Das Brandunglück in Schöneck und Len genfeld betreffend", abgeben lassen oder vom 13. Mai an in dem Ezpedittonslocal der mit der Sammlung und unverweilten Weiterbeförderung an die KreiSdsrectian beauf tragten Redaction des Dresdner Journal abgeheu zu wollen. Die sardinische Rote über die Angelegenheiten Italiens. Di« oben unter Italien und Frankreich erwähnte sardinische Note über die Lage Italiens lautet: Die unterzeichneten Bevollmächtigten Sr. Maj. des Königs von Sardinien haben im Vertrauen auf den Gerechtigkeitssinn der Regierungen Frankreichs und Englands und auf die von denselben für Piemont kuudgegebeue Freundschaft seit Er-ffuun- der Eonferenzen nie die -Hoffnung aufgegeben, der pariser Kongreß werde sich nicht tren nen, ohne die Lage Italien« ernstlich in Erwägung gezogen und auf Mittel gesonnen zu haben, sie durch Wiederherstellung de« mittels der Besetzung eines großen Theil« der Provinzen der Halbinsel durch fremde Truppen gestörten politischen Gleichgewicht« zu verbessern. Auf den Beistand ihrer Bundesgenossen bauend, wvllten ste nicht glau ben, daß irgendeine andere Macht, nachdem sie dein Loose der zum slawischen und griechische» Bvlksstamme gehörigen Ebristen im Orient, eine so lebhafte ,und hochher zig« Thellnahme geschenkt hatte, sich weigern werde,' sich mit den Völkern -e« latinl-