Rabenauer Anzeiger : 27.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191606270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160627
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-27
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 27.06.1916
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Englands Katzenjammer. Entlarvte Lügner. Ausgesprochener Kleinnmt. Versiegende Hilfsquellen. Wer zwischen den Zeilen offizieller Kundgebungen unserer Feinde zu lesen versteht, der hat aus dem süß-sauern Lobes« Hymnus, den König Georg auf die Heldentaten seiner Marine am Skagerrak anstimmte, eine Bestätigung Lessen vernommen, was das offizielle England M verdecken noch krampfhaft bemüht ist, den Sieg der deutschen über die englische Kriegs flotte. Dieser Sieg ist eine Tatsache, die so sicher bezeugt ist, daß sie auch die englische Regierung trotz ihrer Virtuosität in der Vertuschung ihr unangenehmer Dinge nicht mehr lange wird verheimlichen können. Freilich, den Untergang des Linienschiffes „Audacious", der am 27. Oktober 1914 erfolgte, ist von der Admiralität in London heute noch nicht eingestanden worden. Zum Beweise der Berechtigung ihres Verhaltens zeigt die Admiralität den Interessenten der ver bündeten und neutralen Staaten ein Schiff von dem Typ des gesunkenen und gibt es als die echte „Audacious" aus. Denselben Trick wendet sie auch jetzt an. Sie hat andere Schiffe eingestellt und ihnen die Namen der verlorenen ge geben. Die Vorsicht geht sogar soweit, daß verschiedene fertige Neubauten namenlos bleiben, da sie in aller Stille die Namen derjenigen Schiffe erhalten sollen, die im wetteren Kriegsverlauf etwa noch verloren gehen. Angesichts dieser beharrlichen Londoner Täuschungsversuche ist die Veröffent lichung der Aussagen der Gefangenen aus der Seeschlacht vor dem Skagerrak durch unsere Marineverwaltung be sonders dankenswert. Tilgen diese Aussagen doch auch den letzten Zweifel an der Tatsache, daß von den 33 Großkampf schiffen, die England überhaupt besitzt, 27 bis 28 an der ersten großen Seeschlacht des Weltkrieges teilnahmen, und daß es nicht die deutsche, sondern die englische Kriegsflotte war, die das Schlachtfeld nach schwersten Verlusten räumte, obwohl Deutschlands junge Marine gegen eine beinahe doppelte Übermacht kämpfte. Die schweren, das Doppelte der unsrigen betragenden englischen Schiffsverluste am Skagerrak lasten begreiflicher weise wie ein Alb auf der Stimmung des offiziellen Eng lands. Nicht nur in den großen Massen, sondern auch in den Kreisen einflußreicher und maßgebender Persönlichkeiten beginnt allmählich die Erkenntnis aufzudämmern, daß Eng land nicht nur ein Verbrechen, sondern auch eine riesige Dummheit beging, als es den Krieg vom Zaune brach. Dre Folgen dieser Erkenntnis machen sich pach der großen See schlacht und nach dem Tode Kitcheners in wachsendem Maße bemerkbar. Kitchener war der eigentliche Kriegstreiber, er war vielleicht die einzige Persönlichkeit Englands, die fest von der Möglichkeit einer Vernichtung Deutschlands über zeugt und entschlossen war, für die Erreichung dieses Zieles jedes Mittel rücksichtslos einzusetzen. Zuversicht und Unter nehmungslust Englands sind mit dem Lord Kitchener in die Tiefe des Meeres gesunken und haben einer Stimmung Platz gemacht, die nur mit der lamentatio felis, dem gemeinen Katzenjammer, zu vergleichen ist. In Aschgrau gehüllt er scheint John Bull, der sonst gewohnt ist, sich von andern die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen, jetzt die Welt, La er genötigt ist, selber Opfer zu bringen. Konnte er zurück, er täte es nicht lieber als gerne. Bezeichnend für die Ge mütsverfassung Englands ist es jedenfalls, daß man dort nur noch die eine Stimme vernimmt, der Krieg könne höchstens noch einige Monate dauern. England sagt sich nicht ohne Grund, daß es bet der Aussichtslosigkett auf eine Aushungerung Deutschlands von der Zukunft nichts Gutes, sondern nur noch unangenehme Überraschungen zu erwarten hat. Ihren stärksten Trumpf hat die Entente mit der russischen Offensive in Wolhynien ausgespielt, die jetzt schon zum Stehen gebracht worden ist und mit dem Rückzug, in dem die Ruffen es zu einer konkurrenzlosen Meisterschaft gebracht haben, endigen wird. Außerdem drohen die Quellen zu versiegen, aus denen sich die unerschöpflichen Vorräte in die Kornkammern und die Munitions- und Waffen-Arsenale ergossen. England betreibt den Waffenankauf in Amerika mit Hochdruck und setzt alle Hebel in Bewegung, um die amerikanischen Schiffahrts gesellschaften zur Mitwirkung an dem schleunigen Transport Ler bestellten und aufgekauften Waren zu bestimmen. Der drohende mexikanische Wirrwarr könnte durch das men'chlich- schöne Waffenlieferungshandwerk im Handumdrehen einen dicken Striw machen, und die bevorstehende Präsidentenwahl V. !— l A der Union wirkt wie ein Schreckgespenst. Wilsons Wieder wahl ist zum mindesten fraglich, und »einen besseren sinkst Lu nit, sagt Albion mit unserm Uhland von dem gegen wärtigen Oberhaupt der Vereinigten Staaten. So wirken die Kriegsereignisse, die Unzufriedenheit der Bundesgenossen, die irischen Unruhen, die amerikanischen Aussichten, die Preissteigernngen für Lebensmittel und vieles, vieles andere zusammen, um in England eine ausgesprochene Katzenjammer- Stimmung zu erzeugen. > — — KrmdsHau. Neuland im Innern. Die Zahl der kleinen Selb ständigen ist in den letzten Jahrzehnten immer geringer ge worden, Bauer und Handwerker schienen aussterben zu wollen, alles bescheidene Eigentum geriet in die Ouetsch- mühle des Großkapitalismus, und es bestand die Gefahr, daß schließlich nur Herren und Knechte übrig blieben. Der Krieg hat hier heilsamen Wandel geschaffen; es gilt aber noch mehr zu tun. Die ersten hundert Mark schon, die ein Fleißiger auf die hohe Kante legt, sind für ihn der schlagendste Beweis gegen die Irrlehre, daß Eigentum Diebstahl sei. Von dem bescheidenen Anfang bis zur Erreichuna des Zieles, wirtschaftlicher Selbständigkeit oder doch hinreichender Sicherung der Lebenshaltung, ist noch ein weiter Weg. Er muss, um unserer Volkskraft und Volksgesundheit willen, durchmessen werden. Uvd wie phantastisch es heute klingen möge: er führt über das Eigenheim deS kleinen Mannes. Die Zinshäuser in den Großstädten, so heißt es in diesem Zusammenhänge in den »Leipz. N. N/, sind zu gewißer Zeit ganz unentbehrlich gewesen und werden auch in Zukunft nicht so bald verschwinden. Aber darüber be steht unter Wissenden kein Streit mehr, daß sie der Seß haftigkeit, dem stolzen bürgerlichen EiaentumSempfinden, der Gesundheit des kommenden Geschlechts und den besten deutschen Gefühlsregungen nicht sehr nützlich find. Niemand hat ein Interesse daran, die Großstädte immer mehr zu be lasten. Alle Bestrebungen, die dem kleinen Mann den Besitz eines Eigenheims ermöglichen wollen, verdienen deshalb Unterstützurm durch den Staat sowohl, wie durch die Ge meinden. Wer auf eigenem Grund und Boden sitzt, sei er auch noch so klein; wer nach deS Tayes Arbeit sein eigenes Gärtlein bestellen kann, wird ein zrssriedener und darum ein glücklicher Bürger. Ihn erfüllt in Wahrheit staatserhaltende Gesinnung. „Etwas muß er sein eigen nennen, oder der Mensch wird rauben und brennen/ Ob uns der Krieg Neuland an den Grenzen bescheren wird, das sollen wir einstweilen unerörtert lassen. Neuland im Innern dagegen dürfen und müssen wir heute schon als wichtigstes Friedens ziel heischen: Vermehrung der kleineren selbständigen Existenzen, Garten- und Landhausstädte LeS Mittelstandes mit lebensfrohem Alt- und Jungvolk. Die Beschlüsse der Pariser Wirtschastskonserenz sehen gemeinsame Wirtschaftsmaßnabmen der Äerbandmächte für drei Zeitabschnitte vor: Für die Kriegszeit; während dieser gilt das Handelsverbot mit den Feinden für alle An gehörigen der Vierverbandstaaten; für die Zeit des wirt schaftlichen Wiederaufbaus von Beginn der Friedensver handlungen bis zum Ablauf einiger Jahre nach dem Friedensschluß und für die darauf folgende Zeit wirtschaft licher Ausdehnung. Vor allem ist einer Genfer Meldung der „Voss. Ztg/ zufolge beschlossen, daß die Bestimmungen des Londoner Vertrages über die Verpflichtung zu einem gemeinsamen Friedensschluß auch für alle handelspolitischen Verhandlungen mit dem Feinde Geltung haben. Ferner wurden für diese drei Zeitabschnitte Vereinbarungen über gemeinsame Frachttarife in Land- und Seetransport, gemein same Patente, Verbesserung des Schiffahrtsdienstes usw. getroffen. Ein amerikanisch-mexikanischer Krieg unabwend bar? Präsident Wilson ist Pariser Meldungen aus Neuyork zufolge entschlossen, sehr entschieden gegen Mexiko vorzu gehen. Er hat die Vorschläge des mexikanischen Präsidenten Carranza zurückgewiesen, da sie für die Vereinigten Staaten beleidigend seien. Er hat nur seine Ernennung zum Kan didaten der demokratischen Partei abgewartct, um gegen Mexiko schärfer vorzugehen. Wenn Carranza Widerstand leiste, so würde das notwendigerweise ein kriegerisches Ein greifen nach sich ziehen. Der Staatssekretär des Auswärtigen Lansing erklärt, daß in diesem Fall die Vereinigten Staaten durch England unterstützt wurden, was auch seine wirt schaftlichen Interessen in Mexiko sein mögen. Ein amerika nischer Krieg gegen Mexiko würde der Entente außerordent lich unangenehm sein, da die amerikanischen Waffenlieferun gen dann selbstverständlich unterbleiben müßten. Aus Mexiko bezieht England sein Petroleum zur Heizung seiner Schiffe. Die amerikanische Regierung begnügte sich nicht niit der Mobilmachung der Milizen zum Dienst an der mexikanischen Grenze, sondern sandte zum Schutze der Amerikaner auch einige Kriegsschiffe an die mexikanische Küste. Nach Lon doner Meldungen aus Neuyork wurden die amerikanischen Truppen, die die Räuber auf mexikanisches Gebiet ver- folgten, angegriffen, nach Meldungen von der mexikanischen Grenze hat die mexikanische Armee in Stärke von 60 060 Dtzmn die etwa 15 600 Mann starken amerikanischen Truppen eingeschlossen. Mit dem Generaloberst von Moltke, dem Neffen des genialen Schlachtendenkers, dem Chef des Großen Generalstabes der Feldarmee und seit Dezember 1914 des Stellvertretenden Generalstabs, ist nicht nur ein großer Lehrmeister der Strategie, dem jeder hohe deutsche Offizier Anregung und Belehrung verdankt, nicht nur ein Soldat von unentwegter Treue und eisernem Pflichtgefühl, sondern auch ein guter und edler Mensch und ein Mann von tiefer Religiosität aus dem Leben geschieden. Das bezeugen auch alle die unzähligen Beileidskundgebungen, die der Witwe des Verstorbenen zugegangen sind. Generaloberst v. Moltke war als Soldat und Mensch ein Vorbild für jedermann. Seine hohen Verdienste um die Schlagfertigkeit unseres Heeres wurden nur noch Überboten von feiner Schlichtheit und Bescheidenheit. Er glich im Wesen ganz und gar seinem berühmten Oheim. Am Mittwoch findet nach einer kirchlichen Feier, bei der Gencralsuperintendent Lahusen die Trauerrede hält, die Beisetzung des großen Strategen auf dem Jnvaliden- sriedhof zu Berlin statt. Die Kämpfe im Suganatale hatten die Österreicher fast vollständig in den Besitz dieses Tales gebracht, das Vie Italiener nur gar zu gern „erlöst" und dem Lande ein- verletbt hätten. Sie hatten es sich dort schon ganz gemüt lich gemacht und hatten alles andere gedacht, als daß die Österreicher ihnen dieses schönste Stück des neuen großen Italiens streitig machen würden. Doch eines Tages da werden dre Häuser des großen Dorfes Rundschein unter Feuer genommen. Jedes Haus am Bergesabhang bis zur Talsohle hinab ist in eine kleine Festung verwandelt, Gräben sind herumgezogen, Stacheldrähte wie riesige Spinngewebe aufgerichtet. Aber die k. u. k. Truppen ließen sich nicht ab schrecken. Die Hindernisse vor den Häusern zerrissen sie. Die Gräben übersprangen sie; um das Flankcnfeuer aus Ler Schlucht, um das Feuer, das ihnen aus den Häusern 'lentoeaenschlua. von vorne, von rechts und links, bekümmerten Die Heeresgruppen unserer siegreichen Generale sind bis auf die am Balkan befindliche Armee Mackensen auf dem Posten und werden den Russen ebenso einheizen, wie sie es im vorigen Jahre getan haben. Die russische Offensive ist nicht nur zum Stillstand gebracht, sondern auf der Linie Kowel—Luck, von der die Russen geraden Weges auf Lemberg vorrücken möchten, haben unsere der Gruppe Linsingen angehörigen Truppen den feindlichen Widerstand an mehreren Stellen gebrochen und Fortschritte gemacht. Die Russen, die nirgends mehr auch nur einen Schritt vor wärts gekommen sind, klagen über die Schwierigkeiten, unter denen ihre Operationen zu leiden haben. Namentlich klagen sie über die von den Österreichern geschickt angelegten und mit Kies überstreuten Minenfelder, die beim Betreten explodieren. An der Ostfront wyrde in den letzten Tagen der Front abschnitt der Heeresgruppe Hindenburg von den Russen mit starken» Artilleriefeuer belegt, während die russische Infanterie sich nicht zeigte. Man wird daraus laut -Magd. Ztg." schließen dürfen, daß die Russen große Truppenmassen nach Süden weggezogen haben und diese Tatsache durch ihre Geschütztätigkeit verschleiern wollen. Dem Falle von Czernowitz wird in Berliner unterrichteten Kreisen lediglich eine gewisse politische, aber keinerlei mili tärische Bedeutung beigcmessen. Der Eindruck, den die Einnahme auf die Russen und ihre Verbündeten macht, ist ja selbstverständlich, aber im grossen Rahmen der gesamten Operationen, die von deutscher Seite eingeleitet worden sind, hat daS Ereignis keine Bedeutung. , Wie ist dgZ zuzMglMN? Erzählung nach einer wahren Anekdote von Charlotte Dirch-Pfeiffer. IS D»r Oberst strich verlegen seinen Bart. Das Verlan gen der Ninon war ihm nichts weniger wie angenehm. Er hatte sich schon zu sehr in die Angelegenheit verwl- .ckxK und die Ninon in ihrer ungestümen Rachsucht konnte vollends Unheil anrichten. Aber er war zu sehr in ihren iNHen gesangen, um ihr Verlangen rundweg abschlagen -» Können. ' „Wollen Eie nicht lieber Gras wachsen lassen über die Geschichte. Ich meine, wenn Sie den Baron mit Bstzachtuyg strafen, da ist er gestraft genug, an Ihnen, der unvergleichlichen Schauspielerin kann aus dieser Ge schichte kein Makel hasten bleiben, derselbe sällt immer auf den Urheber zurück." „Auf keinen Fall lasse ich mich ungestraftt so sehr be leidigen — ach, der herrliche Perlenschmuck, die köstlichen Perlen, die kann ich in meinem Leben nicht wieder ver- geffen." „Aber wir müssen bedenken, daß der Polizeipräsident seine Finger mit im Spiele gehabt hat und die Sache dieses Mal einen noch schlimmeren Ausgang nehmen kann, wenn wir sie abermals ausrühren." Der Polizeipräsident hat natürlich mit der Straft, die ich diesem Saldern zugedacht habe, gar nichts zu tun, obwohl ich auch ihm am liebsten einen gehörigen Denk zettel verabreichen möchte, denn er hat sich geradezu skan dalös gegen mich benommen — er besitzt die Manieren eines Prügelmeisleis." „Weiß wirklich nicht, was ich nach Ihrer Meinung tun könnten." „O. ich habe einen Plan, der mir soeben einfällt, so geyr es und wir treffen damit zugleich diese unausstehliche Person, dke Orloff." „Do bin ich gespannt, zu erfahren, welcher Pla« Ihrem niedlichen Köpfchen entspringen wird. Auf Ihre letzte Bemerkung muß ich Ihnen doch entgegnen, daß Sie die Orloff nicht zu kennen scheinen; sie ist durchaus keine so unausstehliche Person und der Baron hat gar keinen üblen Geschmack, wenn er sich in sie verliebt hat und sie heiraten will." „Kenne sie nicht näher — aber wenn sie einen Mann heiratet, wie diesen jungen Baron, der Perlen verschenkt, die ihm nicht gehören, so halte ich nicht viel vo« ihr." „Ach, das ist es. aho ein wenig Eifersucht." „Pfui, sprechen Sie dieses Wort in meiner Gegenwart nicht wieder aus, denn ich kenne das Wort Eifersucht nur vom Hören und Sagen." „Um so besser denn die Eifersucht ist ein garstig Ding." „Also Hören Sie, Oberst, wie ich mir die Strafe zu vollziehen gedenke." Und nun schilderte die Schauspielerin dem Oberst, wie man der Orloff einen Brief — natürlich ohne Namens unterschrift fchreiben und das Verhalten ihres Verlobten in den allerschwärzesten Farben ausmalen muffe, al» ein abschreckendes Beispiel, wie sie sich am Schlüsse ihrer Worte ausdrückte. „Ist eine gewagte Sache, liebe Ninon, wer soll den Brief schreiben?" Sie müssen ihn schreiben, denn durch eine Frauenhand könnte leicht der Verdacht auf mich fallen, an Sie denkt aber Niemand, natürlich müssen Sie Ihre Schrift ver stellen." Dem Oberst blieb nicht» weiter übrig, stand er doch schon zu sehr unter dem Einfluß der Ninon, er mußte sich an dem elegante« Schreibtisch niederlassen. Gist und Galle sprühte aus den Worten der Schauspielerin, die der Oberst an die Gräfin Orloff niederfchreibeu mußte. Zwar schüttelte er öfters mißbilligend den Kopf, bei beson ders starken Ausdrücken, aber ein herrisches: „Schreiben Sie nur," machte ihn sosort wieder gefügig, sodaß er weiter schrieb. Der Oberst atmete förmlich auf, als endlich der Bries beendet war, in seinem Leben war ihm das Schreiben nicht so schwer geworden, wie jetzt. Die Ninon steckie den Brief selbst in einen Umschlag und Jeanette mußte in sofort weiter befördern. Ninon hatte ganz richtig gerechnet, der Brie? übte zu- nächst eine niederschmetternde Wirkung auf die Gräfin Orloff aus und bei seinem nächsten Besuch hielt sie den selben entrüstet ihrem Veelobten entgegen. Baron von Saldern, der schon über den Empfang durch seine Braut höchst erstaunt war, wurde es noch mehr, als auch er den Brief las, dann aber faßte er ihn doch von der richtigen Seite auf und sagte besänftigend: ,, „Alexandrine, Du hast wohl ein gewisses Re l,t mir einen schweren Vorwurf zu machen, ober so schlimm, m: in dem Briese steht ist mein angebliches Verbrechen denn doch nicht." „Nicht so schlimm?" , „Nein, höre mich ruhig an." Mit kurzen Worten schilderte der Baron nun. wie er, weil es nun einmal Mode war, der sranzöpscken Schau spielerin seine Huldigungen dargebracht habe. Es sei seine feste Absicht gewesen, an dem Tage, wo er den Perlen- schmuck gekauft habe, ihr einen letzten Besuch abzustatten. Er erzählte dann weiter, wie er du»h den bereits anwe senden Oberst so gereizt worden war, daß er sich ganz vergaß und der Schauspielerin den sür seine Braut be stimmten Schmuck schenkte. Die Ninon erreichte den mit dem Brief beabsichtigten Zweck nicht, denn Gräfin Alexandr — gab sich mit dieftr Erklärung zufrieden. Ende.
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