Volltext Seite (XML)
Unter den Werken Mozarts nehmen die Komposi tionen für den kirchlichen Gebrauch zahlenmäßig einen relativ kleinen Raum ein, und doch haben gerade einige davon einen zentralen Platz im gesamten CEuvre Mozarts gefunden. Sie ragen gleich Kirchtürmen aus einem Häusermeer heraus, sind tief empfundenes musikalisches Gebet voll hinwendender Andacht, aber auch jubilierender Frömmigkeit. Und doch stellen sie nicht gerade Kontrapunkte im Schaffen Mozarts dar; sie sind Teil seiner sinfonisch-konzertanten Komposi tionsweise, haben einen Zug zu solistischer Kan- tabilität und Brillanz und unterscheiden sich meist gar nicht so stark von seinen weltlichen Werken, die aber ihrerseits eben auch eine solche Frömmigkeit atmen, entsprungen aus einem reli giösen Selbstverständnis, das sich Mozart in aller Freiheit selbst aneignete. Mozart ließ sich nicht einsperren in einen alt hergebrachten Kirchenstil, setzte aber auch nicht „tanzweis“ und kam nicht „aufgeputzt“ daher. „Wenn Mozart eine Messe komponiert, so hat er Festlichkeit im Sinn, aber er vergißt niemals die .Expression'“, - urteilte Alfred Einstein. Und er zeigte immer sein ganzes Können, 1 machte selbst dann keine Abstriche, wenn er Eile hatte - Eile hatte er immer - und machte es sich auch nie mals leichter, wenn er geglaubt haben dürfte, daß der Anlaß, für den er ein Werk zu schreiben hat te, geringer zu bewerten sei. Mozart konnte gar nicht anders; er lebte in seinem Werk, und es wurde vollkommen. „Hotel de Pologne“ auf der Schloßstraße in Dresden, seinerzeit das vornehmste Gasthaus der Stadt. Hier nahm Mozart bei seiner Reise, die ihn zusammen mit dem Fürsten Karl Lichnowsky bis nach Berlin führen sollte, am 12. April 1789 für fünf Tage Quartier.