Volltext Seite (XML)
ohne wirkliche solistische Aufgaben, ande rerseits nur für mittlere und tiefe Streicher gedacht. Hier ließ Bach die Violinen weg, was dem Werk allein schon deshalb einen ernsteren, würdigeren Charakter verleiht und eine eher verhaltene Wirkung erzeugt. Übrigens kann durchaus mit Recht vermutet werden, daß in diesem Konzert an eine Mitwirkung des Köthener Fürsten Leopold, einen ganz passablen Gambenspieler, ge dacht war. Bach selbst hat hier die erste Bratsche gespielt, ja während seiner Köthener Jahre die Musik immer von dieser Position aus geleitet. Wenn er selbst aus solistischen Gründen am Cembalo sitzen mußte - so im 5. Brandenburgischen Kon zert -, war der 2. Geiger verpflichtet, die Bratschenpartie zu übernehmen. (In die sem konkreten Fall wurde dessen Stimme von Bach gar nicht erst notiert.) Der unbezeichnete, aber üblicherweise schneller (Allegro) zu spielende Kopfsatz wird in erster Linie von der imitatorischen Anlage der beiden Bratschenstimmen ge prägt. Klangliche Differenzierungen, wenn auch nicht im Sinne von wechselnden Solo- und Tutti-Abschnitten zu verstehen, entstehen durch zusammengeführte Stimmschichtungen unter Aussparung der Continuogruppe. Der langsame Mittelsatz ist etwas aufgehellt, da die Gamben fehlen und die Bratschen in hoher Lage spielen müssen. So entsteht ein Triosonatensatz mit imitatorischen Ober stimmen über einem ruhig schreitenden Baß von elegischer Schönheit. Das unbe schwert-heitere Finale, im Charakter einer „Gigue en rondeau“, greift auf die Beset zung des Kopfsatzes zurück und zeigt deut liche Soloepisoden der virtuos geführten Bratschen und Celli. Ein Moll-Mittelteil trübt die vergnügliche Stimmung nicht, sondern