Die heute gebräuchliche Bezeichnung der Werke stammt nicht von Bach. Er nannte seine Werke im Originaltitel schlicht: „Six Concerts Avec plusieurs Instru ments“ (Sechs Konzerte mit verschiedenen Instrumenten). Berliner Hofmusiker fremd war. Wie anders wären denn die prononcierten Seufzer floskeln im 2. und 3. Satz zu interpretieren oder die breite Ausdrucksskala von sehn suchtsvollem Aufschwung über grimmige Entschlossenheit bis zu verhaltener Trauer oder nachdenklicher Heiterkeit? Einer, der sich als ein König der Töne fühlen konnte, zeigte dem König eines Landes, wer er sei! Zu den bedeutendsten Beiträgen Bachs im Bereich der Instrumentalmusik gehören die sechs „Brandenburgischen Konzerte“. Sie wurden in Köthen geschrieben, einige vielleicht sogar schon in Weimarer Zeit, dann aber für seinen neuen Dienstherren zumindest überarbeitet. Wichtig aber ist, daß Bach diese Concerti - es handelt sich um die ursprünglich aus Italien stammende Form der „Concerti grossi“ - dem Mark grafen Christian Ludwig von Brandenburg (1677 - 1734), dem jüngsten Sohn des „Großen Kurfürsten“ und Bruder Friedrich I., zwar 1721 gewidmet, aber für die Besetzungs möglichkeiten der Köthener Hofkapelle ge schrieben hat. Diese Konzerte hat Bach möglicherweise auch für sich selbst als Ver suchsfeld angesehen, denn gerade die Unterschiedlichkeit aller sechs Werke ist sehr augenfällig, nicht nur wegen der in strumentalen Besetzungen, sondern auch in ihrem musikalischen Ausdrucksreichtum und im kunstvollen Wechselspiel zwischen solistischen und orchestralen Abschnitten. Ganz im Sinne des Concerto-grosso-Prinzips wechseln sich in den ersten fünf Concerti Soli und Tutti ab. Das Brandenburgische Konzert Nr. 6 jedoch macht eine Ausnah me. Es ist zwar - wie das dritte - nur für Streicher (und Cembalo, das in damaliger Zeit absolut unerläßliche Füll- und Begleit instrument) geschrieben, aber einerseits