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als auch mit eigenen Kompositionen und in seiner künstlerisch-politschen Haltung. Er war ein Intellektueller mit Bildung, Weite und Sensibilität, der seinen Weg als skeptischer Einzelgänger ging, sich nicht auf bestimmte „Schulen“ einlassen wollte und für sich Wich tiges aus der Tradition herausklaubte. „Ein Komponist soll im Grunde schreiben, was ihm Spaß macht“, hatte er einst geäußert, lebte und arbeitete selbst ganz danach. Dieses Plädoyer für Vielfalt und Toleranz trug ihm nicht nur Beifall ein. Ein besonderes Kennzeichen seiner Musik ist der Rückgriff auf traditionell Tonales sowie auf Elemente der Unterhaltungsmusik. Das sind musikalische Aspekte, die ihm, einem Komponisten des fortschrittlichen 20. Jahr hunderts, von Fachleuten gelegentlich verübelt wurden. Doch seitens des Publikums sind solche Werke begeistert aufgenommen wor den, standen sie doch im Gegensatz zu den viel umstrittenen meist atonalen und seriel len Kompositionen einer Komponistengarde, die sich völlig anders orientieren wollte. Die Eleganz und Leichtigkeit seiner Musik beweist eine große Kreativität und Spontaneität, eine Kunstfertigkeit, um die ihn so mancher Zeit genosse im stillen Kämmerlein beneidet haben wird. Und doch ist manches hart erarbeitet, mit mathematischer Logik entwickelt und in Proportionen gegossen, denn das Ohr sollte sein angestammtes Recht auf Wohlklang nicht verlieren. Brillant ist seine Orchesterbehand lung. Die Klangfarbe setzt nichts Rauschhaftes frei, kümmert sich nicht um Möglichkeiten, wie sie die Impressionisten, allen voran Ravel, entwickelt hatten. Blachers Farbigkeit ist von hoher Transparenz, sparsam, doch effektvoll. Mit seinem Namen ist die Entwicklung einer „Variablen Metrik“ verbunden, d. h. eine Sy stematisierung des Taktwechsels als formbil-