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„Ich kann nicht Poetisch schreiben, ich bin kein dichter, ich kann die redensarten nicht so künstlich ein- theilen, daß sie schatten und licht geben; ich bin kein mahler. ich kann sogar durchs deuten und durch Pantomime meine gesinnun- gen und gedancken nicht aus drücken; ich bin kein tanzer. ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musikus" - bekannte einst Wolf gang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater (8. November 1777 aus Mannheim). Aber das war es auch. Mozart war ein Musi kus durch und durch, ein Erzmusi ker, einer, der in Tönen dachte und mit ihnen machte, was er wollte, gottbegnadet und kindlich naiv. Für ihn war es die selbstverständlichste Sache der Welt, Musik zu spielen und aufzuschreiben. Ihm wäre nie mals in den Sinn gekommen, daß sich andere damit mühen mußten. Als Kind flogen ihm die Herzen al ler Menschen zu, als junger Mann wurde er - nicht nur auf seinen Rei sen - bewundert und gelobt, doch als Erwachsener bemerkte auch er, daß ein Publikum gewonnen werden mußte. Nur 35 Jahre lang währte dieses Leben. Aber tausend Musik werke auf allen erdenklichen Ge bieten hat er hinterlassen, der Meister der Töne, ein Quell unerschöpflicher Inspiration. Es hat keinen Komponi sten gegeben, der mit gleicher Voll endung allen Gebieten gerecht werden konnte, ob Oper oder kirchliche Werke, ob Sinfonien oder Serenaden, ob Sonaten oder Kam mermusik, Lieder oder Chöre. In ih- Wolfgang Amadeus Mozart, Porträt des 14jährigen am Klavier, gemalt von S. dalla Rosa während der ersten Italienreise (Verona Januar 1770) nen allen herrscht eine solche Fül le, ein solcher Überfluß an Einge bung, daß man vor einem wahren Wunder steht. Dazu kommt die höchste Grazie, eine vielgestaltige Ausdruckskraft, eine nie übertroffe ne Eleganz der Form und eine In nigkeit der melodischen und har monischen Gestaltung. Aber doch war auch Wolfgang ein Mensch, der erst lernen mußte, seine Welt zu erkennen und mit seinen reichen Gaben umzugehen. Vater Leopold war es, ein wackerer, aber sicherlich nicht außergewöhn licher Musiker, der ihn lehrte, der ihn führte und lange Zeit streng Biographisches: • geb. 27.1.1756 in Salzburg, gest. 5.12.1791 in Wien • musikalische Ausbildung bei Vater Leopold • 1763/66 mehrere Reisen als Wunder kind durch West europa bis nach Paris und London • 1769/73 drei Italienreisen • 1769 unbesoldeter, 1772 besoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle • 1777/78 Paris reise, Hoforganist in Salzburg • 1781 Wien • 1782 Heirat mit Constanze Weber • 1783 Reise nach Salzburg (zum Vater) und nach Linz („Linzer Sinfonie") • 1787 zwei Reisen nach Prag (Urauf führung „Don Gio vanni"); kaiserlicher Hofkomponist (als Nachfolger Glucks) • 1789 Reisen nach Dresden, Leipzig, Potsdam, Berlin • 1791 Pragreise („Titus")