Wolfgang Amadeus Mozart gilt als einer der besten Klavierspieler sei ner Zeit. Bereits als Kind und als Ju gendlicher hat er auf seinen vielen Reisen immer wieder brilliert und ist gefeiert worden. Aber er war auch Geiger, offensichtlich ein sehr guter. Das wird oftmals übersehen oder zumindest weniger beachtet. Bei seinem Vater, dem namhaften Herausgeber einer maßstabsetzen den Violinschule, hatte er wie selbst verständlich das Geigenspiel erlernt und wurde bereits mit 13 Jahren als Konzertmeister - unbesoldet zwar - bei der Salzburger Hofmusik an gestellt. Das spricht für eine solide Beherrschung seines Instruments. So verwundert es nicht, daß er ge rade auf seinen Reisen nach Italien, dem Land berühmter Violinvirtuo sen, auch auf entsprechende Kom positionen geachtet hat, sich mit der dortigen, besonders ausgeprägten und bereits sehr weit entwickelten Konzerttradition beschäftigen woll te. Es ist nicht überliefert, welche der namhaften italienischen Geiger er selbst gehört hat, beispielsweise den berühmten Maestro Giuseppe Tartini (1692- 1770). Doch hat er sicherlich dessen Konzerte studiert, einige wenigstens. Das allein war er schon dem Vater schuldig, der diesem Italiener einen großen Raum in seiner Violinschule einge räumt hatte. Und der Vater war es auch, der immer und immer wieder den Sohn antrieb, sich mehr der Violine zu widmen. Vermutlich hatte Wolfgang kein so vordergründiges Interesse dafür. Denn so wie ihm das Violinspielen bei Hofe ein Last gewesen ist, schien er auch wenig Trieb zum Geigen und vielleicht auch kein rechtes Selbstvertrauen in seine Leistungen gehabt zu ha ben. „Du weist selbst nicht, wie gut du Violin spielst" - versuchte Leo pold seinen Sohn, der gerade in Augsburg weilte, aufzumuntern (18. Oktober 1777) - „wenn du nur dir Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit, und Geist spielen willst, ja, so, als wärest du der er ste Violinspieler in Europa." Wolf gang aber hatte längst selbst fest gestellt, daß er so spielen konnte, „als wenn ich der größte Geiger in ganz Europa wäre ... da schauete alles gros drein". Aber schon früh zeitig erschien es dem jungen Kom ponisten viel wichtiger zu sein, nicht nur auf der Geige zu spielen, sondern etwas für das Instrument zu tun, was das „moderne" Spiel Das Mozart-Denkmal in Wien. Aus: Illustrierte Zeitung vom 6. Januar 1906